aus ver.di-Handel Magazin 03-2018:
Der Praxistest
Bei Primark tut sich was, seit im März ein Tarifvertrag zur gesundheitsförderlichen Führung abgeschlossen wurde. Inzwischen hat die Fortbildung der Führungskräfte in vier Pilotfilialen begonnen. Im August und September fanden überall Gesundheitstage statt – mit großer Resonanz.
Ein Perspektivwechsel kann sehr erhellend sein. Wenn sich etwa eine Filialleiterin in die Rolle einer Aushilfe versetzen muss und nun zur schnelleren Verräumung angetrieben wird, spürt sie am eigenen Leib, dass ein unfreundlicher Tonfall alles andere als motivierend wirkt.
An den Gesundheitstagen in den Stores gehörten Rollenspiele ebenso zum Konzept wie eine Präsentation des geplanten neuen Führungsstils.
Überall Gesundheitstage
Eine, die in mehreren Städten dabei war, ist Heike Eckert, Betriebsratsvorsitzende bei Primark Dortmund und Mitglied im Arbeitskreis gesundheitsförderliche Führung. »Es kam sehr gut an, dass die Arbeitskreis-Mitglieder überall persönlich den Tarifvertrag vorgestellt haben.«Auch Arbeitgebervertreter/innen waren mit von der Partie. Heike Eckert besuchte Primark-Filialen in Dresden, Leipzig, Berlin, Dortmund und Münster und freute sich über das große Interesse der Beschäftigten. »Sie sollten eins zu eins erfahren, welche Inhalte in den Schulungen für Führungskräfte vermittelt werden, zum Beispiel, wer welcher Lerntyp ist oder wie ein Rollenspiel abläuft.«
Auch skeptische Nachfragen habe es gegeben, besonders dort, wo Beschäftigte und Vorgesetzte schon die eine oder andere ernüchternde Erfahrung sammeln mussten. »Am Ende kommt es darauf an, dass sich durch gesundheitsförderliches Führen die Arbeit wirklich positiv verändert«, findet Heike Eckert.
Ausgangspunkt für den Tarifvertrag war bei Primark eine Gefährdungsbeurteilung zu den psychischen Belastungen. Daraus sei der Tarifvertrag zur gesundheitsförderlichen Führung abgeleitet worden, berichtet ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
Es ist bisher der erste Gesundheitstarifvertrag im Einzel-, Versand- und Onlinehandel. Wichtig sei dabei, dass Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter/innen gleichermaßen im Arbeitskreis und im Beirat gesundheitsförderliche Führung mitwirken. »Hier findet Erfahrungsaustausch statt und es wird die Umsetzung des Tarifvertrages bewertet«, so Damiano Quinto, bei ver.di zuständig für Textileinzelhandel.
Workshops in 4 Pilotfilialen
Nicht zuletzt spielen auch die Tarifkommission (TK) und die externe Beraterin Tatjana Fuchs eine wichtige Rolle bei der Erarbeitung der Schulungskonzepte.Heike Eckert, die auch der TK angehört, findet es gut, dass sie alle Unterrichtsmodule erproben, bevor die Manager geschult werden.
Im Januar sind Workshops in den vier Pilotfilialen geplant. Dabei sollen auch die Beschäftigten zurückmelden, was konkret vom neuen Führungsstil in den Geschäften ankommt.
Heike Eckert ist optimistisch: »Alle wollen, dass der Tarifvertrag in der Praxis funktioniert.«
Respekt!
AntwortenLöschenHoffentlich macht dieses Konzept ne grosse Runde und es nehmen sich einige Firmen ein Beispiel daran.