Montag, 27. April 2015

125 Jahre 1. Mai - Vom Kampftag zum Feiertag




Dieses Jahr feiern wir zum 125. Mal den 1. Mai.
Der sogenannte "Tag der Arbeit" ist der Feiertag für alle Gewerkschafter, der in vielen bundesdeutschen Städten mit Feierlichkeiten begangen wird.

Nicht immer gab es Grund zum Feiern.
Kriege, politische Verfolgungen bis hin zur totalen Zerschlagung -  unseren gewerkschaftlichen Vorvätern waren viele Steine in den Weg gelegt worden.
Doch Dank ihres unzähmbaren Willens und ihrer Beharrlichkeit, ist es uns  125 Jahre später noch möglich, diesen Feiertag zu begehen und  weiterhin für faire Arbeitsbedingungen zu kämpfen - damit auch unsere nachfolgenden Generationen noch gute Arbeit haben.




Programm des 1. Mai 2015 in Augsburg



 9:30  Uhr Ökumenischer Impuls am Wertachbrucker Tor
 9:45  Uhr Sammeln des Demozugs vor dem Gewerkschaftshaus, Am Katzenstadel
10:00 Uhr Abmarsch
10:40 Uhr Ankunft des Demozugs auf dem Rathausplatz mit den Gruppen Sambamania und Sambattac         
10:45 Uhr Begrüßung durch den DGB-Regionsgeschäftsführer Helmut Jung
10:55 Uhr Grußworte der Stadt Augsburg
11:05 Uhr Beitrag der DGB-Jugend
11:20 Uhr Gastredner: Frank Werneke, stellv. Bundesvorsitzender von ver.di, zuständig für Druck, 
          Medien und Industrie
11:50 Uhr Schlusswort von Helmut Jung
11:55 Uhr Gemeinsames Lied: Brüder zur Sonne zur Freiheit
12:00 Uhr Prämierung der Sieger des Malwettbewerbs, Tarifsong der ErzieherInnen, Musik von
           Linus Förster und die Schadensbegrenzer sowie dem Männerchor Bismarck-Frohsinn, 
           Jonlage, Artistik und Humor von Magic Fabio
           Für Kinderbetreuung ist während der gesamten Veranstaltung gesorgt
15:00 Uhr Ende der Veranstaltung, Verabschiedung durch Helmut Jung

Mit dem Maiabzeichen  können am 1. Mai 15 alle Verkehrsmittel der AVV in den Tarifzonen 10 und 20  kostenfrei benutzt werden.
Die Maiabzeichen können gegen Abgabe von 1 Euro im BR-Büro bzw. bei den Gewerkschaften am Aktionstag erworben werden.

Was haben die Gewerkschaften in 125 Jahre erreicht?



Vieles ist für uns heutzutage in der Arbeitswelt selbstverständlich.
Dass wir in bezahlten Urlaub gehen können, zum Beispiel oder dass wir auch im Krankheitsfall weiterhin unsern Lohn beziehen.
16 - Stunden - Arbeitstage können und wollen wir uns nicht mehr vorstellen - für unsere Vorfahren jedoch war das tägliche Routine. Zum Glück hat sich vieles verändert - Dank dem Kampfgeist unserer Vorväter und stärker gewordenen Gewerkschaften.

Mitbestimmung in Betrieben und Unternehmen

Die zwei wesentlichen Formen sind die betriebliche und die Unternehmensmitbestimmung. In der betrieblichen Mitbestimmung vertreten die von der Belegschaft gewählten Betriebsräte die Interessen der KollegInnen gegenüber dem Arbeitgeber.
Bei der Unternehmensmitbestimmung sitzen die ArbeitnehmervertreterInnen  in den Aufsichtsräten und haben Mitbestrimmungsrechte.
Dadurch ist es möglich, Einfluss auf die Unternehmensentwicklung zu nehmen. Nachhaltigkeit statt reiner profitorientierter Unternehmenspolitik.

Fünf-Tage-Woche


Der Klassiker unter den Mai-Plakaten.
"Samstags gehört Vati mir" von 1956

Die Fünf-Tage-Woche mit freien Wochenenden war ein harter Kampf, der die Lebensqualität verbesserte und für faire Arbeitsbedingungen sorgte.

Für die meisten von uns heute selbstverständlich.




Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

1956/57 erkämpfte in einem 16-wöchigen Streik die IG Metall die Lohfortzahlung im Krankheitsfall für Arbeiter.
Da Angestellte im Krankeheitsfall besser gestellt waren als Arbeiter, forderte der DGB seit 1954 die Gleichbehandlung aller Arbeitnehmer.
Erst 1970 trat die volle  gesetzliche Gleichstellung von ArbeitnehmerInnen und Angestellten im Krankheitsfall in Kraft.


