Donnerstag, 26. Mai 2011
WELTBILD will Wohlthat loswerden
Die Nachricht schlug ein wie ein Bombe: Die DBH Buch Handels GmbH (zu 50% Weltbild Eigentum) zerschlägt die Wohlthat'sche Buchhandlung! Die Kette, die erst vor wenigen Jahren aufgekauft wurde, wird in zwei Teile gespalten: 16 Filialen werden zum 1. Juli in Jokers-Filialen oder Weltbild Plus-Läden umgewandelt. Die übrigen 10 Filialen werden als "Wohlthat Berlin GmbH & Co. KG" ausgegründet und postwendend zum Verkauf angeboten.
Jetzt sind die Betriebsräte draußen!
Besonders brisant an der Entscheidung: Bei den 10 Läden, die verkauft werden sollen, handelt es sich ausschließlich um die Berliner Filialen, die als einzige im Verbund Betriebsräte aufgebaut haben. Diese haben in der Vergangenheit gemeinsam mit ver.di für bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne gekämpft. Dabei kam es wiederholt zu Streiks, und es gab auch immer wieder Ärger mit Weltbild: In Berlin wollte man nicht jede Entscheidung aus der Augsburger Zentrale ungefragt akzeptieren.
Geschäftsleitung bricht das Gesetz
Möglicherweise deshalb wurde die Zerschlagung in Augsburg und München unter strikter Geheimhaltung vorbereitet. Bis die Bombe heute mittag platzte, wusste nur die Geschäftsleitung von den Plänen, die für die MitarbeiterInnen unabsehbare Folgen haben dürften. Der Arbeitgeber hat weder den Wohlthat-Betriebsrat noch den DBH-Konzernbetriebsrat informiert. Ein klarer Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz, den KBR und ver.di sicher nicht widerspruchslos hinnehmen werden.
Es ist nicht das erste Mal
Die Weltbild-Belegschaft kennt die klandestine Strategie der Geschäftsführung aus eigener Erfahrung. Als die Katholische Kirche, der Weltbild zu 100% gehört, die Verlagsgruppe im Jahr 2008 komplett verkaufen wollte, erfuhren MitarbeiterInnen und Betriebsrat das aus der Presse. Focus online hatte den geplanten Deal sehr zum Ärger der Geschäftsführung aufgedeckt. Die Verkaufspläne scheiterten schließlich, und wurden 2009 (vorerst) abgeblasen.
Was passiert mit den MitarbeiterInnen in Berlin?
Die Belegschaft der Läden, die in Jokers oder Weltbildplus umgewandelt werden, sollen komplett übernommen werden. Wie es mit Wohlthat Berlin weitergeht, ist dagegen völlig offen. Wenn sich nicht sehr schnell ein Käufer findet, wird der Wohlthat-Rest möglicherweise zeitnah abgewickelt. Somit könnte die heute verkündete Zerschlagung des traditionsreichen Buchhändlers auch eine Strategie sein, aufmüpfige MitarbeiterInnen und Betriebsräte möglichst billig auf die Straße zu setzen.
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Schlagworte:
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Wohlthat
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Schlägt ein wie eine Bombe? Uns war es ehrlich gesagt schon vorher klar, dass es früher oder später so weit kommen würde.
AntwortenLöschenUnd: Nicht nur Weltbild hat da seine Finger im Spiel - auch Hugendubel mischte bei der Entscheidung ganz vorne mit.
Auf der Seite vom Börsenblatt wird schon fleißig kommentiert.
AntwortenLöschenEs sieht wirklich danach aus das die Katholische Kirche einen Anschlag auf die betriebliche Mitbestimmung auf die Betriebsräte ausüben will. Finde ich abgrundtief schäbig. Hier zeigen die Katholiken ihr wahres antidemokratisches und antigewerkschaftliches Gesicht. Wer sich ganz legal als Betriebsrat betätigt wird von den Katholiken mit Arbeitslosigkeit bedroht und der Arbeitslosikeit ausgeliefert. Eine ziemliche üble widerliche Machtdemonstration. Solche Unternehmen sollten verstaatlicht also enteignet werden. Die Katholiken sind offenbar noch nicht richtig in der deutschen Demokratie angekommen. Da gilt es massiv gegen vorzugehen seitens der Gewerkschaft.
AntwortenLöschenTja, beim Weltbild-Konzern hängen die Kreuze offensichtlich verkehrt herum an der Wand ;-)
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