Freitag, 30. November 2012

Miteinander packen wir es: Hugendubler streiken nach Betriebsversammlung


Gemeinsam erreichen wir mehr im Tarifkampf. Ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann
fuhr zwischen zwei Einätzen als Streikposten bei Weltbild auf die Betriebsversammlung von Hugendubel
in München. Er grüßte die KollegInnen von den Streikenden in Augsburg und forderte sie in einer
eindringlichen Rede zum Mitstreiken auf. Berichte zum anschließenden Warnstreik bei Hugendubel im
Hugendubel-ver.di-Blog.

Berichte der Presse über Streik bei Weltbild

Es berichtet die Fachpresse:

Buchreport: Arbeitgeber beissen auf Granit

Boersenblatt: Keine Einigung am Münchner Verhandlungstisch

Weitere Nachrichten:

Stadtzeitung - Beschäftigte von Weltbild streiken

BR-Online - Tarifkonflikt in Augsburg

STREIK BEI WELTBILD


Donnerstag, 29. November 2012

Tarifverhandlung abgebrochen: "Nichts ist kein Angebot!"



Die zweite Verhandlungsrunde zum Lohn- und Gehaltstarifvertrag für die Beschäftigten des Buchhandels und Verlage in Bayern wurde heute ergebnislos abgebrochen. „Die Arbeitgeber haben fast nichts Neues ins Gespräch gebracht – und Nichts ist kein Angebot“, fasste ver.di-Verhandlungsführer Stefan Kraft die Lage zusammen. ver.di fordert für die Beschäftigten eine Lohn- und Gehaltserhöhung um 6,0 % (mindestens aber 110 €) und 55 € mehr im Monat für Auszubildende bei einer Laufzeit von 12 Monaten.

Das Angebot der Arbeitgeber: Laufzeit 24 Monate (ab 01.04.2012), 1,2 Prozent mehr Lohn ab 01.10.2013. Die ver.di-Tarifkommission sah in diesem Angebot keine Grundlage, die Verhandlung fortzusetzen. 18 Monate keine Erhöhung und dann 1,2 Prozent: „Das entspricht umgerechnet auf zwölf Monate mikroskopischen 0,3 Prozent“, erläuterte Stefan Kraft.

Als „Ausgleich“ wollen die Arbeitgeber den Manteltarifvertrag ungekündigt bis 31.12.2014 in Kraft lassen; sie drohen bei einem Scheitern der Verhandlungen aber, ihn bereits zum 31.05.13 zu kündigen.

 „Es hat sich wieder gezeigt, dass der Arbeitgeberverband sein unternehmerisches Risiko und die Probleme der Branche an die Kolleginnen und Kollegen nach ganz unten durchreicht“, so Stefan Kraft.

„Jetzt ist es an den Belegschaften, die passende Antwort zu geben“, sagte Stefan Kraft.

Übrigens: 37,5 Stundenwoche, 30 Tage Urlaub, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, besonderer Kündigungsschutz u.v.m. werden allein durch den derzeitig gültigen Manteltarifvertrag abgesichert, NICHT über das Gesetz! Wer seine Rechte über die sogenannte Nachwirkung des Manteltarifs sichern möchte, sollte jetzt in die Gewerkschaft ver.di eintreten. Online eintreten oder mit diesem Formular:




Dienstag, 27. November 2012

Wichtige Informationen über das Streikrecht



Streik liegt in der Luft ... es riecht nach Streik...

Wenn die Arbeitgeber auch bei der nächsten Tarifverhandlung am 29.11.12 kein brauchbares Angebot vorlegen, wird es Zeit, Stärke zu demonstrieren.

Streik, wie geht das ?
Darf ich das ?
Was kostet das ?
Warum soll ich streiken ?

Das dürften die Fragen sein, die sich jemand stellt, der noch nie gestreikt hat.

Warum soll ich streiken ?

Jeder, der nach Tarif bezahlt wird und gerne eine Tariferhöhung haben möchte, sollte sich persönlich dafür einsetzen, denn von alleine wird der Tarif nicht erhöht.
Das Tarifgehalt wird von den Arbeitgebern und der Gewerkschaft ausgehandelt, die Gewerkschaft vertritt ihre Mitglieder.

