Montag, 30. Oktober 2017

Burnout-Test: Macht dich WELTBILD krank?


Zeitdruck, Multitasking, Überstunden... Rund 40% der ArbeitnehmerInnen leiden massiv unter Stress in der Arbeit. Das belegt eine Studie des Statistischen Bundesamts. Wie sieht es bei WELTBILD aus? Wie hoch ist dein persönliches Burnout-Risiko? Und was kannst du dagegen tun?

Die Arbeitslast bei WELTBILD hat seit der Insolvenz extrem zugenommen. Darüber klagen KollegInnen in allen Bereichen. Ein Grund ist sicherlich die viel zu dünne Personaldecke. Von 1.200 KollegInnen im Verwaltungsbereich sind inzwischen nur noch rund 350 übrig. Also nicht einmal mehr ein Drittel. Trotzdem werden fast alle Geschäftsfelder weiterhin bespielt. Das heißt: die Arbeit von dreien landet jetzt auf einem Schreibtisch. Viele KollegInnen sind dauerhaft mit „Feuer löschen“ beschäftigt. Oft ist gar nicht klar, für was mensch eigentlich zuständig ist: aktuelle Stellenbeschreibungen fehlen in den meisten Bereichen.



Vertretungsregelungen existieren ebenfalls nicht oder sind in der Praxis unbrauchbar, weil eine Person gleich zwei oder drei KollegInnen gleichzeitig vertreten müsste. So kann niemand entspannt in den wohlverdienten Urlaub gehen: Statt die Erholungszeit zu genießen, haben viele einen Horror vor dem übervollen Schreibtisch, der sie nach ihrer Rückkehr zwangsläufig erwartet. Dazu kommen organisatorische Unsinnigkeiten wie der M-Nummern-Prozess, der jede Rechnungsfreigabe in ein kafkaeskes Abenteuer verwandelt, endlose Abnahmeprozesse mit viel zu vielen Instanzen und ständig neue, teils widersprüchliche Vorgaben aus Düsseldorf...

Stress macht krank. Wie hoch ist dein Risiko?

Auswertungen der Krankenkassen haben ergeben, dass rund 15% der Krankheitstage auf psychische Belastungen zurückzuführen sind. Auch die Rentenversicherung schlägt Alarm: Im Jahr 2000 gingen 50.000 Beschäftigte aufgrund psychischer Erkrankungen in Frührente, 2014 waren es schon 75.000 – ein Anstieg um 50 %. Die Betroffenen müssen hohe Abschläge bei der Altersrente in Kauf nehmen, nicht wenige landen nach einem (über-)anstrengenden Arbeitsleben am Ende bei Hartz IV.

Wie hoch ist dein persönliches Risiko? Hier kannst du es herausfinden: ver.di-Burnout-Test.

In 2016 leisteten ArbeitnehmerInnen in Deutschland 961 Millionen Überstunden. Rund 11 % arbeiteten mehr als 48 Stunden pro Woche, so der Bericht des Statistischen Bundesamts. Wie ist die Lage bei WELTBILD? Hier regelt die Betriebsvereinbarung „Flexible Arbeitszeit“ die Arbeitszeiten derer, die an der Zeiterfassung teilnehmen. Die BV bietet dem Arbeitgeber und den ArbeitnehmerInnen gleichermaßen Spielräume, zieht aber da Grenzen, wo die Gesundheit durch zu lange Arbeitszeiten gefährdet wird. Zwei Drittel der stempelnden KollegInnen schieben weniger als eine Woche Überstunden vor sich her. Bis auf ganz wenige Einzelfälle bleiben auch alle anderen innerhalb des Korridors von maximal 120 Überstunden.

Wer nicht stempelt, sollte doppelt vorsichtig sein

Anders sieht es augenscheinlich bei den KollegInnen aus, die nicht an der Zeiterfassung teilnehmen. Das sind inzwischen rund 200 von 350 Beschäftigten. Die sogenannten „AT-ler“ trifft man regelmäßig zu später Stunde im Betrieb an. Viele sind permanent erreichbar und beantworten Mails teilweise noch von Zuhause aus. Das geht auf Dauer nicht nur auf die Gesundheit, sondern kostet in letzter Konsequenz richtig viel Geld: Hier haben wir einmal vorgerechnet, wie sich überlange Arbeitszeiten auf den Stundenlohn auswirken: Lange Arbeitszeiten drücken AT-Lohn unter Niveau von Tarifgruppe V

Wer seine Arbeitszeiten täglich an der Stempeluhr im Blick hat, merkt schneller, wenn es zu viel wird. Außerdem regelt die oben genannte Betriebsvereinbarung, wie Überstunden mit Freizeit ausgeglichen werden. Wer zum Beispiel aufgrund eines Projektes einige Wochen deutlich mehr gearbeitet hat, kann danach auch mal ein paar Tage freinehmen. Theoretisch sind so mehrere zusammenhängende Wochen Freizeitausgleich zusätzlich zum Jahresurlaub möglich. Grundsätzlich kann mensch seine Arbeit sogar regelmäßig an vier statt fünf Tagen der Woche ableisten, auch das ist in der BV „Flexible Arbeitszeit“ geregelt.

