Montag, 30. November 2020

Der Zusammenhang zwischen Kündigungen, Betriebsklima und Neubewerbungen

 

Für viele Firmen ist gerade keine gute Zeit.

Nur einige wenige profitieren, wie der Versandhandel.
Zum Glück gibt es das Instrument der Kurzarbeit, welches von der Regierung gerade auch genutzt wird, um Massenentlassungen zu vermeiden.

Apropos Entlassungen.
Nehmen wir mal ein fiktives Beispiel.

Eine Firma trennt sich von einer langjährigen Mitarbeiter*in.
Von außen ist nicht ersichtlich, was das für ein Vorgang ist, von der Mitarbeiter*in erfährt man nichts, womöglich musste er/sie etwas unterschreiben, was sie/ihn zum Stillschweigen verpflichtet.
Kurze Zeit später schreibt die Firma eine oder mehrere Stellen für Neubesetzung aus, welche diese Mitarbeiter*in ausfüllen hätte können.

Was lernen wir daraus ?

  • nicht gut für das Betriebsklima, wenn man selbst als langjährige Mitarbeiter*in vor solchen Aktionen nicht sicher ist
  • mit Gewerkschaft wäre das eventuell anders gelaufen, hier hilft die Gewerkschaft in rechtlichen Angelegenheiten
  • mit Betriebsrat wäre das eventuell anders gelaufen, kein Betriebsrat, der etwas auf sich hält, wird Neueinstellungen zustimmen, wenn vorher der Mitarbeiter vom Betriebsrat dabei unterstützt wurde, die Entlassung zu vermeiden, z.B. durch Umbesetzung.

Weitere fiktive Beispiele:

Menschen (!), möglicherweise mit Familie, vielleicht mit Krediten, werden aus langjährigen Positionen in eine Neueinstellung "gelockt". 
Wir wissen nicht, warum sie das taten. 
War die alte Stelle schlecht oder unsicher, oder war das neue Angebot so attraktiv, dass sie nicht nein sagen konnten?

Was wir wissen, ist, dass es immer wieder vorkommt, dass solche Menschen (!) noch während der Probezeit gekündigt werden oder ein bis zwei Jahre nach der Einstellung unter ungeklärten Umständen (siehe erstes fiktives Beispiel, etwas abgewandelt) die Firma wieder verlassen.

Was lernen wir daraus ?

  • auch nicht gut für das Betriebsklima, wer will schon für einen Arbeitgeber arbeiten, der so locker mit Menschenschicksalen umgeht.
  • wenn sich das herumspricht, zum Beispiel in Arbeitgeberbeurteilungsportalen, dann wird es schwer, noch Neueinstellungen zu bekommen, die nicht nur aus lauter Verzweiflung kommen

Gut, dass es nur fiktive Beispiele sind und gute Arbeitgeber solche Dinge nicht machen.


Samstag, 28. November 2020

H&M: 35 Mio. Strafe für gesetzeswidrige Überwachung Beschäftiger

 

 H&M kassiert vor Gericht höchstes Bußgeld seit Einführung der DSGVO

35.258.707,95 Euro, so viel soll und wird die Modekette H&M zahlen, weil sie die Privatsphäre ihrer Beschäftigten am Standort Nürnberg in besonderer Weise verletzt hat. Das teilte der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Prof. Dr. Johannes Caspar, am 1. Oktober auch öffentlich mit. Darin betont er, das verhängte Bußgeld sei in seiner Höhe angemessen und geeignet, Unternehmen von Verletzungen der Privatsphäre ihrer Beschäftigten abzuschrecken.

Er bewertet die Aufarbeitung bei H&M  positiv, denn zur Aufarbeitung der Geschehnisse habe sich die Unternehmensleitung nicht nur ausdrücklich bei den Betroffenen entschuldigt, sie folgte auch der Anregung, den Beschäftigten einen unbürokratischen Schadensersatz auszuzahlen. Weitere Bausteine des neu eingeführten Datenschutzkonzepts bei H&M seien unter anderem ein neu berufener Datenschutzkoordinator, monatliche Datenschutz-Statusupdates, ein verstärkt kommunizierter Whistleblower-Schutz sowie ein beständiges Auskunfts-Konzept.

Angst vor Nachteilen

Prof. Peter Wedde, der die Laudatio bei der Vergabe des BigBrotherAwards hielt, bewertet die freiwillige Entschädigungszahlung von 2500 Euro für die Beschäftigten weniger euphorisch: "Als ich für die BigBrotherAwards recherchiert habe, haben mir einige Beschäftigte persönliche Aufzeichnungen, die über sie angelegt wurden, gezeigt. Da diese Personen immer noch bei H&M tätig sind, und Angst vor Nachteilen haben, kann ich hieraus nicht direkt zitieren. Aber ich kann sagen: Ich war entsetzt, dass Vorgesetzte nicht davor zurückschrecken, gezielt eine freundschaftliche Gesprächsatmosphäre zu erzeugen, um Beschäftigen private und sehr persönliche Informationen zu entlocken und diese dann strukturiert für andere Leitungskräfte niederzuschreiben und abzuspeichern. Besonders geärgert hätten sich die Beschäftigten darüber, dass es eine "Entschädigungszahlung" von 2500 Euro für alle geben soll, AUCH FÜR DIE TEAMLEITUNGEN, die die Ausforschung betrieben haben, so Wedde. 


