Freitag, 31. Januar 2014

Die Woche der Solidarität: Mitmachen und "Wir sind WELTBILD" auf Facebook liken

Unsere "Woche der Solidarität" läuft super. 


Am vergangenen Wochenende ist unsere Facebook-Soli-Seite "Wir sind Weltbild" online gegangen. Bis jetzt haben wir fast 1.500 Likes bekommen. Besucht die Seite, drückt "Gefällt mir" und ladet alle eure Freunde ein, dasselbe zu tun. Im Februar soll die 10.000-Likes-Grenze gebrochen werden!

Auf der "Wir-sind-WELTBILD"-Seite ist auch der erste unserer neuen TV-Spots zu sehen. Auch hier gilt: 1. liken 2. teilen, teilen, teilen… Ganz Deutschland muss wissen, dass wir weitermachen. Denn wir wissen: ohne unsere KundInnen haben wir keine Chance. Macht also bitte kräftig Werbung für den Erhalt eurer Arbeitsplätze.

Am Montag haben uns die Bischöfe ihrer Solidarität versichert und erste Sanierungsgelder freigegeben. Dafür war ein kleines bisschen Druck nötig ;-) Danke nochmals an all die Frühaufsteherinnen und Frühaufsteher, die mit uns nach Würzburg gefahren sind und den Bischöfen an diesem kalten Wintermorgen eingeheizt haben. Es hat sich gelohnt!

Am Mittwoch trat wieder der Runde Tisch im Rathaus zusammen. Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl hat uns versprochen, einen Aufruf quer durch alle Stadtrats-Fraktionen zu organisieren. Die Politiker sollen sich dafür stark machen, dass ganz Augsburg uns in dieser schweren Zeit durch Einkäufe bei WELTBILD unterstützt.

Am Donnerstag waren die stellvertretende Konzernbetriebsratsvorsitzende Dolores Sailer, Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz und ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann zu Gast bei der Hugendubel-Betriebsversammlung in München. Klare Ansage der Belegschaften von Hugendubel und WELTBILD: Wir lassen uns in der Krise nicht auseinander dividieren. Eine Erfolg versprechende Zukunft gibt es nur im engen Verbund der Augsburger Verlagsgruppe mit der DBH. Dafür werden wir gemeinsam kämpfen.

Am Samstag sind Betriebsrat und Vertrauensleute zur DGB Bezirkskonferenz in der Kongresshalle eingeladen. Wir erhalten hier die Solidaritätsadressen von hunderten Betriebsratsgremien aus ganz Bayern. Ebenfalls zu Gast beim DGB: Ministerpräsident Horst Seehofer. Auch vom Landesvater erwarten wir ein klares Bekenntnis zur Zukunft von WELTBILD.

Am Samstag Nachmittag schließlich sind 2.000 WELTBILD-MitarbeiterInnen beim FCA-Spiel gegen Werder Bremen zu Gast. Wir haben uns darauf vorbereitet, unser "Wir sind alle WELTBILD"-Herz bundesweit in der Sportschau sichtbar zu machen. Vergesst eure Herzen nicht!

Nicht vergessen: Jetzt "Wir sind WELTBILD" liken und mit allen Freundinnen und Freunden teilen. Los geht's!

Mittwoch, 29. Januar 2014

Bischof Zdarsa entsetzt über WELTBILD-Geschäftsführung


Das musste mal gesagt sein: Kardinal Marx und Bischof Zdarsa im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk vor der Bischofskonferenz am Montag. Konrad Zdarsa spricht ab Minute 4, ab der 5. Minute legt er so richtig los.

Montag, 27. Januar 2014

WELTBILD-Beschäftigte besuchen die Bischöfe bei ihrer Konferenz in Würzburg

ver.di-Pressemitteilung, 27. Januar 2014

„Wir sind hier, wir sind laut, 
weil man uns die Zukunft klaut!“


Würzburg/Augsburg, 27.01.2014. Die Beschäftigten der insolventen Verlagsgruppe WELTBILD kämpfen weiter um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Heute morgen demonstrierten rund 100 MitarbeiterInnen vor dem Würzburger Kloster Himmelspforten, in dem der Ständige Rat der Bischofskonferenz tagt. Unter anderem stehen Beratungen über WELTBILD auf der Tagesordnung.

Demo-Auftakt in Würzburg
„Die Bischöfe haben uns in der schwärzesten Stunde allein gelassen“, klagt Timm Boßmann, ver.di-Sprecher bei WELTBILD. Der Buchhändler aus Augsburger leide seit Jahren unter der Uneinigkeit seiner katholischen Gesellschafter. Die einander widerstrebenden Interessen der 
Eigentümer hätten erheblich dazu beigetragen, dass WELTBILD am 10. Januar Insolvenz angemeldet hatte. Vorausgegangen war eine Entscheidung des Ständigen Rats der Bischofskonferenz am 9. Januar, die angeschlagene Gruppe nicht wie geplant mit Sanierungsgeldern zu unterstützen.

Gerade dieser Ständige Rat tagt jetzt wieder in Würzburg. Aber heute wollen die Beschäftigten nichts dem Zufall überlassen und machen sich vor dem Kloster Himmelspforten mit Sprechchören bemerkbar: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“, schallt es durch den Wintermorgen.

Die Bischöfe werden laut und herzlich begrüßt.
Feste Zusagen gibt es bis jetzt nur für Hugendubel

„Eigentum verpflichtet, sagt das Grundgesetz“, erinnert Thomas Gürlebeck, ver.di-Sekretär für den Handel in Augsburg und fordert: „Das muss in besonderem Maße für kirchliche Unternehmer gelten.“ Betriebsrat und Gewerkschaft wollen sich nicht mit den wolkigen Versprechungen „sozialer Abfederung“ abspeisen lassen: „Das Geld muss in den Erhalt der Arbeitsplätze und nicht in deren Abbau investiert werden.“

Immerhin zwei Bischöfe stellen sich dem Gespräch mit ihren Mitarbeitern: Bischof Konrad Zdarsa aus Augsburg (mit Hut) und Kardinal Reinhard Marx. Um verbindliche Zusagen haben sich die Kirchenfürsten ab herumgedrückt. Stattdessen gab es öffentliche Schelte für die Geschäftsführung.
Die jüngst vom Erzbistum München und Freising zugesagten 20 Millionen seien für den Buchhändler Hugendubel bestimmt, der über eine Holding mit WELTBILD verbunden ist, berichtet 
Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz. Die 15 Millionen Soforthilfe des Augsburger Bischofs Zdarsa seien dagegen noch nicht sicher, sondern müssten heute erst abgesegnet werden. „Im Übrigen ist das nur ein Bruchteil des ursprünglich zugesagten Sanierungsbeitrags, den wir dringend brauchen, wenn die Arbeitsplätze in Augsburg eine Zukunft haben sollen“, macht Fitz deutlich.