Um die Gewerkschaften zu schwächen, zahlen die Arbeitgeber die Tariflöhne auch an Mitarbeiter, die nicht in der Gewerkschaft sind.
Aber höhere Tariflöhne werden nur von der Gewerkschaft durchgesetzt, von niemandem sonst !

Kommen wir zu den Außertariflichen.
Natürlich werden diese Gehälter auch angelehnt an die Tariferhöhungen erhöht, wobei hier noch eine subjektive Komponente dazukommt und es im Gegensatz zu den Tariflöhnen keinen Anspruch auf eine wie auch immer geartete Gehaltserhöhung gibt.

Das heißt, wenn die Tariferhöhung niedrig ist, wird auch der AT wenig oder nichts bekommen.
Daher macht auch ein Streik von Außertariflichen Sinn, zeigt Solidarität und setzt ein Zeichen, falls man mit den freiwilligen Gehaltserhöhungen der letzten Jahre (Stichwort Reallohnverlust) nicht immer ganz zufrieden war.

Streik, wie geht das ?

Die Gewerkschaft ruft zum Streik auf.
Es gibt Streikposten vor dem Betrieb, die deutlich signalisieren, dass dieser Betrieb bestreikt wird.
Jeder Arbeitnehmer des Betriebes kann und soll streiken.

Organisierte Arbeitnehmer treffen sich im Streiklokal, um sich dort für das Streikgeld einzutragen.

Darf ich das ?

Der Streik ist ein Grundrecht (Art. 9 Abs. 3 Grundgesetz) und das rechtmäßige Mittel zur Durchsetzung der Tarifforderung (BAG vom 12.9.1984 - 1 AZR 342/83).
Das gilt für Warnstreiks wie für Vollstreiks.

Die Teilnahme an einem rechtmäßigen Streik stellt keinen Verletzung des Arbeitsvertrages dar.
Maßregelungen durch den Arbeitgeber wegen der Teilnahme an einem Streik sind verboten.
Während des Streiks ruht das Arbeitsverhältnis.

Der Arbeitnehmer braucht keine Arbeitsleistung zu erbringen und hat auch für die Dauer des Streiks keinen Anspruch auf Arbeitsentgelt.
Eine Abmeldung beim Arbeitgeber ist nicht nötig, dieser kann davon ausgehen, dass ein Arbeitnehmer, der nach einem gewerkschaftlichen Streikaufruf nicht zur Arbeit erscheint, von seinem Streikrecht Gebrauch macht.

Nochmal: darf ich das ?
Eigentlich muss ich das, wenn der Arbeitgeber kein akzeptables Angebot macht, sonst fehlt am Ende etwas in der Tasche !

Was kostet das ?

Gewerkschaftsmitglieder erhalten Streikgeld von der Gewerkschaft.

Unorganisierte Arbeitnehmer, die solidarisch mitstreiken, aber kein Gewerkschaftsmitglied sind, werden für die Streikzeit vom Arbeitgeber nicht bezahlt.

Es gibt die Möglichkeit, vor Ort zu Streikbeginn in die Gewerkschaft einzutreten, Sie erhalten dann ab sofort ebenfalls Streikgeld.


Betriebsversammlung: Belegschaft entschlossen, Geschäftsführer kneift


2/3 der Belegschaft haben mit ihrer Anwesenheit bei der Betriebsversammlung eindrücklich gezeigt, dass sie die Forderung nach 6% mehr Lohn unterstützen. "Wir stehen hinter euch", sagte ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann in Richtung der Tarifkommission, in der neben dem BR-Vorsitzenden Peter Fitz auch Dolores Sailer, Peter Reichert-Meißl und Tina Ederer für die Belegschaft verhandeln: "Wenn es drauf ankommt, stehen wir auch draußen!" 

Thomas Gürlebeck, ver.di-Sekretär für den Handel in Augsburg, hätte unsere Forderungen gern dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Carel Halff, persönlich erläutert. Leider blieb der Stuhl des Geschäftsführers leer. Die Belegschaft hat dieses Signal verstanden. 

Montag, 26. November 2012

Wer macht die Arbeit? Wir!