40-Stunden-Woche und Acht-Stunden-Tag


1955 stand der 1 Mai unter dem Motto "Fünf Tage sind genug, für eine 40-Stunden-Woche".
IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall vereinbarten 1957 die stufenweise Einführung der 40-Stunden-Woche. Ein Ergebnis, welches auch für andere Branchen wegweisend war. 1965 wird die 40-Stunden-Woche in der Druckindustrie, 1967 in der Metallindustrie per Tarifvertrag eingeführt. 
Nach siebenwöchigem Streik und Aussperrung erkämpfte die IG Metall 1984 den Einstieg in die 35-Stunden-Woche.





Bezahlter Jahresurlaub und Urlaubsgeld



Der bezahlte Jahresurlaub ist ein erfolgreich bestrittener Kampf der Gewerkschaften.
Nach dem WK II fanden sich in einigen Landesverfassungen das Recht auf zwei Wochen Mindesturlaub.
Als 1963 das Bundesurlaubsgesetz geschaffen wurde, hatten alle ArbeitnehmerInnen einen Mindesturlaubsanspruch von 3 Wochen zugesichert bekommen.
Bereits vorher hatten Gewerkschaften Urlaub und Urlaubsgeld in Tarifverträgen geregelt.





Kündigungsschutz und Beschäftigungssicherung

Damit der Arbeitgeber nicht einfach nach Lust und Laune einstellen und kündigen kann, verdanken wir dem Einsatz der Gewerkschaften.
In den Hattenheimer Gesprächen von 1950 setzten die Gewerkschaften die Schaffung eines gesetzlichen Kündigungsschutzes durch. Durch die betriebliche Mitbestimmung wird die Willkür noch weiter eingedämmt - der BR redet mit.
Auch die Beschäftigungssicherung, etwa durch Einsatz von Kurzarbeit oder Investitionsprogrammen, sorgt dafür, dass der Arbeitsplatz auch krisenbedingt meist erhalten werden kann.


Mindestlohn und soziale Sicherheit

Seit dem 1. Januar 2015 gilt in Deutschland der Mindestlohn von 8,50 Euro. Ein Erfolg, an dem wir weiter arbeiten müssen, damit dieser ohne Ausnahmen kontrolliert und umgesetzt wird.
Doch bereits vor der Einführung des Mindestlohns, setzten sich die Gewerkschaften für eine kontinuierliche Einkommenssteigerung ein - durch Abschluss von Tarifverträgen.
Der Kampf gegen prekäre Arbeitsbedingungen, wie etwa durch Leiharbeit oder Werksvertäge, oder die Gleichstelleung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz und beim Einkommen stehen ganz oben auf den TO-DO-Listen der Gewerkschaften.
Denn ein "zwei Klassen Denken" soll endgültig aus den Köpfen aller verbannt werden.
Aber auch die Leistungen der Sozialversicherung, wie gesetzliche Kranken-, Pflege-, Renten-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung müssen immer wieder neu verteidigt und verhandelt werden.


Arbeits- und Gesundheitsschutz

Tödliche Unfälle oder schwere Verletzungen am Arbeitsplatz kommen im Vergleich zu Früher seltener vor,  Dank dem unnachgiebigen Einsatz der Gewerkschaften gegen körperliche und gesundheitliche Risiken am Arbeitsplatz. 




Neben Unfallprävention und -nachsorge, bedeutet Arbeits- und Gesundheitsschutz heutzutage, Beschäftigte vor psychischen Belastungen und Stress zu schützen.

Dies ist eines der zentralen Themen der diesjährigen Maifeierlichkeiten.







Gute Bildung und Ausbildung

Die Gewerkschaften haben maßgeblich daran mitgearbeitet, dass Ausbildungsberufe nicht willkürlich von Arbeitgebern selbst aufgestellt werden können oder durch den Gesetzgeber vorgegeben werden. Sie setzen sich in Berufsbildungs- und Prüfungsausschüssen für eine gute und faire berufliche Bildung ein.
Ebenso ist die berufliche Weiterbildung ein gewerkschaftliches Kernthema.
Gute Studienbedingungen werden vor allem von der Gewerkschaftsjugend mitgestaltet. Dazu bestehen in vielen Betrieben Betriebsvereinbarungen.


