Freitag, 22. Februar 2019

Tarifvertrag Gesunde Führung bei PRIMARK in der Umsetzung


aus ver.di-Handel Magazin 03-2018:

Der Praxistest


Bei Primark tut sich was, seit im März ein Tarifvertrag zur gesundheitsförderlichen Führung abgeschlossen wurde. Inzwischen hat die Fortbildung der Führungskräfte in vier Pilotfilialen begonnen. Im August und September fanden überall Gesundheitstage statt – mit großer Resonanz.

Ein Perspektivwechsel kann sehr erhellend sein. Wenn sich etwa eine Filialleiterin in die Rolle einer Aushilfe versetzen muss und nun zur schnelleren Verräumung angetrieben wird, spürt sie am eigenen Leib, dass ein unfreundlicher Tonfall alles andere als motivierend wirkt.
An den Gesundheitstagen in den Stores gehörten Rollenspiele ebenso zum Konzept wie eine Präsentation des geplanten neuen Führungsstils.

Überall Gesundheitstage

Eine, die in mehreren Städten dabei war, ist Heike Eckert, Betriebsratsvorsitzende bei Primark Dortmund und Mitglied im Arbeitskreis gesundheitsförderliche Führung. »Es kam sehr gut an, dass die Arbeitskreis-Mitglieder überall persönlich den Tarifvertrag vorgestellt haben.«

Auch Arbeitgebervertreter/innen waren mit von der Partie. Heike Eckert besuchte Primark-Filialen in Dresden, Leipzig, Berlin, Dortmund und Münster und freute sich über das große Interesse der Beschäftigten. »Sie sollten eins zu eins erfahren, welche Inhalte in den Schulungen für Führungskräfte vermittelt werden, zum Beispiel, wer welcher Lerntyp ist oder wie ein Rollenspiel abläuft.«

Auch skeptische Nachfragen habe es gegeben, besonders dort, wo Beschäftigte und Vorgesetzte schon die eine oder andere ernüchternde Erfahrung sammeln mussten. »Am Ende kommt es darauf an, dass sich durch gesundheitsförderliches Führen die Arbeit wirklich positiv verändert«, findet Heike Eckert.

Ausgangspunkt für den Tarifvertrag war bei Primark eine Gefährdungsbeurteilung zu den psychischen Belastungen. Daraus sei der Tarifvertrag zur gesundheitsförderlichen Führung abgeleitet worden, berichtet ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Es ist bisher der erste Gesundheitstarifvertrag im Einzel-, Versand- und Onlinehandel. Wichtig sei dabei, dass Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter/innen gleichermaßen im Arbeitskreis und im Beirat gesundheitsförderliche Führung mitwirken. »Hier findet Erfahrungsaustausch statt und es wird die Umsetzung des Tarifvertrages bewertet«, so Damiano Quinto, bei ver.di zuständig für Textileinzelhandel.

Workshops in 4 Pilotfilialen

Nicht zuletzt spielen auch die Tarifkommission (TK) und die externe Beraterin Tatjana Fuchs eine wichtige Rolle bei der Erarbeitung der Schulungskonzepte.

Heike Eckert, die auch der TK angehört, findet es gut, dass sie alle Unterrichtsmodule erproben, bevor die Manager geschult werden.
Im Januar sind Workshops in den vier Pilotfilialen geplant. Dabei sollen auch die Beschäftigten zurückmelden, was konkret vom neuen Führungsstil in den Geschäften ankommt.
Heike Eckert ist optimistisch: »Alle wollen, dass der Tarifvertrag in der Praxis funktioniert.«
GUDRUN GIESE

Mittwoch, 20. Februar 2019

GF an Belegschaft: Wie wirklich ist die Wirklichkeit?


