Donnerstag, 21. November 2013

Presseschau


Es hat sich viel seit der letzten Presseübersicht ereignet.
Leider nichts Gutes.
Gemeinsam können wir uns anstrengen, etwas Gutes zu erreichen.

Die Presseübersicht beginnt mit den ältesten Berichten und endet mit den jüngsten.
Es gibt noch weit mehr Berichte als die unten stehenden, das sind dann aber gleichlautende, die keine weiteren Informationen bringen.

offener Brief an Halff (9.10.2013):
http://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/So-kaempfen-Weltbild-Mitarbeiter-um-ihre-Arbeitsplaetze-id27316407.html

Zur Demonstration am 26.10.2013:
http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Weltbild-Mitarbeiter-demonstrieren-gegen-geplanten-Stellenabbau-id27542757.html
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.weltbild-verlag-in-augsburg-ein-trauermarsch-zum-bischofssitz.765b1a36-d53d-45c0-ae36-b9ce24193827.html
http://www.jungewelt.de/2013/10-29/002.php

Zu Herrn Schultheis:
http://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/Weltbild-holt-Experten-fuer-Sanierung-id27557582.html
http://www.br.de/nachrichten/schwaben/weltbildverlag-sanierer-schultheis-josef100.html

Ein aufschlussreiches Interview mit Herrn Halff (30.10.2013):
http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Weltbild-Chef-Halff-Unsere-Liquiditaet-ist-ausreichend-id27570422.html

Derweil überlegt man sich schon, wie man neue Mitarbeiter rekrutieren kann (30.10.2013):
http://www.haufe.de/personal/hr-management/employer-branding-kai-anderson-zur-kampagne-von-weltbild_80_205222.html

Weltbild in der Krise (15.10./22.10./31.10./3.11.2013):
http://www.sueddeutsche.de/bayern/weltbild-verlag-in-der-krise-druck-von-allen-seiten-1.1794944
http://www.sueddeutsche.de/medien/kirchliche-verlagsgruppe-weltbild-wankt-1.1800591
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/weltbild-verlag-in-der-krise-jede-filiale-muss-sich-rechnen-1.1807807
http://www.welt.de/print/wams/wirtschaft/article121482812/Baldiges-Millionengrab.html

Die Kirche investiert:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/katholische-kirche-insolvenz-von-weltbild-verlag-vorerst-abgewendet-12646418.html
http://www.internetworld.de/Nachrichten/E-Commerce/Handel/Insolvenz-vorerst-abgewendet-Weltbild-erhaelt-neues-Kapital-80980.html
http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Hoffnung-aber-keine-Erloesung-bei-Weltbild-id27631102.html
http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/58457.html
http://www.kath.net/news/43587
http://de.radiovaticana.va/news/2013/11/07/d:_engagement_bei_weltbild_ist_moralische_verpflichtung/ted-744548

Die Münchner Kirchennachrichten sind besonders gut informiert, sehr interessant der 2. Artikel, der den "Verlust" der Bischöfe von 130 Millionen auf 15
Millionen Euro relativiert (4.11./6.11.2013):
http://www.muenchner-kirchennachrichten.de/tagesheilige/tagesheiliger/article/alt-eigentuemer-muessen-130-millionen-euro-abschreiben.html
http://www.muenchner-kirchennachrichten.de/meldung/article/weltbild-soll-gewinne-erwirtschaften.html

Weltbild Plus:
http://www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/2013/11/05/minus-bei-weltbildplus.htm

Weltbild möchte KollegInnen entlassen und geht gleichzeitig auf Einkaufstour:
http://www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/2013/11/06/im-rueckwaertsgang-auf-die-datenbahn.htm
http://www.boersennews.de/nachrichten/artikel/wuwekuitisiert-uebernahme-von-buecherde-durch-weltbild/298108999/1000
http://www.neues-deutschland.de/artikel/838354.bischoefe-wollen-dem-weltbild-verlag-helfen.html
http://www.b4bschwaben.de/nachrichten/augsburg_artikel,-Verdi-kritisiert-WELTBILD-uebernimmt-buecherde-_arid,132029.html

Weltbild zerrt den eigenen Betriebsrat vor das Arbeitsgericht (15.11.2013):
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2013/11/15/konstruktiv-vs-kahlschlag.htm
http://www.br.de/nachrichten/schwaben/weltbild-kuendigungen-arbeitsgericht-100.html

http://www.sueddeutsche.de/C5O38E/1663452/Einigungsstelle-soll-Weltbild-Sozialplan-klaeren.html



Dienstag, 19. November 2013

ver.di-Mitglieder bei WELTBILD wählen Tarifkommission


Gestern Abend informierte die Gewerkschaft ver.di ihre Mitglieder bei WELTBILD im Rahmen einer Mitgliederversammlung.

Handelssekretär Thomas Gürlebeck fasste den bisherigen Verlauf der Auseinandersetzungen um das Outsourcing des CCC zusammen und machte deutlich, dass die Geschäftsführung im Auftrag der Gesellschafter handelt: "Die Kirche hat es in der Hand, was mit den Arbeitsplätzen bei WELTBILD geschieht."

Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann erläuterte detailliert die rechtlichen Hintergründe des Einsetzungsverfahrens zur Einigungsstelle und erklärte den Unterschied zwischen Interessenausgleich und Sozialplan, und was das für die Beschäftigten bei WELTBILD bedeutet.

Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz schilderte die Verhandlung vor dem Arbeitsgericht am Freitag und gab einen Ausblick auf den weiteren Verlauf der juristischen Auseinandersetzung, die jetzt in die zweite Instanz gehen wird.

Am Ende der Versammlung wählten die Mitglieder eine Tarifkommission, die zwei Tarifverträge für die KollegInnen bei WELTBILD verhandeln werden:

1. einen Perspektiv-Tarifvertrag zur Sicherung der Arbeitsplätze bei WELTBILD

2. einen Tarifvertrag zur Altersteilzeit, der den Arbeitsplatzabbau bei WELTBILD sozialverträglich gestalten soll.

Mitglieder dieser Tarifkommission sind in alphabetischer Reihenfolge: Visnja Bernhard, Timm Boßmann, Peter Fitz, Peter Hellriegel, Johannes Ihmenkamp, Manuela Natterer, Peter Reichert-Meißl, Dolores Sailer, Josef Trutt, Raimund Wegemer.

Die weitere Information der Belegschaft erfolgt in zwei Schritten: Am 29.11.2013 wird es eine Abteilungsversammlung im CCC geben. Dabei steht das Alternativkonzept im Mittelpunkt, das die Mitglieder einer ExpertInnen-Kommission zusammen mit dem BR-Berater Klaus Warbruck erarbeitet haben.

Am 9.12.2013 folgt eine Betriebsversammlung, bei der alle Beschäftigten über den aktuellen Stand im CCC informiert werden und die Erwartungen des Betriebsrats zum weiteren Fortgang der Restrukturierungsmaßnahmen diskutiert werden sollen.

Montag, 18. November 2013

Vermittlungsersuchen bei der Bundesagentur für Arbeit


Bekanntermaßen hat die Geschäftsführung von Weltbild die Vorschläge des Betriebsrates zur
Situation im CCC und zur allgemeinen Verbesserung der Geschäftsposition von Weltbild nicht nur
ignoriert, sondern ohne sich ernsthaft zu bemühen, die Verhandlungen für gescheitert erklärt und
die Einigungsstelle beim Arbeitsgericht Augsburg angerufen:
http://weltbild-verdi.blogspot.de/2013/11/verdi-ruft-zu-protesten-gegen-weltbild.html

Die Rechtsanwälte des Betriebsrates halten das für ein nicht zulässiges Vorgehen.
Daher bittet der Betriebsrat die Bundesagentur für Arbeit um Vermittlung in dieser Angelegenheit.
Da die Bundesagentur großes Interesse daran haben sollte, dass möglichst wenig Menschen ihre
Arbeit verlieren, ist zu hoffen, hier einen kompetenten Mitstreiter zu gewinnen.

Der Betriebsrat begründet die Anrufung auf Vermittlung damit, dass die Arbeitgeberseite voreilig
und einseitig eine Anrufung der Einigungsstelle durchführte, um möglichst schnell die Entlassungen
einleiten zu können.
Es wurde dem Betriebsrat von der Arbeitgeberseite keine Gelegenheit geboten, ein eigenes
sozialverträgliches Gegenkonzept zu entwickeln und vorzulegen.

Der Betriebsrat wäre selbstverständlich bereit, Maßnahmen mitzutragen, die die wirtschaftliche
Zukunft des Unternehmens sichern können.
Hinsichtlich der Schließung des CCC ist der Betriebsrat überzeugt, dass diese Kernkompetenz im
Hause erhalten bleiben muss.

Laut Betriebsverfassungsgesetz muss, wenn er angefordert wurde, erst der Vermittlungsversuch
der Bundesagentur für Arbeit durchgeführt werden, bevor die Einigungsstelle angerufen werden
kann.
Damit ist die Anrufung der Einigungsstelle durch die Geschäftsführung von Weltbild nicht zulässig.
Es bleibt zu hoffen, dass das die Einigungsstelle genauso sieht und sie das ganze Verfahren
zunächst auf den Vermittlungsversuch der Bundesagentur für Arbeit zurück verweist.

Freitag vor dem Arbeitsgericht

Am Freitag war der arbeitsgerichtliche Termin (siehe den Bericht vom 14.11.13). Dem Aufruf von ver.di sind an die 50 Kolleginnen und Kollegen gefolgt.



Thomas Gürlebeck und Peter Fitz erklärten warum der Arbeitgeber den BR vor dem Arbeitsgericht gezerrt hat.

Der Richter hat versucht, die beiden Parteien (BR und Geschäftsleitung) doch noch zu einer Einigung zu bewegen. Die Geschäftsleitung, vertreten durch Herrn RA Melms und Herrn Seher, machten mal wieder deutlich, dass es ihnen vor allem auf eine schnelle Abwicklung des CCC ankommt. Der BR, vertreten durch Herrn RA Michael Huber und Herrn Peter Fitz, wollen kein Zeitdruck, sondern über die Sache verhandeln.  Schließlich ist über Alternativen bis heute überhaupt nicht gesprochen worden.
Der Richter hat nach einem Hinweis auf weitere Termine den Spruch für das Ende des Tages angekündigt.

Wie der Blog-Redaktion aus sicherer Quelle erfahren hat, hat der Richter die Einigungsstelle bewilligt. So wie dies auch u.a. in der Augsburger Allgemeine nachzulesen war.

Damit geht das Verfahren in die nächste Instanz.

