Freitag, 28. August 2015

Seelsorge-Rundgänge

In den letzten eineinhalb Jahren hatten wir in den schweren Stunden tatkräftige Unterstützung von der Katholischen Arbeiter Bewegung KAB erhalten.
Die Seelsorger Erwin Helmer, Hans Gilg und Leo Bernhard waren stets zur Stelle, als wir ihre Hilfe benötigten.

Rückblende

Als die Verlagsgruppe Weltbild im Januar 2014 Insolvenz anmeldete, waren die MitarbeiterInnen gezwungen, sich einer ganz neuen Herausforderung zu stellen. Enorme Unsicherheit machte sich breit und die Emotionen fuhren Achterbahn.
Die KAB bot an, die KollegInnen seelsorgerisch zu betreuen und so starteten im Mai die ersten Rundgänge.
Zusammen mit Betriebsräten, Vertrauensleuten und der Schwerbehindertenvertretung, machten sich Erwin, Hans und Leo auf den Weg in die Abteilungen und boten Raum für Gespräche.
Schnell merkten die KollegInnen, dass sie sich ihre Ängste, Sorgen und Probleme von der Seele reden konnten, ihren inneren Druck abbauen und den begleitenden Betriebsräten Fragen zur aktuellen Lage stellen konnten. 
Viele MitarbeiterInnen nahmen daher die Möglichkeit zu Reden an und es konnten Folgetermine vereinbart werden

Übernahme Droege und die fortschreitende Krise

Die Nachricht, dass ein Investor gefunden wurde, erfreute natürlich auch die KAB.
 Da aber nach wie vor Viel zu bewältigen war, fanden auch weiterhin die Seelsorge-Rundgänge statt, damit auch jeder, unabhängig auf welcher Abteilung eingesetzt, die Chance auf ein Gespräch bekommen konnte.

Da sich unter der Führung von Droege die Lage bei Weltbild mehr und mehr zugespitzt hat, nahm der psychische Druck auf die Belegschaft wieder zu.
Inzwischen ging es in den Gesprächen nicht mehr um die Angst um den Arbeitsplatz, vielmehr kristallisierte sich heraus, dass etliche KollegInnen unter Schlafstörungen leiden, vermehrt zu Medikamenten greifen, um den Tag zu überstehen oder wieder "runter kommen" zu können.
Auch wurde von Beziehungen, die in die Brüche gegangen waren, berichtet.
Die Gespräche waren intensiver, emotionaler und teilweise von Wut, aber auch Rat- und Hilfslosigkeit geprägt.
Für die drei Seelsorger keine leichte Aufgabe, den verzweifelten, wütenden und zum Teil ausgebrannten KollegInnen, wieder Mut und Hoffnung zuzusprechen.
Gerade da große Unklarheit besteht, wie denn die Zukunft des Unternehmens aussieht, ist es für Erwin, Hans und Leo nachvollziehbar, dass die Emotionen hochkochen  und auch die Gespräche in einigen Fällen ins Spirituelle führen. Sie nehmen sich für jeden Einzelnen die Zeit, denn sie sehen das, was der Arbeitgeber nicht sehen mag: es geht um Menschen, um Schicksale und Existenzen, nicht um Zahlen und Profit.

Wir sagen Danke

Die KAB Seelsorger Erwin, Hans und Leo verstehen sich selbst nicht als "Kathastrophenhelfer", vielmehr sehen sie ihre Arbeit als "Angebot zur Hilfe".
Den drei engagierten Männern ist es ein Anliegen, uns in diesen dunklen Stunden beizustehen und uns mental zu stützen. Den KollegInnen möchten sie das Gefühl vermitteln, dass sie nicht vergessen werden und es jemanden gibt, der sich um sie kümmert.

Wir möchten der KAB Seelsorge für ihr Engagement bei uns, aber auch den Btriebsräten und Vertrauensleuten, die die Rundgänge begleitet haben, von Herzen danken und hoffen auch weiterhin auf ihren Beistand.


Dienstag, 25. August 2015

Neue Spieler, kein neues Glück: Einigungsstelle vertagt sich


Die mit Spannung erwartete dritte Runde der Einigungsstelle am 24.8 brachte im Wesentlichen folgende Erkenntnisse:
Walter Droege persönlich verhindert weiterhin aktiv jede (Teil)-Einigung zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung. Der Einigungsstellen-Vorsitzende, Holger Dahl,  lehnte eine Feststellung des Scheiterns der Einigungsstelle ab. Es wurde ein neuer Termin, der 29. September, vereinbart.

Diesmal schickte Milliardär Droege seine rechte Hand, RA Kieborz, sowie Herrn Böhm, Weltbild Geschäftsführung, Frau Greffin, stellvertr. Personalleitung und RA Hinkel für ALSO Logistic Services ins Rennen.

Freiwilligenprogramm von Droege torpediert
Zunächst ging es um das beim letzten Termin final verabschiedete Freiwilligenprogramm für Weltbild. Herr Kieborz jammerte, dass sich durch die Insolvenz bei ALSO veränderte Rahmenbedingungen ergeben hätten. Er sagte, dass man zwar prinzipiell das Freiwilligen-Programm „unterstütze“, aber nur zu deutlich verschlechterten Konditionen für die Betroffenen. Dies lehnte der Betriebsrat kategorisch ab. Peter Fitz, Vorsitzender des Betriebsrats, meinte dazu: „Wir können uns nicht darauf einlassen, ein bereits zwischen Geschäftsführung und uns abschließend verhandeltes Ergebnis kassieren zu lassen.“ Auch Holger Dahl zeigte sich über dieses Vorgehen des Arbeitgebers höchst befremdet.

Gescheitert oder nicht gescheitert? Das ist hier die Frage
Die Arbeitgebervertreter versuchten im weiteren Verlauf, den Einigungsstellen-Vorsitzenden dazu zu bewegen, ein Scheitern der Einigungsstelle festzustellen.  In der Konsequenz hätte Weltbild betriebsbedingte Kündigungen einleiten können. Holger Dahl lehnte es allerdings unmissverständlich ab, ein Scheitern festzustellen. Dies begründete er mit dem fehlenden Konzept der ALSO zur Betriebsänderung. Die Einigungsstelle wurde ja für den gemeinsamen Betrieb eingesetzt, sprich ALSO und Weltbild. Deswegen sei ein Scheitern der Verhandlung zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Dieselbe Rechtsauffassung vertritt auch der RA Huber auf Seiten des Betriebsrats.