Immer wenn es für Käpt’n Kirk von der Enterprise so richtig eng wurde, griff er zum Communicator und befahl: „Beam me up, Scotty!“ Dieser kleine Trick ließ schon die Kiefer unzähliger Monster in die interstellare Leere schnappen. Daran mag sich Christian Sailer erinnert haben, als er am Horizont wieder einmal ein paar hässliche Pleitegeier ihre Runden drehen sah. Aber anstatt sich selbst in Luft aufzulösen, nimmt der WELTBILD-CEO gleich die ganze Belegschaft mit auf seinen Sternen-Trip. Mitarbeiterversammlung heißt das dann, und viele Lichtjahre von der Wirklichkeit entfernt dringt die Geschäftsführung in Galaxien vor, die nie ein Düsseldorfer zuvor gesehen hat...

Den Auftakt macht Tobias Winstel, der seit Jahresbeginn den Buchbereich leitet. Er hat fleißig zur WELTBILD-Historie recherchiert und berichtet der erstaunten  Belegschaft, dass sie „in den letzten vier Jahren eine tolle Geschichte hingelegt“ habe. „Eine tolle Geschichte“ – so kann man es natürlich auch nennen, wenn von 2.300 KollegInnen rund 2.000 ihren Arbeitsplatz verlieren. Man kann das aber auch eleganter sagen: Für den neuen Leiter Online-Marketing, der sich im Anschluss vorstellt, ist die Insolvenz schon nur noch eine „Saure-Gurken-Zeit“. Eine Episode, die mit seinem Erscheinen abgeschlossen ist.

Diese Steilvorlage lässt sich der stets gut gelaunte Märchenonkel Christian natürlich nicht entgehen. Er spricht im Folgenden selbst von einer „Sauren-Gurken-Zeit, die wir aber in kurzer Zeit gedreht haben...“ Die darauf folgenden Aussagen zur wirtschaftlichen Lage sind dann etwas widersprüchlich: Mal „haben wir ein leichtes Plus“, dann ging im zweistelligen Millionenbereich „Umsatz verloren“, doch das Ergebnis sei „positiv“ – wenn auch „unter Plan“ bzw. „Vorjahr“.

Neu: die „Weniger-ist-Mehrwert-Theorie“

Kurz bevor sich gar keineR mehr auskennt, verrät der inspirierte Versandhandelsstratege sein Erfolgsrezept: „Weniger Filialen, weniger Kataloge – aber die Ersparnis ist größer als die Umsatzverluste.“ Und schon ist sie geboren, ganz frei nach Marx: die Weniger-ist-Mehrwert-Theorie.

Während die Belegschaft noch über diese betriebswirtschaftliche Vision staunt und nachzurechnen versucht, was das für ihre Arbeitsplätze bedeutet, kriegt der Clown Executive Officer schon wieder die Kurve: 2019 greife die „Wachstumsinitiative!“ Die legendären 3 - 5% Umsatzwachstum, die bereits für 2017 und 2018 versprochen waren – jetzt kommen sie, ganz bestimmt...

In dem Stil geht es weiter. Der neue Marketing-Chef Ferdinand Mahr hat durch beherzte „Marketing Analytics“ herausgefunden, dass die KundInnen von Weltbild in der Mehrzahl alt und weiblich sind. Während die Belegschaft recht verhalten auf diese nicht völlig neue Erkenntnis reagiert, zeigt sich CEO Sailer begeistert: „Ich war total überrascht: von unseren Neukunden sind fast 50% unter 45!“ Mehr als die Hälfte also älter. So sieht Zukunft aus – man muss nur ganz fest die Augen zusammenkneifen.

Sklaventreiberei als Verbesserungsprozess

Oder die Zähne zusammenbeißen. Das dürften unsere KollegInnen in Tschechien derzeit tun. Geschäftsführer Nummer 4, Bjoern Minnier, berichtet aus Bor: Dort laufe es super, seit man die Arbeitsleistung jedes einzelnen Mitarbeiters elektronisch erfasse. Der persönliche Leistungsreport werde nicht nur im Betrieb öffentlich ausgehängt, sondern es gebe auch Einzelgespräche mit den ArbeitnehmerInnen, deren Leistung unter einer willkürlich festgelegten Benchmark liege. Wenn auch das nicht fruchte, tausche man die „Ressource“ eben aus. Kein Problem, weil „wir beschäftigen dort zum größten Teil Leiharbeiter“.