Donnerstag, 14. November 2013

Weltbild Geschäftsführung zwingt Betriebsrat in arbeitsgerichtliche Auseinandersetzung


Pressemitteilung von ver.di:

Im Konflikt um die Auslagerung des Kundendienstes (CCC) der Verlagsgruppe Weltbild und die damit verbundenen 140 Kündigungen hat die Geschäftsleitung ein arbeitsgerichtliches Verfahren gegen den Betriebsrat eingeleitet.

Ziel der Weltbild-Geschäftsleitung ist es, ohne jegliche inhaltliche Erörterung und Beratung über mögliche Alternativen den Betriebsrat in eine Einigungsstelle zu zwingen. Der Arbeitgeber will die betroffenen 140 Kolleginnen und Kollegen einfach so schnell wie möglich entlassen.

"Kahlschlagorgie" ohne Betriebsrat

Dass der Arbeitgeber den Betriebsrat in eine solche Auseinandersetzung zwingt,ohne vorher ernsthaft und mit dem Willen einer Einigung zu verhandeln, ist einmalig. "Die Geschäftsleitung will ihren eingeschlagenen Kurs der Kahlschlagorgie kompromisslos durchziehen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz. "Dass die Geschäftsleitung nun das Arbeitsgericht als Machtinstrument missbraucht, ist ein deutliches Signal gegen den Betriebsrat und die Belegschaft. Aber wir werden diesen Aktionismus nicht unterstützen, und wir werden als Betriebsrat weiterhin dazu stehen, dass wir unsere Kolleginnen und Kollegen nicht verkaufen", so Fitz weiter.

Der zuständige ver.di Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck ist sichtlich erzürnt über die Vorgehensweise der Geschäftsleitung. "Da kann man sich als Weltbild-Beschäftigter schon langsam verarscht vorkommen. Zuerst heißt es, man muss Geld sparen und daher sei das Outsourcing des Kundendienstes notwendig. Dann wird ein neuer Geschäftsführer eingestellt, dessen Konzept unklar und wenig nachhaltig ist. Als nächstes schießen die Eigentümer Geld in das Unternehmen, um zu versuchen die Beschäftigten zu beruhigen. Fast gleichzeitig wird bekannt, dass Weltbild für Millionen bücher.de übernehmen will", sagt Gürlebeck verärgert. "Der Gipfel ist jetzt, dass der Betriebsrat durch das Arbeitsgericht gezwungen werden soll, ausschließlich über Abfindungen der CCC-MitarbeiterInnen zu verhandeln, statt über mögliche Alternativen der Weiterbeschäftigung. Unglaublich was da passiert", sagt Gürlebeck abschließend.

Mitarbeiter verlieren das Vertrauen in die Führung

Ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann fasst die Stimmung unter den Beschäftigten zusammen: "Bei den KollegInnen kommt an, dass ihre Interessen in der Krise an letzter Stelle stehen. Das ist keine gute Voraussetzung, um das Unternehmen wieder auf Spur zu bringen. Den Turnaround in die Gewinnzone schaffen wir nur gemeinsam." Boßmann weiter: "Die Beschäftigten warten immer noch auf positive Signale. Wenn Geschäftsleitung Kompromissbereitschaft zeigen würde, könnten wir endlich konstruktiv handeln. Die Eskalation vor Gericht untergräbt das Vertrauen in die Führung und beschädigt das Unternehmen langfristig."

Der erste Termin am Arbeitsgericht Augsburg findet am 15.11.2013 um 9:45 Uhrstatt.
Die Gewerkschaft ver.di lädt zu einer Solidaritätskundgebung ab 9:00 Uhr
vor dem Arbeitsgericht Augsburg, Frohsinnstraße, ein.


Dienstag, 12. November 2013

Ergebnis der letzten Umfrage






Was denken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die aktuelle Situation bei Weltbild? 
Wie schätzen die Beschäftigten die Lage ein?

Wir haben in dem Blog eine Umfrage gestartet, um das derzeitige Stimmungsbild einzufangen.
Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle noch einmal an all die vielen KollegInnen, die daran teilgenommen haben.

Bis Samstag, den 09.11., sind insgesamt 301 Rückmeldungen eingegangen.

Die Umfrage ist natürlich nicht repräsentativ und jeder mag die Ergebnis-Grafiken deuten wie er möchte. Bei den Fragen sind Mehrfach-Antworten möglich gewesen, so dass in der Summe die Zahl teils höher ausfällt als 301.

Zur genauen Ansicht einfach auf die Bilder klicken.


1.) Zusammengenommen rund 86% schätzen die Lage als sehr ernst ein und/oder haben bei langjähriger Tätigkeit im Unternehmen noch nie so eine schlimme Situation erlebt. Nur 13% sind der Ansicht, es handele sich um eine schwierige Umbruchphase, die jedes Unternehmen irgendwann mal durchläuft.





2.) Nur 6% halten ihren Arbeitsplatz bei Weltbild noch für sicher. Die Verunsicherung ist groß: Ein Drittel kann die Gefährdung bzw. Sicherheit ihres Arbeitsplatzes nicht einschätzen. Und mehr als die Hälfte hält ihn in den kommenden Monaten für konkret gefährdet. Einigen anderen wurde bereits schon gekündigt.




3.) Lediglich 4% erscheint das Handeln der Geschäftsführung als souverän. Etwa ein Drittel vermutet, dass die Geschäftsführung selbst nicht wisse, wohin die Reise geht. Über 60% fühlen sich offenbar bewusst getäuscht und haben das Vertrauen bereits verloren.