Hochbezahlter Berater-Stab ohne Logistik-Knowhow
Der alleinige Vertreter der Logistik, RA Hinkel - von ALSO-Geschäftsführer Wenz beauftragter „Berater“ - konnte nichts Produktives zum Fortgang der Einigungsstelle beitragen. Herr Wenz, der einen hochbezahlten Stab aus insgesamt 3 Kanzleien beschäftigt, erschien selbst nicht zum Termin. Leider sucht man in seiner teuren Truppe vergebens nach einem nur halbwegs kompetenten Logistiker.

Wie geht es weiter?
Am 8. und 9. September treffen sich Betriebsrat und ALSO im Vorfeld des nächsten Einigungsstellen-Termins zu Gesprächen. Der Betriebsrat erwartet spätestens dann von der Arbeitgeberseite ein klares Konzept über die Fortführung der Logistik. Ohne die Logistik ist das Weihnachtsgeschäft und damit ein Überleben von Weltbild insgesamt akut gefährdet.

Der Betriebsrat vertritt weiterhin klare Positionen: „wir brauchen ein nachhaltiges und klares Konzept, sowohl für Weltbild als auch für ALSO Logistik. Einen sinnlosen Personalabbau ohne tragfähiges Fortführungs-Konzept wird es mit uns nicht geben“, meint Peter Fitz, „wir brauchen klare Vertragsbeziehungen zwischen Weltbild und ALSO, damit der Gemeinschaftsbetrieb erfolgreich weiter geführt werden kann.“

Samstag, 22. August 2015

Die Verhandlungskunst des Walter Droege


Nach allen Regeln der Kunst verarscht … 

So fühlen sich hunderte von Weltbild Mitarbeiter derzeit angesichts der fortlaufenden Bestrebungen von Seiten des Investors, vertragliche Vereinbarungen zu untergraben und mit Maßnahmen hart am Rande der Legalität seinen vermeintlichen „Sanierungskurs“ kompromisslos durchzusetzen. 

Dabei ist Walter Droege ein kultivierter und kunstsinniger Mensch. 

Jedenfalls dann, wenn man annimmt, dass seine Stolz nach außen getragene Vorliebe für Kunst tatsächlich persönlich motiviert ist, und nicht bloß ein raffiniertes Kalkül darstellt, um seine Droege Group von der Masse anderer Unternehmensberatungen und Investoren abzuheben. 

Die Zentrale der Droege Group in Düsseldorf hängt voll mit Kunstwerken. 

Viele bedeutende Namen sind darunter. Droeges Mitarbeiter werden angehalten, diese Werke als ein Mittel zu sehen, um unorthodoxe Sichtweisen und neue Perspektiven zu entwickeln. Verdiente Mitarbeiter erhalten bei den Weihnachtsfeiern sogar Platzteller mit Motiven, die eigens von hochkarätigen Künstlern gemalt wurden. Aktuell findet sich einer dieser Teller zur Ansicht auf der firmeneigenen Webseite, bemalt von Neo Rauch. 

(Den Teller findet ihr, wenn ihr auf der Seite ganz nach unten scrollt.)

Auch sehr interessant: 

Rauch beispielsweise zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern Deutschlands. Großformatige Bilder von ihm verkaufen sich im Schnitt für mehrere Hunderttausend Euro. Walter Droege hat sich von ihm also einen Teller bemalen lassen. Was sehen wir darauf: Zwei Männer, die auf einen Teller schauen. Der Maler besitzt offenbar Humor. 



So ähnlich kann man sich das Bild vorstellen


Was soll dieser Beitrag über die Kunst? Es hat auch mit uns zu tun!


Lustig ist das alles dennoch nicht. In gewisser Weise spiegelt das kleine Bild den großen Konflikt bei Weltbild wider.
Denn was steht bei der Droege Group als Interpretation neben dem Bild:
 „Allzu oft glauben wir unseren Bildern mehr, als dem, was wir vor uns haben.“ 
Man könnte auch sagen: 
Allzu oft glauben wir dem Bild, das wir von uns selbst und der Welt haben mehr, als der Realität. 

Genau hier liegt das Problem zwischen dem Investor Droege und den Interessenvertretern der Arbeitnehmer. Das zeigt sich exemplarisch bei Weltbild. Um dem Bild, das er von sich selbst hat gerecht zu werden, muss Walter Droege Erfolg haben und seine Ziele durchsetzen. Und zwar so wie er das will und ohne, dass ihm jemand reinredet. Alles andere ist für ihn angesichts seines Werdeganges anscheinend nicht vorstellbar und sein wirtschaftlicher Erfolg bekräftigt ihn darin. Bisher hat die Welt, die er vorgefunden hat, dem offenbar auch entsprochen. Es ließ sich jedenfalls nicht in Erfahrung bringen, dass er bei seinen Unternehmungen jemals auf ernsthaften Widerstand durch Betriebsräte oder Gewerkschaften gestoßen ist. 

Die Realität vor Ort 

In Augsburg ist die Realität allerdings eine andere. Sie entspricht nicht dem Bild, das Droege von sich und der Welt hat. Hier findet er plötzlich Leute vor, die sagen: „Moment mal! Das wurde vertraglich anders vereinbart.“ 

Diese Leute sind Betriebsräte und Gewerkschafter. Das Bild, das sie von sich und der Welt haben, ist, dass sie nur dann etwas für die Beschäftigten erreichen können, wenn sie es von den Arbeitgeberseite einfordern.
Das ist übrigens durch die Betriebsverfassung vom Gesetzgeber auch so gewollt.
Für sie gibt es eigentlich immer ein Verhandlungs-Gegenüber auf der anderen Seite des Tisches: in Form von Firmeneigentümern, Arbeitgeberverbänden, Geschäftsführern oder Personalreferenten. Erfolge erringen sie selten durch autonome Entscheidungen. Sie sind es von jeher gewohnt, um Positionen zu verhandeln und irgendwann Ergebnisse auszuhandeln. Das ist ihr tägliches Brot. Es gibt für sie immer ein Gegenüber auf der anderen Seite des Tisches, mit dem sie sich auseinandersetzen müssen um Lösungen zu finden. Und sie bestehen darauf, dass gesetzliche Bestimmungen, Tarifverträge und andere vertragliche Vereinbarungen eingehalten werden. Damit sollte ein Unternehmer heutzutage eigentlich leben können, oder?

Warum fällt eine Einigung so schwer?

Darin liegt der fundamentale Unterschied zwischen Droege und den Arbeitnehmervertretern bei Weltbild, die hier in der Realität aufeinander treffen. Walter Droege akzeptiert offenbar niemanden auf der anderen Seite des Tisches, der mitredet – zumindest nicht von Arbeitnehmerseite.

