Freitag, 28. November 2014

Walter P. Droege: Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt..?


Wenn man an Pippi Langstrumpf denkt, die sympathische Heldin aus Astrid Lindgrens Kinderbüchern, so singt jeder gern mit ihr: "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt" - offenbar auch Walter P. Droege, der in Augsburg noch vor Kurzem umjubelte Investor und Unternehmensberater. 

Er hatte mit seiner Übernahme von Weltbild die Traditionsfirma vor einem jähen Ende bewahrt und im Zuge dessen hehre Ziele von langfristigem Engagement verkündet und seinen Ruf als Familienunternehmen beschworen. Droeges PR-Abteilung leistet erstklassige Ablenkungsarbeit, diesen Nimbus zu erhalten. Auf diesen Ruf als Mäzen haben sich auch schon andere Unternehmen verlassen und sind dabei mal mehr, mal weniger, unsanft erwacht. Abgesehen vom Trenkwalder-Skandal um menschenunwürdige Behandlung von Leiharbeitern haben noch zwei weitere Fälle eine breite Berichterstattung erfahren:

Stahlhändler Klöckner & Co.:

Als Walter Droege 2002 von der NRW-Landesbank WestLB zum Treuhänder bestimmt wurde, sollte er als Chef des Aufsichtsrats beim angeschlagenen Duisburger Stahlhändler sanieren: Diese war kurz zuvor durch eine Londonder Investmentfirma beinahe an die Wand gefahren worden. Vermögen war aus dem Grundkapital von Klöckner illegal abgezogen worden. Als Aufsichtsratschef rückte Droege allerdings in ähnliches Zwielicht wie die Engländer: Droege schanzte hier seiner eigenen Unternehmensberatung einen dicken Auftrag zu: Ohne Konkurrenzangebote einzuholen, beauftragte Droege nach seiner Wahl zum Klöckner-Aufsichtsratsvorsitzendem die Unternehmensberatung Droege mit einem Konzept zur Sanierung von Klöckner.

Laut Manager-Magazin soll diese Selbstbereicherung einen zweistelligen Millionenbetrag in Droeges Taschen gespült haben. Das dadurch reichlich eingetrübte Klima brachte Droege zum Kippen, als ruchbar wurde, dass die vergeblich gebiebenen Versuche, den Stahlhandel zu verkaufen, auf einen Plan Droeges zurück zu führen seien: Den Wert der Firma zu drücken, um dann mit seiner Droege-Investmentfirma billig zu übernehmen. Als nach langen Querelen drei Aufsichtsräte auf einmal ihr Mandat niederlegten, zog die WestLB die Notbremse und kaufte selber die Anteilsmehrheit bei Klöckner - Droege musste sich aus der Firma zurück ziehen. Was bleibt? Laut Manager-Magazin nur der O-Ton eines Klöckner-Mitarbeiters: "Wir sind froh, dass Droege weg ist."

Privatuniversität Witten-Herdecke:

Hoffnungsvoll war auch die Führungsriege der bekannten Privatuni im Südosten des Ruhrgebiets: 2007 war ein Sponsoringvertrag mit einem großen Bildungsinvestor unterschriftsreif, als Walter Droeges Unternehmensberatung ein Angebot machte, das Witten-Herdecke nicht ablehnen konnte - 12 Millionen Euro Förderung: "Wir wollen die Unabhängigkeit der renommierten Privatuniversität gewährleisten", erklärte damals die Miteigentümerin von Droege International, Dr. Hedda im Brahm-Droege. Sogar der erfahrene Großunternehmer Dr. August Oetker, damals Vorsitzender des Uni-Direktoriums, sagte aber 2008, nach dem Ende der Episode Droege: "Das Verhalten der Familie Droege war in den letzten Monaten nicht korrekt." - Was konnte eine Unternehmermeinung so schnell ändern?

Auch hier trug zur Entfremdung bei, dass Walter Droege Mäzenatentum schonmal gerne mit Geschäfte machen zu verwechseln scheint: Kaum war der Unterstützervertrag unterschrieben, schob Droege unerwartete Bedingungen für seine Spende nach. Laut dem seinerzeitigen Uni-Präsidenten hatte man mit Droege ausdücklich ein Wachstum der Universität miteinander ausgemacht, nun musste die Uni mehrere Studiengänge abwürgen, darunter auch Musiktherapie, eines der ältesten Fächer auf dem Campus. Dann sollten auch noch 90 Stellen an der kleinen Privatakademie wegfallen. Auch so ein toller Sanierungsplan der Unternehmensberatung Droege - sogar ganz gratis zur Verfügung gestellt!

Als dann Anfang 2008 das Land NRW als einer der Geldgeber eine Ausfallbürgschaft über 10 Millionen Euro forderte, sah Walter Droege seine Chance, zuzuschlagen: Er belegte sowohl seine ursprünglich versprochenen und schon unterschriebenen 12 Millionen zusammen mit dem Angebot für die Bürgschaft mit der Forderung nach einem 50 prozentigen Gesellschafteranteil an der Privatuni. Gleichzeitig versuchte Droege laut Uni-Leitung im Magazin "Der Spiegel", neue Sponsoren zu verprellen und Alte auszugrenzen. Als die Uni nicht mehr mitziehen wollte, zog sich in diesem Fall Droege selber verärgert zurück. Das Ergebnis für die sich selber finanzierende Privatuni: ein Bruchteil der Droege-Gelder kam noch an, dafür aber blieb Witten-Herdecke mit angeschlagenem Ruf und ungesicherter Finanzlage zurück. Die Uni-Leitung, die den Droege-Deal eingefädelt hatte, überlebte die unglückliche Allianz nur kurz.

Weltbild Augsburg:

Nun sind die Beispiele schon einige Jahre her und Walter Droege hatte Zeit zum Nachdenken über mögliche Probleme seiner Herangehensweise. Hat er aus vergangenen Debakeln gelernt?

Mal sehen: Wie beim Fall der Privatuni kommt Droege in einer Zeit höchster Not, als Weltbild kurz vor der Übernahme durch einen anderen Inverstor steht. Und er mimt auch bei uns wieder den "weißen Ritter", bis man ihm die Zugbrücke öffnet und seinen Tross hereinlässt. Kaum macht Walter Droege hinter sich die Türe zu, stellen wir bei Weltbild fest: Nicht Droege ist nun mit uns gefangen, sondern wir mit ihm!

Und wie bei Klöckner und auch in Witten-Herdecke bereits versucht, fängt er mit seinen Plan an: Das Unternehmen im Wert senken und wichtige Einnahmen nicht zulassen: Das Sanierungskonzept "Weltbild 2.0" bleibt unter den Droege-Statthaltern Patrick Hofmann und Sikko Böhm so lange in der Schublade, bis es tot ist. Dann vielleicht zaubert ja Droeges Unternehmensberatung wieder mal ein tolles Konzept hervor, von Walter Droeges Gnaden?