Für diese Zukunft setzen die Beschäftigten sich vehement ein. Die Stimmung ist kämpferisch: „Wir lassen die Bischöfe nicht mehr in Ruhe“, verspricht einer der Kollegen in die Mikrofone der JournalistInnen, die aus dem ganzen Bundesgebiet angereist sind.

Die TeilnehmerInnen verabschieden sich gestärkt und selbstbewusst: "Wir kämpfen weiter!"


Samstag, 25. Januar 2014

Katholische Wochen werden mit „Woche der Solidarität“ fortgesetzt

Pressemitteilung der ver.di am 24. Januar 2014

WELTBILD-Beschäftigte vor der 
Bischofskonferenz: 

„Unwürdiges Gezanke 
auf Kosten unserer Arbeitsplätze“


Nach den widersprüchlichen Aussagen der katholischen Anteilseigner in der Presse sind Vertreter der WELTBILD-Belegschaft nach München gefahren. Betriebsrat und Gewerkschaft erhofften sich Aufklärung vom Aufsichtsratsvorsitzenden DDr. Peter Beer. Das Gespräch sei konstruktiv verlaufen, berichteten die Teilnehmer. Aber der offensichtliche Zwist zwischen den 14 Gesellschaftern bringe das Unternehmen weiter in Bedrängnis und verschlechtere die Chancen auf Erhalt der Arbeitsplätze in Augsburg.

„Das Hin und Her in den Aussagen der Bischöfe ist für den aktuell hochsensiblen Prozess alles andere als hilfreich“, machte der Wirtschaftssachverständige des Betriebsrats, Klaus Warbruck, anschließend deutlich. Die WELTBILD-Gruppe sei nur als Multichannel-Vertrieb über Versand und Filialen erfolgreich fortführbar.

„Nach der Zusage der Erzdiözese München und Freising muss die Bischofskonferenz ihrer Verantwortung nachkommen und die versprochenen Mittel von mindestens 65 Millionen zur Verfügung stellen“, forderte Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz.

Hundertköpfige WELTBILD-Delegation auf dem Weg nach Würzburg

„Was wir hier erleben, ist ein absolut unwürdiges Gezanke auf Kosten unserer Arbeitsplätze“, klagt Timm Boßmann, ver.di-Sprecher bei WELTBILD: „Jetzt werden die Beschäftigten dafür sorgen, dass den katholischen Anteilseignern das vielzitierte Lichtlein aufgeht.“ In der Nacht zum Montag fährt eine hundertköpfige Delegation mit Bussen von Augsburg nach Würzburg zur 
Bischofskonferenz, die im Kloster Himmelspforten tagt.

„Die Fahrt nach Würzburg soll den Anteilseignern deutlich machen, dass wir nicht nachgeben“, erklärt der ver.di-Sekretär für den Handel in Augsburg, Thomas Gürlebeck: „Im Klartext: Solidarität mit den Beschäftigten ist im Falle der Bischöfe keine fromme Bitte, sondern die verdammte Pflicht eines christlichen Unternehmens.“

Weitere Aktionen im Rahmen der Solidaritätswoche

Im Laufe der Solidaritätswoche werden weitere Aktionen stattfinden: Der Oberbürgermeister der Stadt Augsburg, Dr. Kurt Gribl, hunderte Delegierte des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und ein Stadion voller Fußballfans sollen dabei tragende Rollen spielen. Mehr wird heute noch nicht verraten…

Donnerstag, 23. Januar 2014

Und tschüss… CDO Schultheis muss gehen




Upps, das ging aber schnell. Der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat dem "Sanierungsexperten" Josef Schultheis den Stuhl vor die Tür gestellt. Bericht in der Kölnischen Rundschau. Schultheis war erst im November zur Verlagsgruppe WELTBILD gekommen, um als Chief Restructuring Officer (CRO) den Sanierungsprozess zu steuern. Zehn Wochen später folgte die Insolvenz. 

Wenn sich Schultheis bei der nächsten Krisen-Firma vorstellt, wird er wieder nicht schuld gewesen sein wollen. Der Schwarze Peter geht diesmal wahrscheinlich an die katholischen Anteilseigner. Fakt ist aber, dass Schultheis nicht auf die Angebote der Gewerkschaft eingegangen ist, die bereits Ende November die Unterstützung der Belegschaft bei der Unternehmenssanierung angeboten hatte. Und Fakt ist auch, dass sich durch die Einleitung der Regel-Insolvenz die Chancen auf den Erhalt unserer 2.200 Arbeitsplätze dramatisch verschlechtert haben. Ein Schutzschirm-Verfahren hätte wesentlich weniger öffentlichen Wirbel erzeugt und den Zeitrahmen entscheidend erweitert. Vielen Dank, Herr Schultheis, für dieses professionelle Krisen-Management!

Nach Alpine und Praktiker ist WELTBILD das dritte Unternehmen in Folge, das die Restrukturierungs-Bemühungen von Schultheis nicht überlebte. Unser Vorschlag an Schultheis' nächsten Arbeitgeber: Den Mann besser gleich als CDO einstellen – Chief Destruction Officer.

Montag, 20. Januar 2014

Mitmachen! Ver.di startet "Katholische Wochen" für WELTBILD


In den letzten Tagen ist viel geredet und noch mehr geschrieben worden über die Situation bei WELTBILD. Dabei kamen vor allem die "offiziellen" VertreterInnen der Belegschaft, des Unternehmens und der katholischen Gesellschafter zu Wort.

Heute geben wir Ihnen die Gelegenheit, selbst das Wort an die verantwortlichen Bischöfe zu richten. 

Wir haben dafür die Form der "Fürbitte" gewählt. Fürbitten sind ein fester Bestandteil des katholischen Gottesdienstes. Die Gemeinde bittet dabei in einem gemeinschaftlichen Gebet um Hilfe für andere Menschen, die in Not sind.