Soweit wir wissen, kennen Droege Group und ALSO es nicht, sich mit einer Arbeitnehmervertretung auseinander zu setzen. Sei es, weil die bisher aufgekauften Firmen nicht gewerkschaftlich organisiert waren, oder weil die dortigen Betriebsräte nicht in der Lage waren ein relevantes Gegengewicht zu bilden. Sie sind schlichtweg nicht an einem Kompromiss interessiert, wenn sie die Chance sehen, den ganzen Teller für sich allein zu haben. Das hat das Verhalten in der Einigungsstelle deutlich gezeigt. "Sich einigen", bedeutet für Droege, exakt dem Kurs zu folgen, den er haben will.  

Muss es so laufen, wie es läuft?

Da kann Walter Droege noch so kunstsinnig daher kommen: Es mangelt ihm offenbar an Verhandlungskunst und an der Kunst des Dialoges. Jedenfalls dann, wenn er diejenigen auf der anderen Seite des Tisches nicht als Verhandlungs-Gegenüber akzeptiert. 

Das üble Schmierentheater, das mit der Logistik aufgeführt wird, hat nur folgendes Ziel: 
Argumentative Grundlagen zu schaffen und enormen Entscheidungsdruck aufzubauen, um tarifliche Regelungen und betriebliche Mitbestimmung rechtswidrig völlig auszuhebeln. Damit Droege oder ALSO-Chefs wie Gustavo Möller-Hergt im Betrieb allein das Sagen haben und sie keinerlei Interessen der Belegschaft mehr berücksichtigen müssen! 
In Sachen Tarifrecht und betrieblicher Mitbestimmung ein absoluter Kahlschlag, den die wenigen verbleibenden Beschäftigten ausbaden sollen. Sofern überhaupt noch eine Handvoll übrig bleibt – den Rest besorgt dann Trenkwalder mit Leiharbeitern. Droege will sich frei machen von allem, was ihm lästig am Stiefel klebt. Wie schreibt das Börsenblatt treffend: Firmenführung nach Gutsherrenart. Keiner, der halbwegs bei Trost ist, kann erwarten, das ein Betriebsrat so etwas einfach abnickt. 

Wir würden gerne auch mal Positives über den Investor schreiben.

Im Ernst. Es macht uns keinen Spaß ständig Negatives ins Netz zu stellen. Ob man es glaubt oder nicht: Wir stehen da nicht drauf. Herr Doege hat es selbst in der Hand, sich in ein günstigeres Licht zu rücken. Er könnte das Bild, das von ihm gezeichnet wird, in eine Richtung lenken, die sein Ansehen in der Öffentlichkeit steigert, anstatt es zu demontieren. Dafür müsste er nur endlich die richtigen Entscheidungen treffen, statt seine bodenlose Vernichtungsstrategie fortzusetzen. 

Betriebsräte und Gewerkschafter haben das Wirtschaften nicht erfunden. Das haben sie auch nie von sich behauptet. Sie streben jedoch einen gesellschaftlichen Ausgleich an, damit Menschen zu fairen Bedingungen arbeiten können, sich ein Leben damit aufbauen können und nicht als reine Verfügungsmasse angesehen werden, die man beliebig ausbeutet und billig entsorgt. Bloß damit sich z.B. ALSO-Aktionäre beim Blick auf ihre Gewinne begeistert die Hände reiben können.

Wie heißt es weiter bei der Droege Group in der Bildbeschreibung des Tellers von Neo Rauch:

„Das Wie unseres Sehens in den Blick zu bekommen bedeutet, verborgene Potenziale zu entschlüsseln und zukunftsfähige Lösungen herbeizuführen.“ 

Für uns in Augsburg wird es höchste Zeit, dass ein Herr Droege sich in einer ruhigen Stunde mal den Teller von Neo Rauch zur Hand nimmt, den er für viel Geld in Auftrag gegeben hat. Vielleicht gelingt es ihm dann einmal über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. So könnte er vielleicht erkennen, dass es auf der anderen Seite des Tisches auch ein Gegenüber gibt. Nur dann wird sich eine vernünftige Perspektive für Weltbild und seine Logistik finden lassen. Am Montag ist der nächste Termin der Einigungsstelle. Das wäre eine passende Gelegenheit dafür.


Mittwoch, 19. August 2015

Belegschaft fassungslos nach ALSO-Statement: "Es ist eine Schande!"


Die ALSO Deutschland GmbH lässt derzeit über eine Public-Relations-Agentur eine Stellungnahme zu den Vorgängen in Augsburg verbreiten. Darin wird ein völlig verzerrtes Bild der Voraussetzungen für die Übernahme der WELTBILD Logistik durch die ALSO gezeichnet. Die ALSO Deutschland gehört mehrheitlich der Droege Gruppe, die nach der Insolvenz in 2014 auch die Mehrheit des WELTBILD-Versandhandels übernommen hat. ALSO wirft Betriebsrat und Gewerkschaft vor, die Zukunft der Logistik durch "irrationalen und destruktiven Widerstand verspielt" zu haben. Das ist Unsinn. Die Interessenvertretung der Belegschaft nimmt hier dazu Stellung. 

Klaus Warbruck, Wirtschafts-Sachverständiger des Betriebsrats: "Die wirtschaftliche Situation der Logistik war Herrn Droege vor seinem Einstieg bestens bekannt. Es bestand Einigkeit mit dem Betriebsrat, der Gewerkschaft und dem Insolvenzverwalter Herrn Geiwitz darüber, dass die Logistik unterausgelastet ist. Aus dieser Unterlast resultiert das Kostenproblem und aus nichts anderem. Deshalb wurde das Personal in der Logistik vor der Übergabe an Droege um 50% reduziert. Das war für den Betriebsrat und die Gewerkschaft ein sehr schmerzhafter Schnitt, den wir aber mitgetragen haben, um die Logistik nachhaltig zukunftsfähig zu machen. So war es auch mit Herrn Droege abgesprochen. Er seinerseits hat dafür zugesagt, zusätzliches Geschäft aus der ALSO-Gruppe in Augsburg zu platzieren. Aus dieser Kombi – Personalreduzierung einerseits, Zusatzgeschäft andererseits – bestand der Sanierungsplan."