Wenn AMAZON sowas macht, kommt das im Fernsehen und Günter Wallraff spricht den Kommentar dazu. Bei WELTBILD läuft das inzwischen unter „Prozessoptimierung“. Damit kennt sich Bjoern Minnier als ehemaliger Unternehmensberater der Droege-Gruppe natürlich sehr gut aus.

Am Ende wird es dann noch mal unterhaltsam – MitarbeiterInnen dürfen Fragen stellen: „Wenn es alles so gut läuft, warum zahlen wir unsere Rechnungen nicht?“ Da wird ein Herr Sailer ganz verständnisvoll und geradezu altväterlich: „Sehen Sie, ich will das mal so erklären: Wir bauen hier sozusagen gerade ein Haus…“ Da müsse man sein Geld eben zusammenhalten und deshalb „gehen wir beim Bezahlen von Rechnungen nicht in die Offensive“. Interessanter Ansatz, und wenn unsere Geschäftspartner das in Gänze verstanden haben, schicken sie die Mahnung vor der Rechnung. Oder wie eine Kollegin es ausdrückte: „Das Haus wird nicht fertig, wenn die Maurer abhauen, weil sie keinen Lohn bekommen.“ Beifall der Belegschaft, Lippenpressen bei Sailer.

Umzug: der Geschäftsführer redet Unsinn

Leider nicht fest genug, denn schon auf die nächste Frage rutscht ihm wieder eine Lüge als Antwort heraus: Wie es mit dem Umzug aussehe, möchte eine Kollegin wissen. „Prima“, sagt Sailer: Der Betriebsrat habe Vorschläge vorgelegt, die er jetzt an Personalchef Manfred Ries, respektive den Leiter der Zentralen Dienste, zur Umsetzung weitergegeben habe. Im März, suggeriert Sailer, könne umgezogen werden.

Wahr ist: Der Betriebsrat hat ein arbeitswissenschaftliches Gutachten anfertigen lassen, das belegt, was die Betroffenen ohnehin schon lange wissen. 80% der geplanten Arbeitsplätze entsprechen nicht den gesetzlichen Vorschriften. Die Neuplanung ist aber Aufgabe des Arbeitgebers. Der Betriebsrat hat keine neue Planung gemacht, sondern der GF nur einen gutgemeinten Tipp gegeben: Ohne die Anmietung weiterer Büroflächen wird es nicht funktionieren.

So weit, so wenig Neues unter der Sonne. Aber ganz zum Schluss erinnern wir uns an einen Satz, der dem ersten Redner herausgerutscht ist: „Ich bin erst 5 Wochen da“, hatte Tobias Winstel zu Beginn gesagt, „aber es kommt mir vor wie 5 Jahre.“ Ja genau, so fühlt sich WELTBILD an. Beam me up, Scotty…!

Dienstag, 19. Februar 2019

Die Beschäftigten stärken!


Die internationale Arbeitsorganisation (ILO) feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Diese UN-Sonderorganisation, an der Arbeitgeber und Gewerkschaften mitwirken, veröffentlicht jährlich einen Lohnreport. In ihrem jüngsten Bericht zeichnet die ILO ein trauriges Bild der Entwicklung der Arbeitseinkommen.
In den großen Industrieländern stiegen die preisbereinigten Löhne zwischen 1999 und 2017 um insgesamt nur neun Prozent. Dies entspricht einem jährlichen Plus von mickrigen 0,5 Prozent. Ursächlich dafür ist einerseits die schwache und krisenhafte Wirtschaftsentwicklung, andererseits die schlechte Durchsetzungsmacht der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaften.

