Donnerstag, 16. Februar 2017

Versammlung der ver.di Mitglieder von Weltbild und ALSO Augsburg



Es ist ein kleiner Saal in der Gaststätte Schwabenhaus an der Haunstetter Straße, dafür aber voll besetzt. Hier tauschten sich am Dienstag ver.di Miglieder der Weltbild GmbH und ALSO Logistik Augsburg rege aus. Vor nicht so langer Zeit durch pure Machtausübung auseinander geteilt, war die Stimmung der ehemaligen Verlagsgruppe-KollegInnen an diesem Abend geprägt von einem andauernden Kameradschaftsgefühl. Immer wieder warfen im Laufe des Abends KollegInnen Ihre Sorgen und Erfahrungen am Arbeitsplatz in den Raum und immer wieder herrschte große Einigkeit, wo die Probleme liegen - nicht auf Seiten der ArbeitnehmerInnen. Den Abend bestimmte folglich eine abgeklärte, aber einige Atmosphäre unter den ver.di Mitlgiedern.

Thomas Gürlebeck, ver.di-Sekretär für den Handel in Augsburg hatte eingeladen, um zusammen mit Betriebsratsvorsitzendem Peter Fitz und Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann nicht bloß einen Rückblick auf die letzten Jahre des Kampfes um Weltbild und seine Logistik zu geben, sondern auch um aktuelle Themen zu diskutieren und Tipps für bleibende und scheidende KollegInnen zu geben.

Gleich zu Beginn ging Thomas auf die KollegInnen aus der Logistik ein: Gürlebeck hob dabei hervor, wie sehr ehemalige KollegInnen, auf die er inzwischen in anderen Firmen wieder trifft, noch heute das soziale Geflecht unter den KollegInnen der alten Verlagsgruppe hervorheben - nicht zuletzt im Vergleich zu ihren jetzigen Arbeitsstätten. Dass die Schließung des Lagers zwar nicht letztendlich, aber doch immerhin fünf Mal immer noch weiter verzögert werden und Menschen in Lohn und Brot gehalten werden konnten, lag sicher auch am starken Netz aus KollegInnen, BR und Gewerkschaft. Hatten direkt nach der Insolvenz der Verlagsgruppe noch Arbeitsamt und Insolvenzverwaltung einfach nur einen Scherbenhaufen vor Augen, so konnten Gewerkschaft und BR, zusammen mit tapferer und fleißiger Belegschaft, aufzeigen, dass es sich bei Weltbild vielmehr um ein Puzzle handelte und jederzeit wieder zusammenbaubar.

Als dann Mitte 2014 der Vertreter Droeges auf der Betriebsversammlung noch vollmundig versprach, Droege wolle im Zuge des Betriebsübergangs keine weiteren Kündigungen aussprechen, waren wir alle erleichtert. Bald darauf war diese Äusserung Makulatur: Aufspaltung der Firma und unnötige und willentliche Pleite des Lagers folgten. Währenddessen steigt Walther Droege quasi unaufhaltsam in der Reichen-Liste der Deutschen auf und rückt bald dem Aldi Imperium auf die Pelle, wie BR-Vorsitzender Peter Fitz anmahnte. Vertrauen gewinnen geht anders. Unterdessen kämpfen Thomas Gürlebeck und ver.di nicht nur um die Zukunft der verbleibenden Weltbild GmbH, sondern auch mit Geschäftsführern, die sich die Klinke in der Firma in die Hand geben. Schwierig, hier ein Prognose abzugeben.

Den KollegInnen aus dem Lagerbereich empfahl Thomas, auch nach dem Ausscheiden bei der Stange und somit in der Gewerkschaft zu bleiben: Ein minimaler Beitrag macht dies für arbeitslose Gewerkschafter leichter und nur damit bleiben alle Vorteile der Mitgliedschaft erhalten - nicht zuletzt die Rechtsberatung. Bedenkt man, dass etwa ein Drittel aller Jobcenter Bescheide falsch sind, lohnt sich, eine starke Schulter zur Seite zu wissen. Desweiteren sollen die Kollegen aufpassen, welche Arbeit Ihnen die Arbeitsagentur unterzujubeln versucht: Leiharbeit und mies bezahlte x-beliebige Jobs sind nicht zwingend zumutbar. Auch hier berät ver.di Mitglieder weiter. Und auch nach Aufnahme einer neuen Arbeit, so Gürlebeck, sei für gute Arbeitsbedingungen entscheidend, sich weiter zu engagieren, zum Beispiel im Betriebsrat: Wo es einen gibt: unterstützen! Wo es keinen gibt: einen aufbauen! Wo es einen schwachen BR gibt: sich selbst zur Wahl stellen und es besser machen!

Ganz in diesem Sinne empfahl Timm Boßmann auch den KollegInnen, den existierenden BR und dessen Angebot zu nutzen und gleichzeitig diesen zu unterstützen: Timm empfahl dabei, wie immer, so auch jetzt, wachsam zu sein, wenn z.B. der Chef ganz locker und informell "quatschen" will - wenn man ohne einen Betriebsrat mitgeht, lässt man sich womöglich überhastet überrumpeln von plötzlichen Anwürfen und steht schnell schlecht da. Also: zum Mitarbeitergespräch nicht ohne einen BR! Gerade die Ende 2016 durchgeführte psychologische Belastungs-Untersuchung habe gezeigt, wie geschlaucht viele von uns seien. Nicht unerwähnt ließ Timm an dieser Stelle, wie sehr sich Geschäftsführung und Personalchef um die Verantwortung herum zu drücken versuchten: Dass sich viele von uns trotz schlechten Zustands ins Büro schleppten, zeige der Chefetage anhand der Krankheitsstatistik, dass offenbar doch alles in Butter sei. Welch Hohn für die Aufopferung der Mitarbeiter. Daher rief Timm die Verwaltungsmitarbeiter auch auf, sich für die Workshops zu melden, die kommen werden. Nur die KollegInnen werden Tacheles reden können, wie es ihnen unter den Problemen von Großraumbüro bis Bürokratismus tatsächlich zumute ist. Der BR wird in den mitbestimmungspflichtigen Sozial- und Gesundheitsthemen auch weiterhin auf Verbesserungen Eurer Arbeitsbedingungen drängen!

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