Engagement für Frieden, gegen Rassismus und Diskriminierung

Gewerkschaften waren in den früheren Zeiten bei Weitem nicht so anerkannt und etabliert, wie sie das heute sind.
Viele GewerkschafterInnen wurden in den Anfängen verfolgt und inhaftiert. In der Nazi-Zeit, in der die Gewerkschaften zerschlagen wurden, bezahlten etliche GewerkschafterInnen ihr Engagement sogar mit ihrem Leben. 
Nach Ende des zweiten Weltkriegs sahen sich die wiedergegründeten freien Gewerkschaften im DGB deshalb dem Einsatz für den Frieden und dem Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Faschismus besonders verpflichtet.
Gerade jetzt mehr, denn je.








Quellen:









Samstag, 25. April 2015

Gewerkschaftliches Bildungsprogramm: "Meine Gewerkschaft ver.di, ich und meine betriebliche Situation"


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute stellen wir Euch das nächste Seminar aus dem ver.di-Bildungsprogramm für die Mitglieder vor.
Nähere Infos finden sich auch unter www.verdi-bildungsportal.de.

Zur Erinnerung:
ver.di hat für die Mitglieder ein umfangreiches Bildungsprogramm, meist kostenlos und meist mit Fahrtkostenzuschuss.


Meine Gewerkschaft ver.di, ich und meine betriebliche Situation


vom 08.05.2015 bis 10.05.2015 in Beilngries/Paulushofen

Beginn: Freitag um 10 Uhr
Ende: Sonntag nach dem Mittagessen
Veranstaltungsnummer: 15/30/373

Seminarinhalt:

Das Seminar bietet eine erste Orientierung für ver.di-Mitglieder und setzt dabei den Schwerpunkt auf die betriebliche Situation der Teilnehmenden. Dabei beschäftigen wir uns mit folgenden Fragen und erarbeiten gemeinsam Handlungshilfen:


  • Wie ist meine aktuelle Situation in Betrieb und Gesellschaft?
  • Wo liegen die geschichtlichen Wurzeln der Gewerkschaften?
  • Wie ist das Verhältnis zwischen Arbeitgeber_innen und Arbeitnehmer_innen gestaltet?
  • Was sind die Grundzusammenhänge unserer Wirtschaft?
  • Wo finde ich mich in ver.di als Mitglied wieder?
  • Ist gewerkschaftliche Solidarität erlernbar?

Freitag, 24. April 2015

Warum es keinen Sinn macht, jetzt nachzugeben


Für den Kurs des Betriebsrats gibt es keine vernünftige Alternative 


Es macht keinen Sinn…

…dass wir in der Logistik 200 Leute gehen lassen, damit der verbleibende Rest länger arbeitet, weniger Urlaub hat und schlechter bezahlt wird.

…dass wir in der Verwaltung 100 Leute gehen lassen, damit der verbleibende Rest unter der Aufgabenlast zusammenbricht und länger arbeitet bei weniger Urlaub und Einkommen.

…wenn der verbleibende Rest auch in den nächsten Jahren in permanenter Angst um den Arbeitsplatz leben muss, weil immer mehr Aufgaben an Dienstleister vergeben werden und die verbleibenden Abteilungen bis zur Dysfunktionalität verkleinert und am Ende outgesourct werden.

Das alles macht auch deshalb keinen Sinn…

…weil das einzige Ziel von Walter Droege die schnelle Rückkehr in die Gewinnzone ist. Die Höhe der Erträge ist aus der Sicht eines Firmenmaklers zweitrangig, weil er eine oder mehrere kleinere aber stabile Firmen mit höherem Gewinn verkaufen kann. Unsere Existenzen spielen dabei leider nicht die geringste Rolle.

…weil der verbleibende Topf für Abfindungen und Transfergesellschaften mit jeder Entlassungswelle kleiner werden wird. Am Ende beneiden dann die Lebenden die Toten.

Auch das macht keinen Sinn.

Mittwoch, 22. April 2015

WELTBILD-Pressestelle versucht Öffentlichkeit zu täuschen


Das Augsburger Arbeitsgericht hat heute beschlossen, den Betriebsrat in eine Einigungsstelle zu schicken. Der BR hat bereits angekündigt, gegen diesen Beschluss Rechtsmittel einzulegen. Die Pressestelle der WELTBILD Retail GmbH hat das Urteil zum Anlass genommen, heute eine bewusst irreführende Pressemitteilung herauszugeben. Darin heißt es unter anderem: "Darstellungen, wonach bei Weltbild 300 Stellen abgebaut werden sollen, sind falsch." Es ginge nur noch um einen Personalabbau von 60 Stellen, behauptet die Pressestelle.