Dank uns verdient die Verlagsgruppe Weltbild gutes Geld. Wir haben den Laden mit aufgebaut. Wir sorgen dafür, dass die Kunden ihre Pakete pünktlich erhalten.

Auf der Tarifverhandlung  wurden die neuen Medien nahezu verdammt. Doch wer hat einen günstigen eBook-Reader auf den Markt gebracht? Wer wirbt hier fleißig mit „über 300.000 eBooks“ im Internet? Die Geschäftsleitung betont immer wieder, mit dem Multi-Channel-Konzept sei Weltbild gut aufgestellt. Aber wie schaut es aus mit unserer Aufstellung in unseren Geldbeuteln?

Wir sind mehr wert!
Ohne uns wären die Damen und Herren Arbeitgeber arbeitslos. Wir versprechen: Es wird ein heißes Weihnachten geben, wenn die Arbeitgeber kein akzeptables Angebot auf den Tisch legen.

Die Arbeitgeber fordern auch gern mehr – immer noch mehr Flexibilität, Mehrarbeit, mehr Können, mehr Einsatz. Das ist gut und richtig so, solange es im Rahmen des Vertretbaren und des Machbaren ist, um den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass der Arbeitgeber in diesem Zusammenhang bereit ist, seinen außertariflichen Mitarbeitern freiwillig einen ganzen Batzen mehr Geld zu geben. Aber wie sieht es mit den Tarif-Angestellten aus? Ihr Einkommen ist ohnehin geringer. Sie dürfen nicht abgehängt werden, sondern verdienen ihr Stück vom Kuchen!

Teilhabe am Erfolg
Weltbild Originalton: „Weltbild/ DBH gehört zu den größten Internet-, Buch- und Medienhandelsunternehmen in Europa. 6.800 MitarbeiterInnen erwirtschaften rund 1,59 Mrd. Euro Umsatz (Stand 30.06. 2012). ... zählt zu den größten Anbietern im Buchmarkt und gehört zu den großen Marken im Einzelhandel. Im Versandhandel zählt es zu den Top 3 aller deutschen Versandunternehmen. Im Online-Buchhandel ist der Internetshop Weltbild.de die Nummer 2.“

Na BRAVO! Und wer von uns war unter anderem an diesem großartigen Erfolg beteiligt? Wie andere ihre Mitarbeiter beteiligen, sieht man daran, mit welchen Ergebnisssen die Tarifabschlüsse in diversen Branchen ausgefallen sind:

• Öffentlicher Dienst, gestaffelt: 6,3%
• Deutsche Post: 4%
• Papierverarbeitende Industrie, gestaffelt: 6,1%
• Einzelhandel (Baden Württemberg, Bayern und NRW): je 5%
• IG Metall: 4,3%

Unsere Forderung: 6 %, mindestens 110 Euro, Azubis 55 Euro ab April 2012 rückwirkend!

Kommt heute zur Betriebsversammlung um 13:45 Uhr im Kuppelsaal und zeigt der Geschäftsführung, dass ihr hinter diesen Forderungen steht. Geld ist da – wir müssen es uns nur holen! 

Donnerstag, 22. November 2012

Geschäftsführer Dr. Klaus Driever verlässt WELTBILD


Eben im Internet entdeckt: Dr. Driever verlässt die Verlagsgruppe "auf eigenen Wunsch und im besten Einvernehmen" zum Jahresende.

Ein erstes Presseecho:




Für eine Bewertung ist es im Moment noch zu früh. Was aber auffällt: Driever ist nach Werner Ortner der zweite Geschäftsführer, der nicht ersetzt wird. Fast erinnert uns das Abschmelzen des Vorstands an ein altes Kinderlied: Da waren's nur noch zwei…

Die Machtkonzentration an der Spitze eines so großen Ladens, wie unserer einer ist, muss einem nicht gefallen. Andererseits spart sich Weltbild ein sicher fürstliches Gehalt, dass wir im Zuge der Tarifverhandlungen unter uns aufteilen können, oder ;-)

Mittwoch, 21. November 2012

Betriebsversammlung: Ihre Möglichkeit ein Zeichen zu setzen!