Die Betriebsvereinbarung „Flexible Arbeitszeit“ gilt auch für AT

Das Beste: JedeR ArbeitnehmerIn bei WELTBILD hat ein Recht auf Teilnahme an der Zeiterfassung, auch die BezieherInnen von AT-Gehältern. Wer Fragen dazu hat, wendet sich einfach an den Betriebsrat. 2012 haben wir hier bereits über das Recht auf Zeiterfassung berichtet. Die rechtlichen Voraussetzungen sind genau dieselben wie vor der Insolvenz.

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Befristungen - ein Hemmschuh für die Lebensplanung


Einst waren Menschen jahrzehntelang in einem Unternehmen beschäftigt. Oftmals wurde man nach der Ausbildung im Betrieb übernommen oder wurde nach einer dreimonatigen Probezeit fest eingestellt und blieb dort bis zum Renteneintritt beschäftigt.
So war die eigene Zukunft planbar.
Heute sieht die Situation ganz anders aus. Fast märchenhaft erscheint einem die Vorstellung einer dauerhaften Beschäftigung.
Für immer mehr Menschen, vor allem für die junge Generation, ist die Arbeit unsicher geworden. Das liegt vor allem an den Befristungen, in allen Bereichen, in der Wirtschaft, aber auch im öffentlichen Dienst.


Drastischer Anstieg

Der Anteil an Befristungen an allen sozialversicherungspflichtigen Neuanstellungen in deutschen Unternehmen hat im letzten Jahr drastisch zugenommen: 45 Prozent der neu eingestellten Beschäftigten haben 2016 nur einen befristeten Arbeitsvertrag erhalten. Das sind 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Zahlen gehen aus einer aktuellen Stellenerhebung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt - und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit hervor.

Trauriger Rekord

2015 erhielten bei den 25 - 29-Jährigen 47 Prozent einen befristeten Arbeitsvertrag, 2016 stieg diese Zahl bereits auf 50 Prozent. Bei den unter 20-Jährigen bekamen im vergangenen Jahr 59 Prozent nur eine befristete Anstellung.
Dieser traurige Negativrekord sorgt dafür, dass bereits der Eintritt ins Berufsleben derart unsicher ist, dass Familienplanung oder zukünftige Projekte, wie beispielsweise der Erwerb einer Immobilie als Altersvorsorge, undenkbar geworden sind.

Der Gesetzgeber ist gefragt

Die Wirtschaft hat nicht vor, diese Situation freiwillig zu ändern.
Befristungen dienen als Mittel zum Zweck: sie stellen eine willkommene Ausdehnung der Probezeit dar, dienen der flexiblen Unternehmensplanung.
Dieses Mittel wird so lange missbraucht, bis der Gesetzgeber dem Ganzen ein Ende setzt.

ver.di will deshalb die sachgrundlose Befristung abschaffen und den Katalog der Sachgründe für eine Befristung eingrenzen, damit unbefristete Beschäftigung wieder zur Regel wird.

Quelle: Publik 06/2017

Montag, 9. Oktober 2017

Die digitale Revolution in der Arbeitswelt 


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute stellen wir Euch das nächste Seminar aus dem ver.di-Bildungsprogramm für die Mitglieder vor.
Nähere Infos finden sich auch unter www.verdi-bildungsportal.de.

Zur Erinnerung:
ver.di hat für die Mitglieder ein umfangreiches Bildungsprogramm, meist kostenlos und meist mit Fahrtkostenzuschuss.

Die digitale Revolution in der Arbeitswelt
(Arbeit 4.0) - Wo bleibt der Mensch? 


vom 17.11.2017 bis 19.11.2017 in Brannenburg 
Beginn: Freitag um 18:00 Uhr 
Ende: Sonntag nach dem Mittagessen 
Veranstaltungsnummer: 17/30/378 

Teilnahmegebühr für Nicht-Mitglieder: € 235,00 
(für ver.di Mitglieder aus Bayern trägt der 
ver.di Landesbezirk die Teilnahmegebühr) 

Neue Technologien führen auch dazu, dass Arbeitnehmer_innen flexibler und unabhängig vom Aufenthaltsort arbeiten können. Dank E-Mail, Messenger und Home Office sind sie schnell erreichbar und untereinander vernetzt. Auch verändern sich die Arbeitsabläufe in den Betrieben und Dienststellen. Die Geschichte zeigt, dass neue Technologien immer zwei Seiten der Medaille haben. Auf der einen Seite Abbau von Arbeitsplätzen und auf der anderen Seite neue, aber andere Arbeitsplätze und ggf. die Aussicht auf ein besseres Leben. 

Die jetzige digitale Revolution spaltet auch die Belegschaft. Es geht alt gegen jung, Hochqualifizierte gegen Angelernte. Wo die jungen Arbeitnehmer_innen diese Veränderungen teilweise mit Freuden annehmen, warnen die Älteren mit ihren Erfahrungen vor den Gefahren der Veränderung. 