4.) Insgesamt über 90% kritisieren das Verhalten der Bischöfe. 67% beklagen nicht nur fehlende Unterstützung, sondern glauben sogar, dass die Bischöfe aktiv den Stellenabbau vorantreiben.





5.) Der Betriebsrat erhält einen Zuspruch von 22%. Die beiden ersten Antworten offenbaren die Zwickmühle in der er sich befindet: Über ein Drittel meint er solle für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen. Ein weiteres Drittel ist der Ansicht, er solle über Abfindungen verhandeln. Die beiden Größenordnungen halten sich in etwa die Waage. Das heißt: Es werden von der Belegschaft ganz unterschiedliche Erwartungen an ihn gerichtet, die schwer zu verbinden sind.

Momentan verfolgt der Betriebsrat das Ziel, um die Arbeitsplätze zu kämpfen. Somit kann man sagen neben den 22% reinen Zuspruch unterstützen auch weitere 35% den eingeschlagenen Weg.



6.) Auch in Hinblick auf die Gewerkschaften ist das Meinungsbild gespalten. 37% bewerten ihr Handeln als gut und 22% wünschen sich darüber hinaus noch mehr Einsatz und Aktionen. Zusammengenommen etwa 40% stehen der Gewerkschaft kritisch gegenüber.

Vergleicht man alle bisherigen Antworten miteinander ist jedoch klar erkennbar, das Betriebsrat und Gewerkschaft momentan wesentlich mehr Zuspruch und Vertrauen bei der Belegschaft genießen als die Geschäftsführung und die Eigentümer.




7.) 34% haben an der letzten Demo in Augsburg teilgenommen. Das ist für Weltbild-Verhältnisse ein hoher Wert. Aber 66% haben aus verschiedenen Gründen nicht teilgenommen. Bedenkt man, wie viele vorher angekreuzt hatten, dass sie ihren Arbeitsplatz in Gefahr sehen, dann verwundert es, dass nicht noch mehr zur Demo gegangen sind. 40% fürchten dabei, dass solche Aktionen dem Image von Weltbild schaden könnten. Das ist ein hoher Prozentsatz. Offenbar gibt es bei den Beschäftigten noch starke Vorbehalte gegen öffentliche Proteste. Ein Thema, das wir bald noch mal in einem eigenständigen Blog-Beitrag ansprechen werden.





8. Auf einer Skala von 1 bis 5 sollte bewertet werden, wie hoch man die Wahrscheinlichkeit einschätzt, dass weitere Stellen abgebaut werden. Das folgende Ergebnis spricht für sich, oder?




Fazit: Jeder mag diese Umfrage interpretieren, wie er möchte und darf sie auch gerne kritisieren.
Für uns ist sie ein wichtiges Stimmungsbild das insgesamt Folgendes zeigt:

Das Vertrauen in die Geschäftsführung und auch in die kirchlichen Eigentümer hat enorm gelitten.
Die Mehrheit der Weltbild-Beschäftigten sehen das Unternehmen in einer sehr kritischen Lage.
Über die Hälfte der Belegschaft fürchtet in den nächsten Monaten ganz konkret um ihren Arbeitsplatz.
Betriebsrat und Gewerkschaft finden einerseits Zuspruch, werden andererseits auch kritisch betrachtet.
Ein Teil der Beschäftigten ist bereits auf die Straße gegangen, um aktiv gegen Stellenstreichungen zu protestieren.
Viele Beschäftigte reagieren bislang zurückhaltend. Sie haben teils hohe Erwartungen an ihre institutionellen Interessenvertreter (Betriebsrat und verdi), scheuen aber derzeit noch davor zurück, sie aktiv zu unterstützen und sich selbst an Protesten und Aktionen zu beteiligen.





Montag, 11. November 2013

ver.di ruft zu Protesten gegen WELTBILD vor dem Arbeitsgericht auf



CCC-Outsourcing ist nur die Generalprobe für kommende Personal-Einsparungen


Am kommenden Freitag stehen sich WELTBILD-Geschäftsführung und Betriebsrat erstmals vor Gericht gegenüber. Das ist ein völliges Novum in der über 20-jährigen Geschichte betrieblicher Mitbestimmung bei der Verlagsgruppe WELTBILD.

Grund ist das geplante Outsourcing unseres Kundendienstes (CCC) und die Weigerung der Geschäftsführung, mit dem Betriebsrat ernsthaft über Alternativen zu beraten. Stattdessen hat der Arbeitgeber versucht, den Betriebsrat über eine zeitlich extrem enge Verhandlungsvereinbarung in Abfindungsverhandlungen vor einer Einigungsstelle zu zwingen.

"Wir verkaufen unsere KollegInnen nicht!"


Der Betriebsrat sagt: "Wir verkaufen unsere KollegInnen nicht", und hat die Unterzeichnung der Verhandlungsvereinbarung verweigert. Daraufhin hat die Geschäftsführung die Verhandlungen zum Interessenausgleich bezüglich des CCC-Outsourcings für gescheitert erklärt, bevor auch nur ein einziges Mal inhaltlich geredet worden ist.

Wir werten das als Schachzug der Geschäftsführung, um die geplanten Kündigungen möglichst schnell aussprechen zu können. Hier geht es nicht um eine nachhaltige Maßnahme zur Rettung des Unternehmens, sondern lediglich um ein Zeichen der Handlungsfähigkeit einer angeschlagenen Geschäftsführung. Der Verlust des Arbeitsplatzes ist für viele KollegInnen und ihre Familien eine persönliche Katastrophe. Deshalb dürfen Entlassungen immer nur das allerletzte Mittel sein und keinesfalls zu PR-Zwecken erfolgen.