Das ist eine verzerrte Darstellung: WELTBILD Retail GmbH und ALSO Logistics Services GmbH bilden einen gemeinsamen Betrieb, für den ein einziger Betriebsrat zuständig ist. Das ist vertraglich bei der Überleitung festgelegt worden, genauso wie eine gemeinsame Führungsvereinbarung. Das wissen die Beteiligten auf Arbeitgeberseite sehr wohl und haben dementsprechend auch die Einigungsstelle für den gemeinsamen Betrieb vor Gericht beantragt.

Entlassungen werden wahrheitswidrig kleingerechnet

Jetzt öffentlich etwas anderes zu behaupten, ist reine Taktik, um die Anzahl der geplanten Entlassungen wahrheitswidrig kleinzurechnen. Wir bleiben bei unserer Darstellung, dass in der Retail rund 100 Arbeitsplätze in Gefahr sind. Die 60, von denen die Pressestelle spricht, sind rechnerische Vollzeitstellen, d. h. zwei 50%-Teilzeitbeschäftigte besetzen eine rechnerische Vollzeitstelle. Es sind also auf jeden Fall mehr Menschen betroffen als rechnerische Vollzeitstellen. Dazu kommt die Tatsache, dass derzeit vor allem hochqualifizierte Fachkräfte das Unternehmen verlassen (z. B. ITler und Marketeers), die selbstverständlich mit gleich qualifizierten Fachleuten ersetzt werden müssen, während im Bereich der SachbearbeiterInnen wie ursprünglich geplant gekündigt werden soll.

Im Bereich der Logistik stehen weiterhin 200 Arbeitsplätze auf der Streichliste. Macht zusammen 300 Arbeitsplätze.

Desweiteren spricht die Pressestelle von derzeit 1.372 Beschäftigten in der "Weltbild Gruppe (ohne Logistik)". Damit werden die MitarbeiterInnen in den Filialen mit in die Berechnung einbezogen. Die Filialen sind wiederum in einer eigenen GmbH aufgehängt, bilden aber im Gegensatz zur ALSO keinen gemeinsamen Betrieb mit der Retail. Während die Pressestelle also einerseits spaltet, was tatsächlich zusammengehört, zieht sie auf der anderen Seite etwas zusammen, was nicht vergleichbar ist: In den Filialen sind zum überwiegenden Teil Teilzeitkräfte und Aushilfen beschäftigt  – im übrigen sämtlich ohne tarifgebundene Arbeitsverträge. Also auch wieder ein Rechentrick, um die Zahl der 60 rechnerischen Vollzeitstellen möglichst klein erscheinen zu lassen.

Geändert hat sich gar nichts. Die Darstellung der Pressestelle ist falsch und eine unseriöse Augenwischerei, um die Belegschaft zu spalten und die Öffentlichkeit über den wahren Sachverhalt zu täuschen.

Dienstag, 21. April 2015

Walter Droege hält am Kaputt-Sparkurs fest


Kein Entgegenkommen, nur kosmetische Korrekturen 


Unsere Pressestelle verbreitet neben regelmäßigen Jubelmeldungen jetzt auch Vorwürfe gegen den Betriebsrat. Man sei uns weit entgegen gekommen, aber der BR bleibe stur, heißt es darin. Das ist Quatsch!

Aktuell fordert die ALSO 160 Kündigungen in der Logistik. Das sind sogar 25 Stellen mehr als am Anfang der Gespräche, weil zwischenzeitlich die Hälfte unserer Filialen notgeschlachtet wurde. Ebenfalls stehen weitere 20 Arbeitsplätze zur Debatte, mit denen die Erhöhung der Wochenarbeitszeit und die Verkürzung des Urlaubs erpresst werden sollen. Nochmal 40 - 60 Jobs sind fällig, wenn das Drittgeschäft nicht kommt, für dessen Akquise die weit verzweigte Droege-Gruppe  derzeit keine sichtbaren Anstrengungen unternimmt.

In der Retail ist die Zahl der geplanten Entlassungen auf den ersten Blick tatsächlich gesunken. Das ist aber keinesfalls einem „Entgegenkommen“ zu verdanken, sondern der schlichten Tatsache, dass gut qualifizierte MitarbeiterInnen WELTBILD gerade in Scharen und fluchtartig verlassen.

In Wahrheit täuscht die Anzahl von 280 Vollzeitstellen, die bleiben sollen, eine geringere Anzahl von Entlassungen nur vor. Denn wenn z. B: eine IT-Fachkraft geht, kann keine Bürokraft an deren Stelle rücken. Deshalb wird durchschnittlich qualifizierte KollegInnen weiterhin die volle Härte der geplanten Entlassungswelle treffen.

