Mittwoch, 17. Mai 2017

AMAZON - Bis dass der Tod sie scheidet

 
Wer sich krank meldet, gefährdet die Anwesenheitsprämie aller


Schlimmer geht immer, das beweist erneut Amazon, wenn es um die Ausgestaltung der Arbeits­plätze in den deutschen Versandhandel-Standorten des Konzerns geht. Die Kranken­stände unter den Beschäftigten liegen seit Jahren über dem deutschlandweiten Durchschnitt. Und das nicht, weil die Amazon-Beschäftigten gerne blau machten. Es sind die Arbeitsbedingungen, die sie krank machen. Auf Schritt und Tritt wird ihre Arbeit über­wacht. Sind sie nicht schnell genug, zu spät aus der Pause zurück­gekommen oder haben sie zu lange an einem Regal verweilt - alles wird per Handscanner mitgeschnitten und im schlimmsten Fall gegen die Beschäftigten verwendet. Hetze ist ihr großes Problem, und sie macht krank. 


Vor allem in den Sommermonaten, wenn sich in den Lagerhallen die Hitze bis zum Unerträglichen staut, sind Notfall-Krankenwagen vor den Amazon-Standorten keine Seltenheit.

Mit dem beginnenden Frühjahr und dem bevorstehenden Sommer hat Amazon nun eine Bonus-Regelung eingeführt, die den Kranken­stand auf Null senken soll: Um zehn Prozent können Amazon-Beschäftigte ihren Bruttomonatslohn steigern, wenn sie sich im Laufe eines Monats nicht krank gemeldet haben. Aber: Nicht das einzelne Durchhaltevermögen ist entscheidend, sondern das des gesamten Teams, in dem man arbeitet. Also egal, wer sich krank meldet, es geht in jedem Fall zu Lasten der Kolleg/innen, die sich notfalls eben auch krank für den vollen Bonus durch die Arbeit schleppen. Wie gesagt, schlimmer geht immer.

Der neue Gruppen-Bonus zeigt nur einmal mehr, wie wichtig und dringend nötig ein Tarifvertrag ist, der alle Arbeitsbedingungen und -entgelte regelt. 


Seit 2014 streiken die Beschäftigten für einen solchen und geben nicht auf. Amazon hingegen betreibt ein gefähr­liches Spiel. Niemand kollabiert bei der Arbeit aus Jux und Dollerei. Und: Nicht jede/r überlebt einen Hitzschlag, erst recht nicht, wenn er oder sie schon krank zur Arbeit gekommen ist.



Quelle: ver.di Publik 03-2017
Foto: FLICKR, Philippa Willits
CC-Lizenz (CC BY-NC 2.0)

2 Kommentare:

  1. Die US Kapitalisten gehören aus dem Land gejagt.

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    1. Gewerkschaftsmitglied20. Mai 2017 um 09:21

      Und die deutschen Kapitalisten gleich mit.

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