Oh nein, das hat nämlich der Skandal bei Klöckner schon bewirkt: Droege-Investmentgesellschaft und Droege-Unternehmensberatung mussten sich im Zuge dieser Geschichte zu einer Compliance-Richtlinie durchringen, die solche Verquickungen verhindern soll. Immerhin. - Muss das neue Droege-gefällige Sanierungskonzept eben jemand anderes liefern:

Wie wäre es mit Dr. Kay Segler aus unserem neu gegründeten Weltbild-Beirat? In dem sitzt Dr. Segler mit unserem Insolvenzverwalter Arndt Geiwiz und Walter Droege: seinem Ex-Chef von der Droege-Unternehmensberatung, bevor Segler weiter zu BMW wechselte. - Ein versuchter Zangenangriff auf unseren Insolvenzverwalter? Achtsamkeit bleibt jedenfalls erstes Gebot mit Walter Droege als Retter.

Mittwoch, 26. November 2014

„Ich zuerst!“ – Vision 2.0 stürmt die Rettungsboote


Wenn die Not groß ist, verhalten sich Menschen auf unterschiedliche Weise. Die einen suchen solidarisch nach einer Lösung und versuchen gemeinsam Widerstand gegen die Bedrohung zu leisten. Andere halten die Unsicherheit einer andauernden Auseinandersetzung nicht aus und suchen einen schnellen Ausweg – auch um den Preis, dass sie für sich selbst ein schlechtes Ergebnis erzielen. Wieder andere krempeln die Ärmel hoch und setzen ihre Ellbogen ein. Sie kalkulieren kühl und versuchen ausschließlich sich selbst in Sicherheit zu bringen. Ihre Rechnung geht ungefähr so: Wenn hundert andere über Bord gehen, habe ich ein trockenes Plätzchen im Rettungsboot sicher…

Leider mussten wir jüngst erkennen, dass es auch im Betriebsrat Vertreter der letzten Gattung gibt. Für Dienstag letzter Woche luden Ben Jergius und Ivo König ausgewählte „UnterstützerInnen“ zu einem klandestinen Treffen nach Feierabend in die Nebenräume der Alten Kantine ein. Kernsatz der Einladung, die nur an MitarbeiterInnen der oberen Gehaltsgruppen geschickt wurde: „Wir vertreten die Ansicht, dass gerade in einer wirtschaftlich angespannten Situation der konstruktive Dialog für das Unternehmen zwischen gewählten Arbeitnehmervertretern und Arbeitgebern nicht abreißen darf.“

Geheimes Treffen mit zwei Dutzend UnterstützerInnen

28 Angestellte folgten der Einladung der beiden Betriebsräte, die im Mai als „Liste Vision 2.0“ kandidiert hatten. Aber die Rechnung der Visionäre ging nicht auf: Der Abend hatte zumindest auf einige der Eingeladenen eine ernüchternde Wirkung. Sie waren von der Ansprache der beiden Agitatoren so entsetzt, dass sie den Verlauf der Veranstaltung anderntags dem Betriebsrat schilderten:

Los ging’s mit der Litanei, die Mitglieder der Vision 2.0 würden von den anderen BetriebsrätInnen ausgegrenzt. In kein einziges relevantes Gremium habe man sie hineingewählt, klagten Jergius und König und forderten einen „Minderheitenschutz“. Damit wollen sie ihre eigene Linie im BR durchsetzen, denn – so heißt es in der Einladung – „leider können wir nicht so agieren, wie es uns eure Wählerstimmen ermöglicht hätten“. Zur Erinnerung: Die Liste Vision 2.0 hatte im Mai knapp 200 Stimmen von ca. 1.200 Wahlberechtigten erhalten. Das entspricht gerade mal 1/6 der Belegschaft.

„Die Anderen sollen gehen, damit wir bleiben können.“

Und nun also diese Veranstaltung für „Unterstützerinnen und Unterstützer“. Wer kam? Nach Aussage einer Anwesenden „eigentlich nur Leute, die sich ausrechnen, dass sie bei der nächsten Entlassungswelle nicht dabei sind“: Führungskräfte, zum Beispiel aus dem Rechnungswesen, Mitarbeiter aus dem Online-Marketing, IT-Spezialisten und ein SAP-Berater. Das Credo dieser „KollegInnen“: WELTBILD 2.0 funktioniert nicht, weil die Umsätze im Keller sind. Man muss jetzt einsehen, dass Personalabbau nötig ist. Der Prozess dauert viel zu lange. Wir halten das psychisch nicht mehr aus und fordern jetzt sofort einen klaren Schnitt beim Personal.

Bei allem Respekt vor den dünnen Nerven unserer Besserverdienenden: Der Betriebsrat – bis auf Jergius und König – vertritt die Interessen aller Angestellten, und nicht die einiger weniger, die sich selbst für unverzichtbar halten.

Für wen setzt sich der BR ein?

Natürlich wurde auch wieder der Vorwurf erhoben, der Betriebsrat setze sich vor allem für die Logistik ein, „weil er da her komme“. Dazu ist zu sagen, dass mittlerweile mehr Verwaltungsangestellte als gewerbliche KollegInnen im BR sind. Und es sei erwähnt, dass es bei den Verhandlungen mit der Insolvenzverwaltung und Roland Berger die schärfsten Konflikte im Zusammenhang mit den Angestellten-Abteilungen gab. Denn der dümmste Investor sieht ein, dass es Hände braucht, um Päckchen zu packen, während Buchhaltung, IT und Marketing Dienstleistungen sind, die man auch von Fremdfirmen erledigen lassen kann.

Am Ende gipfelte die Veranstaltung in dem gemeinsamen Beschluss, einen Entschuldigungsbrief an Droege zu schreiben, in dem sich die Visionäre von dem „despektierlichen“ Ton des Betriebsrats gegenüber der GF distanzieren und „konstruktive Gespräche“ über Arbeitsplatzabbau anbieten. Wenn sie noch einen Funken Selbstachtung haben, verzichten Jergius und König auf den Kündigungsschutz des BR-Amtes und bieten ihre eigenen Arbeitsplätze als erste an.

Montag, 24. November 2014

BR will Wachstum und Umsatz statt Schrumpf-Kur von Droege


Kurswechsel der Geschäftsführung wirft viele Fragen auf

Nach der sehr emotionalen Auseinandersetzung in den letzten zwei Wochen trafen sich BR und GF am Mittwoch zu einem Informationsaustausch. Die Geschäftsführung stellte neue strategische Überlegungen vor. Gleichzeitig erklärte sie die Inhalte zum Betriebsgeheimnis.

