Maria Kniesburges ist Chefredakteurin der ver.di publik
Es heißt ja in diesen Tagen allenthalben, dass wir gerade
wieder ein "deutsches Jobwunder" erleben. So schallt es jedenfalls aus
den Nachrichten und den einschlägigen Forschungsinstituten. Und nicht
nur das. Es gehe immer weiter aufwärts mit dem Arbeitsmarkt, heißt es
da, ein gar nicht enden wollendes Wunder, wie es scheint.
Ihr blaues Wunder auf dem deutschen Arbeitsmarkt erleben dagegen die
vielen Beschäftigten, die sich mit Minijobs durchs Leben schlagen
müssen. Weil ihnen das "deutsche Jobwunder" nichts anderes zu bieten
hat. Aus einer Analyse des Deutschen Gewerkschaftsbunds geht hervor,
dass 3,1 Millionen Beschäftigte im Alter von 25 bis 64 Jahren in unserem
Land ausschließlich in Minijobs tätig sind. Mehr als die Hälfte von
ihnen sind qualifizierte Fachkräfte, verfügen über eine abgeschlossene
Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss. Und viele von ihnen
wollen mehr arbeiten. Wenn aber hierzulande der Fachkräftemangel
beschworen wird, der unsere blühende Wirtschaft angeblich mehr und mehr
bedroht, dann ist von dem großen Potenzial derer, die ungewollt in
Minijobs stecken, nicht die Rede. Man sieht zu, wie hunderttausende
Beschäftigte, die viel Zeit und Kraft in ihre Qualifikation investiert
haben, schließlich in der sogenannten geringfügigen Beschäftigung
stecken. Und dort meist deutlich unterhalb ihres Qualifikationsniveaus
arbeiten. Für die betreffenden Beschäftigten mündet das meist in eine
Sackgasse. Auch aus arbeitsmarktpolitischer Sicht ist das schlicht
widersinnig.
Geradewegs in die Sackgasse
Dennoch: Die Behauptung, die ganz überwiegende Zahl der geringfügig
Beschäftigten sei unqualifiziert und allenfalls als Anlernkräfte
brauchbar, wird unbeirrt weiter vorgetragen. Weil das
Arbeitsmarktinstrument Minijob, als das es von seinen Schöpfern gerne
gepriesen wird, halt so schön billig ist. Die Beschäftigten dagegen
kommt es teuer zu stehen, oftmals das ganze Leben lang. Denn die
Schwester des Minijobs heißt Altersarmut. Und zwar unweigerlich.
Quelle: https://publik.verdi.de/2015/ausgabe-08/gesellschaft/meinung/seite-15/A4
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Sie können Ihre Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählen Sie dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Sie unter einem Pseudonym schreiben wollen, wählen Sie die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.