Zusammen mit einem katholischen Geistlichen haben wir diese Fürbitten verfasst:

Wir bitten für die verzweifelten Menschen bei Weltbild in Augsburg, die nicht wissen, wie es jetzt mit ihnen weitergeht. Wir bitten für ihre Familien, besonders für die Kinder, die nicht verstehen, warum Mutter und Vater so niedergeschlagen sind. Wir bitten für all jene, die durch Sorge krank geworden sind und nun keine Kraft mehr haben, ihren Alltag zu leben. 
Wir bitten um Frieden unter den Führern der Kirche, die sich zerstritten haben. Wir bitten für die Weisheit der Bischöfe, dass sie erkennen, was sie mit ihrer Entscheidung angerichtet haben. Wir bitten für die Kraft der Kirche, jetzt Verantwortung zu übernehmen für die Menschen, die sich ihr als Arbeitnehmer anvertraut haben.  
Wir bitten für die Entschlossenheit derjenigen, die ahnen, dass etwas furchtbar falsch gelaufen ist. Wir bitten für ihren Mut, die Stimme der Menschlichkeit im Kreise der Bischöfe zu erheben. Wir bitten um Wegweisung für die Ratlosen, die gerade nicht wissen, wie sie einen neuen Anfang für die Zukunft von Weltbild finden sollen.  
Wir bitten für die verzweifelten Menschen bei Weltbild in Augsburg, dass sie neue Hoffnung fassen, weil die Kirche sie in der Not nicht allein lässt.

Kopieren Sie diesen Text und schicken Sie ihn per E-Mail an die Bischöfe, die als Gesellschafter bei WELTBILD beteiligt sind:

vvd@dbk.de; generalvikariat@bistum-essen.de; bgv@bistum-fulda.de; info@ordinariat-freiburg.de; info@bistum-eichstaett.de; pressestelle@erzbistum-muenchen.de; sekr.bischof@bistum-muenster.de; bischoeflicher.sekretaer@bistum-passau.de; sekretariat.bischof@bistum-regensburg.de; biptrier@bgv-trier.de; generalvikariat@bistum-wuerzburg.de; bistum-aachen@bistum-aachen.de; generalvikariat@bistum-augsburg.de; generalvikariat@erzbistum-bamberg.de

Gerne können Sie auch noch ein paar persönliche Worte an Ihren Bischof hinzufügen.

Wenn Sie diese Aktion gut finden, empfehlen Sie diese Seite bitte an Freunde und Bekannte weiter. Dazu einfach unten auf den kleinen Briefumschlag klicken. Den Link zu dieser Seite können Sie selbstverständlich auch auf Facebook oder Twitter teilen: 

http://weltbild-verdi.blogspot.de/2014/01/mitmachen-verdi-startet-katholische.html
oder als Kurz-Link: http://tinyurl.com/pr7wobe

Die Beschäftigten des WELTBILD Verlags bedanken sich für Ihre Unterstützung.

Sonntag, 19. Januar 2014

Interview: Der Wirtschaftssachverständige Klaus Warbruck zur WELTBILD-Insolvenz


Am Freitag den 10.01.2014, hat die Geschäftsführung die Verlagsgruppe Weltbild GmbH beim Amtsgericht Augsburg einen Insolvenzantrag gestellt. Damit müssen die 2.300 Beschäftigten in Augsburg und möglicherweise alle 6.800 Mitarbeiter von WELTBILD um ihren Arbeitsplatz und ihre Zukunft bangen. 

Der Betriebsrat verlangt seit Wochen Gespräche mit der Geschäftsführung zur gemeinsamen Umsetzung des von den Unternehmensberatungsgesellschaften KPMG und Andersch erarbeiteten Sanierungskonzeptes. Die Gewerkschaft ver.di hat der Geschäftsführung Verhandlungen zum Abschluss eines Sanierungstarifvertrags angeboten, um so einen Sanierungsbeitrag der Beschäftigten verbindlich festzuschreiben.

Klaus Warbruck berät den Betriebsrat als Sachverständiger. Wir haben ihn befragt, wie er die Situation bei WELTBILD jetzt einschätzt und bewertet.

Du warst als Sachverständiger an allen Gesprächen beteiligt. Welchen Eindruck und welche erste Bewertung hast Du zum jetzigen Zeitpunkt?

Die Antragstellung kam am Freitag insofern überraschend, als die Geschäftsführung in allen Gesprächen betont hat, dass die weitere Finanzierung von WELTBILD mit allen Beteiligten abgestimmt und gesichert ist. Das war offensichtlich eine Fehleinschätzung. Wir haben in unseren Gesprächen auch von Seiten der Interessenvertretung auf die Risiken hingewiesen und unsere Verhandlungsbereitschaft für einen Sanierungsbeitrag der Beschäftigten signalisiert.

Was war der genaue Anlass für die Geschäftsleitung den Insolvenzantrag zu stellen?

Dieser Schritt war notwendig, da sich in der Gesellschafterversammlung am Donnerstag den 09.01.2014 bei den katholischen Bischöfen als Anteilseigner von WELTBILD keine Mehrheit für die Annahme des vorliegenden Sanierungsplans gefunden hat. Die Bischöfe verweigern die weitere finanzielle Unterstützung der Gruppe. Damit war die positive Fortführungsprognose der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hinfällig und der Gang zum Insolvenzgericht unumgänglich. Dieser Vorgang ist umso bedauerlicher, als der Aufsichtsrat der Weltbild GmbH und die finanzierenden Banken dem Sanierungskonzept zugestimmt haben.

Was sind die Eckpunkte des Plans?

WELTBILD hat nach den hohen Verlusten aus dem letzten Geschäftsjahr einen Finanzierungsbedarf, der durch Banken und die Anteilseigner abgedeckt werden muss. Zugesagt hatten die Anteilseigner ca. 65 Mio. Euro. Dieser Betrag könnte durch die aktuell schwierige Geschäftslage auf 130 Mio. Euro in den nächsten drei Jahren steigen. Ob das wirklich der Fall gewesen wäre, bleibt offen. Aber ohne eine Absicherung dieser Position könnte in der Zukunft eine Zahlungsunfähigkeit drohen. Deshalb musste die Geschäftsleitung unverzüglich einen Insolvenzantrag stellen, wenn sie nicht selbst in Haftungsrisiken kommen wollten. Das wissen natürlich auch die Anteilseigner. Durch die Rücknahme der Finanzierungszusage ist der Sanierungsplan gescheitert.