Wo Arbeitsabläufe durch Algorithmen gesteuert werden, die den Arbeitsablauf vorgeben, wo einfache Tätigkeiten durch Robotronik ersetzt werden, bleibt die selbstbestimmte Arbeit auf der Strecke. 

Wenn wir die Veränderung in der Arbeitswelt einfach so hinnehmen, ohne die Belange der Beschäftigten zu beachten, wird die Einführungen neuer Techniken starke Auswirkungen haben, die wir später nur schwer zurücknehmen können. 

Themen im Seminar: 

  • Was ist Digitalisierung und Arbeit 4.0?
     
  • Welche Folgen hat die Digitalisierung für die Beschäftigten?
     
  • Digitalisierung - Chance oder Gefahr für die Arbeitsplätze?
     
  • Wie sehen Arbeitsplätze in der Zukunft aus?
     
  • Ist bedingungsloses Grundeinkommen oder digitale Steuer eine Lösung?
     
  • Welche Ideen haben wir für eine gerechte Beschäftigungs- und Tarifpolitik und was fordert ver.di? 





Donnerstag, 5. Oktober 2017

Gefährdungsbeurteilung: Wie geht es jetzt weiter?


Ende letzten Jahres hat ein unabhängiges Institut eine Beurteilung der psychischen Gefährdungen bei WELTBILD durchgeführt. Die Ergebnisse waren besorgniserregend. (Wir berichteten hier.) Im April folgte eine Reihe von insgesamt acht Workshops in den unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens. Hier wurden die Ergebnisse präzisiert, und es sollten Lösungsvorschläge von den MitarbeiterInnen selbst erarbeitet werden.

Nach den Workshops im April hat der Betriebsrat mit der GF gesprochen und die Liste mit den Workshop-Ergebnissen vorgelegt. Das waren 246 Punkte, eine riesige Tabelle, die auch auf einer Betriebsversammlung präsentiert wurde. Nun wäre es eigentlich die Aufgabe des Arbeitgebers gewesen, daraus konkrete Maßnahmen abzuleiten und Abhilfe zu schaffen… Eine solche Liste ist aber nicht mehr handhabbar. Deshalb hat der BR angeboten, in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von BetriebsrätInnen und Personalabteilung, die Liste zusammenzufassen, zu sortieren und zu priorisieren. Die Arbeitsgruppe hatte gerade damit begonnen, da kam es zu einem überraschenden Wechsel an der Spitze der Personalabteilung, was den Prozess erstmal wieder aufgehalten hat.

Pragmatisches Vorgehen des Betriebsrats

Der Betriebsrat hat sich daraufhin zunächst auf pragmatische Lösungen konzentriert. So wurden über die Paritätische Kommission mehrere kleinere Umzüge zur Entzerrung initiert, Luftbefeuchter angeschafft, die Anmietung zusätzlicher Flächen im SIGMA-Technopark vorangetrieben, Angebote zum Schallschutz eingeholt und dergleichen mehr. Die Geschäftsführung hat zumindest mal das Thema Kommunikation/Transparenz in Angriff genommen und versucht seither über Briefings der erweiterten Geschäftsführung (eGF-Runde) mehr Informationen in die Abteilungen zu streuen.

Im Detail ist der BR also durchaus vorangekommen, aber der große Wurf fehlt bisher. Im Hintergrund hat der Gesundheitsausschuss des BR aber weiter an der Riesen-Liste gearbeitet. Am Freitag haben die KollegInnen das Ergebnis im Betriebsrat präsentiert. Die Arbeitsgruppe hat fünf große Themenfelder herausdestilliert. Es sind die Felder • Wertschätzung • Räumliche Belange • Abläufe in den Abteilungen • Abläufe zwischen den Abteilungen • Unternehmens-GF-Themen. Darunter gibt es jeweils fünf bis sechs Unterpunkte, die in den einzelnen Bereichen unterschiedlich hoch priorisiert werden. Dazu hat die Arbeitsgruppe nun auch konkrete Lösungsvorschläge erarbeitet.

Ziel: Noch im Oktober soll es verbindliche Zusagen der GF geben

Heute hat der BR diese Liste der Geschäftsführung übergeben mit der Aufforderung, noch im Oktober einen gemeinsamen Termin zu machen. Ziel dieses Termins sind verbindliche Zusagen der GF, was wie und bis wann umgesetzt werden wird. Danach wird der BR zu Teilbetriebsversammlungen in allen acht Bereichen einladen, und berichten, was unternommen werden soll, bzw. wofür es bis dahin noch keine vereinbarte Lösung gibt. Diese Teilbetriebsversammlungen sollen 30 – 40 Minuten dauern und werden voraussichtlich im November stattfinden. Wichtig ist, dass daran möglichst viele KollegInnen teilnehmen, damit BR und GF Feedback bekommen und die Lösungen nicht am Ende an den Betroffenen vorbeigehen.

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