Quelle: ver.de publik, 07/2020, Autorin: Marion Lühring



Montag, 9. November 2020

Wirecard-Beschäftigte haben Betriebsräte gewählt

Vom 26. bis 30. Oktober 2020 haben die Beschäftigten bei Wirecard ihre Betriebsräte gewählt. Damit sind nun alle Betriebsräte handlungsfähig und die Beschäftigten haben eine Interessensvertretung. Betroffen sind folgende Unternehmen der Wirecard-Gruppe: Wirecard AG, Wirecard Bank AG, Wirecard Technologies GmbH, Wirecard Acceptance Technologies GmbH, Wirecard Issuing Technologies GmbH, Wirecard Service Technologies GmbH, Wirecard Global Sales GmbH.

Die Wahlen konnten trotz einiger Hindernisse während des Wahlprozesses weitgehend reibungslos durchgeführt werden, was insbesondere auf das Engagement der Wahlvorstände zurückzuführen ist. „Unter diesen widrigen Bedingungen eine Wahl durchzuführen, ist sehr viel Arbeit und benötigt großes Durchhaltevermögen. Das verdient unseren vollen Respekt und Anerkennung“, so Kevin Voß, zuständig für den Bereich Fintechs und Digitalbanken bei der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di).

Die gewählten Betriebsräte nehmen nun umgehend ihre Arbeit auf und werden ihre Informations- und Mitbestimmungsrechte in Anspruch nehmen. Ziel ist es, die Verhandlungen zu beeinflussen und einen Sozialplan sowie soziale Kriterien bei weiteren Entlassungen sicherzustellen. Es ist wahrscheinlich, dass weitere Unternehmen der Wirecard-Gruppe ganz oder in Teilen an neue Eigentümer übergehen.

Neben der aktuellen Herausforderung geht es auch darum, eine nachhaltige Mitbestimmungskultur im Unternehmen zu etablieren. Die Beschäftigten bei Wirecard wollen mitreden und das Unternehmen in die richtige Richtung steuern. Wirecard hatte Mitbestimmung in den vergangenen Jahren unterbunden, so dass es keine Betriebsräte und keine Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat gab. „Der Skandal um das Fehlverhalten des Managements bei Wirecard hat allen deutlich gemacht, dass Mitbestimmung nicht nur sinnvoll, sondern ausdrücklich notwendig ist. Schon allein deshalb gehen wir nun von einem konstruktiven Umgang mit den Interessen der Beschäftigten aus. Damit meinen wir ganz konkret den Umgang des Insolvenzverwalters und eines möglichen neuen Eigentümers mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft ver.di“, so Voß weiter. Erste positive Zeichen seien in den vergangenen Wochen sichtbar geworden, als auch verantwortliche Führungskräfte den Wahlprozess aktiv unterstützt haben.

Donnerstag, 5. November 2020

Hamburger Retourenbetrieb (Otto-Group) soll geschlossen werden

Die Beschäftigten des Hamburger Retourenbetriebes der Otto-Group (Hermes Fulfilment) brauchen unsere solidarische Unterstützung!

Wir befinden uns derzeit in einer harten Auseinandersetzung um den Erhalt der Arbeitsplätze im Retourenbetrieb der Hermes Fulfilment (Otto-Logistik) in Hamburg.

Der Vorstand der Otto-Group hat angekündigt das Hamburger Retourenlager in Bramfeld in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu schließen und die Abwicklung der Retouren nach Polen und Tschechien zu verlagern.

Betroffen von dieser Entscheidung sind 840 Beschäftigte und deren Angehörigen.

Für Frauen in Teilzeit sowie die große Anzahl älteren Beschäftigten bedeutet diese Entscheidung nicht nur ihren Arbeitsplatz zu verlieren, sondern auch der soziale Absturz mit ungewissem Ausgang.

14 Jahre haben sie Lohnverzicht und Entbehrungen hingenommen, in der Hoffnung und den Versprechungen, so ihre Arbeitsplätze zu sichern.

Nun droht vielen von ihnen die Arbeitslosigkeit.

 Wer wie die Otto-Group sich verpflichtet hat und in der Öffentlichkeit damit wirbt, die soziale Verantwortung für ihre Beschäftigten zu übernehmen, darf so nicht handeln ohne unglaubwürdig zu werden!

Wir fordern gemeinsam mit den Beschäftigen, dass das Unternehmen seine eigenen Werte ernst nimmt und den Schließungsbeschluss sofort zurückzieht.

Zur solidarischen Unterstützung dieser Forderung haben wir  unter: http://chng.it/ftcqZQ2Gs8 eine Online-Petition an den Otto-Vorstand gestartet.

Vielen Danke für Eure Unterstützung.

Wir lassen Sie nicht allein! Klicken Sie auf das Logo.