Soviel kann und muss trotzdem gesagt werden: Die neuen Überlegungen weichen in wesentlichen Punkten vom Weltbild 2.0-Konzept der Unternehmensberatung Roland Berger ab. Teile des Konzepts fehlen, andere wurden stark verändert.

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Schrumpf-Kur von Droege

Weil die GF den BR zum Stillschweigen verdonnert hat, müssen wir hier vereinfachen und können nur soviel sagen: Im Kern sieht der Droege-Plan eine weitere Schrumpfung des Unternehmens vor. Patrick Hofmann und Sikko Böhm begründen das mit dem Ausbleiben von Umsätzen, die Roland Berger vorherberechnet hatte.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Im Weltbild 2.0- Konzept waren konkrete Schritte ab Juli 2014 geplant. Weil sich der Investoren-Prozess verzögerte, sind diese nicht umgesetzt worden. Somit blieben zwangsläufig auch die positiven Effekte auf den Umsatz aus. Daraus die Forderung nach Personalabbau abzuleiten ist sachlich unsinnig. Zielführend wäre, jetzt zu investieren und konkrete Maßnahmen für mehr Umsatz einzuleiten. Das hat der Betriebsrat am Mittwoch auch von der Geschäftsführung und dem Vertreter von Droege aus Düsseldorf eingefordert.

Was sagt SchneiderGeiwitz?

Der Abgesandte des Insolvenzverwalters, Oliver Brückner, hörte ebenfalls aufmerksam zu: Minderheitsgesellschafter Arndt Geiwitz war im Vorfeld nicht in die Pläne der Geschäftsführung eingeweiht worden. Das dürfte auch zu einigen Irritationen hinter den Kulissen geführt haben. Brückner kündigte an, dass sich die InsoV intensiv mit dem Papier der Geschäftsführung  auseinandersetzen werde.

Betriebsrat bohrt nach

Die VertreterInnen des BR hinterfragten sechs Stunden lang sehr kritisch Werbe-Budgets, Marketingansätze und geplante Struktur-Änderungen. So haben wir zunächst einen groben Überblick gewonnen.

In der Folge tun sich jetzt sehr viele weitere Fragen auf. Der Betriebsrat will genau wissen: • Welche Umsatzerwartungen verbindet die GF mit den angedachten Maßnahmen? • Welche Kostenstruktur steht dem gegenüber?

Außerdem wollen wir die Gesamtschau auf die einzelnen Abteilungen hinunter gebrochen sehen. So wollen wir zum Beispiel wissen: • Wie viele TexterInnen und GrafikerInnen erstellen künftig welche Werbemittel? • Wer pflegt die IT-Systeme und unterstützt KollegInnen bei Computer-Fragen? • Welche Aufgaben fallen im Bereich Controlling weg? • Wie sollen komplizierte Debitoren-Themen kundenfreundlich gelöst werden? • Wie sichern wir uns gute Platzierungen in den Suchmaschinen? • Was geschieht mit den MitarbeiterInnen der Bereiche, die ausgegliedert werden sollen? Usw. usf.

ALSO als nächstes Thema

Am Ende wurden Folgetermine vereinbart. Der BR erwartet Antworten auf die Fragen zur Retail und will außerdem wissen, welche Folgen der Kurs der GF für den Betriebsteil Logistik hat. Auch in diesem Zusammenhang wird es sicher viele Diskussionen geben. Und es bleibt selbstverständlich dabei: Bevor nicht alles besprochen ist, gibt es mit dem Betriebsrat keine Verhandlungen über einen weiteren Personalabbau.

Samstag, 22. November 2014

Solidaritätsadresse der Umweltgewerkschaft


Solidaritätsadresse an die Kolleg(inn)en von Weltbild

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Wir, die Aktivisten der Umweltgewerkschaft, haben von euren aktuellen Schwierigkeiten gehört. Bestürzt verfolgen wir mit Eurer Kollegin und unserer Mitstreiterin zum Aufbau einer Umweltgewerkschaft die unsäglichen Angriffe der Droege Group auf Euch. Bereits die Insolvenz im Januar war mit den Massenentlassungen vieler hundert Kolleg(inn)en eine bittere Erfahrung für Euch. Diese Arbeitsplatzvernichtung betraf neben der Stammbelegschaft in Augsburg auch Leiharbeiter und befristet Angestellte, sowie die Schließung dutzender Filialen. Von den Menschen, die dabei Ihren Job verloren, konnten trotz Versprechungen mit Transfergesellschaft und Weiterbildung nur Wenige wieder vermittelt werden. Der Verlag stand vor der Zerschlagung, die Verantwortlichen stahlen sich aus der Affaire. Ihr habt den Kampf dagegen aufgenommen und dafür über die Stadtgrenzen hinaus breiten Zuspruch für diesen Kampf bekommen.

Nun soll von der Droeger Group wieder für kurzfristigen Profit eine weitere massenhafte Arbeitsplatzvernichtung durchgepeitscht werden. Arbeitsplätze, die uns und unseren Kindern fehlen werden.

Wir von der Initiatorengruppe Augsburg zur Gründung einer Umweltgewerkschaft solidarisieren uns mit eurer Sache.

Umweltschutz bedeutet für uns den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Dazu gehört auch der Schutz durch Arbeit unser Leben bestreiten zu können. Wir brauchen Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen, die uns nicht krank machen. Arbeitshetze, Existenzkämpfe und –Ängste belasten die Kollegen körperlich und seelisch, sie machen krank. Die Einheit zwischen Mensch, Umwelt, Frieden und Arbeit gehören zu den Grundlagen unseres Lebens. Wir wollen die soziale Frage und die Umweltfrage eng miteinander verbinden, denn die Verursacher, die diese Grundlagen vernichten sind dieselben. Banken und Konzerne, die sich aus Profitstreben nichts um unsere Existenz scheren.

Deshalb werden wir nach unseren Kräften Euren Kampf unterstützen und unter unseren Verbündeten bekannt machen.

Wir haben diese Solidaritätserklärung bei unserem monatlichen Treffen am 13. 11. 2014 beschlossen.

i.V. Uwe Hauser (Ansprechpartner der Initiatorengruppe in Augsburg)

www.umweltgewerkschaft.org

Montag, 17. November 2014

Geschäftsführer Marketing verlässt WELTBILD


Gerade sechs Wochen ist es her, dass Dr. Gerd Robertz von buecher.de zu WELTBILD Retail in die Geschäftsführung wechselte. Dr. Robertz war verantwortlich für die Produktauswahl und das Marketing bei WELTBILD. In beiden Bereichen sind viele Hausaufgaben zu machen. Damit war Robertz' Position auch von großer Bedeutung für den erfolgreichen Wiederaufbau der WELTBILD-Gruppe. 