Der Plan selbst ist in fünf Projektthemen aufgeteilt, die die Lieferfähigkeit, den Markenauftritt, das Sortiment, den Werbemitteleinsatz und die Verstärkung der Internetpräsenz sowie die Hinwendung zum e-book beinhaltet hätten. Zu jedem dieser Oberbegriffe arbeiten auf allen Führungsebenen von WELTBILD Projektteams, die ihre Teilthemen zwischenzeitlich bis zur Entscheidungsreife vorbereitet haben. Zusätzlich hat ver.di einen Sanierungstarifvertrag in Aussicht gestellt, der es WELTBILD ermöglicht hätte, zeitnah in erheblichem Umfang Personalkosten zu sparen.

Wird sich die Insolvenz auf die gesamte Verlagsgruppe ausweiten?

Den Antrag hat die Verlagsgruppe Weltbild GmbH gestellt. Davon sind zunächst nur die Mitarbeiter in Augsburg betroffen. Meiner Ansicht nach wird es aber dabei nicht bleiben. Die GmbH ist als Konzernmuttergesellschaft finanziell und organisatorisch so eng mit den Tochtergesellschaften verwoben, dass bei einigen oder allen Tochtergesellschaften eine Anschlussinsolvenz zu erwarten ist. Dazu wird der Insolvenzverwalter sicher zeitnah eine Stellungnahme abgeben. Ver.di und der Konzernbetriebsrat von WELTBILD sollten sich jedenfalls auf dieses Risiko vorbereiten.

Hätte es aus Deiner Sicht Alternativen zum Insolvenzantrag gegeben?

Durch den plötzlichen Rückzug der Finanzierungszusagen in letzter Minute haben die kirchlichen Gesellschafter WELTBILD in eine Regel-Insolvenz gezwungen. Das ist die schlechteste aller denkbaren Lösungen in dieser Situation. Wer seinem Unternehmen eine faire Chance geben will, wählt ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Am besten als  sogenanntes Schutzschirmverfahren gemäß ESUG, dem „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“. Wie der Name schon sagt, steht hier die Sanierung – also Entschuldung bei gleichzeitigem Fortbestand – im Mittelpunkt. Dieses Recht ist seit März 2012 ausdrücklich in die Insolvenzordnung aufgenommen worden. Der neu eingefügte §270b der Insolvenzordnung erlaubt ein Verfahren, dass die finanzielle Sanierung des Unternehmens unterstützt, den zeitlichen Rahmen für die Sanierung streckt und den Erhalt der Arbeitsplätze und die Fortführung des Unternehmens in den Mittelpunkt rückt.

Dass nicht dieses Schutzschirmverfahren durchgeführt wird, sondern stattdessen eine klassische Insolvenz, das ist der eigentliche betriebspolitische Skandal. Jetzt stolpert WELTBILD kopflos und ohne ausreichend Zeit für die Umsetzung eines Sanierungsplans in Richtung Abgrund.

Was veranlasst die Bischöfe Deiner Meinung nach zu ihrem Verhalten?

Darüber kann man nur spekulieren. Sicher ist, dass die Diözesen unbedingt als Anteilseigner ausscheiden wollen. Koste es was es wolle. Nach dem Konflikt in Limburg soll eine erneute  öffentliche Debatte über den Umgang der Kirche mit Geld vermieden werden. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein langandauernde öffentlicher Diskurs über die wirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung der Kirche. Dabei spielen betriebswirtschaftliche Vernunft und rationale Problemlösung nur eine untergeordnete Rolle.

Aber die Kirche spart doch sicher Geld durch ihre Entscheidung?

Das halte ich für höchst fraglich. Mit der Insolvenz verlieren auch die kirchlichen Banken ihre Ansprüche gegen WELTBILD. Was die einen Katholiken sparen, müssen die anderen Katholiken bezahlen. Somit verlieren mit dieser Entscheidung alle: Die Gesellschafter und die MitarbeiterInnen. Über so viel betriebswirtschaftlichen Unverstand kann ich nur den Kopf schütteln.

Wie geht es weiter? Was kann man noch tun?

Zunächst hat jetzt mal der Insolvenzverwalter das Sagen. Und es müssen viele dringende Fragen geklärt werden. Wir werden aber in der Sanierungsfrage nicht klein beigeben. Der Erhalt der WELTBILD-Gruppe und die Rettung möglichst vieler der bedrohten Arbeitsplätze stehen alternativlos im Fokus der weiteren Verhandlungen. Dazu werden wir auf jeden denkbaren Bündnispartner auch in der Politik zugehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Auf keinen Fall werden wir die katholische Kirche aus ihrer Verantwortung für WELTBILD entlassen.

Was wird am Ende rauskommen?

Das ist schwer zu sagen. Bei einem Schutzschirmverfahren und einem Sanierungstarifvertrag hätte es materielle Einbußen gegeben. Aber wir hätten dafür im Gegenzug Kündigungsschutz verlangt. Wir werden das gleiche Angebot jetzt an den Insolvenzverwalter richten.

An dieser Stelle zu versprechen, dass alles doch noch gut wird, wäre unseriös. Aber wir werden alles dafür tun, dass die materiellen und sozialen Folgen der Insolvenz für die Beschäftigten begrenzt und abgemildert werden. Letztlich sind wir dabei aber auch vom Einsatz der WELTBILD-Belegschaft abhängig. Wenn sich die KollegInnen nicht organisieren und die Aktionen von Gewerkschaft und Betriebsrat aktiv mittragen, sind die Gremium machtlos. Das weiß die Gegenseite, und das sollte auch jedem einzelnen in der Belegschaft klar sein.

Freitag, 17. Januar 2014

Der Offene Brief der WELTBILD-Belegschaft an die verantwortlichen Bischöfe


Der Brief liegt noch bis Ende nächster Woche im BR-Büro aus. Bitte nutzt die Gelegenheit zum Unterzeichnen.