Bereits seit Anfang der 1980er Jahre ist der Anteil der Löhne am Volkseinkommen stark gesunken, der der Kapitaleinkommen gestiegen. Dies ist kein Ergebnis vermeintlicher Sachzwänge der Globalisierung oder Digitalisierung, sondern Ergebnis neoliberaler Politik.

Die Deregulierung der Arbeitsmärkte, Privatisierungen und der Umbau der sozialen Sicherungssysteme führten zu einem starken Zuwachs prekärer Jobs und von Niedriglöhnen. Die Tarifverträge wurden geschwächt. Wenn die Löhne wieder kräftiger steigen sollen, muss die Verhandlungsmacht der Beschäftigten politisch gestärkt werden. Der Neoliberalismus muss durch eine soziale Politik überwunden werden.


ver.di Bundesvorstand
Bereich Wirtschaftspolitik
10179 Berlin
Dieser Artikel wurde von den Kollegen von H.C. Beck übernommen.
Herzlichen Dank - http://chbeck-verdi.blogspot.com/

Freitag, 15. Februar 2019

Fusion Karstadt und Kaufhof


Seit  Jahren kämpfen die großen Warenhäuser Karstadt und Kaufhof gegen Billiganbieter wie Primark aber auch gegen den Online-Giganten Amazon.
Karstadt hatte zuletzt auf Grund eines,mit der ver.di abgeschlossenen Sanierungstarifvertrags, gerade so die Kurve bekommen, die Kaufhof Filialen laufen defizitär.

Um am Markt weiterhin bestehen zu können, planten die beiden Warenhaus-Riesen zu fusionieren. Dieser Fusion stimmte das Bundeskartellamt im November 2018 zu.

Karstadt/Kaufhof- Filialen finden sich europaweit an 243 Standorten. Das Unternehmen beschäftigt rund 32.000 MitarbeiterInnen.

Die Ankündigung der Unternehmensleitung Karstadt/Kaufhof aus der Tarifbindung auszusteigen, bestürzte nicht nur die Beschäftigten sondern auch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.

Wie soll die Zukunft aussehen?


Im Januar 2019 fand ein Spitzengespräch zwischen der ver.di und den Gesamtbetriebsräten von Karstadt und Kaufhof statt.

Am 31.01.2019 gab die ver.di die folgende Pressemitteilung heraus.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Gesamtbetriebsräte der Warenhäuser Karstadt und Kaufhof haben in einem Spitzengespräch mit der Unternehmensführung deutlich erklärt, dass ein Zukunftskonzept nur unter Einbeziehung der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft erfolgreich sein könne. An dem Treffen in Berlin nahmen auch der Eigner der Signa-Holding René Benko, CEO Stephan Fanderl, die Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Peter Zysik (Kaufhof) und Jürgen Ettl (Karstadt) und ihre Stellvertreter sowie der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske und ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger teil.

Die Unternehmensführung von Karstadt/Kaufhof erklärte in dem Gespräch, sie erwarte von den Kaufhof-Beschäftigten einen Beitrag in Höhe von 70 Millionen Euro zur Sanierung des Unternehmens. Die Signa-Holding wolle ihrerseits im Frühjahr eine Finanzspritze in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags zur Stützung von Kaufhof bereitstellen. Auch würde kein Geld abgezogen, sondern reinvestiert.

Scharfe Kritik übte ver.di an der Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens. "Die bisherige Informationspolitik des Unternehmens und die Ankündigung, aus der Tarifbindung auszuscheren, war weder sachdienlich noch förderlich für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Einseitiges Handeln verhindert Vertrauen", sagte Stefanie Nutzenberger. "Eine Tarifflucht und die Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband ohne Tarifbindung stellt für die Beschäftigten eine Provokation dar". Ein Zukunftskonzept müsse von den Beschäftigten mitgestaltet werden.