Dr. Gerd Robertz (Pressefoto Weltbild) 
Heute hat Dr. Robertz sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt und kehrt auf seine Position bei buecher.de zurück. Geschäftsführer Sikko Böhm soll die Führung von Marke und Vertrieb bis auf weiteres übernehmen. Böhm bleibt außerdem für den Bereich Projekte und Prozesse verantwortlich. Erfahrungen im Bereich Markenführung sind dem öffentlich zugänglichen Werdegang Böhms aber nicht zu entnehmen.

Warum geht Dr. Robertz?

Die Nachricht kam heute Mittag per E-Mail völlig überraschend für die Belegschaft. Viele sehen das Ausscheiden Dr. Robertz' mit großer Sorge. Die verbleibende Geschäftsführung nennt "persönliche Gründe" als Erklärung für Dr. Robertz' Ausstieg. Die MitarbeiterInnen von WELTBILD vermuten dagegen, dass Dr. Robertz' den Schrumpfungskurs des Geschäftsführers Patrick Hofmann fachlich nicht mittragen konnte und wollte.

Der Ausstieg des Marketing-Geschäftsführers nach nur sechs Wochen darf als Fanal verstanden werden: Der WELTBILD-Zug rollt mit Lokführer Hofmann an der Spitze in die völlig falsche Richtung!

Presseschau vom 17.11.2014


Da unsere Geschäftsführung sich lieber über die Medien mit uns unterhält, anstatt direkt, gibt es hier eine Sammlung von Zeitungsartikeln der letzten Wochen.



StadtZeitung Augsburg: Entlassungen an Weihnachten (Seite 10)


Die Welt: Gewerkschaft protestiert gegen Entlassungen bei Weltbild


Augsburger Allgemeine: Neue Weltbild-Chefs verteidigen Entlassungspläne


Sat.1 Bayern : Weltbild-Management verteidigt Sanierungskurs


BR Abendschau Kompakt: Weltbild-Betriebsversammlung


Augsburger Allgemeine: Weltbild-Mitarbeiter wollen kämpfen


Augsburger Allgemeine : Geschäftsführer Robertz verlässt Weltbild


Buchreport : Weltbild - Gerd Robertz tritt als Geschäftsführer zurück







Donnerstag, 13. November 2014

Betriebsversammlung Weltbild 12.11.2014


Wieder einmal hatten wir eine Betriebsversammlung, in der wir uns über Arbeitsplatzbedrohung und Probleme unterhalten mussten, statt über Erfolge, Gewinne und Erfolgsprämien.
Doch dieses Mal wäre das nicht notwendig gewesen, wenn der Investor Herr Droege sein Wort halten würde und die Geschäftsführung die Geschäfte führen würde, statt sie zu verhindern.
Geschäftsverhinderer oder Geschäftsvernichter wäre die richtigere Bezeichnung für diese Herren, so war der Tenor der Versammlung.

Mehrere Male wurde die Forderung laut, statt dreier unfähiger Geschäftsführer fordern wir einen, der sich mit dem Handel auskennt und das Konzept Weltbild 2.0 weiter fortführt.
Diese drei Geschäftsführer und auch der Herr Droege hielten es übrigens nicht für nötig, sich den Fragen der Mitarbeiter zu stellen, sie blieben trotz Einladung der Betriebsversammlung fern, sie kommunizieren lieber über die Presse mit ihren Mitarbeitern.



Der Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz eröffnete die Versammlung.

In der letzten Betriebsversammlung jubelten wir noch über den Einstieg von Droege, heute sieht das ganz anders aus.
Droege sagte damals, es werde keine weiteren Entlassungen geben, er möchte Ruhe in dem Laden, Weltbild vernünftig fortführen und er sehe großes Potential in diesem Unternehmen.

Die Übernahme hat sich von Anfang Juli bis Anfang Oktober verzögert.
Das hat Umsatz gekostet, es wurden Werbemaßnahmen reduziert, was automatisch mit weniger Aufträgen einhergeht.
Am 1.10. hat die neue Geschäftsführung übernommen, es gab mehrere Treffen des Betriebsrats mit der Geschäftsführung und bis heute haben wir keine konkreten Aussagen über ein Konzept für Weltbild.
Die Geschäftsführung ist heute nicht anwesend trotz Einladung.

Die Geschäftsführung hat in vielen Abteilungen für Unruhe gesorgt, viele Mitarbeiter haben schon freiwillig das Haus verlassen.
Wo will die Geschäftsführung hin ?
Der Betriebsrat bekam die Aussage, 160 Vollarbeitsplätze sollen abgebaut werden, das sind ca. 200 Mitarbeiter wegen Teilzeitarbeitsplätzen, aber ohne einen Plan, wie Weltbild weitergeführt werden soll.
Man muss vermuten, die Geschäftsführer kennen das Geschäft nicht, ihnen sind nicht einmal die Betriebsvereinbarungen im Detail bekannt.

Die Werbung wurde eingeschränkt, ein TV-Spot wurde abgesagt, die Absage verursacht sicher auch Kosten.
Es liegt kein gemeinsames Konzept für Weltbild Retail und die Logistik (Also) vor.
Das Konzept der Geschäftsführung, welches sie nach außen tragen, besteht aus Überschriften wie kundennah, schnell, digital - keine Inhalte, ohne Substanz !
Ein Personalabbau ohne Konzept ist mit dem Betriebsrat nicht zu machen.
Peter Fitz stinkt es, dass die Geschäftsführung nicht hierher kommt und mit uns spricht.

Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck von ver.di folgte als nächster Redner.
Wir haben alle zusammen Weltbild gerettet und brauchen niemanden von extern, der uns sagt, wie Weltbild dasteht.
Droege hat gewusst, was er kauft, es ist nicht fair, jetzt so zu tun, als ob der aktuelle Stand eine Überraschung wäre.
Die drei Geschäftsführer kommunizieren nicht mit der Belegschaft, sondern über die Presse.

Diejenigen, die die Krise verschärft haben, bleiben jetzt der Betriebsversammlung fern.
Es ist kein Manager mit Handels-Expertise an Bord.
"Bescheidenheit üben" war im Interview mit der Augsburger Allgemeinen für Patrick Hofmann der Grund für die Absage des TV-Spots zum Weihnachtsgeschäft.
Das ist dummes Zeug.

Digitalisierung und Newsletter sprechen die Online-Junkies an, die von einem Angebot zum nächsten hüpfen.
Die Geschäftsführung läuft nachts durch die Räume, um die Lichter auszuschalten.
Das sind nicht die richtigen Manager.
Das Feld sollte freigemacht werden für richtige Manager mit Expertise.

Die zweite Chance für Weltbild wurde in der Insolvenz erarbeitet und dann kam der Investor.
Die Umsetzung des mit Roland Berger erarbeiteten Konzepts Weltbild 2.0 sollte ab 1.7.2014 starten, durch die Verzögerung im Investor-Prozess wäre es jetzt der 1.10.2014 gewesen, nun müsste es losgehen.