Die Lohnerhöhung beginnt mit Ihrer Teilnahme an der Betriebsversammlung am Montag. Hört sich komisch an, ist aber so ;-)

Warum? Das Interesse der WELTBILD-Kolleglnnen an den Tarifverhandlungen ist groß. Aber Interesse allein reicht natürlich nicht, um die Arbeitgebervertreter in München so unter Druck zu setzen, dass eine spürbare Tarif-Erhöhung daraus resultiert.

Tarifverhandlungen beginnen die Arbeitgeber traditionell mit Heulen und Zähneklappern. So auch Mitte Oktober in München, als die Vertreterlnnen von ver.di sich mit dem Arbeitgeberverband der Verlage und Buchhandlungen in Bayern trafen. Thomas Nitz, Geschäftsführer bei Hugendubel und Verhandlungsführer der Arbeitgeber, hob gleich zum großen Wehklagen an : Strukturwandel, Verluste in den Filialen, E-Book-Revolution – alles sei unglaublich schwierig. Für höhere Löhne sei in diesem Schreckensszenario kein Spielraum.

WELTBILD profitiert
Wenn man die Arbeitgeber bei Tarifverhandlungen jammern hört, könnte man meinen, dass die Branche seit Jahrzehnten um das nackte Überleben kämpft. In Wahrheit haben sich Umsätze und Gewinne in den letzten 10 Jahren vervielfacht!

lnsbesondere WELTBILD hat von dem beklagten Strukturwandel profitiert. Die Bilanz-Überschüsse liegen seit Jahren im zweistelligen Millionen-Bereich. Genug Geld ist da. Zum Beispiel für millionenschwere Investitionen wie die Erweiterung des Hochregallagers und die Einführung von SAP. Genug Geld offenbar auch, um die Gehälter der übertariflich Angestellten in den letzten zwei Jahren um zusammen 5% zu erhöhen!

WELTBILD blockiert
Trotzdem blockiert ausgerechnet unsere Geschäftsleitung den zügigen Fortgang der Tarifverhandlungen. Bei der Verhandlung am 17.10. fehlte auf Arbeitgeberseite der WELTBILD-Vertreter, Er war nicht etwa plötzlich erkrankt, sondern hatte Urlaub genommen, ohne einen Vertreter zu schicken. Das war der willkommene Grund für die Arbeitgeber, kein Angebot abzugeben, sondern die Verhandlungen zu vertagen.

Dabei liegt die Forderung der Gewerkschaft seit fünf Monaten auf dem Tisch. Man hätte sich also durchaus im Vorfeld auf ein Angebot einigen können. Eine mehr als durchsichtige Verzögerungstaktik, mit der sich die Arbeitgeber über das Weihnachtsgeschäft retten wollen. Und ein Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmer: Wir werden nicht ernst genommen. Dem müssen wir jetzt entschieden entgegen treten.

Jetzt braucht es den Druck der Belegschaft!
Das heißt: wir – und das sind alle WELTBILD-MitarbeiterInnen: SIE AUCH! – müssen die Arbeitgeber so unter Druck setzen, dass wir das Geld kriegen, dass uns zusteht. Im Arbeitgeberlager hat die Verlagsgruppe WELTBILD einen großen Einfluss, wenn es um Angebote und Abschlüsse bei Tarifverhandlungen geht.

Die Betriebsversammlung am Montag, 26. November, um 13:45 Uhr im Kuppelsaal, ist die erste richtige Gelegenheit, den Arbeitgebern zu zeigen, was die Belegschaft von ihren Tricksereien hält. Dann haben sie bis zum nächsten Donnerstag (29.11., der nächste Verhandlungstermin) Zeit, ein Angebot auf den Tisch zu legen, dass unserer Arbeitsleistung angemessen ist.

Falls nicht…?! Das erklärt Ihnen der Verhandlungsführer der ver.di-Tarifkommission ebenfalls am Montag auf der Betriebsversammlung.

Mittwoch, 14. November 2012

amazon in Graben bald mit Betriebsrat?


6:15 Uhr, Montag früh in Graben...

Es ist noch dunkel, als ein gutes Dutzend verdi-Aktive auf dem Parkplatz vor dem großen amazon-Areal ausschwärmen. Darunter auch einige Betriebsräte und Vertrauensleute von Weltbild.
Sie verteilen hunderte von Flugblättern an die einrückende Frühschicht.