Peter Fitz, Vorsitzender des Betriebsrats: "Nur weil wir mit Herrn Droege diese Vereinbarung treffen konnten, hat er den Zuschlag für die Übernahme des Unternehmens bekommen. Andere interessierte Investoren hatten zwar Konzepte für WELTBILD, wussten aber offensichtlich nichts mit der Logistik anzufangen und hatten vor allem keine andere Logistik-Firma, von der Aufträge umleitbar gewesen wären. Für unsere Logistik hat Droege keinen Cent bezahlt, obwohl sie mit Grundstücken, Gebäuden und Technik hohe Sachwerte beinhaltet. Sein Teil des Deals wären das Zusatzgeschäft und die dafür erforderlichen Investitionen gewesen. Darüber bestand bei Vertragsabschluss auf beiden Seiten Klarheit."

So fährt Walter Droege WELTBILD/ALSO gegen die Wand

Was aber hat Herr Droege dann getan? Die Tarifverhandlungen mit der ver.di haben seine Anwälte platzen lassen. Ein Manager, der konkrete Schritte zur Ermöglichung des Drittgeschäfts geplant hat, wurde entlassen. Danach war die Augsburger Logistik über Monate führungslos, bis Reiner Wenz an Bord kam, dessen Biographie als Abwicklungsmanager ohne jede Logistik-Expertise Bände spricht.

In der Einigungsstelle haben die VertreterInnen von Droege konkrete Vorschläge schriftlich vorgelegt, darunter einen Interessenausgleich in dem ein Stellenabbau von ca. 150 Stellen in der Logistik detailliert beschrieben ist und einen Sozialplan, der dem Tarifsozialplan von 2014 entspricht. Das war der Verhandlungsstand nach der ersten Sitzung der E-Stelle Mitte Juli. Er hätte die Möglichkeit einer vernünftigen Einigung geboten. Stattdessen hat es der Arbeitgeber in der Einigungsstelle auf ein Scheitern der Verhandlungen angelegt. Peter Fitz: "Als die Vertreter von Droege gemerkt haben, dass eine Einigung unter der sehr guten Moderation von Einigungsstellen-Vorsitzendem Holger Dahl in greifbare Nähe rückte, hat Herr Droege die Notbremse gezogen und die Augsburger ALSO-Logistik in die Insolvenz geschickt. Als wir in der E-Stellen-Sitzung am 31.7. für den Teilbetrieb WELTBILD eine Einigung mit der Geschäftsführung ausgehandelt hatten – nämlich ein Freiwilligenprogramm zur Personalreduzierung – hat er die Finanzierung verweigert und die Vereinbarung über Nacht per Telefon kassiert."

Timm Boßmann, ver.di-Betriebsgruppensprecher bei WELTBILD/ALSO: "Aus unserer Sicht lässt dieses destruktive Verhalten nur einen Schluss zu: Herr Droege will sich mit uns nicht einigen, darum chaotisiert er die Verhandlungen und wird immer dann aktiv, wenn Ergebnisse sichtbar werden. Bis heute kam kein einziger konstruktiver Vorschlag aus Düsseldorf, sondern ausschließlich Störfeuer. Alle Verträge, die wir vor der Übernahme mit Herrn Droege geschlossen haben, um den Weg der Sanierung verbindlich zu beschreiben, hat dieser gebrochen. Nichts wurde eingehalten, aber im Wochenrhythmus immer neue Forderungen aus Düsseldorf. So führt man keine Verhandlungen, wenn man ein Interesse an einer Einigung hat!"

Thomas Gürlebeck, ver.di-Sekretär für den Handel in Augsburg: "Der Milliardär Walter Droege bereichert sich auf Kosten der Allgemeinheit. Durch die Planinsolvenz wälzt er die Lohnkosten auf die Arbeitsagentur und die Sozialversicherungsträger ab. Die Beschäftigten und der Steuerzahler sollen Millionen-Gewinne in Düsseldorf finanzieren. Dagegen wird sich die Gewerkschaft ver.di weiterhin mit allen Mitteln stemmen."

Dolores Sailer, Vorsitzende des Konzernbetriebsrats von WELTBILD: "Die Unterstellung der ALSO, der Betriebsrat und die Gewerkschaft hätten eine Einigung verhindert, ist Unsinn. Die Krokodilstränen, die hier produziert werden ("Zu unserem sehr großen Bedauern!") sind unverschämt angesichts der Erbarmungslosigkeit, mit der Herr Droege Hunderte Familien der schnellen Gewinnabschöpfung seiner Investition opfert. Wir, MitarbeiterInnen und Interessenvertretung, sind gleichermaßen fassungslos mit welcher Kaltschnäuzigkeit ein milliardenschwerer Unternehmer Existenzvernichtung im großen Stil betreibt. Es ist eine Schande! Die Vorwürfe der ALSO weisen wir auf das Schärfste zurück."

Alle gemeinsam wünschen sich, dass Walter Droege wieder zu Verstand kommt und endlich eine vernünftige Lösung mit dem Betriebsrat gemeinsam sucht. Vielleicht trägt die öffentliche Wahrnehmung dazu bei. Wenn Walter Droege WELTBILD/ALSO platt macht, wird das keinesfalls lautlos und ohne öffentlichen Widerstand der Belegschaft über die Bühne gehen.

Montag, 17. August 2015

Der Mann fürs Grobe oder warum Zahlungsunfähigkeit in Augsburg InsolWenz heißt


Wie viele Bösewichte, die man aus Kino, Fernsehen und Literatur kennt, hält sich auch Walter Droege eine Schar von Schergen, die für ihn die schmutzige Arbeit erledigen, damit er sich weiterhin als Kunstmäzen und Feingeist geben, aber zu allen relevanten Themen schweigen kann.
Im Falle der vorsätzlich betriebenen Abwicklung der Weltbild Logistik heißt der Mann seiner Wahl Reiner Wenz, nach eigenem Profil bei linkedin "Interims- und Projektmanager", also niemand der engagiert wird, um lange auf einem Posten zu bleiben. Erfahrungen im Bereich Logistik hat er keine vorzuweisen. Seine Kernkompetenz liegt wohl eher in einer arbeitnehmerfernen Priorisierung der Sympathien und der wenig von moralischen Skrupeln eingeschränkten Arbeitseinstellung. Der Diplom-Kaufmann war in letzter Zeit im Nahrungmittelsektor tätig und "begleitete" zwei Unternehmen während der Insolvenz.

