Mittwoch, 27. Januar 2016

Hunderttausende Fachkräfte stecken in Minijobs fest




Maria Kniesburges ist Chef­redakteurin der ver.di publik
Es heißt ja in diesen Tagen allenthalben, dass wir gerade wieder ein "deutsches Jobwunder" erleben. So schallt es jedenfalls aus den Nachrichten und den einschlägigen Forschungsinstituten. Und nicht nur das. Es gehe immer weiter aufwärts mit dem Arbeitsmarkt, heißt es da, ein gar nicht enden wollendes Wunder, wie es scheint.
 
Ihr blaues Wunder auf dem deutschen Arbeitsmarkt erleben dagegen die vielen Beschäftigten, die sich mit Minijobs durchs Leben schlagen müssen. Weil ihnen das "deutsche Jobwunder" nichts anderes zu bieten hat. Aus einer Analyse des Deutschen Gewerkschaftsbunds geht hervor, dass 3,1 Millionen Beschäftigte im Alter von 25 bis 64 Jahren in unserem Land ausschließlich in Minijobs tätig sind. Mehr als die Hälfte von ihnen sind qualifizierte Fachkräfte, verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss. Und viele von ihnen wollen mehr arbeiten. Wenn aber hierzulande der Fachkräftemangel beschworen wird, der unsere blühende Wirtschaft angeblich mehr und mehr bedroht, dann ist von dem großen Potenzial derer, die ungewollt in Minijobs stecken, nicht die Rede. Man sieht zu, wie hunderttausende Beschäftigte, die viel Zeit und Kraft in ihre Qualifikation investiert haben, schließlich in der sogenannten geringfügigen Beschäftigung stecken. Und dort meist deutlich unterhalb ihres Qualifikationsniveaus arbeiten. Für die betreffenden Beschäftigten mündet das meist in eine Sackgasse. Auch aus arbeitsmarktpolitischer Sicht ist das schlicht widersinnig.

Geradewegs in die Sackgasse

Dennoch: Die Behauptung, die ganz überwiegende Zahl der geringfügig Beschäftigten sei unqualifiziert und allenfalls als Anlernkräfte brauchbar, wird unbeirrt weiter vorgetragen. Weil das Arbeitsmarktinstrument Minijob, als das es von seinen Schöpfern gerne gepriesen wird, halt so schön billig ist. Die Beschäftigten dagegen kommt es teuer zu stehen, oftmals das ganze Leben lang. Denn die Schwester des Minijobs heißt Altersarmut. Und zwar unweigerlich.

Quelle: https://publik.verdi.de/2015/ausgabe-08/gesellschaft/meinung/seite-15/A4 

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