Darum stellt sich der BR weiterhin quer und fordert die Verhandlung seines Alternativ-Konzeptes, das derzeit zusammen mit den betroffenen MitarbeiterInnen und einem erfahrenen Wirtschaftsberater erstellt wird. Solange nicht alle anderen Wege zumindest ausgiebig diskutiert und durchgerechnet wurden, stimmt der Betriebsrat dem Outsourcing nicht zu und verhandelt auch nicht über Abfindungen.

Kommt alle zum Gericht


Um Druck auf den Betriebsrat auszuüben, hat der Arbeitgeber jetzt das Beschlussverfahren vor dem Arbeitsgericht eingeleitet. Der erste öffentliche Verhandlungstermin ist am

Freitag, 15.11.2013, um 9:00 
vor dem Augsburger Arbeitsgericht, 
Sitzungssaal 3 
Frohsinnstr. 2 (Nähe Schießgraben)


Die Gewerkschaft ver.di ruft alle KollegInnen von WELTBILD dazu auf, die öffentliche Verhandlung vor Ort zu begleiten, und Solidarität mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen zu zeigen.

Machen wir uns nichts vor: Das Outsourcing des Kundendienstes ist nur der Startschuss für eine Fülle von Personal-Einsparungen in einem 2-jährigen Kostensenkungsprogramm. Das hat die Geschäftsführung gegenüber dem Betriebsrat bereits zugegeben.

Den eigenen Arbeitsplatz aktiv sichern


Der weitere Verlauf in Sachen CCC wird nicht nur über das Schicksal der aktuell betroffenen KollegInnen im Kundendienst entscheiden, sondern wird auch die Marschroute der Geschäftsführung gegenüber den demnächst folgenden Bereichen bestimmen. Deshalb ist es im Interesse aller WELTBILD-Beschäftigten, der Geschäftsführung und den Gesellschaftern deutlich und mit Nachdruck zu zeigen: "So könnt ihr mit uns nicht umgehen. Das lassen wir uns nicht gefallen!"

Wer am Freitag mit den KollegInnen von Gewerkschaft und Betriebsrat vor dem Arbeitsgericht steht, leistet auch einen aktiven Beitrag zur Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes.

Sonntag, 10. November 2013

"Ich bin Bischof von Limburg YEAH!"

Mal was Nettes zum Ausklang des Wochenendes…

Freitag, 8. November 2013

Wie geht's weiter? Interview mit BR-Berater Klaus Warbruck


WELTBILD steckt im größten Umbau seit Bestehen der Verlagsgruppe. Auf der Zielgeraden ist das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Jetzt machen die katholischen Gesellschafter Druck auf die Geschäftsführung. Carel Halff und Dr. Martin Beer fällt in dieser Situation wenig ein: Sie setzen einseitig auf Kostensenkung und Personalabbau. Alles andere geht weiter wie gehabt.

Der Betriebsrat setzt dagegen auf einen Optimierungsprozess unter Beteiligung der MitarbeiterInnen. Sie wollen mitreden und mitentscheiden, wie es in Zukunft weitergeht. Um die Beteiligungsrechte der Beschäftigten durchzusetzen, hat der Betriebsrat einen externen Berater hinzugezogen, der das Gremium mit betriebswirtschaftlichem und juristischem Sachverstand unterstützt. Die Blog-Redaktion hat Klaus Warbruck von www.brconsult.de zum Interview eingeladen.

Was sind deine Aufgaben in den nächsten Wochen?


Der Betriebsrat  hat entsprechend den betriebsverfassungsrechtlichen Möglichkeiten beschlossen, mich  für die jetzt anstehenden Interessenausgleichsverhandlungen als Sachverständigen zuzuziehen.

Wir haben im Verhandlungsteam – dazu gehören neben den BR-Vertretern auch noch Rechtsanwalt Michael Huber und ver.di Sekretär Thomas Gürlebeck – zunächst anhand der vorliegenden Unterlagen (Jahresabschlüsse, Präsentationen zur geplanten Reorganisation,…) die Ausgangslage für die Verhandlungen analysiert.

Meine Aufgabe bestand darin, diese Bestandsaufnahme in ein Positionspapier zu überführen, das als Grundlage für den ersten Meinungsaustausch am 14.10.2013 dienen sollte.

Ansonsten ist die Informationslage noch sehr rudimentär und aus Sicht der Interessenvertretung für eine qualifizierte Beratung auf keinen Fall ausreichend. Wir haben deshalb weitere Unterlagen angefordert, die im nächsten Schritt beurteilt und ausgewertet werden müssen.

Neben der konkreten Beschreibung der geplanten Veränderungen im CCC brauchen wir vor allem auch Informationen  zur wirtschaftlichen Lage der Weltbildgruppe (Wirtschaftsprüfbericht 2012/2013, Fortführungsprognose und kurzfristige Liquiditätsplanung für die nächsten Monate).
Von besonderem Interesse sind außerdem die Arbeitsergebnisse der Unternehmensberatung KPMG, die im Auftrag der Anteilseigner und in Abstimmung mit der Geschäftsführung ein auf zwei Jahre angelegtes Sanierungsgutachten erstellt hat.