1. "Höll Fleisch- und Wurstwaren" aus Saarbrücken:
  • Nach einer ersten Insolvenz wird Wenz Ende 2012 Geschäftsführer
  • Im September 2013 meldet er dann die 2. Insolvenz für das Unternehmen an
  • Im Zuge des Verfahrens wird er vom Insolvenzverwalter entlassen
  • Die Staatsanwaltschaft prüft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung 
2. Suppenhersteller "Zamek" aus Düsseldorf
  • Nach Anmeldung der Insolvenz wird Wenz im Februar 2014 Geschäftsführer
  • Er kündigt an, dass Entlassungen nicht nötig seien
  • Im Mai erhalten mehr als 1/3 der Belegschaft ihre Kündigungen
  • Reiner Wenz "verlässt" das Unternehmen
  • Der Insolvenzverwalter kommentiert dies nicht näher; es heißt lediglich lapidar. "Das Unternehmen musste verschlankt werden." (ein Schelm, wer böses dabei denkt)

Im April 2015 übernimmt Wenz dann die Leitung  von Also Logistik-Services und ist in nur sieben Monaten der dritte Geschäftsführer der Ex-Weltbild Logistik. Dass er eine persönliche Vorstellung bei der Belegschaft für überflüssig hält, ist nachträglich gut zu verstehen: Wozu seine Zeit mit Menschen verschwenden, die man ohnehin bald feuern wird?!
Während seiner Amtszeit fällt er weniger durch konstruktive Bemühungen zur Sanierung des Standorts auf, als vielmehr durch eigenmächtige Aktionen, deren Sinnhaftigkeit oft verborgen bleibt. So wird z.B. die Schließung eines Zugangs zum Versandbereich am Betriebsrat vorbei vorgenommen und kurz darauf über eine einstweilige Verfügung vom Arbeitsgericht wieder kassiert.

Ende Juli ersetzt Wenz seinen ohnehin wenig filigranen Führungsstil, wohl auf Anweisung aus Düsseldorf, komplett durch die Kettensäge.
Im ersten Schritt stellt er einen offensichtlich fadenscheinigen und überflüssigen Antrag auf Planinsolvenz und legt kurz darauf mit einem Katalog nicht realistischer, unannehmbarer Forderungen nach (Details dazu siehe Blogbeitrag vom 12. August 2015).
Das Ziel dieser Aktion ist die totale Eskalation des Konflikts mit dem Betriebsrat.
Da Droege das, was er haben will, zu seinem Preis nicht bekommt, schlägt er, wie ein beleidigtes Kind, lieber alles kaputt, als eine Kompromisslösung im Zuge der Einigungsstelle zu akzeptieren. Was sind für ihn die 4 Millionen, die Augsburg Verlust gemacht hat? Nicht mehr als ein billiges Alibi für dieses Schmierentheater!

Wo sich die Arroganz der Macht mit Amoral und Habgier trifft, treibt die "unternehmerische Freiheit" oft bizarre Blüten.  Und leider gibt es keine rechtlichen Möglichkeiten ein solches Treiben zu unterbinden.

Reiner Wenz lässt sich die Rolle des gedungenen Abwicklers vermutlich fürstlich entlohnen, bevor er weiterzieht, um der nächsten Firma als Interimsmanager "beizustehen". Die Belegschaft sollte dann in jedem Fall schon mal auf das Schlimmste gefasst sein.




Freitag, 14. August 2015

Ver.di Organisationswahlen und Bundeskongress


Alle 4 Jahre finden die Organisationswahlen der ver.di statt. Hier werden alle ehrenamtlichen Gremien nach einer sogenannten „Matrix“ gewählt.

Die Matrix ist dazu da, dass sich die Gewerkschaft ver.di von der unteren Ebene, also den Mitgliedern nach oben staffelt. Praktisch heißt das: Bezirksebene --> Landesebene --> Bundesebene. Durch dieses Prinzip ist gewährleistet, dass alle Belange und Notwendigkeiten direkt von den Mitgliedern aus den Betrieben heraus an die Funktionäre in den Gremien getragen werden können.

Momentan befindet sich die ver.di mitten in ihren 4. Organisationswahlen. Bereits in den letzten Monaten wurden auf den Konferenzen der Bezirks-, Landes- und Bundesebene fleißig Anträge zu verschiedenen Themen bearbeitet und Ehrenamtliche für die nächst höheren Gremien nominiert. Im September findet dann abschließend noch der Bundeskongress statt. Auf diesem werden unter anderem final alle Anträge die aus den einzelnen Ebenen weitergeleitet wurden beraten und die Mitglieder für den Gewerkschaftsrat gewählt. 

Lisa Wiedenmann
Der Gewerkschaftsrat ist das höchste ehrenamtliche Organ zwischen den alle vier Jahre tagenden Bundeskongressen. Er bestimmt die Ziele der Organisation und kontrolliert die Arbeit des Bundesvorstands. Ihm gehören ca. 90 Vertreter/innen der Landesbezirke, Fachbereiche und aus den Personengruppen (Frauen, Jugend, SeniorInnen und Migranten) Mitglieder delegiert. 

Unsere JAV-Vorsitzende und Betriebsratsassistenz Lisa Wiedenmann besitzt (neben anderen Ehrenämtern in ver.di) seit Dezember das Jugendmandat für den Fachbereich Handel im Gewerkschaftsrat. Mit diesem Sitz vertritt sie die Stimmen aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Mitglieder bis 28) aus dem Fachbereich Handel und trägt deren Meinungen und Äußerungen mit in das Gremium auf Bundesebene. 
Es freut uns, dass sie auch auf dem diesjährigen Bundeskongress für das Mandat im Gewerkschaftsrat nominiert ist.

Mittwoch, 12. August 2015

Vernichtung statt Sanierung: Droege lässt die Maske fallen


Nach monatelangem Ringen um einen Sanierungsplan für WELTBILD/ALSO setzt Walter Droege auf eine Vernichtungsstrategie und gefährdet damit den Fortbestand der gesamten Gruppe. Die vorsätzlich herbeigeführte Insolvenz der ALSO-Logistik in Augsburg ist der letzte Trumpf des Milliardärs aus Düsseldorf. Sein Ziel: die MitarbeiterInnen der Logistik sollen ohne einen angemessenen Sozialplan billig entsorgt werden, die Betriebsratsstrukturen zerschlagen und regulär Beschäftigte im großen Stil durch LeiharbeiterInnen ersetzt werden.

Zuvor hatten Droeges Anwälte die Einrichtung einer gerichtlichen Einigungsstelle gegen den Betriebsrat durchgesetzt. Der Vorsitzende dieser Einigungsstelle, der Arbeitsrichter Holger Dahl, forderte Walter Droege im Juli auf, persönlich an den Verhandlungen um die Zukunft des Augsburger Unternehmens teilzunehmen. Daraufhin veranlasste Droege die Insolvenz des Logistik-Bereichs. Offenbar hatte Droege erkannt, dass er Massenentlassungen zum Nulltarif auch über eine Einigungsstelle nicht erzwingen kann, und sich daraufhin für eine perfide Strategie entschieden: Er nutzt nun das Insolvenzrecht als Waffe gegen die Beschäftigten und ihre Interessenvertretung. So sollen die Beteiligungsrechte des Betriebsrats und die vertraglichen Ansprüche der MitarbeiterInnen aus der Überleitungsvereinbarung von 2014 vom Tisch gefegt werden.