Es hört sich alles sehr nach Luftnummern an.
Ein Personalabbau ohne Zukunftsperspektive für Weltbild wird vom Betriebsrat und ver.di nicht mitgetragen, das muss dann über das Arbeitsgericht laufen.

Es ist Unterstützung von uns allen nötig.
Die Mitarbeiter müssen den überbezahlten Managern Nachhilfe geben und kritisch sein.

Niemand sollte meinen, wenn 200 Mitarbeiter gehen, dass dann der Arbeitsplatz sicher wäre.
Keiner weiß, was Droege vorhat.
Der hat sich darüber aufgeregt, dass man ihn im Flugblatt als Milliardär bezeichnet hat.
Es wurde eine Klage auf Schadensersatz angedroht.
Die Geschäftsführung bedroht den Betriebsrat mit Schadensersatzforderungen, wenn dieser die Belegschaft informiert.
Wir lassen uns nicht den Mund verbieten, wenn es darauf ankommt, sammeln wir.
Wir lassen uns diesen Umgang nicht gefallen.

Unsere Botschaft ist: wir wollen statt drei Geschäftsführer nur einen, aber diese drei müssen alle weg.
Wir brauchen jemanden, der den Schneid hat, auch zu werben.
Wir wollen, dass die Entscheider hierher kommen und sich unseren Fragen stellen.

Anschließend informierte Peter Fitz weiter.
Die Antwort von Herrn Droege auf die Einladung zu Betriebsversammlung war, dass er sich nicht in die konkreten operativen Einzelmaßnahmen einmischen würde und volles Vertrauen in die neue Geschäftsführung habe.
Sein Stichwort war "Corporate Governance".
Am 19.11.2014 ist der nächste Termin zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung, in der Hoffnung, dass ein tragfähiges Konzept vorgestellt wird. Dieses sollte sich an das vorhandene Konzept halten.
Überschriften reichen als Konzept nicht.

In der folgenden Diskussion gab es diverse Beiträge.
In der ersten Jahreshälfte soll es nur einen Katalog geben, nämlich zu Ostern !
Wir sehen hier niemanden mehr, der überflüssig wäre.
Wir haben die Schnitte schon hinter uns, wir haben nur noch die Hälfte Mitarbeiter und sind überzeugt davon, dass der Laden bei weiterem Personalabbau nicht mehr funktionsfähig ist.

Wir sind motiviert und müssen für Umsatz GEGEN diese Geschäftsführung sorgen !
Wir haben die Erwartung, dass wir zusammenhalten und uns nicht auseinander dividieren lassen !
Die Insolvenzverwaltung ist nicht amüsiert über die Entwicklung.
Wir hätten die besten Voraussetzungen - mit einer anderen Geschäftsführung !

Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Bossmann führte fort.
Es sind nur Floskeln: schnell, flexibel, kundennah, Online, Katalog, Ausbau der Filialen - es ist davon nichts zu sehen.
Alle sind schon jetzt bis oben hin voll mit Arbeit, wie soll das die Hälfte der Mitarbeiter machen ?
Es gibt Druck der Geschäftsführung, Filialen zu schließen - von wegen neue Filialen aufmachen !
Multichannel ist das, was wir können und was Amazon nicht kann !
Der Tolino wird vor allem in den Filialen verkauft.

In der Zeitung (Interview Augsburger Allgemeine mit den Geschäftsführern) wurde schlicht Unsinn erzählt.
Stichworte Familie und Kinder - aber von Kidoh ist nichts zu hören.
Stichwort Bescheidenheit als Begründung, den TV-Spot nicht zu senden: die Aussage wäre "wir sind wieder da" - was ist daran falsch ?
Stichworte Millionen Kataloge: es werden 3 Millionen Kataloge versendet, früher waren das 15 Millionen, das bringt natürlich dann auch nur einen Bruchteil des Umsatzes !
Der Satz von Patrick Hofmann in der Augsburgen Allgemeinen zur Sicherheit der Arbeitsplätze bei Weltbild ist eine Unverschämtheit.
Wir müssen jetzt alle zusammenhalten und bei Aktionen müssen alle Gesicht zeigen und auf die Straße gehen !

In der folgenden Diskussion gab es verschiedene Wortbeiträge.
Für Droege ist das der erste Konflikt mit einer arbeitsamen und wehrhaften Belegschaft.
Wir können uns gut vorstellen, dieses Mal mit 15 Bussen nach Düsseldorf zu fahren !
Wir müssen die Kameraden dazu bringen, das zu tun, was Händler machen: Umsatz !
Wir brauchen eine Rückmeldung von den KollegInnen, wenn irgendwo ein mieses Spiel gespielt wird.
Wir diskutieren zu diesem Zeitpunkt über keine personellen Maßnahmen mit der Geschäftsführung.

Die Kirche ist außen vor, die Geschäftsführung muss das Geld für personelle Maßnahmen selbst aufbringen.
Auch bei Paragon wäre die Kirche außen vor, nur ohne Investor wären wir alle in die Transfergesellschaft gegangen, dann aber ohne Abfindung.
Der Bestandschutz (Besitzstandwahrung) gilt für ein Jahr, außer es wird ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen.
Im Rahmen der Übernahme darf es keine Entlassungen geben.
Eine betriebsbedingte Kündigung ist durch den Betriebsübergang nicht geschützt, daher wird mit weniger Umsatz argumentiert.
Weder Betriebsrat noch ver.di haben dieses Gesetz gemacht !

Die Tarifverhandlungen wurden jedesmal abgesagt oder abgebrochen.
Es gab keine vernünftigen Verhandlungen, man fragt sich, was das für Leute sind und fühlt sich an die Grundschule erinnert.

Frage: Frau Fink hätte gesagt, dass Gedis bis 2016 für Aufnahmen zur Verfügung stünde.
Antwort: Das ist faktisch falsch, am besten bei Frau Fink nachfragen !
Laut Aussage Personalabteilung hätten wir nichts schriftlich.
Aber wir wollen zum heutigen Zeitpunkt auch gar nicht über Kündigungen sprechen !
Wir wollen, dass Weltbild 2.0 durchgeführt wird !

Lasst uns zusammenstehen und nach vorne sehen, statt zu resignieren !
Lasst uns diesen Droege aus Düsseldorf daran hindern, dass er einfach unseren Laden zumacht !


Mittwoch, 12. November 2014

GF spricht lieber mit der Zeitung als mit der Belegschaft


Bei der heutigen Betriebsversammlung (ausführlicher Bericht folgt) glänzte unsere Geschäftsführung durch Abwesenheit. Die Einladung des Betriebsrats blieb ohne Antwort. Stattdessen gaben Patrick Hofmann, Sikko Böhm und Dr. Gerd Robertz ein Interview in der Augsburger Allgemeinen

Offenbar redet unsere Geschäftsführung lieber mit der Zeitung als mit der Belegschaft. Danke für die Wertschätzung! Patrick Hofmann wurde direkt im Anschluss an die Betriebsversammlung im Schnäppchenmarkt gesichtet. Wie man hört, ging es bei diesem hochwichtigen Termin um Schönheitsreparaturen an WELTBILDs Reste-Rampe.

