WELTBILD steckt im größten Umbau seit Bestehen der Verlagsgruppe. Auf der Zielgeraden ist das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Jetzt machen die katholischen Gesellschafter Druck auf die Geschäftsführung. Carel Halff und Dr. Martin Beer fällt in dieser Situation wenig ein: Sie setzen einseitig auf Kostensenkung und Personalabbau. Alles andere geht weiter wie gehabt.
Der Betriebsrat setzt dagegen auf einen Optimierungsprozess unter Beteiligung der MitarbeiterInnen. Sie wollen mitreden und mitentscheiden, wie es in Zukunft weitergeht. Um die Beteiligungsrechte der Beschäftigten durchzusetzen, hat der Betriebsrat einen externen Berater hinzugezogen, der das Gremium mit betriebswirtschaftlichem und juristischem Sachverstand unterstützt. Die Blog-Redaktion hat Klaus Warbruck von www.brconsult.de zum Interview eingeladen.
Was sind deine Aufgaben in den nächsten Wochen?
Der Betriebsrat hat entsprechend den betriebsverfassungsrechtlichen Möglichkeiten beschlossen, mich für die jetzt anstehenden Interessenausgleichsverhandlungen als Sachverständigen zuzuziehen.
Wir haben im Verhandlungsteam – dazu gehören neben den BR-Vertretern auch noch Rechtsanwalt Michael Huber und ver.di Sekretär Thomas Gürlebeck – zunächst anhand der vorliegenden Unterlagen (Jahresabschlüsse, Präsentationen zur geplanten Reorganisation,…) die Ausgangslage für die Verhandlungen analysiert.
Meine Aufgabe bestand darin, diese Bestandsaufnahme in ein Positionspapier zu überführen, das als Grundlage für den ersten Meinungsaustausch am 14.10.2013 dienen sollte.
Ansonsten ist die Informationslage noch sehr rudimentär und aus Sicht der Interessenvertretung für eine qualifizierte Beratung auf keinen Fall ausreichend. Wir haben deshalb weitere Unterlagen angefordert, die im nächsten Schritt beurteilt und ausgewertet werden müssen.
Neben der konkreten Beschreibung der geplanten Veränderungen im CCC brauchen wir vor allem auch Informationen zur wirtschaftlichen Lage der Weltbildgruppe (Wirtschaftsprüfbericht 2012/2013, Fortführungsprognose und kurzfristige Liquiditätsplanung für die nächsten Monate).
Von besonderem Interesse sind außerdem die Arbeitsergebnisse der Unternehmensberatung KPMG, die im Auftrag der Anteilseigner und in Abstimmung mit der Geschäftsführung ein auf zwei Jahre angelegtes Sanierungsgutachten erstellt hat.
Die Unterlagen und die Klärung der offenen Fragen mit der Geschäftsführung liefern den Rahmen für die Positionierung des BR im Interessenausgleich. Das gilt für freie Verhandlungen ebenso, wie für ein eventuell notwendiges Einigungsstellenverfahren.
Wir wollen uns als Verhandlungsteam aber nicht nur auf die Geschäftsführung als Informationsquelle verlassen. Alle von den Restrukturierungsmaßnahmen betroffenen Beschäftigten – aktuell die Mitarbeiter im CCC – sollen aktiv in den laufenden Verhandlungsprozess einbezogen werden. Dazu gehört die schriftliche Abfrage möglicher Verbesserungs- und Optimierungspotentiale genauso, wie die Einrichtung eines Expertenteams, dass die Verhandlungskommission bei der Erarbeitung eines qualifizierten Fortführungskonzeptes für das CCC unterstützen soll.
Meine Aufgabe ist die Sammlung der unterschiedlichen Vorschläge und Anregungen und die Überleitung der Arbeitsergebnisse aus der Mitarbeiterbeteiligung in die Verhandlungsführung.
Kannst du ein bisschen was über dich persönlich erzählen?
Jahrgang 1959. Arbeiterkind aus Duisburg-Walsum, dem die Chance gegeben wurde, Abitur zu machen und zu studieren. Sozialwissenschaften und Betriebswirtschaft. Parallel zum Studium mehrjährige BR-Tätigkeit. Nach dem Studium Assistent im Bildungszentrum Springe des DGB Bildungswerk e.V.. Seither – fast 25 Jahre – gewerkschaftliche Bildungsarbeit. Genauso lange umfangreiche Beratungstätigkeit/Schulungen für verschiedenste BR-Gremien. Seit 2008 Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der swb AG Bremen. Wohnort: Buchholz in der Nordheide.
Was willst du zusammen mit dem Betriebsrat und der ver.di für die Beschäftigten bei WELTBILD erreichen?
