Freitag, 13. März 2015

Der Betriebsrat feilscht nicht, 
sondern verfolgt ein klares Konzept


Gespräche stocken, statt klarer Aussagen streut der Arbeitgeber Gerüchte


Sind die Gespräche jetzt gescheitert, oder haben sie noch gar nicht begonnen? Am Dienstag hatten sich Arbeitgeber und Betriebsrat auf eine Gesprächspause geeinigt, weil die strategischen Vorstellungen nach wie vor weit auseinander liegen. Seit Mittwoch streut die Geschäftsführung über die Führungskräfte Gerüchte im Betrieb: Die Gespräche seien an der Blockadehaltung des Betriebsrats gescheitert, wird behauptet. Das Gegenteil ist richtig.

Nach über 60 Stunden Konzeptdiskussion ist die Geschäftsführung nur minimal vom Droege-Konzept abgewichen. (Ausführlicher Bericht auf der Rückseite.) Einige kosmetische Korrekturen waren notwendig geworden, weil auch die verantwortlichen Führungskräfte im Sortiment die Positionen des Betriebsrats im Kern bestätigten: Ja, wir brauchen weiter einen regelmäßig erscheinenden Katalog, wenn wir am Markt relevant bleiben wollen. Ja, wir brauchen qualifizierte MitarbeiterInnen, wenn wir mit Eigenproduktionen im Buch und Non-Media-Bereich ein Alleinstellungsmerkmal behalten wollen.

Maßnahmenpaket des BR


Der Betriebsrat will die Weichen für die Zukunft von WELTBILD stellen. Dafür haben wir einen konkreten Maßnahmenkatalog erarbeitet, den wir am Dienstag der Geschäftsführung übergeben haben:

  1. Ziel ist die Repositionierung am Markt als relevanter Händler für Medien und Non-Media-Produkte.
  2. Dafür müssen die Umsatzziele der Mittelfristplanung deutlich nach oben korrigiert werden, also Wachstum statt Stagnation.
  3. Wir erwarten von der Droege Group ein öffentliches Bekenntnis zur Ausfinanzierung von WELTBILD über die nächsten drei Jahre. Das ist ein wichtiges Signal an Lieferanten, MitarbeiterInnen und Kunden. 
  4. Sowohl unser Einkauf als auch unser Marketing muss professionalisiert werden. Anstelle von wirklichkeitsfernen „Lehrbuchlösungen“ müssen die Mitarbeiter-Innen einbezogen werden. Kein Outsourcing, keine Fremdvergabe von Aufträgen, sondern Ausschöpfung des Know-hows der Belegschaft.
  5. Invest in die Werbung zur Stabilisierung und Ausbau des Geschäfts – auch in den Katalog, bis neue, effektivere Werbemittel entwickelt wurden. Dabei sind auch Reaktivierungs- und Neukundenmaßnahmen zu berücksichtigen 
  6. Wir erwarten von der Droege Group ein Investment in Sachanlagen der Logistik in Höhe von 10 - 15 Millionen, um möglichst schnell Drittgeschäft bedienen zu können. Das ist zumutbar, weil die ALSO bisher keinen Cent für die Gebäude und Grundstücke in Augsburg gezahlt hat.
  7. Umgehender Ersatz der verkauften Filialen an attraktiven Standorten, um wieder ein flächendeckendes Filialnetz als dritte Vertriebssäule zu haben. Verträge mit Filialkäufer Wenk über die Belieferung seiner    Filialen über unsere Logistik.
  8. Intensivierung des Geschäfts mit eBooks und Lizenzen.
  9. Die MitarbeiterInnen brauchen ein klares Signal, dass sie eine Zukunft bei WELTBILD haben, also Beschäftigungssicherung statt Vergraulen der Fachkräfte. Einhaltung von Interessenausgleich und Überleitungsvereinbarung vom Sommer 2014 – hier insbesondere die Prüfung von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen vor Kündigungen als ultima ratio.
  10. Keine Ausgliederung von Marken oder Firmenteilen, um WELTBILD nicht weiter zu schwächen.


17 Kommentare:

  1. Was ist mit den Freiwilligen die Gehen möchten. Die warten nur auf ein Angebot vom Arbeitgeber, BR gib die Freiwilligen Liste an den Arbeitgeber weiter.