Denn verdi unternimmt alle Anstrengungen, damit es bei amazon bald zu einer Betriebsrats-Wahl kommen kann. Schon nächste Woche soll eine Betriebsversammlung in Bobingen den Grundstein dafür legen, und möglichst viele amazon-Beschäftigte werden per Flugblatt dazu eingeladen.




Verdi-Leute von Weltbild unterstützen diese Aktion! Warum? Damit die amazon-Beschäftigten ihr Recht auf faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen durchsetzen können! Und weil es auch im Interesse von Weltbild ist, wenn der mächtige Konkurrent amazon sich mal an gewisse Spielregeln halten muss. Z.B. Betriebsvereinbarungen, Tarifpolitik etc.

Mittlerweile ist es 6:30 Uhr. Die Tore bei amazon öffnen sich erneut und die Arbeiterinnen und Arbeiter der Nachtschicht strömen hinaus auf den Parkplatz oder hinüber zu der kürzlich eingerichteten Zughaltestelle. Und auch von ihnen bekommt jeder gleich ein Flugblatt mit auf den Weg mit der Überschrift: "Besser mit Betriebsrat!"


Mittwoch, 7. November 2012

Edeka/Netto: Lohndumping und Gewerkschaftsbashing


Viele Beschäftigte der EDEKA-Tochter Netto Markendiscount berichten von ständigem Arbeitsdruck, der viele KollegInnen krank macht, Leistungskontrolle, unbezahlten Überstunden und Ausbeutung von Auszubildenden. Auch bei Edeka selbst werden die Arbeitsbedingungen immer schlechter.

Darüber berichtete jetzt auch das ZDF: Bericht von Frontal21 ansehen.

Dagegen setzen sich immer mehr KollegInnen bundesweit zur Wehr. Am Freitag, den 28.09. sind die ver.di-Aktiven aus Essen an die Öffentlichkeit gegangen, um die Arbeitsbedingungen anzuprangern und Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu stellen.

Die Forderungen der Gewerkschaft sind: 
  1. Einhaltung der Netto-eigenen Stundenvorgaben. Netto hat eine Vorgabe, in der geregelt wird, wie viel Zeit eine Filiale bei einem bestimmten Umsatz pro Woche bekommt. Diese Liste wird beständig unterlaufen. Wir fordern ihre Einhaltung
  2. Als zweiten Schritt: Überprüfung, ob diese Vorgaben für die Arbeit in den Filialen ausreichen.
Wir fordern damit nur, dass Netto sich an seine eigenen Standards hält. Dass die Geschäftsleitung dazu bisher jede Diskussion verweigert ist ein Skandal.

Wie können Sie die KollegInnen bei Netto unterstützen?

1. E-Mail-Aktion: Über das ver.di-Blog www.neulich-bei-netto.de können Sie die KollegInnen bei Netto direkt unterstützen. Schreiben Sie eine E-Mail an die Netto-Geschäftsleitung, um sich hinter die Forderung der KollegInnen zu stellen.

2. Machen Sie die KollegInnen im Netto-Markt um die Ecke auf die Homepage aufmerksam, damit immer mehr KollegInnen Interesse bekommen aktiv zu werden.

Freitag, 2. November 2012

JedeR hat ein Recht auf Zeiterfassung

Auf der Betriebsversammlung am 9. Oktober stellte BR-Mitglied Timm Boßmann die rechtlichen Hintergründe der Zeiterfassung bei WELTBILD dar. Überraschender Weise war er sich in den wesentlichen Punkten mit Geschäftsführer Dr. Martin Beer einig. Überraschend deshalb, weil bei WELTBILD vieles anders gehandhabt wird, als es in der Betriebsvereinbarung "Flexible Arbeitszeit" von 1996 festgelegt wurde. Dr. Martin Beer bekannte sich öffentlich zu dieser Betriebsvereinbarung und bestätigte, dass sich bei WELTBILD jeder Arbeitnehmer aussuchen könne, ob er/sie stempeln wolle oder nicht. Das sei ja gerade das Schöne, sagte der Geschäftsführer sinngemäß.