Der Konflikt zwischen Geschäftsführung und Anteilseignern auf der einen und dem BR und ver.di auf der anderen Seite findet auf verschiedenen Handlungsebenen statt. Entsprechend unterschiedlich sind unsere Ziele.
Kurzfristig geht es um die Verhinderung der Fremdvergabe weiterer Leistungen aus der Kundenbetreuung an Dritte und um die Absicherung der 150 Arbeitsplätze im CCC. Hierzu brauchen wir einen Interessenausleich, der die zukünftige Aufteilung der Kundenbetreuung zwischen Eigenleistung und Fremdvergabe regelt und außerdem betriebsbedingte Kündigungen ausschließen soll. Dafür treten wir in den jetzt begonnenen Verhandlungen an.
Das geplante Outsourcing des CCC ist aber nur ein Teil des Kostensenkungspakets der Geschäftsführung. Wir brauchen eine Rahmenvereinbarung die gewährleistet, dass auch alle weiteren Maßnahmen und Teilprojekte vom abzuschließenden Interessenausgleich und Sozialplan erfasst werden. Und das mindestens für die nächsten zwei bis drei Jahre.
Wir sind auf der Arbeitnehmerseite übereinstimmend der Meinung, dass die bloße Abfederung möglicher Nachteile und – soweit das überhaupt durchsetzbar ist – die Verhinderung von Kündigungen insgesamt zu kurz greift.
Weltbild steht in einer existentiellen Krise, die einen grundlegenden Umbau der Unternehmensorganisation und eine strategische Neuausrichtung notwendig macht. Dieser Umbau geht nach unserem Verständnis nur mit den Mitarbeitern und nicht gegen sie. Wir streben einen konstruktiven Dialog mit der Geschäftsführung und den Anteilseignern an, um diesen – notwendigen und unabdingbaren – Umbau gemeinsam zu gestalten. Dafür müssen jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden.
Wie bewertest du die Pläne der Geschäftsführung?
Die Pläne der Geschäftsführung – soweit man zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt von einem Plan reden kann – werden von Aktionismus bestimmt. Den Anteilseignern und der Öffentlichkeit soll Handlungsstärke und Führungswillen demonstriert werden. Die Fremdvergabe des CCC leistet keinen Beitrag zur Sanierung. Dem rechnerischen Einsparvolumen von vielleicht 2 Mio. Euro stehen Sozialplan- und Restrukturierungskosten gegenüber, so dass die Maßnahme frühestens in zwei Jahren einen wirtschaftlichen Effekt hätte.
Auch weitere darüber hinausgehende Kostensenkungsprogramme werden keine Lösung bringen. Schon gar nicht kurzfristig.
Weltbild erlebt eine Umsatzkrise, die sich bei kaum veränderbaren Fixkosten (Gebäude, technische Anlagen, Softwareinvestitionen, Verwaltungsoverhead,…) zu einer existenzbedrohenden Ertrags- und Liquiditätskrise ausgewachsen hat. Der Ausweg liegt in der Stabilisierung bestehender und der Erschließung neuer Geschäftsfelder. Die bestehenden Fixkosten müssen besser ausgelastet und die damit die Produktivität erhöht werden. Nur so lassen sich positive Deckungsbeiträge (sogenannte Skalenerträge) erschließen, die Weltbild nachhaltig wieder rentabel machen können.
Jede Personalmaßnahme wird sich an der Frage messen lassen müssen, wie sich diese Maßnahme auf die Fähigkeit der Weltbildgruppe zur Realisierung von Marktchancen auswirken wird. In dieser Hinsicht ist die Fremdvergabe der Kundenbetreuung an unternehmensfremde Dritte möglicherweise ein fataler Fehler.
Die Verhandlungen stehen ganz am Anfang – wie wird es weitergehen?
Der weitere Gang der Verhandlungen hängt von der Bereitschaft der Geschäftsführung zu einer ergebnisoffenen und konstruktiven Beratung der jeweiligen Themen ab.
Unsere Erwartungen und Ziele habe ich ja schon beschrieben. Wir haben uns bisher nicht auf eine Verfahrensregelung verständigen können. Das heißt aber nicht, dass das nicht noch möglich wäre. Wir sind jedenfalls für zielführende Absprachen über das weitere Verfahren zu haben.
Sollte die Geschäftsführung bei ihrer bisherigen Gangart bleiben, werden die Verhandlungen schwierig.
Was empfiehlst du den MitarbeiterInnen im Bereich CCC?
Dass es in der Organisation des CCC Defizite gibt, wissen alle Beteiligten.