Offener Brief
der Beschäftigten 
an die Eigentümer der Verlagsgruppe Weltbild:

Erzbischof Ludwig Schick, Bamberg • Bischof Gregor Maria Hanke, Eichstätt • Bischof Friedhelm
Hofmann, Würzburg • Bischof Heinrich Mussinghoff, Aachen • Bischof Stephan Ackermann, Trier
• Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, München und Freising • Bischof Konrad Zdarsa, Augsburg
• Diözesanadministrator Klaus Metzl, Passau • Bischof Rudolf Vorderholzer, Regensburg
• Bischof Felix Genn, Münster • Bischof Heinz-Josef Algermissen,Fulda
• Erzbischof Robert Zollitsch, Freiburg • Bischof Franz-Josef Overbeck, Berlin

Sehr geehrte Herren Bischöfe,

wir, die Beschäftigten der Verlagsgruppe Weltbild, wurden am Freitag, den 10. Januar 2014, von der
Nachricht überrascht, dass Sie sich – entgegen den Beschlüssen unseres Aufsichtsrates und der
finanzierenden Kernbanken – entschlossen haben, die Refinanzierung der Verlagsgruppe scheitern zu
lassen. Damit haben Sie Weltbild bewusst in die Insolvenz getrieben.

Vielleicht können Sie sich ja trotz eigener Ehe- und Kinderlosigkeit vorstellen, was Sie mit diesem
Beschluss den mehr als 2.000 KollegInnen am Standort Augsburg und ihren Familien angetan haben.
Sie entziehen mit einem Federstrich mehreren Tausend Menschen die wirtschaftliche Existenzgrundlage
– und das ohne betriebswirtschaftliche Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit.
Wir können nicht nachvollziehen, warum Sie sich über die Empfehlungen Ihres eigenen
Aufsichtsgremiums und Ihrer eigenen Banken hinweggesetzt haben.

Mit Ihrem völlig widersprüchlichen und unklaren Kurs während der letzten Jahre (erst Verkaufsabsicht, dann Stiftung, dann Zusage der Refinanzierung, jetzt Absage ...) tragen Sie als Eigentümer einen großen Teil der Verantwortung für die aktuelle wirtschaftliche Lage, in der sich Weltbild befindet.

Wir, die Unterzeichnenden, erklären hiermit, dass wir nicht bereit sind, unser Unternehmen und unsere Arbeitsplätze sang- und klanglos auf dem Altar innerkirchlicher Machtkämpfe opfern zu lassen.

Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um die Verlagsgruppe Weltbild fortführen und unsere
Arbeitsplätze erhalten zu können. Es geht uns nicht darum, möglichst hohe Abfindungen herauszuholen und irgendwann und irgendwo wieder irgendeinen Arbeitsplatz zu finden.
Wir haben dieses – Ihr – Unternehmen mit unserer Hände und Köpfe Arbeit aufgebaut und groß gemacht. In vielen, vielen guten Jahren haben auch Sie davon profitiert.

Jetzt schlägt die Stunde für Ihre Solidarität und Eigentümerverpflichtung. Wir sind nicht bereit, Sie aus dieser Verantwortung zu entlassen. Sie werden von uns hören...

Mit freundlichen Grüßen

Die Belegschaft der Verlagsgruppe Weltbild

Der Brief liegt noch bis Ende nächster Woche im BR-Büro aus. Bitte nutzt die Gelegenheit zum Unterzeichnen.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Insolvenzrecht: ver.di-Anwalt beantwortet die wichtigsten Fragen


Was bedeutet die Insolvenz für die Beschäftigten bei WELTBILD? Die Gewerkschaft ver.di hat die Anwaltskanzlei bell.helm.partnerInnen beauftragt, die häufigsten Fragen zu beantworten: 

1. Was ist der aktuelle Sachstand? 2. Was bedeutet „vorläufiger schwacher Insolvenzverwalter“? 3. Wann endet das Eröffnungsverfahren? 4. Was ist mit meinem Geld? 5. Welche Höhe hat das Insolvenzgeld? 6. Was sind Masseforderungen und was ist meinem Geld nach Insolvenzeröffnung? 7. Welche rückständigen Forderungen sind durch das Insolvenzgeld abgesichert? 8. Muss ich weiterarbeiten? 9. Besteht auch in der Insolvenz des Arbeitgebers Kündigungsschutz nach dem KSchG? 10. Was bedeutet eigentlich „Planinsolvenz“? 11. Bleibt der Betriebsrat trotz Insolvenzverfahren bestehen? 12. Kann mich der Insolvenzverwalter freistellen? 13. Was passiert mit meinen Stunden auf dem Arbeitszeitkonto? 14. Was ist mit meinem Urlaubsanspruch? 15. Ich beziehe Betriebsrente, muss ich etwas tun?

Rechtsanwalt Michael Huber ist Spezialist für Insolvenzrecht und steht hier Rede und Antwort: Zur Sonderseite Insolvenzrecht

Mittwoch, 15. Januar 2014

Betriebsversammlung: Belegschaft kampfbereit für Arbeitsplätze


1.500 MitarbeiterInnen bei WELTBILD-Betriebsversammlung
„Mit dieser Entschlossenheit bringen wir 
WELTBILD wieder auf Erfolgskurs.“


Augsburg, 15.01.2014. Die WELTBILD-MitarbeiterInnen sind überzeugt, dass ihr Unternehmen eine vielversprechende Zukunft hat. „In den Neunzigern haben wir Bertelsmann als einstmals größten Versandbuchhändler abgehängt. Zur Jahrtausendwende haben wir mit JOKERS die Marktführerschaft im Modernen Antiquariat übernommen und mit KIDOH einen neuen großen Spielzeughändler in Deutschland etabliert“, resümiert ver.di-Sprecher Timm Boßmann. 