Was steht in der BV "Flexible Arbeitszeit" von 1996?
• „Für jeden Arbeitnehmer im Geltungsbereich dieser Betriebsvereinbarung wird ein Arbeitszeitkonto geführt.“
• „Diese Betriebsvereinbarung gilt für alle Arbeitnehmer der Weltbild Verlag GmbH.“
• „Ausgenommen sind leitende Angestellte, gewerbliche Mitarbeiter aus dem Lager-/Versandbereich und Außendienst-mitarbeiter.“

Weiter heißt es:
• „Auf ausdrücklichen Wunsch des einzelnen Arbeitnehmers können von der Führung eines Arbeitszeitkontos ausgenommen werden:
• Redakteurinnen und Redakteure an Zeitschriften
• Arbeitnehmer mit einzelvertraglichen Sondervereinbarungen (z. B. Führungskräfte, Öffentlichkeitsarbeit, Hausmeister)“

430 KollegInnen ohne Stempelkarte
Tatsächlich arbeiten derzeit rund 430 MitarbeiterInnen ohne Stempelkarte. Das entspricht 1/3 der Angestellten im kaufmännischen und kreativen Bereich. Und das sind beileibe nicht alles Führungskräfte: Es gehören tariflich eingrupppierte MitarbeiterInnen genauso dazu, wie KollegInnen mit Einkommen, die geringfügig über der Tarifgruppe VI liegen.

Woher kommt dieses krasse Missverhältnis? Das hat mehrere Gründe, stellte Timm Boßmann dar. Zum einen wurden die KollegInnen von Publica Data (jetzt: Weltbild IT) nur ohne Stempelkarte übernommen. Zum anderen fällt dem BR auf, dass nicht nur im IT-Bereich immer mehr Neueinstellungen ohne Stempelkarte durchgeführt werden.

Das Schlimmste aber ist: Oft genug wird KollegInnen, die notorisch mit Arbeitsaufgaben überlastet werden, mit mehr oder weniger sanftem Druck die sogenannte "Vertrauensarbeitszeit" angeboten. Damit wird das Problem der Überlastung zwar nicht gelöst, aber die Überstunden werden nicht mehr dokumentiert und in der Folge nicht mehr bezahlt. Und das hat gravierende finanzielle Folgen für die Betroffenen. Man könnte das auch organisierten Lohndiebstahl durch den Arbeitgeber nennen! Wir haben diesen Zusammenhang bereits in unserem Beitrag vom 24. August ausführlich dargestellt: "Lange Arbeitszeiten drücken AT-Lohn unter das Niveau von Tarifgruppe V"

Was können Sie tun?
Die Betriebsvereinbarung "Flexible Arbeitszeit" ist immer noch gültig und enthält für diese Fälle eine Ausstiegsklausel: „Diese Entscheidung (auf die Stempelkarte zu verzichten) ist der Geschäftsleitung mitzuteilen und kann von jedem einzelnen Arbeitnehmer mit einer Frist von 1 Monat rückgängig gemacht werden.“ Mehr als ein Dutzend KollegInnen haben das inzwischen getan. JedeR hat die Karte ohne Lohneinbußen zurückerhalten.

Warum ziehen nicht mehr KollegInnen die Notbremse?
Darüber geben einige Kommentare in diesem Blog Auskunft. Zum Beispiel:
• „Wer bei unserem Chef seine Stempelkarte zurückholt, wird anschließend von ihm gemobbt.“
• „Mein Kollege weiß genau, was ihm dann blüht. Deshalb lässt er es lieber.“
• „Wer sich seine Stempelkarte zurückholt, gilt als arbeitsscheu bzw. arbeitsunwillig. So verzichte ich lieber auf 20% mehr Stundenlohn, um gegenüber meinem Vorgesetzten kein ‚falsches Zeichen‘ (O-Ton) zu setzen.“
• "Denn es ist so, dass zwar die meisten wissen, dass sie stempeln dürfen – aber blöd angeredet wird man halt.“

Boßmann konfrontierte den Geschäftsführer mit diesen Aussagen. Der gab sich ahnungslos und betonte, dass die Betriebsvereinbarung gültig sei, und vom Arbeitgeber eingehalten würde. Abteilungs- und BereichsleiterInnen sind demnach gehalten, die Rückforderung der Stempelkarte ohne Wenn und Aber zu akzeptieren. Das hat der Geschäftsführer selbst öffentlich gesagt!