Der Betriebsrat hat sich die Einbeziehung der Beschäftigten in eine systematische Analyse und Bewertung der Schwachstellen auf die Fahne geschrieben. Ziel ist die Beseitigung von Ineffizienzen und die gemeinsame Erarbeitung von Verbesserungsvorschlägen.
Außerdem soll gemeinsam mit den Beschäftigten ausgelotet werden, mit welchen Maßnahmen das CCC einen Beitrag zur besseren Kundenbindung und zur Verbesserung der Wettbewerbssituation von Weltbild leisten kann. Wir nennen das: „Optimierung im Bestand“.
Ziel ist der Erhalt des CCC als wesentlichem Bestandteil einer eigenständigen Kundenbetreuung durch Weltbild. Hierzu möchte ich alle Mitarbeiter herzlich einladen.
Ja, das hört sich doch sehr überzeugend und professionell an.
AntwortenLöschenDas hebt sich sehr wohltuend von dem Herumgestöpsel, der Geheimnistuerei und dem blinden Aktionismus der Geschäftsführung ab.
Danke an den Betriebsrat und an ver.di !
Zitat: >Dass es in der Organisation des CCC Defizite gibt, wissen alle Beteiligten.<
AntwortenLöschen"Und wer ist für das CCC hauptverantwortlich und damit auch für dessen Defizite??? Richtig: Ilona Weigand !
Zitat: >Ziel ist die Beseitigung von Ineffizienzen..........<
"Dann ist es doch wohl einfacher und letztlich konsequent eine Frau Weigand gehen zu lassen statt 140 erfahrene CCC-Mitarbeiter!
Richtig! Die wurde nur eingestellt um uns erfolgreich auszulagern! Ihr Lebenslauf bei Xing zeigt was Sie kann.
Löschenaufrichtiges Verhalten -fehl am Platz! und noch weniger von Ihrem Wadelbeißer. Es wurde niemanden mitgeteilt wie qualität zu erfolgen hat seit der Herrschafft von Ilona. Produktivitäten fahren in den Keller und die Kostenstelle wird teuer aufgebauscht um als überbezahlte Minderleister dazustehen.
Wenn Du mit Wadlbeisser die Petra K. meinst, gebe ich Dir 100% recht. "Soziale Kompetenz? NULL!" Da hat sich die Weigand eine Erfüllungsgehilfin ausgesucht, die ihr gut zu Gesicht steht.
LöschenDas ist einfach nur eine Frage der Umgewöhnung. Früher (bis Juli 2011) stand unsere Führung einfach hinter uns. Das tut sie heute auch noch. Allerdings nur, um uns bei jeder Gelegenheit in den A... zu treten.
LöschenSoziale Kompetenz habe ich im CC bei NIEMANDEM erlebt, der etwas zu sagen hat. Habe immer zu spüren bekommen, dass ich dort die kleinste Nummer bin (war leider auch so, da Zeitarbeit). Die Kollegen waren zu gefühlten 80% schon okay, manche halt mehr als andere.
LöschenIn der Organisation des CCC gibt es sehr wohl Defizite und diese sollten über Produktivitätssteigerung gelöst werden. Die Kostenstelle des CCC wurde mit unnötigen Wasserköpfen aufgebaut.
LöschenEine Kostenstelle muß tragbar sein. Defizite müßten von Frau W selbst gelöst werden, um dann mit den Spezialisten vom CCC in die Produktivität zu gehen. Wasserköpfe lösen keine Probleme, sie schaffen nur neue Probleme und sind als Kostenfaktor nicht tragbar. Und wer ist für die Kostenstelle des CCC als Wasserkopfträger zuständig? Hier ist meiner Meinung nach betriebswirtschaftlich der Ansatz zu suchen. Fixkosten entstehen halt nun mal durch viele Wasserköpfe. Wie soll hier eine Wirtschaftlichkeit erreicht werden, wenn selbst hier Wasserköpfe weiter bestehen? Die Idee des "Lean-Managements" ist nicht erst seit gestern bekannt. Wir sprechen hier von kurzen Hirachiestufen. Nicht die 140 Mitarbeiter des CCC müßten gehen, sondern die unnötig aufgebauten Wasserköpfe.
"Erarbeitung eines qualifizierten Fortführungskonzeptes für das CCC". Wenn wir einfach mal ein qualifiziertes Führungskonzept für das CCC hätten, wäre das schonmal ein Anfang
AntwortenLöschenIst’s etwas Großes, dass die Engel Gott loben? Nein, denn wenn wir an ihrer Stelle wären, würden wir es auch tun aber ich meine, dass Hiob auf seinem Misthaufen Gott lobte, das war etwas Großes, und dies Lob gefiel Gott besser als das Lob aller Engel.