Ein weiteres Beispiel für das Gespür unseres Geschäftsführers. Patrick Hofmann weiß, wo sein Platz in der Krise ist: Möglichst weit weg von der Belegschaft im Ausverkauf. Als Unternehmenslenker leider ein Mängelexemplar.

Dienstag, 11. November 2014

Kommt Walter P. J. Droege zur Betriebsversammlung?


Der Betriebsrat hat den Mehrheitseigner Walter P. J. Droege mit einem offenen Brief zur Betriebsversammlung am Mittwoch in Augsburg eingeladen. Wir dokumentieren das Schreiben hier.

Sehr geehrter Herr Droege,

wir, der Betriebsrat der ehemaligen Verlagsgruppe Weltbild, schreiben Ihnen heute diesen Brief, weil wir uns einen letzten Rest Hoffnung bewahrt haben. Hoffnung darauf, dass die Aussagen, das gegebene Wort und der Handschlag eines erfolgreichen Unternehmers mehr wert sind, als die heiße Luft, die uns nunmehr seit Wochen aus den Aussagen Ihrer/unserer Weltbild-Retail Geschäftsführung entgegenweht.

Als uns Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz Ende Juni 2014 die Droege Group als neuen Investor für die Verlagsgruppe Weltbild vorstellte, ging ein Ruck der Erleichterung durch unsere gesamte Belegschaft. Nach den harten Monaten der Insolvenz und der bitteren Massenkündigung von mehr als 500 langjährigen KollegInnnen Anfang April – die von uns als notwendiger Einschnitt im Rahmen des Fortführungskonzeptes Weltbild 2.0 mitgetragen wurde – hatte der bis dahin favorisierte Investor Paragon erneut für große Unsicherheit und schlimmste Befürchtungen in der Belegschaft gesorgt. Paragons Pläne, wonach nochmals bis zu 250 Arbeitsplätze vernichtet werden sollten, waren mit dem Einstieg der Droege Group vom Tisch.

Bei Ihrem ersten Besuch in Augsburg am 23. Juli 2014 haben wir Sie, Herr Droege, als engagierten und integren Unternehmer kennengelernt. Gegenüber mir als Betriebsratsvorsitzenden und anderen Betriebsräten habe Sie u.a. geäußert, es werde mit Ihnen keine weiteren Kündigungen geben - denn: “Ich will Ruhe im Laden haben ...”


Auch von Insolvenzverwalter Geiwitz wurden Sie uns als der perfekte Übernehmer präsentiert: Solide, zuverlässig, in die Zukunft und auf langfristiges Engagement gerichtet – “keine Heuschrecke.”

Was ist heute, nicht einmal zwei Monate nachdem Sie uns in Augsburg Ihre neue Geschäftsführung für die Weltbild Retail vorgestellt haben, davon noch übrig? Nichts. Die Vorschusslorbeeren sind verwelkt, das in Sie und die neue Weltbild-Führung gesetzte Vertrauen ist verbrannt.

Die seit Anfang Oktober im Amt befindliche Geschäftsführung agiert kopflos und konfus. Sie hat binnen weniger Wochen nicht nur jegliches Vertrauen in der Belegschaft verspielt, sondern – viel schlimmer noch – durch die radikale Zusammenstreichung des Marketingetats das für uns so wichtige Weihnachtsgeschäft abgewürgt.

Den Tiefpunkt dieser Entwicklung stellte in der KW 45 die Ankündigung der Geschäftsführung dar, ca. 200 KollegInnen aus der Weltbild Retail entlassen zu wollen, 100 davon noch vor Weihnachten. Sie, Herr Droege, können sich gewiss vorstellen, was diese Nachricht in einer Belegschaft auslöst, die sich jetzt ein Jahr lang beide Beine ausgerissen hat, um den Fortbestand unseres Unternehmens möglich zu machen – und die bis heute an eine gute Zukunft der Weltbild Retail glaubt.

An eine erfolgversprechende und langfristige Fortführung der Weltbild Retail mit einer nochmals halbierten Belegschaft kann niemand ernsthaft glauben. Das Zukunftsmodell Weltbild 2.0. – von Roland Berger, Insolvenzverwaltung und Arbeitnehmervertretern gemeinsam erarbeitet – wäre damit zum Tode verurteilt.

Auf der anderen Seite haben uns die Herren Hofmann, Böhm und Robertz bis heute keinerlei tragfähiges Geschäftsmodell auch nur ansatzweise skizzieren können ... Wie soll es unter diesen Umständen mit unserer Firma weitergehen? Wir, als Betriebsrat, können es unserer Belegschaft nicht mehr sagen. Vielleicht können Sie es.

Gerne geben wir Ihnen deshalb die Gelegenheit auf unserer Betriebsversammlung am 12. November in Augsburg zu sprechen. Wir laden Sie ein, allen Kolleginnen und Kollegen Ihre Sicht der Dinge zu erläutern und die Zukunftsperspektive für Weltbild Retail & Also Logistik zu verdeutlichen.

Vielleicht können Sie, Herr Droege, bei dieser Gelegenheit verlorenes Vertrauen in einen Unternehmer von “altem Schrot und Korn” zurückgewinnen.

Wir würden es Ihnen und uns wünschen.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Fitz
Betriebsratsvorsitzender der Weltbild Retail GmbH & Co. KG & Also Logistik, Augsburg

Sonntag, 9. November 2014

Erst kommt der Abschleppwagen, dann parkt der Chef…


Am Mittwoch ließ die Geschäftsführung die Fahrzeuge von WELTBILD-MitarbeiterInnen abschleppen, die verkehrswidrig auf dem Firmengelände geparkt hatten. Die KollegInnen mussten tief in die Tasche greifen, um ihr Auto auszulösen: 160 € pro Fahrzeug.

Am Freitag parkte Geschäftsführer Patrick Hofmann auf einer der freigeschleppten Flächen. Ebenfalls verkehrswidrig (Feuerwehrzufahrt). Abgeschleppt wurde er natürlich nicht. Es scheint, als gelten Regeln nicht für die Herren in der Chefetage.

In gewisser Weise ist das auch eine traurige Analogie zur aktuellen Situation: Mitarbeiter-Fahrzeuge werden entfernt, damit der Chef parken kann. Droege und Hofmann wollen 200 Leute von ihren Arbeitsplätzen entfernen – ob sie dann hinterher auch deren Arbeit tun?!





