Vom 26. bis 30. Oktober 2020 haben die Beschäftigten bei Wirecard ihre Betriebsräte gewählt. Damit sind nun alle Betriebsräte handlungsfähig und die Beschäftigten haben eine Interessensvertretung. Betroffen sind folgende Unternehmen der Wirecard-Gruppe: Wirecard AG, Wirecard Bank AG, Wirecard Technologies GmbH, Wirecard Acceptance Technologies GmbH, Wirecard Issuing Technologies GmbH, Wirecard Service Technologies GmbH, Wirecard Global Sales GmbH.
Die Wahlen konnten trotz einiger Hindernisse während des Wahlprozesses weitgehend reibungslos durchgeführt werden, was insbesondere auf das Engagement der Wahlvorstände zurückzuführen ist. „Unter diesen widrigen Bedingungen eine Wahl durchzuführen, ist sehr viel Arbeit und benötigt großes Durchhaltevermögen. Das verdient unseren vollen Respekt und Anerkennung“, so Kevin Voß, zuständig für den Bereich Fintechs und Digitalbanken bei der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di).
Die gewählten Betriebsräte nehmen nun umgehend ihre Arbeit auf und werden ihre Informations- und Mitbestimmungsrechte in Anspruch nehmen. Ziel ist es, die Verhandlungen zu beeinflussen und einen Sozialplan sowie soziale Kriterien bei weiteren Entlassungen sicherzustellen. Es ist wahrscheinlich, dass weitere Unternehmen der Wirecard-Gruppe ganz oder in Teilen an neue Eigentümer übergehen.
Neben der aktuellen Herausforderung geht es auch darum, eine nachhaltige Mitbestimmungskultur im Unternehmen zu etablieren. Die Beschäftigten bei Wirecard wollen mitreden und das Unternehmen in die richtige Richtung steuern. Wirecard hatte Mitbestimmung in den vergangenen Jahren unterbunden, so dass es keine Betriebsräte und keine Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat gab. „Der Skandal um das Fehlverhalten des Managements bei Wirecard hat allen deutlich gemacht, dass Mitbestimmung nicht nur sinnvoll, sondern ausdrücklich notwendig ist. Schon allein deshalb gehen wir nun von einem konstruktiven Umgang mit den Interessen der Beschäftigten aus. Damit meinen wir ganz konkret den Umgang des Insolvenzverwalters und eines möglichen neuen Eigentümers mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft ver.di“, so Voß weiter. Erste positive Zeichen seien in den vergangenen Wochen sichtbar geworden, als auch verantwortliche Führungskräfte den Wahlprozess aktiv unterstützt haben.
WELTBILD: Einst Vorzeigeunternehmen der katholischen Kirche und Europas größter Buchversender. 2014 die spektakuläre Pleite. Dann übernahm der Milliardär Walter Dröge das Ruder und fuhr mit der verbliebenen Belegschaft Schlitten. Hunderte weitere KollegInnen verloren ihren Job und ständig wechselnde Geschäftsführer verstrickten sich in eine Dauerfehde mit dem Betriebsrat. Seit März 2019 ist es wieder ruhiger. Das Unternehmen ist stabil, GF und BR bemühen sich um eine konstruktive Zusammenarbeit.
Sonderseite Insolvenzrecht
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