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  2. Lieber BR und Verdi warum fragt Ihr denn nicht mal die Mitarbeiter und Kollegen der einzelnen Abteilungen was die denn möchten. Dieser Nervenkrieg dauert jetzt schon viel zu lange und toll auch der Fragenkatalog " wie es uns allen geht" ist leider nicht der richtige Zeitpunkt gewesen. Sorry aber lieber jetzt einen gescheiten Sozialplan und Abfindungen für die Belegschaft, bevor wir am Ende alle auf der Straße stehen.

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  3. Lieber Betriebsrat, Ihr macht das genau richtig !
    Es gibt ein Konzept und einen Konsens, dieses Konzept umzusetzen.
    Eine Abweichung davon grenzt an Betrug und es sollte keiner damit durchkommen, Versprechungen zu machen und dann hinterher, wenn die Katze im Sack ist, den Prügel herauszuziehen.
    Wer sich von Droege verar.... lassen will, der spricht sich für einen freiwilligen Stellenabbau aus.
    Wer noch Rückgrat hat, läßt sich das nicht gefallen.
    Gescheiter Sozíalplan und Abfindungen - von was träumst Du sonst noch ?
    Wir sind jetzt schon zu wenig, wenn wir uns auf Droeges Pläne einlassen, dann werden wir zu einem Ableger von Buecher.de mit 20 Mitarbeitern, das ist das Endziel...

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  4. Sollte eine Betriebsversammlung im Raum stehen, wovon ich bei der aktuellen Situation ausgehe, dann erachte ich es mehr als sinnvoll, dass beide Parteien dabei sind. Diese widersprüchlichen Aussagen nerven nur noch. Beide Meinungen und Sichten sollten parallel den Mitarbeitern zur Verfügung stehen. Inwieweit hier eine Bereitschaft vorhanden ist, kann ich natürlich nicht beurteilen.

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  5. An den BR:
    Ihr fordert in Punkt 4: " Kein Outsourcing, keine Fremdvergabe von Aufträgen, sondern Ausschöpfung des Know-hows der Belegschaft ....
    Soll ich jetzt lachen ...??
    Habt Ihr euch schon mal in der Rest-IT umgeschaut ? Habt ihr eine Ahnung wie viele Externe dort den Betrieb sichern ? Ich glaube nicht!
    Zudem: nach dem Weltbild 2.0 Konzept, an dem Ihr so hängt, sollte die IT Technik komplett outgesourced werden. Was ist bis jetzt wirklich in der Cloud ? Nur den produktive Shop. Alles andere steht im alten Rechenzentrum auf einem wackeligen Bein. Mit der akteuellen IT und Infrastruktur ist der Laden nicht in der Lage zu überleben. Dazu habt auch Ihr beigetragen, das sollte euch klar sein.

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    1. In der Sache gebe ich dir recht, Kollege: Die Infrastruktur, die übrig geblieben ist, reicht nicht mehr für einen geordneten Betrieb aus. Nichts als Flickwerk, und ich verneige mich vor den verbliebenen KollegInnen, die mit enormem persönlichen Einsatz dafür sorgen, dass überhaupt noch was geht!

      Die Schuldzuweisung kann ich aber nicht akzeptieren. Befeuert von zahlreichen IT-Kollegen haben wir die Probleme damals bei Berger und Gewitz immer wieder angesprochen. Aber als es dann drauf ankam, hat sich kein einziger ITler bereit gefunden, mit uns gemeinsam die Probleme vorzutragen.

      Das führte dazu, dass ein fachfremder Betriebsrat bei einem Audit vor Berger gegen C. Mayer „antreten“ musste. Der hat alle vorgetragenen Bedenken, Hinweise auf fehlende Kapazitäten, bekannte Probleme, mangelhaften Scheinlösungen etc. „weggeredet“. Wenn man selber nicht vom Fach ist, hat man da logischerweise keine Chance.

      Wir als BR haben uns damals sehr im Stich gelassen gefühlt von den fachkundigen KollegInnen. Aber das ist leider nicht das erste Mal und bestimmt nicht das letzte Mal gewesen: Im Meckern – zumal anonym im Blog – sind alle immer ganz groß. Aber wenn es dann drauf ankommt, Gesicht zu zeigen, kriechen 99 von 100 beim gerade aktuellen Chef auf den Schoß. Das war bei Weltbild immer schon so und ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Beitrag dazu, warum wir heute da stehen, wo wir stehen.