Darüber hinaus heißt es, die Geschäftsführung habe das Werbebudget auf Druck des Betriebsrats wesentlich erhöht. Auch das ist Unsinn: Es geht um einen mittleren 1-stelligen Millionenbetrag, gerechnet über 3 Geschäftsjahre für die gesamte Gruppe mit Österreich, Schweiz und Filialen. Gerade mal die Hälfte davon soll der Katalogwerbung zugute kommen. Diese Etat-Erhöhung könnte genauso gut die Folge eines Rechenfehlers sein.

Von einem Entgegenkommen kann also keinerlei Rede sein. Übrig bleibt eine Spiegelfechterei mit Zahlen.

Montag, 20. April 2015

Die Lügen des Walter P. Droege




Vor der Übernahme gab Walter P. Droege der Belegschaft sein Versprechen: Keine Kündigungen im Zuge des Betriebsübergangs – einen Monat nach Antritt der neuen Geschäftsführung werden 200 Entlassungen angekündigt. Mittlerweile ist von über 300 Entlassungen die Rede. 

Aber Walter Droege hat noch viel mehr gelogen:

• Droege versprach einen „langfristigen Invest“ – als erstes kürzte er die Werbung um fast 40 Prozent.

• Das versprochene ALSO-Drittgeschäft – bis heute eine Schimäre, stattdessen werden Lagerflächen untervermietet.

• Droege wollte WELTBILD als „Gegenpol zu Amazon“ positionieren – in Wirklichkeit halbierte er den geplanten Umsatz.

• Multichannel sei richtig und wichtig, sagte Droege – die Hälfte unseres Filialnetzes wurde verkauft, die Katalogauflagen um 80% reduziert und auch für Online gibt es deutlich weniger Geld.

• Droege kündigte an, auf den Tolino als Zukunftsmarkt zu setzen – der Abverkauf unserer Geräte liegt meilenweit unter Vorjahr und niemand unternimmt etwas dagegen.

• Droege wollte aus WELTBILD eine schlanke und schlagkräftige Organisation bauen – erste Schritte in diese Richtung wurden in der Insolvenz gegangen. Droege dreht das zurück, z. B. in dem er Print- und Online-Werbung wieder auseinander reißt.

• Droege hat Verträge unterschrieben, durch die unsere Arbeitsplätze abgesichert wurden – jetzt ignoriert er diese Vereinbarungen oder unterläuft sie planmäßig.

• Fortsetzung folgt…


Sonntag, 19. April 2015

Die Rechte der Belegschaft werden mit Füßen getreten


Die Geschäftsführung verstößt systematisch gegen Gesetze


Die Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten sind im Betriebsverfassungsgesetz definiert. Das sind nicht etwa Vorschläge, sondern Gesetze, die in ganz Deutschland und in jedem Betrieb eingehalten werden müssen. Die Geschäftsführung bricht diese Gesetze mittlerweile im Wochenrhythmus.

Wenn zum Beispiel die Anstellung neuer MitarbeiterInnen zu Nachteilen für derzeit Beschäftigte führt, kann der Betriebsrat seine Zustimmung verweigern. Das hat er in mehreren Fällen getan, aber die Geschäftsführung ignoriert oder umgeht die rechtlich bindende Zustimmungsverweigerung des BR. In einem Fall wurde die ausgewählte Führungskraft flugs zum „Leitenden Angestellten“ erklärt. In einem anderen Fall hat man sich nicht einmal diese Mühe gemacht, sondern die betreffende Person einfach trotzdem eingestellt.

In beiden Fällen geht der Betriebsrat jetzt gerichtlich gegen die Einstellung vor: Die Betreffenden müssen das Unternehmen wieder verlassen.

Dazu kommen ständige Verstöße gegen die Informationspflicht und die Mitbestimmung in sozialen Angelegenheiten, z. B. bei der Pausenregelung. Auch hier leitet der BR jetzt einen Prozess ein.

Unten sparen, oben vergolden


Das ist ungerecht


Vier Top-Verdiener bei WELTBILD beziehen zusammen ein Jahresgehalt deutlich über 1.000.000 Euro. 

Weitere Führungskräfte – oft aus dem Netzwerk der Droege-Gruppe – werden angestellt. Während die Oberen das Geld mit dem Koffer nach Hause tragen, fordert Droege eine Reduzierung der Personalkosten um 10 Millionen Euro. Dieses offensichtliche Missverhältnis sollen wir mit unseren Arbeitsplätzen bezahlen. Nein!