„Wir wissen, dass wir es können“, so Boßmann weiter. Jüngst habe man mit dem e-Book-Reader TOLINO erneut Erfolgsgeschichte geschrieben: „Unser Lesegerät liegt gleichauf mit dem Kindle von Amazon, das hat weltweit kein einziger anderer Buchhändler geschafft, auch Apple nicht!“ „Die gut qualifizierten und einsatzfreudigen MitarbeiterInnen sind das wahre Kapital dieses Unternehmens“, betont Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz: „Mit dieser Mannschaft bringen wir WELTBILD wieder auf Erfolgskurs.“

Insolvenzverwalter Geiwitz „Wir haben einiges auf der Guthabenseite“

Auch Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz sieht konkrete positive Ansätze: „Wir haben einen guten Namen und treue Kunden auf der Guthabenseite. Mit dem TOLINO spielen wir ganz vorne mit im digitalen Geschäft.“ Der Fachmann hat außerdem Verbündete für den Kampf um den Fortbestand des Unternehmens ausgemacht: „Auch die großen Verlage haben ein Interesse am Fortbestand von WELTBILD.“ Niemand wolle sich einem Monopolisten aus Amerika ausliefern.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Sanierung sind aber weiterhin erhebliche finanzielle Beiträge der Eigentümer von der katholischen Kirche. „Um dieses Geld werden wir alle zusammen kämpfen“, macht ver.di-Handelssekretär Thomas Gürlebeck deutlich. Dazu ist auch die versammelte Belegschaft bereit und setzte rund 1.500 Unterschriften unter einen Brief an die Bischöfe, den der Betriebsrat vorbereitet hatte.

Die kommenden Wochen werden bei WELTBILD von zwei großen Anstrengungen geprägt sein. Einerseits wird im Unternehmen alles dafür getan, dass die KundInnen ohne Unterbrechung in der gewohnten Qualität weiter beliefert werden. Andererseits wird die Belegschaft jetzt die Öffentlichkeit suchen, um die katholischen Eigentümer in die Pflicht zu nehmen. „Wir haben schon viele Ideen, wie wir unseren berechtigten Forderungen Nachdruck verleihen werden“, kündigten die GewerkschafterInnen an. Details werden noch nicht verraten, aber „die Bischöfe sollten sich warm anziehen…“

Augsburger SPD-Spitze solidarisiert sich mit WELTBILD-MitarbeiterInnen

Pressemitteilung:

Weltbild: Augsburger SPD-Politiker drängen auf fraktionsübergreifende Hilfe und sehen die Kirche weiter in der Verantwortung


Weltbild steht vor dem Aus, doch das wollen Augsburger SPD-Abgeordnete nicht kampflos hinnehmen. Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr, die beiden Landtagsabgeordneten Dr. Linus Förster und Harald Güller und der Vorsitzende der Stadtratsfraktion und OB-Kandidat Dr. Stefan Kiefer schrieben deshalb einen Brief an Gewerkschaftsvertreter und Oberbürgermeister Gribl.

Darin heißt es unter anderem: „Die Katholische Kirche als Arbeitgeber hat offensichtlich vor, die Mitarbeiter im Regen stehen zu lassen und will ihrer zweifellos bestehenden sozialen Verpflichtung gegenüber den oft langjährigen Mitarbeitern nicht nachkommen. Statt gemeinsam über Wege aus der Krise zu sprechen und konkrete Sanierungsschritte zum Erhalt der Arbeitsplätze in Angriff zu nehmen, wurde von kirchlicher Seite zunächst lange über einen Geschäftskurs für Weltbild gestritten und dann die schäbigste Lösung, nämlich die eines Ausstiegs, ohne weitere Perspektiven gewählt. Der Ausstieg soll nun für Mitarbeiter und Öffentlichkeit völlig überraschend in brutaler Schnelligkeit vollzogen werden.“

Die vier Politiker fordern den Erhalt der Arbeitsplätze in Augsburg, für den sie sich fraktionsübergreifend einsetzen wollen und auch Seehofer ihre Unterstützung angeboten haben. Die finanzielle Absicherung und Zukunft der Mitarbeiter habe höchste Priorität und die Kirche dürfe sich jetzt nicht aus ihrer sozialen Verantwortung stehlen. Zum Erhalt der Arbeitsplätze sei sicher auch ein weiterer finanzieller Beitrag der Kirche notwendig, „was angesichts der jahrelang selbstverständlich entnommenen Gewinne nur gerecht ist“, wie Bahr, Förster, Güller und Kiefer übereinstimmend betonen.

Dienstag, 14. Januar 2014

Betriebsversammlung: Die Beschäftigten stehen zu WELTBILD und werden um ihre Zukunft kämpfen


Presseinfo der ver.di


Bei WELTBILD sind die Menschen schockiert und verstehen nicht, dass die katholischen Gesellschafter ihr Unternehmen in die General-Insolvenz geschickt haben. Viele haben nachts nicht geschlafen, sie bangen um ihre Familien und diskutieren stundenlang. Langsam aber lässt der Schock nach, und sie sind bereit, für ihre Existenzgrundlage zu kämpfen.

Ver.di-Sprecher von Weltbild, Timm Boßmann, beschreibt die Stimmung im Betrieb: „Die Beschäftigten können nicht nachvollziehen, warum die Bischöfe gegen die Empfehlung von Aufsichtsrat und Banken handeln.“ Alle Fachleute hatten Grünes Licht für den Sanierungsplan gegeben. „Es geht um viel Geld“, das ist auch Boßmann klar. „Aber wir reden hier über 14 Gesellschafter, die über einen Zeitraum von drei Jahren finanzieren sollten.“ Wenn WELTBILD schließen müsste, verlören auch die katholischen Banken ihre Ansprüche. Aus Boßmanns Sicht ein „Nullsummenspiel für die Kirche. Die MitarbeiterInnen und ihre Familien werden völlig sinnlos geopfert.“

„Das werden die Beschäftigten nicht einfach so hinnehmen“, erklärt Betriebsrats-Vorsitzender 
Peter Fitz. „Auf der Betriebsversammlung werden wir die KollegInnen informieren, warum es wirklich zur Insolvenz kam.“ Er ist sich sicher, dass die Belegschaft dann umgehend gemeinsame, öffentliche Aktionen beschließen wird.

„Allen im Unternehmen ist klar, dass wir jetzt zusammenstehen und kämpfen müssen“, ist sich Thomas Gürlebeck von ver.di sicher. Der Gewerkschaftssekretär für den Handel in Augsburg sieht die Belegschaft gut aufgestellt: „Die Fortführung der Geschäfte und der Erhalt von WELTBILD als Ganzes ist die einzig Erfolg versprechende Alternative. Eins können wir den Bischöfen jetzt schon versprechen: Wir werden alles für die Sicherung der Arbeitsplätze bei WELTBILD in die Waagschale werfen.“

Die Betriebsversammlung startet am

Mittwoch, 15.01.2014, um 14:00

in der Sporthalle am Wittelsbacher Park

(Ulrich-Hofmaier-Str. 30, 86159 Augsburg)

Montag, 13. Januar 2014

Fernsehberichte zur Mitarbeiterversammlung heute vormittag


Bayerischer Rundfunk

a.tv

Offener Brief an Bischof Zdarsa von Herbert Woerlein


Der Augsburger SPD-Abgeordnete im Bayerischen Landtag, Herbert Woerlein, hat gestern einen Offenen Brief an Bischof Zdarsa geschickt. Danke für die Solidarität, lieber Kollege. Hoffentlich folgen viele PolitikerInnen und andere Personen des Öffentlichen Lebens diesem Beispiel. Nur gemeinsam können wir die Arbeitsplätze bei WELTBILD retten.