Die Unterlagen und die Klärung der offenen Fragen mit der Geschäftsführung liefern den Rahmen für die Positionierung des BR im Interessenausgleich. Das gilt für freie Verhandlungen ebenso, wie für ein eventuell notwendiges Einigungsstellenverfahren.

Wir wollen uns als Verhandlungsteam aber nicht nur auf die Geschäftsführung als Informationsquelle verlassen. Alle von den Restrukturierungsmaßnahmen betroffenen Beschäftigten – aktuell die Mitarbeiter im CCC – sollen aktiv in den laufenden Verhandlungsprozess einbezogen werden. Dazu gehört die schriftliche Abfrage möglicher Verbesserungs- und Optimierungspotentiale genauso, wie die Einrichtung eines Expertenteams, dass die Verhandlungskommission bei der Erarbeitung eines qualifizierten Fortführungskonzeptes für das CCC unterstützen soll.

Meine Aufgabe ist die Sammlung der unterschiedlichen Vorschläge und Anregungen und die Überleitung der Arbeitsergebnisse aus der Mitarbeiterbeteiligung in die Verhandlungsführung.

Kannst du ein bisschen was über dich persönlich erzählen?


Jahrgang 1959. Arbeiterkind aus Duisburg-Walsum, dem die Chance gegeben wurde, Abitur zu machen und zu studieren. Sozialwissenschaften und Betriebswirtschaft. Parallel zum Studium mehrjährige BR-Tätigkeit. Nach dem Studium Assistent im Bildungszentrum Springe des DGB Bildungswerk e.V.. Seither – fast 25 Jahre – gewerkschaftliche Bildungsarbeit. Genauso lange umfangreiche Beratungstätigkeit/Schulungen für verschiedenste BR-Gremien. Seit 2008 Arbeitnehmervertreter  im Aufsichtsrat der swb AG Bremen. Wohnort: Buchholz in der Nordheide.

Was willst du zusammen mit dem Betriebsrat und der ver.di für die Beschäftigten bei WELTBILD erreichen?


Der Konflikt zwischen Geschäftsführung und Anteilseignern auf der einen und dem BR und ver.di auf der anderen Seite findet auf verschiedenen Handlungsebenen statt. Entsprechend unterschiedlich sind unsere Ziele.

Kurzfristig geht es um die Verhinderung der Fremdvergabe weiterer Leistungen aus der Kundenbetreuung an Dritte und um die Absicherung der 150 Arbeitsplätze im CCC. Hierzu brauchen wir einen Interessenausleich, der die zukünftige Aufteilung der Kundenbetreuung zwischen Eigenleistung und Fremdvergabe regelt und außerdem betriebsbedingte Kündigungen ausschließen soll. Dafür treten wir in den jetzt begonnenen Verhandlungen an.

Das geplante Outsourcing des CCC ist aber nur ein Teil des Kostensenkungspakets der Geschäftsführung. Wir brauchen eine Rahmenvereinbarung die gewährleistet, dass auch alle weiteren Maßnahmen und Teilprojekte vom abzuschließenden Interessenausgleich und Sozialplan erfasst werden. Und das mindestens für die nächsten zwei bis drei Jahre.

Wir sind auf der Arbeitnehmerseite übereinstimmend der Meinung, dass die bloße Abfederung möglicher Nachteile und – soweit das überhaupt durchsetzbar ist – die Verhinderung von Kündigungen insgesamt zu kurz greift.

Weltbild steht in einer existentiellen Krise, die einen grundlegenden Umbau der Unternehmensorganisation und eine strategische Neuausrichtung notwendig macht. Dieser Umbau geht nach unserem Verständnis nur mit den Mitarbeitern und nicht gegen sie. Wir streben einen konstruktiven Dialog mit der Geschäftsführung und den Anteilseignern an, um diesen – notwendigen und unabdingbaren – Umbau gemeinsam zu gestalten. Dafür müssen jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden.

Wie bewertest du die Pläne der Geschäftsführung?


Die Pläne der Geschäftsführung – soweit man zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt von einem Plan reden kann – werden von Aktionismus bestimmt. Den Anteilseignern und der Öffentlichkeit  soll Handlungsstärke und  Führungswillen demonstriert werden. Die Fremdvergabe des CCC leistet keinen Beitrag zur Sanierung. Dem rechnerischen  Einsparvolumen von vielleicht 2 Mio. Euro stehen Sozialplan- und Restrukturierungskosten gegenüber, so dass die Maßnahme frühestens in zwei Jahren einen wirtschaftlichen Effekt hätte.

Auch weitere darüber hinausgehende Kostensenkungsprogramme werden keine Lösung bringen. Schon gar nicht kurzfristig.

Weltbild erlebt eine Umsatzkrise, die sich bei kaum veränderbaren Fixkosten (Gebäude, technische Anlagen, Softwareinvestitionen, Verwaltungsoverhead,…) zu einer existenzbedrohenden Ertrags- und Liquiditätskrise ausgewachsen hat. Der  Ausweg  liegt in der Stabilisierung bestehender und der Erschließung neuer Geschäftsfelder. Die bestehenden Fixkosten müssen besser ausgelastet und die damit die Produktivität erhöht werden. Nur so lassen sich positive Deckungsbeiträge (sogenannte Skalenerträge) erschließen, die Weltbild nachhaltig wieder rentabel machen können.

Jede Personalmaßnahme wird sich an der Frage messen lassen müssen, wie sich diese Maßnahme auf die Fähigkeit der Weltbildgruppe zur Realisierung von Marktchancen auswirken wird. In dieser Hinsicht ist die Fremdvergabe der Kundenbetreuung an unternehmensfremde Dritte möglicherweise ein fataler Fehler.