Freitag, 17. April 2015

Warenkreditversicherer Euler Hermes kündigt WELTBILD


Gestern hat der Betriebsrat zufällig und über Dritte erfahren, dass der Warenkreditversicherer Euler Hermes seine Verträge mit WELTBILD bereits Mitte März gekündigt hat. Seit mehreren Wochen werden wir nur noch gegen Vorkasse beliefert. Die Kündigung der Warenkreditversicherung (WKV) ist für ein Handelsunternehmen der größte anzunehmende Unfall. 

Was ist eine Warenkreditversicherung?

Euler Hermes ist das weltweit führende Versicherungsunternehmen für Lieferantenversicherungen. Eine Warenkreditversicherung (WKV) bürgt dafür, dass Lieferanten ihre Ware auch dann bezahlt bekommen, wenn der Bezieher dieser Waren nicht mehr zahlt, bzw. nicht mehr zahlen kann. Nur unter dem Schutz einer WKV sind Verlage oder Hersteller bereit, Waren zu liefern, die erst nach dem erfolgreichen Weiterverkauf an die Endkunden bezahlt werden.

Ein Händler ohne WKV muss alle Waren vor der Lieferung bezahlen und somit enorm hohe Summen vorstrecken, um ein breites Sortiment anbieten zu können. Wenn die Kassen – wie bei WELTBILD – leer sind, führt das dazu, dass nur noch kleinste Mengen ans Lager genommen werden. Artikel, die sich gut verkaufen, gehen daher immer wieder aus und müssen kurzfristig nachbestellt werden. Die Nachlieferung durch die Verlage bzw. Großhändler aber erfolgt wiederum nur gegen Vorkasse, so dass bis zu vier Wochen vergehen, bis die Ware wieder verfügbar ist.

Eine absurde Situation: Während unsere KollegInnen in der Logistik um jede Stunde Zeitersparnis im Auslieferungsprozess kämpfen, verursacht die Kündigung der Euler-Hermes-WKV gleichzeitig wochenlange Verzögerungen bei der Bereitstellung bereits bestellter Artikel. Was das in der Wahrnehmung unserer KundInnen auslöst, mag man sich gar nicht vorstellen…

Warum hat Euler Hermes die Verträge gekündigt?

Diese Geschäftsführung hat alle Glaubwürdigkeit verloren und jedes Vertrauen verspielt. Deshalb haben wir an anderer Stelle nachgefragt, warum die Kreditversicherung gekündigt wurde. Darauf wurde uns der  bekanntermaßen rustikale Verhandlungsstil von Patrick Hofmann als Grund für den Rückzug von Euler Hermes genannt. Wer den markigen Umgangston unseres Geschäftsführers kennt, kann sich das leider nur allzu gut vorstellen.

Dass sich die Geschäftsleitung durch ihr inkompetentes Verhalten und regelmäßige Fehl- bzw. Nichtentscheidungen gegen die Belegschaft stellt, ist uns ja mittlerweile nicht neu. Aber dass jetzt der Geschäftsführer Patrick Hofmann dieses unprofessionelle und stümperhafte Verhalten gegenüber den Geschäftspartnern an den Tag legt, ist eine Katastrophe und zeugt davon, dass er nicht in der Lage ist WELTBILD zu führen.

Einen der wichtigsten Geschäftspartner wie Euler Hermes dazu zu bringen, die Zusammenarbeit zu beenden, ist schon eine „Glanzleistung“, deren Rechnung am Ende wir zahlen müssen. Euler Hermes war die gesamte Insolvenz hindurch von der Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit von WELTBILD überzeugt und vor allem ein zuverlässiger Geschäftspartner.

Innerhalb kürzester Zeit ist es Hofmann gelungen, diesen wichtigen Partner für WELTBILD davonzujagen. Zwischenzeitlich ergeht sich die Geschäftsleitung in langatmigen Vorträgen über die angeblich positive Entwicklung und verteilt verbale Beruhigungspillen an die Belegschaft der Retail: Vielleicht… womöglich… unter Umständen… könne man sich eventuell vorstellen… im Bereich Retail ganz auf Kündigungen zu verzichten – alles Blabla: In Wahrheit stecken wir dank der Geschäftsführung schon wieder bis zum Hals in riesigen hausgemachten Problemen.

Als Patrick Hofmann die Sparkassenkredite verspielt hat, die der Insolvenzverwaltung bereits zugesagt waren, hat er den Sarg für WELTBILD gezimmert. Mit dem Verprellen von Euler Hermes hat er den Deckel draufgelegt. Mal sehen, ob er noch die Gelegenheit bekommt, die Nägel einzuschlagen…

Warum veröffentlichen wir diese Tatsachen?