Wenn Sie auch aktiv werden möchten und dazu Fragen haben sollten, können Sie gern mit der Blog-Redaktion Kontakt aufnehmen. Wir freuen uns über jede Unterstützung.

Hier der Brief von Herbert Woerlein:

Hochwürdiger Herr Bischof Zdarsa,

in Ihren Glückwünschen zu meiner Wahl in den Landtag haben Sie mir die Zusammenarbeit angeboten, und nun komme ich sehr schnell dankbar darauf zurück.

Der drohende Verkauf des Weltbild-Verlags durch einen Insolvenzverwalter gefährdet 2200 Arbeitsplätze, das sind 2200 Einzelschicksale, hinzu kommt die noch höhere Zahl der Familienmitglieder, Lebenspartner und Angehörigen, die ebenfalls von dieser Entwicklung betroffen wären.

Nach dem grünen Licht des Aufsichtsrats und der Banken liegt jetzt alles in den Händen des Eigentümers, der Katholischen Kirche: Sie muss auf dem festen Fundament christlicher Werteorientierung die Weichen richtig stellen. Es liegen Konzepte vor, die hoffen lassen, dass sich der Weltbild-Verlag durch neue Marketing-Strategien erholen und auf dem Markt wird behaupten können. 
 
Diese einmalige Chance, sich als christlicher Arbeitgeber zu präsentieren, der mehr anbietet als Leistungen, zu denen er ohnehin rechtlich verpflichtet ist, und der sein Team in einer für den Betrieb überlebenswichtigen Phase voll unterstützt, muss genutzt werden.  
Als bekennender Christ und Katholik sehe ich die Kirche im Bistum Augsburg vor einer historischen Aufgabe. Ich bitte Sie, hochwürdiger Herr Bischof Zdarsa, die Hoffnungen der Arbeiterinnen und Arbeiter und ihrer solidarischen Weggefährten, zu denen ich mich zählen darf, nicht zu enttäuschen. Bitte sorgen Sie für die Rettung des Weltbild-Verlags – die dort arbeitenden Menschen müssen Ihnen das Wert sein! 
Für Ihre Bemühungen erbitte ich Gottes Segen und danke Ihnen für alles, was Sie für die bei Weltbild beschäftigen Menschen tun.  
Hochachtungsvoll
Herbert Woerlein
Abgeordneter im Bayerischen Landtag

Sonntag, 12. Januar 2014

Morgen erste Info-Veranstaltungen für MitarbeiterInnen


Am Montag wird es mehrere knapp 1-stündige Versammlungen für alle WELTBILD-MitarbeiterInnen im Kuppelsaal geben.

10:00 Uhr für die KollegInnen der Logistik
10:45 Uhr für die Angestellten in den kaufmännischen und kreativen Abteilungen

Für die Spätschicht ist eine weitere Veranstaltung geplant.

Wir gehen davon aus, dass sich dabei die Insolvenzverwalter vorstellen werden.

Die Info-Veranstaltungen sind keine Betriebsversammlungen, sondern werden von der Unternehmensleitung einberufen.

Der BR wird im Laufe der Woche zu einer eigenen Versammlung einladen und dort über die nächsten geplanten Schritte informieren.

Die Gewerkschaft ver.di hält euch in diesem Blog auf dem Laufenden.

Samstag, 11. Januar 2014

Ver.di, Betriebsrat und Politik wollen Weltbild retten


Am heutigen Samstag trat erstmals ein Runder Tisch unter dem Vorsitz des Augsburger Oberbürgermeisters Dr. Kurt Gribl zusammen. Ziel: gemeinsam alle Kräfte zu mobilisieren, um den Fortbestand der Verlagsgruppe WELTBILD zu sichern, die gestern völlig überraschend Insolvenz angemeldet hatte. 

Mit dabei waren neben der Wirtschaftsreferentin Eva Weber der Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz, ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann und der ver.di-Sekretär für den Handel in Augsburg, Thomas Gürlebeck. Außerdem waren die Vertreter der Handwerkskammer, der IHK und der Agentur für Arbeit mit am Tisch.

Beteiligte glauben an die Zukunft von WELTBILD

Nach eingehenden Gesprächen auf Basis der aktuell vorliegenden Informationen sehen alle Beteiligten eine positive Fortführungsprognose für die Christliche Verlagsgruppe. Darum kann das Ziel des Insolvenzverfahrens nur die dauerhafte Fortführung des Unternehmens mit über 2.000 Arbeitsplätzen allein in Augsburg sein. „Wir fühlen uns in unserer Position gestärkt, dass WELTBILD ein Zukunft hat, wenn jetzt alle an einem Strang ziehen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz.

Ver.di Sekretär Thomas Gürlebeck sieht hier vor allem die katholischen Eigentümer in der Pflicht. „Es ist unfassbar, dass nach dem positiven Votum des Aufsichtsrats und der Banken jetzt die geistlichen Führer der Kirche ihre Beschäftigten zum Teufel jagen. Die Eigentümer sind in der Pflicht, die Existenzen der KollegInnen und ihrer Familien nachhaltig zu sichern. Der einzige und beste Weg dafür ist die Fortführung des Betriebs.“

Wie geht es weiter?

„Die Beschäftigten erwarten jetzt regelmäßige Informationen und eine offene Kommunikation“, sagt Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann. „Das Schweigen der Geschäftsführung gestern ist keine Antwort auf die vielen existenziellen Fragen der Belegschaft.“ Betriebsrat und Gewerkschaft werden die KollegInnen regelmäßig auf Versammlungen und im Gewerkschaftsblog unter www.WELTBILD-verdi.de informieren.