Die Verhandlungen stehen ganz am Anfang – wie wird es weitergehen? 


Der weitere Gang der Verhandlungen  hängt von der Bereitschaft der Geschäftsführung zu einer ergebnisoffenen  und konstruktiven Beratung der jeweiligen Themen ab.

Unsere Erwartungen und Ziele habe ich ja schon beschrieben. Wir haben uns bisher nicht auf eine Verfahrensregelung verständigen können. Das heißt aber nicht, dass das nicht noch möglich wäre. Wir sind jedenfalls für zielführende Absprachen über das weitere Verfahren zu haben.

Sollte die Geschäftsführung bei ihrer bisherigen Gangart bleiben, werden die Verhandlungen schwierig.

Was empfiehlst du den MitarbeiterInnen im Bereich CCC?


Dass es in der Organisation des CCC Defizite gibt, wissen alle Beteiligten.

Der Betriebsrat hat sich die Einbeziehung der Beschäftigten in eine systematische Analyse und Bewertung der Schwachstellen auf die Fahne geschrieben. Ziel ist die Beseitigung von Ineffizienzen und die gemeinsame Erarbeitung von Verbesserungsvorschlägen.

Außerdem soll  gemeinsam mit den Beschäftigten ausgelotet werden, mit welchen Maßnahmen das CCC einen Beitrag zur besseren Kundenbindung und  zur Verbesserung der Wettbewerbssituation von Weltbild leisten kann. Wir nennen das: „Optimierung im Bestand“.

Ziel ist der Erhalt des CCC als wesentlichem Bestandteil einer eigenständigen Kundenbetreuung durch Weltbild. Hierzu möchte ich alle Mitarbeiter herzlich einladen.


Donnerstag, 7. November 2013

Trotz Krise: WELTBILD übernimmt Mehrheit bei buecher.de


MitarbeiterInnen sind empört: „Wir verstehen unsere Geschäftsführung nicht mehr."

Gestern wurde öffentlich, dass WELTBILD weitere Anteile von buecher.de übernimmt und damit Mehrheitsgesellschafter des online-Buchhändlers wird. Ein entsprechender Antrag wurde am 29.10.13 beim Bundeskartellamt eingereicht. Gleichzeitig beharren Geschäftsführung und Gesellschafter auf dem Outsourcing des WELTBILD-Kundendienstes (CCC) und wollen dabei 140 KollegInnen entlassen.

„Das erinnert mich an ein absurdes Theaterstück“, sagt ver.di-Sekretär Thomas Gürlebeck, der in Augsburg für den Handel zuständig ist. „Auf der einen Seite will man uns weismachen, dass WELTBILD sich keinen eigenen Kundendienst mehr leisten kann, auf der anderen kauft man für zig Millionen Firmenanteile.“ Der Gewerkschafter kann nicht verstehen, wie die kirchlichen Gesellschafter mit Menschen umgehen: „Hier werden Existenzen gegen Profite getauscht. Pfui!“

Fassungslosigkeit und Empörung im Betrieb

Auch in der Belegschaft herrscht Fassungslosigkeit. „Wir verstehen unsere Geschäftsführung nicht mehr“, schüttelt ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann den Kopf. Geschäftsführer Carel Halff habe auf der letzten Mitarbeiter-Versammlung bezüglich der Entlassungen im Kundendienst von „einer der traurigsten Entscheidungen, die ich in meinem Berufsleben zu treffen hatte“ gesprochen. Boßmann ist empört: „Der Unternehmens-Patriarch weint Krokodilstränen. In Wirklichkeit wird hier mit dem Rechenschieber über das Schicksal von Familien entschieden. Das kann nicht der Auftrag der Kirche sein.“

Auch Betriebsrats-Vorsitzender Peter Fitz ist wie vor den Kopf gestoßen: „Betriebsrat und Wirtschaftsausschuss haben aus der Zeitung von dem Millionen-Deal erfahren. Ich weiß nicht, wie wir in der Krise vertrauensvoll mit der Geschäftsführung zusammenarbeiten sollen, wenn Millionen-Investitionen vor uns verheimlicht werden.“ Fitz ist auch rätselhaft, was der Zukauf bringen soll: „Buecher.de gehört uns bereits zu einem Drittel, um einen Technologie- oder Knowhow-Transfer kann es bei der Übernahme nicht gehen.“

Mittwoch, 6. November 2013

"Netiquette" = Regeln für Kommentare in diesem Blog


Aus gegebenem Anlass hat die Blog-Redaktion heute beschlossen, Regeln für Kommentare aufzustellen. Solche Regeln sind üblich und werden im Internet-Jargon auch "Netiquette" genannt.

Ihr findet diese Regeln dauerhaft in der linken Navigationsleiste bzw. hier: Netiquette

Gerne können wir weiter über Sinn und Unsinn eines solchen Regelwerks diskutieren. Dazu bitte das Kommentarfeld direkt unter der Netiquette nutzen.

Unter den aktuellen Artikeln zur Situation bei WELTBILD bitte nur Kommentare zum jeweiligen Thema abgeben.