Beim Einstieg hatte Droege 2014 folgende Punkte vertraglich mit Betriebsrat und Gewerkschaft vereinbart: • Kündigungen nur als letztes Mittel nach Ausschöpfung aller Alternativen (Kurzarbeit, zeitweiser Verleih von Arbeitskräften an andere Unternehmen, freiwilliges Ausscheiden mit Abfindung) • kein Einsatz von LeiharbeitnehmerInnen, solange in der Logistik noch Unterbeschäftigung besteht • Sozialplanleistungen und eine Transfergesellschaft wie 2014, falls doch Kündigungen notwendig sein sollten • Verhandlungen zum Abschluss eines Haustarifvertrags.

Stattdessen hat Reiner Wenz, Eigenverwalter der insolventen ALSO-Logistik in Augsburg, dem BR gestern ein E-Mail ausgehändigt. Dieses Mail richtete sich nicht an den Betriebsrat, sondern es handelte sich um das Schreiben eines Anwalts an einen anderen Anwalt. Beide stehen mittelbar in den Diensten von Walter Droege, der mit diversen und ständig wechselnden Rechtsvertretern seit Monaten jeden Verhandlungs-Fortschritt verhindert. Aktuell sind auf Arbeitgeberseite vier unterschiedliche Kanzleien beauftragt. Worin deren Auftrag genau besteht, ließ sich bisher nicht abschließend klären.

In dem Mail werden mehrere Forderungen formuliert, die ALSO Deutschland angeblich gegenüber dem Augsburger Betriebsrat aufstellt:
Zitat:
a) Personalabbau von 300 Vollzeitstellen zum 1.9.2015 (Abfindung maximal mit Faktor 2,5; insgesamt maximal 2,3 m€).
b) Kündigung aller Betriebsvereinbarungen zum 1.9.2015 (Wochenarbeitszeit, Urlaubstage, Sonderurlaub, Weihnachtsgeld, etc.).
c) Anwendung logistischer Tarifvertrag.
d) Keine Sozialauswahl.
e) Aufnahme von Leiharbeit.
Wenn diese Forderungen nicht erfüllt werden, droht laut Wenz die Schließung der Logistik noch vor dem 1. Oktober.

Ein verhandlungsfähiges Konzept liegt dagegen weiterhin nicht vor. Stattdessen verweisen die beteiligten Anwälte darauf, dass sie sich erst einarbeiten müssten. So wird der enge Zeitraum bis zur Insolvenzeröffnung am 1. Oktober bewusst vertan. Der aktuelle Geschäftsführer der Logistik, Interims-Manager Reiner Wenz, kann keinerlei Expertise im Bereich Logistik vorweisen und hat bis heute keinen einzigen eigenen Vorschlag zur Lösung der Misere beigetragen. Aus Sicht des Betriebsrats gehört auch das zur perfiden Strategie des Walter Droege: Chaos in die Verhandlungen bringen, Zeit schinden und dann die Insolvenzordnung nutzen, um Fakten zu schaffen und die Mitarbeiter billig zu entsorgen.

Wie geht es weiter? Am 24.8. ist die nächste Sitzung der Einigungsstelle und möglicherweise die letzte Chance auf eine vernünftige Einigung. Der Betriebsrat verlangt die Einhaltung der geltenden Verträge einschließlich der Haftungsvereinbarung mit der nicht insolventen ALSO Mobility GmbH für Sozialplanansprüche der Logistik-MitarbeiterInnen. Wir brauchen zeitnah einen runden Tisch mit den Anteilseignern, der Politik und dem BR und ver.di als Beteiligten. Dass die Logistik geräuschlos entsorgt wird, werden wir nicht zulassen.

Montag, 10. August 2015

BR stellt Aussagen von ALSO-GF Reiner Wenz richtig


Mit einem Aushang in allen Bereichen hat der Betriebsrat des gemeinsamen Betriebs von WELTBILD/ALSO in Augsburg heute einiges klargestellt:

Herr Wenz behauptet in der Augsburger Allgemeinen, der Betriebsrat habe „mit Blick auf die Urlaubszeit“ keine Zeit für Gespräche. Das ist falsch!

Richtig ist, dass Herr Wenz dem BR nicht sagen kann oder will, worüber er überhaupt mit uns reden möchte. Es gibt von seiner Seite keinerlei Vorschläge für ein gemeinsames Vorgehen. Im Gegenteil: er sagt selbst in der Zeitung, dass es derzeit kein Sanierungskonzept gibt, über das verhandelt werden könnte. Wir erwarten, dass die GF ihre Hausaufgaben macht, dann sind wir auch zu Gesprächen bereit.

Herr Wenz behauptet in seiner Mitarbeiter-Info, dass mit der Insolvenz von ALSO die Grundlage für den gemeinsamen Betrieb wegfalle und damit der Betriebsrat. Das ist falsch!

Richtig ist, dass es vollkommen egal ist, ob ein Teil des gemeinsamen Betriebs insolvent ist. Die Insolvenzordnung sagt ausdrücklich, dass der BR im Amt bleibt und sämtliche Rechte behält. Selbst wenn der gemeinsame Betrieb aufgelöst würde, hätte der jetzige BR ein 6-monatiges Übergangsmandat.

So einfach werden Sie uns nicht los, Herr Wenz!

Euer Betriebsrat

Betriebsrätekonferenz der Fraktion "DIE LINKE"


Am 08.Juli 2015 lud die Fraktion DIE LINKE zu einer Betriebsrätekonferenz ins Augsburger Zeughaus ein.Unter dem Motto "Das muss drin sein: Arbeit ist mehr wert" wurde von Vertretern aus Politik, Gewerkschaften und Betriebsräten unterschiedlicher Unternehmen das Thema prekäre Arbeit diskutiert.


Das Grußwort der Konferenz hielt Peter Fitz.
Er berichtete über die schleichende Prekarisierung bei Weltbild unter der Leitung der katholischen Kirche bis hin zur brutalen Profitgier und zum krankmachendem Kapitalismus unter Walter Droege.


Peter Fitz

Gute, tariflich geschützte Arbeit 



Im ersten Block beschäftigten sich die Teilnehmer mit gewerkschaftlichen Kämpfen und gesetzlichen Anforderungen für gute,tariflich geschützte Arbeit.