Das Unternehmen seinerseits stellte klar, eine Tariflösung für Kaufhof und Karstadt mit ver.di anzustreben. Die ver.di-Forderungen sind eindeutig. Nutzenberger: "Wir brauchen eine Beschäftigungs- und Standortsicherung - auch für die 40 Doppelstandorte und ein Bekenntnis zur Tarifbindung. Dann sind wir auch bereit, über ein Zukunftskonzept zu verhandeln", so Nutzenberger.

Die Gewerkschaft will die Tarifkommissionen von Kaufhof und Karstadt noch im Februar zu gemeinsamen Beratungen über die nächsten Schritte und Maßnahmen zusammenrufen. Bis dahin sollen die Eckpunkte eines Zukunftskonzepts des Unternehmens inklusive eines möglichen Arbeitnehmerbeitrages schriftlich vorliegen und den Tarifkommissionsmitgliedern plausibel dargelegt werden.

Quellen:
- WiWo
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bundesvorstand www.verdi.de

Mittwoch, 13. Februar 2019

Prima Klima?


Jede/r Zweite hat Angst, mit dem Vorgesetzten über Probleme zu sprechen


Unterstützung durch Kollegen gut, Kommunikation mit Vorgesetzten schwierig:  Beschäftigte in Deutschland bewerten das Klima in ihrem Unternehmen differenziert. Während ein gutes Klima Motivation und Wohlbefinden fördert, führen mangelnde Wertschätzung und destruktives Führungsverhalten häufig zu Stress und Gesundheitsproblemen.


Fast die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland hat Angst, gegenüber ihren Vorgesetzten Probleme anzusprechen. Das zeigt eine Auswertung des "DGB-Index Gute Arbeit". Doch die Zahlen zum Betriebsklima in Deutschland zeigen auch positive Seiten: Die Solidarität unter Kolleginnen und Kollegen ist groß.

44 Prozent der Beschäftigten geben laut "DGB-Index  Gute Arbeit" an, dass es in ihrem Betrieb nur in geringem Maß oder gar nicht die Möglichkeit gibt, Probleme gegenüber den Vorgesetzten oder der Geschäftsführung offen anzusprechen.

Dabei spielt die Größe des Betriebs offenbar eine wesentliche Rolle: Kleinbetriebe mit weniger als 20 Beschäftigten werden hinsichtlich des Betriebsklimas etwas positiver bewertet als mittlere und größere Unternehmen. Allerdings traut sich auch in den Kleinbetrieben jede/r Dritte (34 Prozent) nicht, gegenüber Vorgesetzten offen seine Meinung zu sagen.

Und: Jede/r dritte Beschäftigte (32 Prozent) erfähr von den Vorgesetzten nur geringe oder gar keine Wertschätzung für die eigene Arbeit.

Solidarität unter den Beschäftigten groß

Ein deutlich positiveres Bild zeigt sich beim Betriebsklima innerhalb der Belegschaft: 85 Prozent aller Beschäftigten sagen, dass sie sich auf große Unterstützung ihrer Kolleginnen und Kollegen verlassen können.


Allerdings könnten viele Betriebe noch mehr tun, um diese Kollegialität auch zu fördern: Gut ein Drittel der Beschäftigten (35 Prozent) ist der Meinung, dass Kollegialität im Betrieb gar nicht oder nur in geringem Maß gefördert wird.

Wie die Beschäftigten die sozialen Bedingungen im Betrieb bewerten, steht hier:

DGB-Studie Gute Arbeit


Quelle: die Kollegen des Hugendubel ver.di blog

Montag, 11. Februar 2019

Umzug: So nicht, sagt der Betriebsrat


Der Betriebsrat hat beschlossen, dem Umzug in seiner jetzigen Planung zu widersprechen. Die Einhaltung wesentlicher Mindestvorgaben der Arbeitsstättenverordnung und des technischen Regelwerks ist nicht sichergestellt. Nach dem Soll-Ist-Vergleich von aktueller Planung und Arbeitsschutzregelwerk ist absehbar, dass vor allem im BÖWE-Gebäude die Gefährdungsbeurteilung wesentliche Mängel im Bereich der Verkehrswege, der Funktions- und Bewegungsflächen, des Lärmschutzes, des Umgang mit Gefahrstoffen und gegebenenfalls auch des Brandschutzes zeigen wird. In diesem Fall dürfen an diesen Arbeitsplätzen keine Beschäftigten eingesetzt werden.

