Montag, 25. Juli 2016

Klinikum Augsburg - mit Hilfe von ver.di Lohn-Dumping verhindert

 

Küche & Co. bleiben an Bord: Ausgliederung in Servicegesellschaft und Billiglohn-Tochter am Klinikum verhindert



Wenn von Kliniken gesprochen wird, denken viele sofort an Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger. Doch genauso wichtig sind die Beschäftigten in der Küche, in der Reinigung, Versorgung und Hauswirtschaft. Diese Servicebereiche stehen bei vielen Kliniken immer dann ganz oben auf der Liste, wenn gespart werden soll. Und wann soll es das nicht? Die Beschäftigten werden mit schlechterem Tarifvertrag oder ganz ohne Vertrag ausgegliedert; in Service-GmbHs erhalten sie niedrigere Löhne, die betriebliche Altersversorgung wird meist gestrichen. So war es auch beim Klinikum Augsburg geplant. Doch die Beschäftigten haben sich mit Hilfe von ver.di gewehrt. Und sie hatten Erfolg: Sie konnten die Servicegesellschaft und weitere Teilprivatisierungen an ihrem Klinikum verhindern.

Der Kampf der Augsburger Beschäftigten zeigt, was erreicht werden kann, wenn alle zusammenstehen. Sie sind monatelang gegen ihre Ausgliederung aktiv gewesen, zuletzt mit einer Unterschriftenaktion, an der sich mehr als 2.500 Beschäftigte aus allen Berufsgruppen beteiligt haben. Die Aktionen haben gewirkt und ihren Argumenten für den Verbleib am Klinikum Geltung verschafft: Mitte Juni entschied sich der Verwaltungsrat schließlich gegen die Gründung einer Servicegesellschaft. Damit bleiben die Beschäftigten der Servicebereiche weiterhin Mitarbeiter/innen des Klinikums.

Für den Freistaat feingemacht

 

Mit der Idee, die Beschäftigten auszugliedern, hat der Arbeitgeber nur ein Ziel verfolgt: Sparen. In den Servicebereichen wie Küche, Logistik, Reinigung und Versorgung wären bis zum Jahr 2026 insgesamt rund 800 Beschäftigte betroffen gewesen - die meisten von ihnen Frauen.

Der Hintergrund: Das Klinikum soll künftig zu einem Universitätsklinikum umgebaut werden und dann von einem Kommunalunternehmen in die Trägerschaft des Freistaats Bayern wechseln. Bis dahin soll das Klinikum auf Druck des Freistaats noch kosteneffizienter werden.

Für die Beschäftigten hätte dies gravierende Folgen gehabt. Nicht nur, dass alle neu Eingestellten aus der Tarifbindung gefallen wären und weniger verdienen würden, sie hätten auch ohne betriebliche Altersvorsorge über die Zusatzversorgungskasse des öffentlichen Dienstes auskommen müssen. Damit hätte ihnen die Altersarmut gedroht. Die Beschäftigten hätten bei ihrem Renteneintritt ein Einkommen erhalten, das nicht zum Leben reicht.



Die erhofften Einspar­summen durch eine Ausgliederung waren bei genauerer Betrachtung mehr als fragwürdig. "Es wird immer so dargestellt, als würde enorm gespart werden", sagt Hildegard Schwering, die Personalratsvorsitzende des Klinikums. "Tatsächlich spart der Arbeitgeber durch Outsourcing jedoch nur das, was er den Mitarbeiter/innen bei der betrieblichen Altersversogung vorenthält."

Von wegen Sparen

 

Der Personalrat überprüfte in akribischer Kleinarbeit die Berechnungen der Unternehmensberatung des Klinikums und stellte fest, dass sich die geplanten Veränderungen auch für den Arbeitgeber nicht lohnen. "In zehn Jahren sollten elf Millionen Euro gespart werden. Wir konnten nachweisen, dass das nicht stimmt", sagt Artur Hoch, Personalrat und selbst Mitarbeiter in der Küche.

Nach der Berechnung des Personalrats wären die Beschäftigten später, bei ihrem Eintritt in die Rente, nach 45 Jahren Arbeit in Vollzeit auf Grundsicherung angewiesen, wenn sie keine betriebliche Altersversorgung erhalten. Diskussionen über die Gründung von Servicegesellschaften seien immer auch sozialpolitische Auseinandersetzungen in den betroffenen Kommunen, sagt ver.di-Gewerkschaftssekretär Stefan Jagel. "Wir dürfen diese Verschiebung von sozialer Verantwortung im öffentlichen Dienst nicht auf Dauer zulassen."
Ebenso wie die Personalräte am Klinikum Augsburg ist Stefan Jagel davon überzeugt, dass es sich häufig überhaupt nicht rechnet, Bereiche aus dem öffentlichen Dienst auszugliedern, "wenn man diese späteren Kosten bei den Servicegesellschaften von Anfang an in die Rechnung mit einbeziehen würde". Die Erfahrung in Augsburg zeige: "Wir brauchen deshalb viele Kolleginnen und Kollegen, die den Trend umkehren und ausgegliederte Bereiche wieder in die Kliniken und damit in den öffentlichen Dienst zurückführen."