Lohnerhöhung für Rückgabe der Stempelkarte ist Tarifbruch!
In den Kommentaren im Weltbild-ver.di-Blog fand Boßmann außerdem einen Hinweis auf den Bruch des Tarifvertrages durch den Arbeitgeber. In einer der Stellungnahmen aus der Belegschaft heißt es: „Wer in unserer Abteilung die Stempelkarte abgegeben hat, bekam eine höhere Tarifgruppe (V statt IV) als ‚Zuckerl‘.“ Das geht natürlich gar nicht, denn die Eingruppierungen im Tarifvertrag folgen einer grundsätzlich anderen Systematik:

• Der Lohn richtet sich nach der Art der Tätigkeit, NICHT nach der Dauer!
• Der Grad der Selbstständigkeit und die notwendigen Fachkenntnisse zählen, NICHT die Zeit!
• Löhne oberhalb des Tarifs werden nicht als Gefälligkeit gezahlt, sondern für besondere, seltene Qualifikationen.
• Die Flexibilität spielt eine Rolle, NICHT die Wochenstundenzahl.

Wenn in einer Abteilung die durchschnittliche Eingruppierung gestiegen sein sollte, weil viele KollegInnen gegen eine unrechtmäßige Erhöhung auf die Zeiterfassung verzichtet haben, sind die Löhne der StemplerInnen dem höheren Niveau anzupassen, forderte Timm Boßmann. Falls Sie in Ihrer Abteilung diesen Verdacht haben, wenden Sie sich bitte an den Betriebsrat, der die Eingruppierungen in Ihrem Bereich überprüfen wird. Ver.di-Mitglieder können in der Folge auf eine Lohnerhöhung klagen!

Gesundheitliche Folgen dauerhaft überhöhter Arbeitsstunden
Im Weiteren wies Timm Boßmann auf die persönlichen Folgen von Arbeitsüberlastung hin:
• Probleme in der Familie
• Probleme am Arbeitsplatz aufgrund von Fehlleistungen
• Suchtprobleme (Nikotin/Alkohol/Tabletten)
• Gesundheitliche Probleme: Depressionen/Burnout

Als Beleg zitierte Boßmann einige Studienergebnisse nach der Marketing Fachzeitschrift "werben&verkaufen":
• 77% der Berufstätigen geben an, dass sie heute effektiv mehr Arbeit erledigen als 2010
• 90% der Personalmanager nehmen vermehrt psychisch bedingte Krankenstände wahr
• 76% sehen die Notwendigkeit, etwas gegen Burnout-Effekte zu unternehmen
• Hauptursache: mangelndes Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben

Die gesellschaftlichen Folgen von Überstunden
Allein im Jahr 2011 wurden in Deutschland 1.400.000.000 Überstunden geleistet. Das entspricht bei einem Vollzeitjob rund 800.000 Jahren Arbeitszeit. Anders ausgedrückt: Durch das völlig überzogenen Einfordern (und Ableisten) von Überstunden gehen 800.000 Arbeitsplätze verloren. "Wer", fragte Boßmann, "zahlt am Ende Arbeitslosengeld bzw. Hartz IV?" Wieder einmal die ArbeitnehmerInnen.

Wer unbezahlte Überstunden schiebt, zahlt doppelt, dreifach und vierfach
• Sie zahlen mit Ihrem Stundenlohn
• Sie zahlen mit Ihrem Familienglück
• Sie zahlen mit Ihrer Gesundheit
• Sie zahlen mit höheren Sozialabgaben

"Holen Sie sich Ihre Karte zurück!", rief Timm Boßmann am Ende seines Vortrags der Belegschaft zu. Der BR will und wird niemanden zwingen wieder zu stempeln, aber jeden und jede unterstützen, der/die wieder an der Zeiterfassung teilnehmen möchte. Rufen Sie den Betriebsrat an, oder schreiben Sie ein Mail an betriebsrat@weltbild.com . Das dürfen Sie im Übrigen auch gerne weitersagen. Nutzen Sie einfach die anonyme Weiterleitungsfunktion unter diesem Artikel.

Wir lassen Sie nicht allein! Klicken Sie auf das Logo.