Freitag, 7. November 2014

Droeges Kahlschlagorgie in der Presse


Seit einem Jahr kämpfen die MitarbeiterInnen von WELTBILD für das Unternehmen und ihre Arbeitsplätze. Wenn Walter P. J. Droege unsere Firma beerdigen will, wird das keinesfalls lautlos vonstatten gehen. 

Schon jetzt berichtet die Presse bundesweit über die geplante Kahlschlagorgie des Düsseldorfer Milliardärs, der sich im Sommer noch als "Weltbild-Retter" feiern ließ:

Süddeutsche Zeitung: "So wütend war die Belegschaft noch nie"

Buchreport: "Droege will uns auspressen"

Augsburger Allgemeine: 200 Beschäftigten droht Entlassung – Gewerkschaft spricht von Skandal

Boersenblatt: "Droege hat uns von vorne bis hinten belogen" (mit Stellungnahme Droege & GF)

Süddeutsche Zeitung: Weltbild will 200 Leute feuern

Die Welt: Neuer Ärger bei Weltbild – Betriebsrat spricht von 200 Entlassungen

Mittelbayerische: Betriebsrat: Weltbild baut 200 Jobs ab

Donnerstag, 6. November 2014

Weihnachten mit Walter Droege: 200 KollegInnen vor dem Rausschmiss


Dieses Flugblatt hat der WELTBILD-Betriebsrat heute in Augsburg verteilt:

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Droege fährt Umsätze 
zurück und fordert
Massenentlassungen 
im Bereich Retail 


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit Anfang Oktober beobachten wir alle das fragwürdige Handeln der neuen Geschäftsführung. Die Herren Hofmann, Böhm und Dr. Robertz sind nicht in der Lage, das Unternehmen voranzubringen und werden von Droege in Düsseldorf ferngesteuert.

Nach wie vor fehlen Konzept, Struktur und Führung. Stattdessen werden kleinliche Sparmaßnahmen angeordnet und Werbemaßnahmen zurückgefahren. Ware, die wir dringend brauchen, wird nicht bestellt.

Offenbar folgt die Geschäftsführung nicht dem Konzept WELTBILD 2.0 sondern einem eigenen Plan: die gezielte Verkleinerung des Unternehmens und neue Massenentlassungen im Auftrag von Droege.

Der Arbeitgeber hat den Betriebsrat jetzt aufgefordert, einen Interessenausgleich über ca. 200 Entlassungen zu schließen. 100 von uns sollen vor Weihnachten gehen, weitere 100 im Februar. Das wäre fast die Hälfte der jetzt noch Beschäftigten im Bereich Retail.

Wir wurden von vorne bis hinten belogen: Droege plant keinen langfristigen Invest. Der Milliardär aus Düsseldorf will WELTBILD auf Kosten der ArbeitnehmerInnen auspressen und persönlich möglichst schnell möglichst hohe Profite einfahren.

Das skrupellose Vorgehen in der Retail lässt uns auch für die Entwicklungen in der Logistik Schlimmes fürchten. Am kommenden Mittwoch treffen wir uns zu einer Betriebsversammlung, um gemeinsam das weitere Vorgehen zu diskutieren. Einladung folgt.


Montag, 3. November 2014

Die Karstadt-Story


Die ver.di-Zeitschrift Publik hat in der aktuellen Ausgabe Karstadt zu einem der Themen gemacht.
Gerne nehmen wir das Thema auf und versuchen Rückschlüsse für uns als Weltbild zu ziehen.

Zunächst einige Auszüge aus dem Artikel:
Karstadt wurde am 14. Mai 1981 als "Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt" von Rudolf Karstadt gegründet.
Bis 1931 sind es schon 89 Filialen geworden.

Mitte 1999 fusionieren die Karstadt AG und das Versandhaus Quelle zur KarstadtQuelle AG mit insgesamt 113.000 Beschäftigten und einem Börsenwert von 3,3 Milliarden Euro.
2003 verzeichnet der Konzern einen Gesamtumsatz von 15,2 Milliarden Euro, einen Vorsteuergewinn von 464 Millionen Euro und einen Börsenwert von 2,3 Milliarden Euro. Insgesamt gibt es noch 101.000 Beschäftigte.

Die Krise beginnt schleichend und erreicht 2004 einen vorläufigen Höhepunkt. Der Konzern rutscht in die Miesen. Die Beschäftigten leisten durch Verzicht auf Sonderleistungen mit 745 Millionen Euro einen erheblichen Sanierungsbeitrag. 5500 der noch rund 100.000 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden. Ver.di handelt Sanierungstarifverträge mit Standort- und Beschäftigungssicherung aus.

Die Umsätze gehen weiter zurück. Nach weiteren Verkäufen und Umstrukturierungen bekommt die neue Holding für KarstadtQuelle den Namen "Arcandor". Auch der restliche Immobilienbesitz wird verkauft: Im März 2008 gehen 49 Prozent des Grundbesitzes an Highstreet; Karstadt ist nun Mieter in den ehemals eigenen Warenhäusern.
Die 75 Hertie-Häuser gehen in die Insolvenz und werden ein Jahr später geschlossen.

Im Juni 2009 reicht Arcandor einen Antrag auf Insolvenz ein.
Verhandlungen über Sanierungsbeiträge beginnen; die Tarifkommission stimmt einem Sanierungstarifvertrag zu, wonach die nunmehr nur noch rund 28.000 Karstadt-Beschäftigten bis zum 31. August 2012 jährlich auf rund 50 Millionen Euro Sonderzahlungen und mehr verzichten; dafür handelt ver.di die Sicherung von Standorten und Beschäftigtenzahl aus. Das Versandhaus Quelle wird aufgelöst; einzelne Karstadt-Filialen werden geschlossen. Es bleiben 120 Häuser.

Karstadt soll 2010 an einen Investor verkauft werden.
Am 7. Juni erhält Nicolas Berggruen für 1 Euro den Zuschlag. Karstadt wird in drei eigenständige Geschäftsbereiche aufgeteilt: 83 Warenhäuser, 26 Sportfilialen, drei Premiumhäuser.

Mit Auslaufen des Sanierungstarifvertrages kehrt Karstadt zum 1. September 2012 in die Tarifbindung zurück. Die Beschäftigten bezahlen die Managementfehler der Vergangenheit und Gegenwart mit dem Abbau von 2000 der jetzt nur noch 24.400 Stellen bis Ende 2014.

Im Mai 2013 kündigt Karstadt die Tarifflucht an. ver.di und Betriebsräte demonstrieren und fordern Nicolas Berggruen zu Investitionen bei Karstadt auf, was nicht passiert. Berggruen hat jedoch von Karstadt für die Namensrechte Millionen kassiert, die Karstadt in Form von Lizenzgebühren zahlen musste.