Quelle: publik 05/2016, Foto: Werner Bachmeier

Montag, 18. Juli 2016

Weltbild wird endlich wiedervereint - zumindest räumlich


Der finale Umzug der noch in Lechhausen verbliebenen WeltbildmitarbeiterInnen steht unmittelbar bevor. Dann werden alle Kollegen zwar nicht in einem einzigen Gebäude, doch zumindest in unmittelbarer Nähe zueinander in Büros bei Böwe Systec und im Sigma Technopark ihrer Arbeit nachgehen. Was als Interimslösung geplant war, sieht aktuell nach einer dauerhaften Kompromisslösung aus.

Für die Auswahl des neuen Standorts war im Juli 2014, nach Kündigung der Mietverträge für den zu teuer gewordenen Prunkbau in der Steinernen Furt, eine Betriebsvereinbarung geschlossen worden. In dieser BV wurde festgelegt, dass der Betriebsrat an der Entscheidung für einen neuen Standort beteiligt werden muss. 

Leider ist die Vereinbarung von der Geschäftsleitung komplett ignoriert worden. Eine Mitteilung erfolgte immer erst dann, wenn bereits Fakten geschaffen waren. So wurden die Mietverträge der verbleibenden "alten" Gebäude in der Steinernen Furt, ohne Rücksprache gekündigt, obwohl noch keine Option auf eine Alternative bestand. Das hatte zur Folge, dass mit Näherrücken des Auszugstermins mit heißer Nadel an einer Notlösung gestrickt werden musste. So präsentierte man dann die Anmietung der Flächen bei Böwe als Zwischenlösung, der der BR in Anbetracht des Zeitdrucks und fehlender anderer Optionen zustimmen musste. 

Auch von der Aufhebung des Mietvertrags für die Räume in der Deutschen Papier erfuhr der BR zuerst aus der Zeitung, wo mitgeteilt wurde, das dort ab August Flüchtlinge untergebracht würden. Aus dem Hut gezaubert wurden schließlich die Flächen im Sigma Technopark. Dabei handelt es sich um Großraumbüros mit zum Teil über 200 Quadratmetern, die für viele Kollegen eine weitere Herausforderung darstellen dürften, da sie für die geplante Nutzung nur bedingt geeignet sind. Eine Besichtigungsmöglichkeit wurde dem BR erst am 1. Juli 2016 gewährt. Er war alles andere als begeistert.

Trotzdem ist der BR zähneknirschend bereit, die Entscheidung der Geschäftsführung vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation mitzutragen. Wohl wissend, dass der neue Standort wohl eine Zwischenlösung auf Dauer sein dürfte. Deshalb verhandelt der Betriebsrat aktuell über eine neue Betriebsvereinbarung, die helfen soll, aus der unbefriedigenden Situation das Bestmögliche für die Beschäftigten zu machen.

Bis spätestens Ende des Jahres sollen alle Bereiche in einen Zustand gebracht werden, der den Anforderungen der Arbeitsstättenverordnung und der Arbeitssicherheit entspricht. Dafür soll im ersten Schritt ein Gutachten der Sicherheitsfachkräfte und der Betriebsärztin erstellt werden, die jeden Arbeitsplatz in Augenschein nehmen werden. Parallel dazu wird eine ganzheitliche Gefährdungs- und Belastungsanalyse bei einem externen Unternehmen in Auftrag gegeben.

Diese Ergebnisse sind Basis für weitere Optimierungen und eine Betriebsvereinbarung, die zukünftig regelt, nach welchen Verfahren und in welcher Struktur die Arbeitsbedingungen und Gefährdungen im Betrieb ermittelt und bewertet werden, sowie Maßnahmen festschreibt, um die Belange des Arbeitsschutzes umzusetzen. Dazu gehören etwa bauliche Veränderungen um Räume sinnvoll aufzulockern, sowie ein erhöhtes Augenmerk auf den Lärmschutz vor Ort. Gegebenenfalls müssen weitere Flächen angemietet werden, um ausreichend Raum für die Mitarbeiter zu schaffen.