„Oh Gott, schon wieder schlechte Presse“, mögen einige denken, die den Lügen und Verdrehungen unserer Geschäftsführung gewohnheitsmäßig aufsitzen. Die Wahrheit ist: Alle unsere Lieferanten wissen seit Wochen, dass Euler Hermes gekündigt hat; erst über diese Lieferanten hat der Betriebsrat überhaupt Kenntnis von der Kündigung erhalten. Auch unsere KundInnen haben leider längst bemerkt, dass bei WELTBILD vieles nicht mehr so funktioniert, wie man es von einem modernen Versandhandelsunternehmen erwarten darf. Das ist kein Geheimnis.

Darüber zu schweigen, bringt gar nichts. Es muss sich etwas ändern. Jetzt. Sonst fliegt uns das Weihnachtsgeschäft garantiert um die Ohren.

Mittwoch, 15. April 2015

Proteste gegen Walter Droege vor dem Arbeitsgericht


"Wir haben genug geblutet – Schluss jetzt!" Heute vormittag begleiteten rund 60 MitarbeiterInnen von WELTBILD und ALSO den Prozess vor dem Augsburger Arbeitsgericht mit Protesten. Die KollegInnen sind stinksauer auf Investor Walter Droege. "Wir sind von vorne bis hinten belogen worden", sagt eine Kollegin. "Unglaublich, dass sowas in Deutschland nicht bestraft wird."



Die Arbeitgeber-Anwälte wollten vor Gericht Verhandlungen über weitere Massenentlassungen in einer sogenannten Einigungsstelle erzwingen. Der Betriebsrat stellt sich quer und verweist auf die Verträge, die im Zuge des Droege-Einstiegs bei WELTBILD geschlossen wurden. Demnach sind vor weiteren Entlassungen arbeitsmarktpolitische Mittel wie z. B. Kurzarbeit zu prüfen.

Außerdem weicht Droege in entscheidenden Punkten vom Konzept "Weltbild 2.0" ab, das Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz gemeinsam mit der Belegschaftsvertretung und der Unternehmensberatung Roland Berger für die Sanierung von WELTBILD erarbeitet hatte.

Weitere 300 sollen gehen

Aus Sicht der ArbeitnehmerInnen ist die aktuelle Krise "hausgemacht" und dient nur als Vorwand für weitere Massenentlassungen. Mehr dazu in einem Bericht aus der BR-Zeitung "Picker" weiter unten.

Im Zuge der WELTBILD-Insolvenz zu Beginn letzten Jahres haben bereits über 1.200 Menschen in Augsburg ihre Arbeitsplätze verloren. Wenn es nach Walter Droege geht, sollten von den verbleibenden 900 MitarbeiterInnen nochmals 300 gehen.

Ein Urteil des Augsburger Arbeitsgerichts wird für kommenden Mittwoch erwartet. Die Geschäftsführung zog es übrigens vor, dem Termin fernzubleiben.

Mit Lug und Trug WELTBILD und ALSO gegen die Wand gefahren


So schafft Walter Droege die Voraussetzungen für die geplanten Massenentlassungen


Als Patrick Hofmann kaum 30 Tage nach Amtsantritt dem Betriebsrat verkündete, die Gehaltszahlungen stünden auf der Kippe, waren wir entsetzt: Wie war es möglich, dass unser Unternehmen trotz einer harten und schmerzhaften Sanierung durch die Insolvenzverwaltung und Roland Berger schon wieder kurz vor der Pleite stand? Heute ist vieles klarer. Walter Droege hat eine perfide Strategie gefahren, um einen weiteren Arbeitsplatzabbau zu rechtfertigen. 

Kern dieser Strategie ist die Aufspaltung der Verlagsgruppe in zwei Firmen, gegen die sich der BR bis zuletzt gewehrt hatte. Durch die vertragliche Festschreibung eines gemeinsamen Betriebs zweier GmbHs hatten wir versucht, die Risiken der Aufspaltung zu minimieren. Damit waren wir leider nur teilweise erfolgreich.

Droege nutzte die Aufspaltung sofort zum Verschieben von Geldern innerhalb des Firmenverbunds. Der Trick ging so: Bis Ende 2014 bezahlte Retail die kompletten Personalkosten der ALSO Logistik in Augsburg. So flossen monatlich Millionen in die ALSO, die mehrheitlich ebenfalls Droege gehört. Damit fehlte nicht nur das Geld für die Weihnachtswerbung, die kurzerhand zusammengestrichen wurde. Auch die Liquidität der Retail geriet in Gefahr.