Luise Klemens, ver.di Landesbezirksleiterin Bayern, wies darauf hin, dass der "Wert" der Arbeit einen gesetzlichen Rahmen brauche, um die die zunehmende Tarifflucht der Unternehmen zu stoppen. Zudem benötigen wir eine gesellschaftliche und monetäre Aufwertung gerade in typischen Frauenberufen, wie in den Pflege- und Erziehungsberufen.

Karl Bauer, stellv. Regionalleiter IG BAU Bayern, merkte an, dass man mit dem Mindestlohngesetz auf einem guten Weg sei, dass er aber deutlich höher als 8,50€ liegen müsse. Langfristig gesehen führt prekäre Beschäftigung zwangsläufig zur Altersarmut.

Solidarität


In der Mittagspause versammelten sich die Teilnehmer im Biergarten des Zeughauses, um sich mit den Beschäftigten von Weltbild zu solidarisieren.

Solidarität mit den Beschäftigten von Weltbild

Betriebliche Auseinandersetzungen und Union Busting



Im zweiten Block ging es um betriebliche Auseinandersetzungen.

Thomas Gürlebeck, ver.di Sekretär, berichtete von dem nun schon sehr lange andauernden Kampf der Amazon Beschäftigten für einen Tarifvertrag, für weniger Befristungen und faire Bezahlung für gute Arbeit.

Bei Burger King werde massiv gegen Gewerkschaften und Betriebsräte vorgegangen mit Hilfe von zweifelhaften Anwälten, wie zum Beispiel Helmut Naukoks, erklärt Tim Lubecki, Geschäftsführer NGG Schwaben, und fordert Staatsanwaltschaften, die Verstöße gegen das Betriebsverfassungsgesetz verfolgen und Verfahren nicht wegen "Mangel an öffentlichem Interesse" einstellen.

Der Autor Werner Rügemer ("Die Fertigmacher. Arbeitsunrecht und professionelle Gewerkschaftsbekämpfung") beklagt den Umstand, dass Gesetze, wie das Mindestlohngesetz, von den Unternehmen systematisch unterlaufen werden und die Kontrollen hinterhinken, aber auch, dass gültige Urteile einfach nicht umgesetzt werden. Er plädiert dafür, dass der §119 BetrVG (Verhinderung/Behinderung von Betriebsratsarbeit) ins allgemeine Strafrecht aufgenommen wird.


Personen von links nach rechts:
Thomas Gürlebeck, Werner Rügemer, Tim Lubecki

Gute Arbeit - Gutes Leben



Im dritten Teil der Konferenz hielt Bernd Riexinger, Vorsitzender der Partei DIE LINKE einen Vortrag mit dem Thema:
"Das muss drin sein - Linke Alternativen für gute Arbeit in einem guten Leben"


Bernd Riexinger, Foto: Nils Holger Schmidt

Leiharbeit, Mini-Jobs, Befristungen, Werkverträge oder Out-Sourcing...all das sind Werkzeuge prekärer Beschäftigung.
Damit verbunden sind Tarifflucht, Dumpingverträge, Altersarmut und der schrittweise Abbau von Gewerkschaften.

Dabei ist die Prekarisierung der Beschäftigung weitestgehend unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung der Wirtschaft. Sie ist inzwischen betriebliche Praxis und wird deshalb einfach weiter betrieben.


Um diesem Missstand entgegentreten zu können, bedarf es der Hilfe von Seiten der Politik.
Sachgrundlose Befristungen, Kettenbefristungen müssen abgeschafft werden, Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte erweitert und die privaten Lebensverhältnisse bei Mieten oder Energiekosten entprekarisiert werden.
Soziale Ausgrenzung mündet in politischer Ausgrenzung und die daraus wachsende rechtsorientierte politische Haltung schadet Allen..
Nur gemeinsam - im Zusammenspiel zwischen Politik, Gewerkschaften und jedem einzelnen - ist es möglich, aus dieser Schieflage rauszukommen und ein entprekarisiertes Dasein zu führen .


Mehr Eindrücke zu der Betreibsrätekonferenz gibts hier.

Donnerstag, 6. August 2015

Gewerkschaftliches Bildungsprogramm: Überzeugen statt überreden


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute stellen wir Euch das nächste Seminar aus dem ver.di-Bildungsprogramm für die Mitglieder vor.

Nähere Infos finden sich auch unter www.verdi-bildungsportal.de.

Zur Erinnerung:
ver.di hat für die Mitglieder ein umfangreiches Bildungsprogramm, meist kostenlos und meist mit Fahrtkostenzuschuss.


Überzeugen statt überreden - Gesprächsführung für Vertrauensleute und Aktive


vom 09.10.2015 bis 11.10.2015 in Beilngries/Paulushofen

Beginn: Freitag um 18 Uhr
Ende: nach dem Mittagessen
Veranstaltungsnummer: 15/30/377

Seminarinhalt:

Wir haben gute Argumente, die für eine Mitgliedschaft in ver.di sprechen.
Diese müssen auch gekonnt an den Mann und die Frau gebracht werden.
Doch immer die richtigen Worte zu finden, ist gar nicht so einfach.
Wollen wir doch die Menschen von unseren Ideen überzeugen, so dass sie mit uns gemeinsam für unsere Ideale kämpfen.

Themen in diesem Seminar sind:
  • Wie kann ich gewerkschaftliche Ziele und Positionen überzeugend darstellen?
  • Wie wecke ich hierbei das Interesse der Zuhörer_innen?
  • Wie gehe ich mit Gewerkschaftsgegnern und Nörglern um?
  • Wie kann ich schlagfertig auf Gegenargumente antworten?
  • Wie kann ich mit Inhalt und Ausdruck mein Ziel erreichen?
  • Praktische Übungen zum Überzeugen und Argumentieren







Mittwoch, 5. August 2015

Solidaritätsschreiben des Gesamtbetriebsrats der Filialen


Uns hat ein Solidaritätsschreiben des Gesamtbetriebsrats der Filialen Jokers und Weltbild erreicht:


Liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Augsburger BR, 


während wir noch damit beschäftigt waren, die Nachricht von der Insolvenz unserer ehemaligen KollegInnen von LesensArt zu verdauen, erreichte uns die Nachricht von der Planinsolvenz der ALSO Logistik.