Nachdem der BR bisher nur vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, bleibt zu hoffen, dass die weitere Gestaltung der neuen Büros ab jetzt in gegenseitigem Einvernehmen und Respekt, allein unter dem Gesichtspunkt der Schaffung optimaler Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter abläuft. Sie haben das wahrlich verdient. Letztendlich wird sich dies für die Firma auszahlen, wenn die gebeutelten Weltbildler endlich wieder mit einem positiven Gefühl zur Arbeit kommen…

Mittwoch, 13. Juli 2016

Betriebsversammlung: Was von WELTBILD übrig blieb


Ein trauriges Bild: In der sogenannten Dachser-Halle, aus der einst über 400 Filialen beliefert wurden, traf sich am Montag der klägliche Rest der WELTBILD-Belegschaft zur Betriebsversammlung. Wo einst die Sortieranlage in der Größe eines Einfamilienhauses mit Etikettier-Robotern und Fördertechnik um die Wette ratterte, stehen heute Bierbänke. Die hat man sich von einer Brauerei geliehen. Drumherum ist noch sehr viel freier Platz. Auf den Bänken sitzen vielleicht 400 Menschen, also zwei Drittel der Rest-Belegschaft, die einst 2.400 Köpfe zählte. 

Die Stimmung ist ruhig. Sind die KollegInnen gelassen, oder erwarten sie einfach nichts mehr? Direkt nach der Pleite Anfang 2014 war das noch anders. Damals war viel Angst in den Gesichtern zu lesen. Aber auch die Entschlossenheit, alles zu geben, um WELTBILD doch noch irgendwie zu retten. "Wir sind alle Weltbild", stand auf den Plakaten zu lesen und auf Buttons, die sich die KollegInnen angesteckt hatten.

Mitte 2014 schien die Trendwende sogar geschafft. Nach einem herben Personalschnitt war immerhin noch rund die Hälfte der ursprünglichen Belegschaft an Bord. Im Sommer 2014 wurde Walter P. Droege als neuer Investor mit tosendem Applaus willkommen geheißen. Der Milliardär aus Düsseldorf war angetreten, um den "gesunden Kern" von WELTBILD zu neuen Erfolgen zu führen. Er setze auf den Einsatz und die Leistungsfähigkeit der WELTBILD-Beschäftigten, hieß es. Die Identifikation mit dem Betrieb sei bei WELTBILD außergewöhnlich hoch, habe man in Düsseldorf erkannt. Das sei der Erfolgsfaktor für die Zukunft.

WELTBILD Stück für Stück kaputtgemacht

Nach den warmen Worten folgte eine kalte Dusche der anderen: Die Logistik wurde erst abgespalten und dann zielstrebig in eine Folgeinsolvenz geführt. Eine andere Firma aus dem Droege-Imperium hat bessere Verwendungsmöglichkeiten für die wertvollen Immobilien, die ihr durch den Insolvenz-Deal zufielen. Zukünftig soll WELTBILD über einen Partner in Tschechien ausliefern. Dort ist bis jetzt aber nur eine Baustelle.

Das Filial-Netz des einstmals größten Buchhändlers Europas wurde in mehreren Schritten auf weniger als ein Viertel zurückgeschnitten. Dazu scheute Droege auch nicht vor der Allianz mit einer dubiosen Scheinfirma zurück, die ebenfalls absehbar pleite ging. Die Beschäftigten dieser Filialen schickte man ohne nennenswerten Sozialplan in die Arbeitslosigkeit.

In der Verwaltung wurde hin und her und her und hin restrukturiert, begleitet von weiteren Entlassungswellen. Der Betriebsrat kämpfte bis zuletzt für einen besseren Businessplan und gegen die Kündigungen. Am Ende meldeten sich viele KollegInnen freiwillig für die Transfergesellschaft. Sie hatten die Hoffnung aufgegeben.

Nun also sitzt der traurige Rest der WELTBILD-Mannschaft in der stickigen Dachser-Halle. An den Wänden die typischen Hinterlassenschaften eines eiligen Auszugs: kaputte Paletten, Verpackungsmaterial, Elektroschrott. Vorne am Rednerpult die Geschäftsführung. Sie dankt den Beschäftigten für ihren Einsatz. Die lassen die Köpfe hängen. Die Kostenreduktion sei erfolgreich gewesen, sagt die Geschäftsführung. Die Blicke schweifen durch die leergeräumte Halle: 10.000 Kubikmeter heiße, abgestandene Luft. Jetzt wolle man wieder nach vorn, verspricht die Geschäftsführung, "raus aus der Abwärts-Spirale!" Niemand klatscht.