Danke für euer Verständnis sagt

Eure Blog-Redaktion


Montag, 4. November 2013

Josef Schultheis: Viel Wind, wenig Wegweisendes


Jetzt ist er also da: Josef Schultheis, der Erzengel, den unsere katholischen Gesellschafter zur Rettung von WELTBILD nach Augsburg gesandt haben. Er selbst sieht sich offenbar als eine Art Schiffersmann auf schwerer See. Seine Vorstellung auf der heute Mittag einberufenen Mitarbeiter-Versammlung war wenig präzise aber dafür reich an seemännischen Sprachbildern.

Drei Ziele macht der geschmeidige Interims-Manager aus: 1. "Den Nordstern finden", soll heißen, das Ziel der Restrukturierung festlegen. 2. "Herausfinden, wie viel Wasser wir unterm Kiel haben" = den tatsächlichen (Re-)Finanzierungsbedarf feststellen. 3. "Klippen umschiffen", meint: es besser machen als die Manager vorher.

Wer hat bei WELTBILD das Sagen?

So weit so hochseetauglich. Auf die Frage von ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann, wer denn zukünftig als Kapitän das Sagen auf dem WELTBILD-Dampfer habe ("Sie oder Herr Halff, den wir alle kennen?"), gab Schultheis eine eher nebulöse Antwort. Man werde sich innerhalb der Geschäftsführung abstimmen und stets im Konsens nach außen treten. Schön, wenn sich die Herren wenigstens nach außen einig sind.

Etwas klarer wird diese Antwort, wenn man überlegt, was Josef Schultheis NICHT gesagt hat: "Carel Halff bleibt wie bisher der Vorsitzende einer mehrköpfigen Geschäftsführung, er trifft und verantwortet somit weiterhin alle zentralen Entscheidungen." DAS hat der neue Lotse/Steuermann/Kapitän(?) NICHT gesagt.

Etwas unsicher war der Neue auch in der Frage, wer ihn denn berufen habe: "Wer hat Sie uns geschickt? Der Aufsichtsrat? Die Gesellschafter? Die Banken?" Schultheis tippte auf den Aufsichtsrat, Herr Halff wies ihn dann darauf hin, dass bei WELTBILD immer noch die Gesellschafter die Geschäftsführer bestimmen. Prima, schon was gelernt über WELTBILD. Immerhin: Die Banken sollen mit Schultheis' Einsatz nichts zu tun haben. Sagt er zumindest.

Was der Neue (nicht) mitbringt

Die in der offiziellen Pressemitteilung angekündigte "herausragende Expertise bei Restrukturierungen und Finanzierungsverhandlungen" konnte Schultheis im Kuppelsaal leider ebenso wenig belegen, wie "die umfangreichen Erfahrungen im Bereich des digitalen Handelns". An den Pleiten von ALPINE und PRAKTIKER, die Schultheis in Krisenzeiten ebenfalls betreut hatte, seien andere schuld gewesen. Die Online-Expertise rührt von QUELLE her (upps: ebenfalls pleite) und schließlich habe auch PRAKTIKER einen Online-Shop gehabt… Immerhin: den Buchhandel kennt er aus seiner Zeit bei Karstadt (gemeint sind wohl die Buchflächen, die mittlerweile WELTBILD/DBH-Warenhaus übernommen haben).

Auch auf andere Fragen aus den Reihen des Betriebsrats und der MitarbeiterInnen blieb unser neuer CRO (Chief-Restructuring-Officer) die Antworten schuldig. In welchen Bereichen die nächsten Maßnahmen anstehen? Zu früh, erstmal gucken. Welche konkreten Ideen er mitgebracht habe? Noch keine, erstmal gucken. Wie genau er die Lage von WELTBILD einschätze? Weiß nicht, erstmal gucken. Und so weiter…

CCC-Outsourcing wird nicht hinterfragt

Entscheidungen der jüngsten Vergangenheit (Outsourcing des CCC) werden von Josef Schultheis nicht überprüft. Dafür ist es offenbar nicht zu früh, um vor versammelter Mannschaft sagen zu können, dass hier die Zahlen für sich sprächen und die Vernichtung der 140 CCC-Arbeitsplätze richtig und notwendig sei. Klare Kante, der Mann.

Und noch etwas weiß der neue Mann auf der Brücke schon jetzt: Dass wir alle noch viel, viel mehr arbeiten müssen als bisher. Geschäftstermine am Abend werden nötig sein, warnte der Nachtlotse die Führungskräfte vorsorglich. Schade, dass keineR unserer Oberen den Mumm hatte nachzufragen: "Meinen Sie, dass wir bisher zu wenig gearbeitet haben?"

Bis Ende März soll es einen Plan geben

Wie auch immer. Nach einigem Würgen war dem neuen Skipper immerhin ein grober Fahrplan zu entlocken. Zunächst wird analysiert, dann werden Maßnahmen entworfen, am Ende wird umgesetzt. Der Gesamtplan der Grausamkeiten soll bis Ende März 2014 vorliegen. Aber auch auf dem Weg dahin müssten bereits viele dringende Entscheidungen getroffen und exekutiert werden. (In der Bildersprache sind wir zu diesem Teil der Veranstaltung bereits beim "Notarzt, der auf der Autobahn auch nicht mehr jeden Motorradfahrer retten kann" angelangt.)

Der kapitalistische Kompass des neuen Käpt'ns ist somit ordentlich geeicht und die Ruderer im Bauch der WELTBILD-Galeere dürfen sich auf einen ordentlichen Trommelwirbel einstellen. Hoffentlich wird niemand seekrank…

Wir lassen Sie nicht allein! Klicken Sie auf das Logo.