Schnell folgte die nüchtern-emotionslose Nachricht der Geschäftsführung, dass das Filialsystem nicht „betroffen“ sei - doch natürlich ist die Betroffenheit auch bei uns sehr hoch: schließlich teilen wir nicht erst seit gestern die Sorge um die Zukunft unser aller Arbeitsplätze.
Aus eigener Erfahrung wissen wir ja auch, wie belastend eine derartige Situation nicht nur für die betroffenen ArbeitnehmerInnen, sondern auch für deren privates Umfeld ist.

Die Entwicklung der letzten Jahre hat vor allem eins gezeigt: nie war es wichtiger als jetzt die Betriebsratsarbeit engagiert, motiviert, angstfrei, solidarisch und kämpferisch zu gestalten. Alle Steine aus dem Weg zu räumen und auch dann nicht zu resignieren, wenn es auf den ersten Blick aussichtslos erscheint. Sich seine Rechte notfalls juristisch zu erkämpfen anstatt vorschnell darauf zu verzichten. Sich permanent fortzubilden und sich nicht auf dem bisher Erreichten auszuruhen.

Bei aller Ungewissheit ist eines gewiss: All diese Eigenschaften und Kompetenzen werden euch nun weiterhelfen, auch in dieser Situation die Interessen der durch euch vertretenen ArbeitnehmerInnen bestmöglich zu wahren und unterstützt durch die Gewerkschaft Stärke zu zeigen!

Wir wünschen euch dabei viel Kraft und Erfolg.

Mit kollegialen Grüßen

Euer Gesamtbetriebsrat der Filialen Jokers und Weltbild

Diese Worte gelten nicht nur für den Betriebsrat , sondern auch für uns Mitarbeiter. Der Blogredaktion sagt vielen Dank.

Dienstag, 4. August 2015

Droege boykottiert Einigung zwischen GF und BR


Auf der Betriebsversammlung von WELTBILD und ALSO in Augsburg erlebten die Beschäftigten des gemeinsamen Betriebs heute ein Wechselbad der Gefühle. Einleitend berichtete BR-Vorsitzender Peter Fitz vom Ergebnis der Einigungsstelle am Freitag. Betriebsrat und Geschäftsführung war es nach Monate langem Ringen gelungen, zumindest für den Bereich WELTBILD eine gemeinsame und tragfähige Lösung zu finden: ein freiwilliges Ausstiegsprogramm für die KollegInnen im kaufmännischen Bereich sollte betriebsbedingte Kündigungen unnötig machen.



Gestern wurden die Beratungen von Freitag fortgesetzt und die Eckpunkte des Freiwilligen-Programms gemeinsam mit Rechtsanwältinnen konkretisiert. Sogar die Arbeitsagentur kam am Nachmittag mit an den Verhandlungstisch und sagte eine Finanzierung über Transferkurzarbeitergeld (KuG) zu.

Die Eckpunkte des Freiwilligen-Programms bei WELTBILD

• Niemand muss gehen, der nicht gehen will.
• Wer freiwillig aussteigt, erhält die Sozialplanleistungen, die 2014 vereinbart wurden: 12 Monate Transfergesellschaft und eine gedeckelte Abfindung von maximal 45.000 Euro.
• Zielgröße des Stellenabbaus über das Freiwilligen-Programm sind 50 Vollzeitstellen. Es steht eine deutlich größere Bandbreite an "ausstiegsfähigen" Stellen zur Verfügung.
• Im Ergebnis kann jedeR gehen, wenn sein bzw. ihr Ausscheiden betrieblich organisierbar ist. Aber niemand hat einen Rechtsanspruch auf einen Ausstieg.
• Um das sinnvoll und diskret zu organisieren, wird eine paritätische Kommission gebildet, in der die Geschäftsführung und der Vorsitz des Betriebsrats gleichberechtigt vertreten sind.

Das war das Ergebnis von gestern Abend. Heute morgen informierte Geschäftsführer Patrick Hofmann den Betriebsrat, dass es kein OK von Düsseldorf gebe. Er sah sich heute außerstande, die verbindlichen Zusagen von gestern zu halten. Droege hatte in der Nacht per Telefon den mühsam errungenen Kompromiss kassiert.



Nichts desto trotz präsentierte Hofmann gemeinsam mit Geschäftsführer Sikko Böhm auf der Betriebsversammlung Erfolg versprechende Wirtschaftszahlen. Im Betriebsteil WELTBILD sei man auf einem guten Weg.

Bei ALSO stehen die Zeichen weiter auf Sturm

Gänzlich anders die Situation im Logistikbereich ALSO: Völlig überraschend hatte die Geschäftsführung von ALSO drei Tage vor dem Termin der Einigungsstelle einen Insolvenzantrag gestellt. Der Grund: Walter Droege hatte als Mehrheitsgesellschafter der Muttergesellschaft "ALSO Deutschland" dem Betrieb in Augsburg von heute auf morgen die Finanzierung entzogen. (Wir berichteten.) So will der Düsseldorfer Milliardär Massenentlassungen und die Auflösung der gültigen Tarifverträge mit Gewalt durchdrücken. "Das ist eine Sauerei und Missbrauch des Insolvenzrechts!", brachte ver.di-Sekretär Thomas Gürlebeck die Vorwürfe der Gewerkschaft auf den Punkt. "Wir werden genau überprüfen, ob sich Droege hier noch im Rahmen der Gesetze bewegt, oder ob die Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit einen illegalen Akt darstellt." (Presseerklärung der ver.di)



"Durch die vorsätzlich herbeigeführte Insolvenz der Logistik, gefährdet Walter Droege den gemeinsamen Betrieb von WELTBILD und ALSO in Augsburg!", entrüstete sich auch Peter Fitz: "Das ist ebenso unverantwortlich wie unverständlich, weil wir am Freitag in der Einigungsstelle bewiesen haben, dass tragfähige Lösungen gemeinsam möglich sind."

"Mit dem Eintritt in die Insolvenz verunmöglicht Droege jede vernünftige Einigung", führte Gürlebeck aus. "Diejenigen, die unter einem Arbeitsplatzverlust am meisten zu leiden haben, sollen jetzt gleichsam nackig auf die Straße gesetzt werden", erklärte Gürlebeck und kündigte konsequenten und öffentlichkeitswirksamen Widerstand gegen das "rücksichtslose und menschenverachtende" Vorgehen des Düsseldorfer Investors an.

Samstag, 1. August 2015

Einigungsstelle


Der Termin vor der Einigungsstelle hat am Freitag wie geplant stattgefunden. Der Betriebsrat berichtet auf der Betriebsversammlung am kommenden Dienstag. Vorher gibt es keine Pressestatements. Die Belegschaft wird als erste erfahren, was besprochen wurde.

Wir lassen Sie nicht allein! Klicken Sie auf das Logo.