Im Dezember 2012 kauft der österreichische Investor René Benko mit seiner Signa-Gesellschaft für 1,1 Milliarden Euro von Highstreet 17 Karstadt-Immobilien, darunter das KaDeWe. Zuvor war Signa mit dem Projektentwickler Centrum für 250 Millionen bei Oberpollinger und einem Karstadt-Sporthaus in München eingestiegen.
Im Herbst 2013 übernimmt Benko für 300 Millionen Euro je 75,1 Prozent am operativen Geschäft der Premiumhäuser und an Karstadt-Sport; die restlichen Anteile an diesen Sparten und 100 Prozent der 83 Warenhäuser bleiben bei Berggruen.

Neue Karstadt-Chefin wird Anfang 2014 Ex-Ikea-Managerin Eva-Lotta Sjöstedt. Sie hört nach fünf Monaten auf, weil Berggruen nicht bereit ist, in Karstadt zu investieren.

Am 14. August übernimmt René Benkos Signa für 1 Euro die restlichen Anteile an Premium, Karstadt-Sport und allen Warenhäusern. Ver.di und die Karstadt-Betriebsräte fordern den neuen Eigentümer zu substanziellen Investitionen und zum Erhalt von Häusern und Arbeitsplätzen auf.

Der komplette Text steht hier.

In der Handelsbeilage zu Ver.di-Publik finden sich die Forderungen von ver.di zu Karstadt.

Im Auszug:
Ver.di fordert ein schlüssiges und nachhaltiges Zukunftskonzept für die Warenhäuser, das von den neuen Eignern mit den notwendigen Investitionen ausgestattet wird.
Nach dem fluchtartigen Abgang von Nicolas Berggruen, der u.a. über Lizenzeinnahmen für die Namensrechte viele Millionen Euro aus Karstadt herausgezogen hat, sich selbst dort aber finanziell nur geringfügig engagierte, ist eine seriöse und zukunftsorientierte Unternehmensleitung überfällig.

Der komplette Text steht hier.

Inzwischen gibt es schon wieder neue Nachrichten über Karstadt.
Nach zusammen 300 Millionen Euro Verlusten in den Geschäftsjahren 2011/2012 und 2012/2013 hat das Unternehmen 2013/2014 weitere Verluste gemacht.

Der neue Warenhaus-Chef Stephan Fanderl will mit der Belegschaft über mögliche Zugeständnisse verhandeln.
"Wir müssen über Einsparungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld sprechen und darüber, die Tarifpause über 2015 hinaus zu verlängern", sagte Fanderl dem "Handelsblatt" (Freitag).
Weitere Filialen sollen geschlossen und 2000 Arbeitsplätze abgebaut werden.
Nach erfolgter Sanierung will Signa in den kommenden Jahren in dreistelliger Millionenhöhe in Karstadt investieren.
Zum Beispiel sollen alle Filialen eine Lebensmittelabteilung und Restaurants bekommen.

Was können wir aus dieser Karstadt-Story lernen ?

Für den Niedergang werden Konkurrenten mit preiswerten, schnell wechselnden Kollektionen, Konkurrenten mit einem attraktiveren Erscheinungsbild und der boomende Online-Handel mit verantwortlich gemacht.
Die vier Jahre Berggruen werden als verlorene Jahre bezeichnet, weil in dieser Zeit viel zu wenig investiert wurde.
Man hätte versuchte, Karstadt mit Gewalt ein jugendlicheres Image zu verpassen und auf neue trendige Marken gesetzt.
Andererseits wurden ganze Sortimentsbereiche wie Elektronik aufgegeben.
Die ältere Stammkundschaft wurde vergrault, aber neue Kunden nicht genügend dazu gewonnen.

Einiges davon haben wir bei Weltbild auch durchexerziert.
Wir haben unser Sortiment reduziert, um dann staunend festzustellen, dass der Umsatz sinkt.
Das hat uns Halff als geplant verkauft, wie er auch gegen Ende die Verluste als geplant bezeichnet hat.
Komisch bloß, dass wir dann wegen der geplanten Verluste pleite gegangen sind.
Da hat er wohl die Geduld der Kirche überschätzt.

Ganz klar ist, dass es gute und weniger gute Investoren gibt, um es mal höflich zu formulieren.
Natürlich muss Benko auch erst mal noch beweisen, dass er besser als Berggruen ist und wirklich investieren will.
Aber immerhin hat er schon einiges Geld in die Hand genommen, um letztendlich bei Karstadt einzusteigen, während Berggruen anscheinend ganz gut abkassiert hat und im Plus aus der Geschichte herauskommt.

Wir bei Weltbild haben nach langer und zermürbender Suche einen Investor namens Droege gefunden.
Er wurde in einer Nacht- und Nebelaktion überraschend aus dem Hut gezogen, nachdem ebenso überraschend kurz vor dem Abschluss Paragon abgesagt wurde.
Eine der ersten Amtshandlungen der neuen von Droege eingesetzten Geschäftsführung ist die Ankündigung von weiterem Stellenabbau, genaueres ist noch nicht bekannt.

Wir hätten uns positive Nachrichten gewünscht, darauf müssen wir weiter warten.
Ein Investor sollte, wie der Name schon sagt, investieren - von nichts kommt nichts, das sieht man bei Karstadt.
Wird ein Unternehmen in Schieflage nur verwaltet, so wird es immer weniger.
Wir wünschen uns auch, dass es ein Miteinander wird und kein Gegeneinander, auf der einen Seite die Geschäftsführung, auf der anderen Seite die Belegschaft.

Mit Entlassungen, Kürzungen oder Streichungen bei den wenigen freiwilligen Leistungen, die Weltbild gewährt und Streichungen bei den Gehältern wird das Miteinander nicht gerade gefördert.
Man erreicht damit höchstens, dass jeder, der noch eine Möglichkeit dazu sieht, die Firma verlässt.
Das ist dann eine Abwärtsspirale, wie man an Karstadt sieht: weniger Mitarbeiter und keine Investitionen führt zu weniger Umsatz und Gewinn, was dann wieder zu neuen Einsparmaßnahmen mit weiterem Umsatzrückgang führt.
Ich bin gespannt, wann wir statt mit rückwärtsgerichtetem Sparkurs endlich Schlagzeilen mit neuen Ideen und Produkten machen.

Die aktuelle Entwicklung beunruhigt inzwischen die komplette Belegschaft und den Betriebsrat.
Wichtige Werbemaßnahmen für das Weihnachtsgeschäft und geplante Einstellungen werden abgesagt, es soll über Tarife verhandelt werden, dann wird das abgesagt, dann soll über die Führungsstruktur verhandelt werden, dann wird das auch wieder abgesagt, wegen geheimer anderer Aktivitäten (s. vorangegangenen Artikel).
So haben wir uns den neuen Investor nicht vorgestellt.
Wir hatten gedacht, nach den Monaten der Quälerei kehrt jetzt Ruhe ein und es geht aufwärts.




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