Arbeitsagentur und Kammern haben dabei ihre Unterstützung zugesagt. Positive Signale gibt es auch von der Landesregierung in München. Laut Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl will auch Ministerpräsident Horst Seehofer alles für die MitarbeiterInnen tun, was sich im Laufe des Insolvenzprozesses als notwendig erweisen sollte.
Alle Beteiligten haben den Start des RundenTisches als positiv und wichtig für die Beschäftigten bewertet. Die Gespräche werden in den nächsten Wochen in enger Taktung fortgesetzt.

Erste Presse-Berichte über die Initiative von Gewerkschaft und Politik lesen Sie hier:


Bayerischer Rundfunk: Runder Tisch verbreitet Optimismus (Videos und Ton-Beiträge anklicken!)


Freitag, 10. Januar 2014

Kirche jagt WELTBILD zum Teufel


Das Unternehmen WELTBILD mit über 2.000 Angestellten allein in Augsburg hätte gerettet werden können. Aufsichtsrat und Banken hatten die Sanierungspläne der Geschäftsführung bereits abgenickt. Dann zogen gestern Abend die kirchlichen Gesellschafter völlig überraschend ihre Finanzierungszusagen zurück. Damit ist WELTBILD pleite.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) bewertet die Entscheidung der katholischen Eigentümer der Verlagsgruppe WELTBILD, die bereits zugesagten Mittel für die Umstrukturierung zu streichen, als menschliche und existenzielle Tragödie.

Eigentümer stehlen sich aus der Verantwortung

„Diese Entscheidung der Eigentümer zeigt mehr als deutlich, dass sich die Kirche der Verantwortung gegenüber allen Kolleginnen und Kollegen bei WELTBILD nicht bewusst ist, oder den drohenden Arbeitsplatzverlust in einem zukunftsfähigen Unternehmen billigend in Kauf nimmt, und das nur, weil man nicht mehr investieren will,“ sagte Thomas Gürlebeck, ver.di Sekretär für den Handel in Augsburg. „Jahrelang fette Gewinne abschöpfen und sich so die Prunkbauten mitfinanzieren lassen und dann, wenn die Belegschaft Hilfe braucht, zugesagte Gelder wieder streichen. Widerlicher geht es eigentlich nicht. Die Kirche praktiziert Kapitalismus in Reinkultur“, so Gürlebeck weiter.

Die Gewerkschaft geht davon aus, dass die Kirche als Eigentümer sich über die Streichung der notwendigen Mittel für den Umbau des Unternehmens aus der Verantwortung stehlen will und sehenden Auges die Belegschaft in eine ungewisse Zukunft schickt. „Wir werden es nicht zulassen, dass die Bischöfe sich so aus der Verantwortung stehlen. Jetzt, wo man diesen Weg gewählt hat, müssen die Bischöfe Geld für die Beschäftigten bereitstellen, um deren Zukunft und Existenzen zu sichern“, so Gürlebeck.

WELTBILD ist zukunfts- und überlebensfähig

Ver.di wird zusammen mit dem Betriebsrat für den Erhalt des Unternehmens und den Erhalt der Arbeitsplätze mit allen Mitteln kämpfen. „Unser Unternehmen ist zukunftsfähig, davon waren wir immer überzeugt und sind es immer noch“, sagt Peter Fitz, Betriebsratsvorsitzender der Verlagsgruppe. „Dass die Bischöfe nun unser über-lebensfähiges Unternehmen derart abstoßen will, ist unglaublich und skandalös“, so Fitz abschließend.

Ver.di wird das weitere Verfahren in der Insolvenz – in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat – begleiten und im Interesse der Kolleginnen und Kollegen zur Sicherung der Arbeitsplätze auch in den zuständigen Gremien mitwirken.

Geschäftsführung schweigt sich aus

Bis zum Abend gab es keine Erklärung der Geschäftsführung gegenüber den Angestellten und ArbeiterInnen in Augsburg. Lediglich die Führungsriege und der Betriebsrat waren am Vormittag informiert worden. Nachmittags ergriff der Betriebsrat die Initiative und informierte die Angestellten per Flugblatt und E-Mail (siehe unten). "Mir ist völlig unverständlich, wie die Geschäftsführung mit den MitarbeiterInnen umgeht", sagt ver.di-Betriebsgruppen-Sprecher Timm Boßmann. "Schweigen ist in so einer Situation die denkbar schlechteste Lösung – die KollegInnen bei WELTBILD haben ehrliche Antworten verdient. Das ist auch eine Frage des Respekts gegenüber Menschen die sich zum Teil über Jahrzehnte für WELTBILD dumm und dusselig gearbeitet haben."

Der Betriebsrat und die ver.di-Vertrauensleute werden die Belegschaft regelmäßig über alle Neuigkeiten informieren. Auch hier in diesem Blog.

WELTBILD ist pleite. 
Was heißt das für mich?


Wird weiter gearbeitet?


JA, der Betrieb läuft ab nächste Woche fast weiter wie gewohnt. Bestimmte Besonderheiten, die nach dem Insolvenz-Recht zu beachten sind, werden in den Abteilungen bekannt gegeben. Es kann zu Arbeitszeit-Änderungen im Bereich Lager/Versand kommen. Aber es wird auf jeden Fall gearbeitet.

Bekomme ich weiterhin Gehalt?


JA, die Gehälter der nächsten 3 Monate sind sicher. Das Unternehmen erhält Insolvenz-Geld vom Staat, mit dem unsere Löhne und Gehälter in vollem Umfang bezahlt werden. Nur wer über 5.800 Euro brutto pro Monat verdient, muss mit Abzügen rechnen.

Muss ich mir einen neuen Job suchen?


JEIN, zunächst werden die Geschäfte vom Insolvenzverwalter weiter geführt. Gleichzeitig wird ein Käufer für WELTBILD gesucht. Das Unternehmen kann komplett oder in Stücken verkauft werden. Der neue Besitzer entscheidet dann, welche Arbeitsplätze es weiterhin geben wird.

Gibt es einen Sozialplan bei Kündigungen?


JA, wenn im Zuge der Insolvenz Kündigungen ausgesprochen werden, gibt es auch einen Sozialplan. Darin werden Abfindungen oder möglicherweise auch eine Transfergesellschaft festgelegt. Der Betriebsrat verhandelt darüber mit dem Insolvenzverwalter.

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