AntwortenLöschen@8. November 2013 13:57;
LöschenDu bist im falschen Forum! Gehe zu www.spruechetante.de mit Deinem Senf
Hast du meine Botschafft nicht verstanden? du dummerle.
LöschenDie Geschäftsführung von Weltbild hat in den letzten Jahren vieles richtig gemacht. Nur was jetzt passiert kann ich betriebswirtschaftlich nicht nachvollziehen. Das Grundwissen aus dem BWL-Studium für "strategisches Management" bedeutet immer seine Stärken auszubauen und seine Schwächen abzubauen. Anscheinend geht man hier gerade den umgekehrten Weg: Seine Stärken (das CCC) abzubauen und seine Schwächen (Dienstleister) auszubauen. Hier wird das "strategische Management" nicht beachtet. Das ist ein gro0er Fehler. Das hauseigene CCC ist die Stärke von Weltbild und muß zwingend als solches im Unternehmen gehalten werden. Optimierende Maßnahmen im CCC bezüglich Führung, Aufgabenverteilung sowie einbringende Mitarbeiterideen sollten hier getroffen werden.
AntwortenLöschenIm CCC gibt es viele kompetente Persönlichkeiten mit Ideenreichtum. Nur, die Geschäftsführung sollte es sich auch anhören. Gemeinsam wäre die Umsetzung des strategischen Managements möglich. Das CCC ist das Herzblut des Unternehmens und muß auch als solches zwingend in neuer und optimierter Form gehalten werden. Alles andere wäre ein fataler Fehler für das Unternehmen.
Natürlich ist das ein klarer Fehler. Aber keine Panik, Halff, Beer & Co. werden sehr weich fallen. Da muss keiner seine Villa oder Sportwagen verkaufen. Für die Fehler der GF werden später andere bezahlen. So läuft das im Kapitalismus leider.
LöschenIch finde es gut, das der Betriebsrat sich jetzt einen externen Berater hinzugezogen hat, uns Mitarbeiter mit juristischem und betriebswirtschaftlichem Sachverstand zu unterstützen. Die Arbeitgeberseite hat Herrn Schultheis, wir Herrn Warbruck. Ich hoffe, dass Herr Warbruck genauso persönlich umgänglich und knallhart in der Sache ist wie Herr Schultheis. Daumen hoch, Betriebsrat. Vor allem finde ich richtig, dass Herr Warbruck auf weitere Informationen von Seiten der Geschäftsführung drängt. Das, was rechtlich ausgeschöpft werden kann, muss für uns Arbeitnehmer ausgeschöpft werden. Auch die Kirche muss sich unserem demokratischen Recht beugen, das fordern wir ja auch von Muslimen. Sonderverschleierungsrechte für die Kirche darf es nicht geben, nur weil die Christen schon sein 2000 Jahren hier leben.
AntwortenLöschenGut finde ich auch, dass Herr Warbruck sich nicht mit dem Rausschmiss von 140 CCC Mitarbeitern abfinden möchte. Das Einsparpotential ist so gering (2 Mio. Euro), dass der Rausschmiss von Halff und Beer das locker aufwiegen würde. Wenn Herr Schultheiss bei Praktiker fast eine Mio. Euro für seine Leistung bekommen hat (+ 400.000 Euro sein Kompagnon Fox, zu lesen im Geschäftsbericht von Praktiker 2012), ist es eine moralische Sünde 140 Mitarbeiter rauszuschmeissen, auf die sicher 10 Mio. Jahre Fegfeuer für die deutschen katholischen Bischöfe stehen.
Herr Warbruck definiert als seine weitere Aufgabe die Sammlung von Vorschlägen aus den Reihen der Mitarbeiter. Ist es ein Geheimnis, was die Mitarbeiterseite betreffs der Fortführung des CCC vorschlägt? Ich lese hier immer wieder, es gäbe von Betriebsratsseite Vorschläge. Aber gelesen habe ich hier noch nichts. Bitte publizieren!
Ganz wichtig ist für mich auch der Satz von Herrn Warbruck, dass wir in einer existentiellen Krise sind, eine strategische Neuausrichtung nötig ist und das nur mit den Arbeitnehmern und nicht gegen sie geht. Dass das bei „denen da oben“ ankommt, wünsche ich mir. In den letzten Jahren hatte man nicht den Eindruck, dass das so gesehen wird. Vor allem die Erschließung neuer Geschäftsfelder wird wichtig für Weltbild sein, auch da ist in den letzten Jahren außer kleinteiligem Aktionismus nichts Strategisches erkennbar gewesen.
"Vom kleinen WB-Lohn kauf ich nur noch bei Amazon!" ;-)
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