Der Betriebsrat hätte sich lieber geirrt

Der Betriebsrat ergänzt, was die Geschäftsführung vergessen hat zu erzählen: Zum Beispiel, dass der Betrieb des Spielzeugversenders KIDOH in den nächsten Wochen eingestellt werden wird. Es lohne nicht mehr, hatte die Geschäftsführung eine Woche zuvor mitgeteilt und weitere Entlassungen angekündigt.

Der Betriebsrat hält nichts von dem Plan, die Logistik in Augsburg stillzulegen. Aber wenn, dann müsse man wenigstens dafür sorgen, dass in Tschechien auch alles funktioniere. Das sei bisher keinesfalls gesichert.

"Wir haben in den letzten zwei Jahren viel öfter recht gehabt, als wir es uns selber gewünscht hätten", stellt die Interessenvertretung klar. "Zwei verlorene Jahre", nennt es der Gewerkschaftsvertreter. Man hätte sich lieber geirrt, sagt der Betriebsrat, und verweist zum gefühlten 100.000sten Mal auf die Kompetenz und Erfahrung der MitarbeiterInnen. Vielleicht ist die Geschäftsführung nach der zwei Jahre währenden Talfahrt jetzt doch bereit zuzuhören? Applaus der Beschäftigten, keine Reaktion der Geschäftsführung. Niemand stellt eine Frage.

Am Ende stürmt eine Kollegin aus der Logistik über ein Ladetor in die Halle hinein. Sie entert das  Rednerpult. Im kommenden Jahr wird sie arbeitslos sein, zusammen mit über 300 anderen KollegInnen aus der Logistik. Ausnahmslos alle müssen gehen: "Nach über 20 Jahren, in denen wir fleißig waren." Sie kann es einfach nicht verstehen.

Es ist vorbei. Jemand ruckelt das Rednerpult hinüber zu dem anderen Schrott bei der Wand. Draußen ist Badewetter. Die KollegInnen drängen die Rampe hinunter und verstreuen sich über den stillgelegten Ladehof. Nächste Woche wird auch dieses Gelände an den Vermieter zurückgegeben.

Freitag, 8. Juli 2016

Der Weltbild-Schnäppchenmarkt ist Geschichte


Once upon a time ... in Lechhausen 





Es gibt viele positive Umschreibungen für den Wandel:

Die Zeiten ändern sich

Fortschritt braucht Veränderung etc. etc.

Oft bedeutet der sogenannte "Wandel" aber leider einfach nur eine Schließung.

So geschehen jetzt mit dem Weltbild Lagerverkauf.

Zugegeben: Hübsch war er nicht. Aber im Stadtteil Lechhausen kennt ihn jeder. Und auch in der gesamten Stadt Augsburg kennen ihn sehr viele Menschen. Vorbei ist nun das gewohnte Bild, in dem die Kunden bereits vor der Öffnung vor der Tür Schlange stehen und später die Einkaufswagen und Kofferräume ihrer Autos voll packen mit günstigen Schnäppchen aus dem Weltbild-Sortiment ...  

Am 30. Juni 2016 hat der Weltbild Lagerverkauf endgültig seine Türen geschlossen.

Was die Unternehmensführung lediglich als kleine Fußnote in einer internen Mitteilung erwähnte, ist bitter für die Mitarbeiter, die dort beschäftigt waren. Und mit der Schließung des Schnäppchenmarktes verliert Weltbild auch zunehmend seine sichtbare Verankerung am Stammsitz Augsburg.





Zwar gibt es immer wieder Bekundungen von Seiten der Geschäftsführung, man wolle an einem wie auch immer gearteten Outlet-Konzept festhalten. Doch konkrete Pläne wurden bislang nicht verkündet. Wie so oft bleibt vieles reine Spekulation. Das wirft aber die Frage auf: Wo werden die technisch intakten Retouren, Bücher-Mängelexemplare und Restbestände zukünftig verkauft? Immerhin stellt ein solcher Abverkauf für Weltbild einen wichtigen Bestandteil in der Verwertungskette dar, auf den man eigentlich nicht verzichten kann.



Donnerstag, 7. Juli 2016

Betriebsversammlung: Die Frage nach der Zukunft


Für die KollegInnen in Haunstetter hat der Betriebsrat einen Bustransfer organisiert. 
Abfahrt am Montag um 12:30 Uhr vor Böwe. Darüber hinaus können aber auch Fahrgemeinschaften gebildet (und abgerechnet) werden.

JedeR hat das Recht an der Versammlung teilzunehmen. Vorgesetzte sind gehalten, die Teilnahme zu ermöglichen, auch wenn dafür Besprechungen verschoben werden müssten. Die Veranstaltung dauert ca. 1,5 Stunden.


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