Wer den Einlassungen von CEO Christian Sailer auf der Betriebsversammlung genau zugehört hat, dem ist eine wundersame Wandlung vom Paulus zum Saulus aufgefallen. Am Anfang lobte Sailer die genaue Analyse der Pläne und sicherte zu, alle entsprechenden Gesetze einhalten zu wollen. Einige Sätze weiter sprach er davon, alles zu "versuchen", um die Gesetze "wenn möglich" einzuhalten. Und am Ende hieß es dann, man solle ihm doch mal eine Firma zeigen, die tatsächlich alle Vorschriften einhalte, das gehe ja gar nicht…

Keine Ausreden mehr – Gesetze gelten auch für WELTBILD

Wir möchten die Geschäftsführung deshalb nochmals an die Fakten erinnern. Bei der aktuellen Planung wurden folgende Mindestanforderungen an die Gestaltung von Arbeitsstätten nicht berücksichtigt:

  • Verkehrs- und Bewegungsflächen dürfen sich nicht überlagern. Das heißt, bei nebeneinanderliegenden Bildschirm-Arbeitsplätzen ist mit einer Tiefe von 1,60 Meter für Stuhl, Bewegungsfläche und Verkehrsweg zu kalkulieren. Befindet sich hinter dem Schreibtisch ein Regal/Schrank so ist zusätzlich die Funktionsfläche bzw. der Sicherheitsabstand in Ansatz zu bringen.
  • Von besonderer Bedeutung sind die Verkehrswege. Es ist zwingend sicher zustellen, dass Beschäftigte jederzeit ungehindert ihren Arbeitsplatz betreten und verlassen können. Hierfür ist – neben den oben genannten Mindestflächen – auch sicher zu stellen, dass keine Utensilien, wie Ordner, Accessoires, Kleinmöbel etc. den Weg zum und vom Arbeitsplatz verstellen.
  • Brennbare Produkte und solche, die im Falle einer Temperaturerhöhung schmelzen oder zu starker Rauchentwicklung neigen, sind grundsätzlich nicht in Arbeitsplatznähe zu lagern. Hierfür ist bereits bei der Planung sicher zu stellen, dass ausreichend geeignete Lagerflächen zur Verfügung stehen. Gegebenenfalls sind bei der Konzeptionierung dieser Lagerflächen besondere Anforderungen des Brandschutzes und die Anforderungen der Gefahrstoffverordnung zu beachten. Es ist nicht von „haushaltsüblichen Mengen“ auszugehen.
  • Bei der Planung wurde der Lärmschutz nicht ausreichend berücksichtigt: Es ist davon auszugehen, dass der Dauerschallpegel insbesondere in den Mehrpersonenbüros im BÖWE-Gebäude deutlich über 55 dbA liegen wird, außer es werden umfassende Lärmschutzmaßnahmen bei der Planung berücksichtigt und zugleich die Flächenbelegung reduziert.

BR-Vorschlag: Weitere Räume bei SIGMA anmieten

Unter Berücksichtigung der oben genannten Mängel ist – nach grober Schätzung – davon auszugehen, dass die Mindestvorgaben der Arbeitsstättenverordnung nur dann eingehalten werden können, wenn die Belegung des BÖWE-Gebäudes um ca. 20% reduziert wird (bezogen auf die Mehrpersonenbüros).

Der BR regt daher eine stärkere Belegung des SIGMA-Gebäudes an, und schlägt vor, dort weitere Räumlichkeiten anzumieten. Denn auch bei der Belegung der Gebäude SIGMA und in der Rumplerstraße gibt es erhebliche Belegungsprobleme, die ebenfalls die oben genannten Punkte betreffen.

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