Dazu maßgeblich beigetragen hatten auch Gespräche, die Patrick Hofmann mit der Stadtsparkasse geführt hat. Eingeweihte bestätigen, dass unser Geschäftsführer dabei die zu erwartende Ertragsentwicklung sehr negativ dargestellt hat. Das führte letztendlich zum Rückzug einer Kreditlinie, die man der Insolvenzverwaltung bereits zugesagt hatte.

Deshalb wurde Ende Oktober das Geld für die Gehaltszahlungen knapp und die Geschäftsführung forderte daraufhin die Entlassung von rund 200 MitarbeiterInnen. 100 davon sollten noch vor Weihnachten gehen.

Erst Retail rasieren, dann ALSO

Als der Betriebsrat die Mitwirkung an der Massenentlassung kategorisch ablehnte, drehte Droege den Spieß um. Seit Januar bezahlt Retail nur noch Stückkosten pro Päckchen an die ALSO. Durch die brutale Kürzung des Werbebudgets sind die Umsätze um fast 40% gefallen, entsprechend schlecht ist die Auftragslage bei ALSO, die jetzt aber die kompletten Personal-kosten tragen muss.

Das angekündigte Drittgeschäft ist bis heute nicht akquiriert. Stattdessen untervermietet ALSO Lagerflächen, die aber von betriebsfremden MitarbeiterInnen bewirtschaftet werden. Die Folge: Unterbeschäftigung unserer Leute und eine Kostenexplosion, der mit der Entlassung von weiteren 200 Menschen aus der ALSO begegnet werden soll.

Alles in allem eine hausgemachte Krise mit einem einzigen Ziel: WELTBILD stark zu verkleinern und so leichter und schneller in die Gewinnzone zu führen.

Quelle: Betriebsratszeitung "Picker"

Dienstag, 14. April 2015

Was haben wir erreicht und wie geht es weiter?


Seit 18 Monaten kämpfen wir um unsere Arbeitsplätze


Seit der Ankündigung der Stilllegung unseres Customer-Care-Centers kämpfen wir um jeden einzelnen Arbeitsplatz bei WELTBILD.

Im Zuge der Insolvenz haben wir 650 KollegInnen verloren. Es gab keine Alternative, aber mit dem erstrittenen Kirchengeld konnten wir diese Menschen und ihre Familien zumindest ein Jahr lang finanziell absichern.

Ende Oktober forderte unser neuer Mehrheitsgesellschafter Droege weitere 400 Entlassungen. Außerdem die Erhöhung der Wochenarbeitszeit, geringere Gehälter und weniger Urlaub für die hart arbeitenden Menschen bei WELTBILD und ALSO.

Bis heute – rund 5 Monate später – hat es keine einzige Kündigung gegeben. Alle erhalten weiterhin ihr volles Gehalt und haben die gleichen, überdurchschnittlichen Arbeitsbedingungen. Abgesehen natürlich von der enormen psychischen Belastung, die Droege uns zumutet.

Wenn wir am Mittwoch vor Gericht verlieren, wird der Betriebsrat ein Verfahren am Landesarbeitsgericht anstreben. Das verschafft uns weitere 3 bis 4 Wochen Arbeit und Lohn. Sollten wir auch in München unterliegen, wird voraussichtlich ab Mitte Mai vor der Einigungsstelle verhandelt. Wenn Droege seinen Kurs nicht korrigiert, wird es dabei hauptsächlich um die Höhe der Abfindungen und die Einrichtung einer neuen Transfergesellschaft gehen.

Für Kündigungen, die vor dem 30. Juni ausgesprochen werden, gilt eine einheitliche, tarifliche Kündigungsfrist von 6 Monaten. Also wenigstens Planungssicherheit bis Weihnachten.


Der öffentliche Druck entscheidet


Die Verhandlungsspielräume und juristischen Möglichkeiten des Betriebsrats sind nahezu ausgeschöpft. Über Monate haben wir einem geldgierigen Investor und einer oft sinnfrei agierenden Geschäftsführung die Stirn geboten. Einige der dümmsten Fehler im neuen Konzept konnten wir korrigieren, aber die Zielrichtung bleibt: Umsatz runter, Leute raus, Ertrag nach Düsseldorf.

Letzten Endes entscheidet die öffentliche Wahrnehmung, ob der Milliardär Walter Droege seinen skrupellosen Kurs halten kann und viele Hundert Existenzen in Augsburg vernichtet. Nur wenn der Image-Schaden größer ist, als der zu erwartende Gewinn wird Droege nachgeben.

Deshalb werden wir ab sofort auch wieder verstärkt öffentlich agieren. Dabei kann jedeR den BR unterstützen. Zeigt Gesicht, am Ende geht es um eure Arbeitsplätze!


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