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    2. "Befeuert von zahlreichen IT-Kollegen" !!!! das stimmt so nicht BR-Mitglieg. Das waren nur E-Commerce Kollegen.
      Die IT-Technik wurden nie befragt.
      Zum letzten Absatz schreibe ich jetzt lieber nichts.

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    3. …und wieder widerspreche ich: Da waren sehr wohl Kollegen von der Technik dabei. Aber lassen wir die öffentliche Diskussion hier im Blog, wir können gern persönlich sprechen. Über die E-Mail der Blog-Redaktion (blogredaktion@web.de) kannst du Kontakt aufnehmen.

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  6. Süß... wozu braucht der Wenk bitte die Weltbild-Logistik. Barsortiment ist viel schneller, Neuerscheinungen direkt vom Verlag. Wer zudem glaubt, dass jemals wieder eine neue Filiale aufgemacht wird, der glaubt auch noch an den Osterhasen! Wer soll das bitte bezahlen? Gerade für wenig Geld voll möblierte Läden verscherbelt, aber dann plötzlich wieder Kohle um irgendwo neue Läden aufzumachen? Es wird doch nicht mal Geld für Kataloge ausgegeben.

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    1. Die Belieferung der Wenk-Filialen über die ALSO würde in der Gesamtheit sicherlich mehr Arbeitsplätze kosten als erhalten, weg mit solchen Nonsens-Ideen... Die teure Belieferung über Augsburg war und ist doch einer der wesentlichen Todesstöße für die Filialen gewesen.

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    2. @19.05: Vollkommen richtig.Alle Aktionen sauber durchdacht,Scheinmanöver ohne Ende.Wenn Wenk in 3 Monaten in der Versenkung abtaucht,dann darf er abkassieren,weil nicht Weltbild(Droege) für Otto Normalverbraucher die Hälfte der Läden an die Wand gefahren hat.Wer in den Wenk Läden sitzt und das Procedere aus der ersten Reihe beobachten darf weiß welche Stunde geschlagen hat.Es ist eine Schande,daß die Droeges schalten und walten können wie ihnen beliebt...

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    3. Braucht er nicht:
      "Aber ist der Deal wirklich ein Verkauf? Oder hat der Veräußerer sogar noch Geld draufgelegt? Wenk und Stetson sagen dazu nichts. Branchenkreise gehen aber davon aus, dass der neue Weltbild-Eigentümer Walter Droege viel Geld bewegt hat, um die verlustbringenden Filialen loszuwerden. Schließlich muss die Wenk-Truppe ja auch bezahlt werden. "Mein Auftrag ist die Sanierung und Restrukturierung", sagt Stetson nur. Seinen Auftraggeber verrät er nicht. Er bestätigt aber, dass er in Düsseldorfer Unternehmerkreisen vernetzt ist. Und dort sitzt zufällig - Droege."

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/neuer-eigner-wenks-weltbild-1.2375534

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  7. Mir scheint, hier entsteht eine zweites Amazon. Auch das schafft es verdi kein Stück vorwärts. Die streiken seit Jahren und der Arbeitgeber bleibt hart. Das ähnelt doch stark der aktuellen Lage bei Weltbild.
    Herrlich zu sehen wie die Gewerkschaft am Arsch ist. Gott sei Dank. Wann nehmt ihr armseeligen Heuchler endlich euren Hut und geht?
    Die Herrschaft von BR und verdi hat endlich ein Ende! Lasset uns Jubeln und Feiern. Euer Abgang ist mir reinste Freude.

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  8. Hallo, die sollen mal eine Liste für die Mitarbeiter rumgehen lassen, da wo sich die freiwilligen eintragen können die gehen möchten. Und da wird an BR. die Augen aufgehen. Und es sollte auch die Abfindung drauf stehen, für die Beschäftigungsjahre, die einem zusteht plus an zusatz. Danke.

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    1. Von den 650 KollegInnen, die vor einem Jahr gehen mussten, haben gerade mal 200 einen neuen Job. Die meisten mit spürbaren Gehaltseinbußen. Der Arbeitsmarkt in Augsburg ist dicht.

      Es gibt auch kein Freiwilligenprogramm. Wer gehen will, kann kündigen. Ein Recht auf Abfindung gibt es im Gesetz nicht. Drei Monate Sperre beim Arbeitsamt ist alles, was du kriegst. So sieht's aus!

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  9. Und falls es zu einer Betriebsversammlung kommt, wird sich zeigen, ob die Geschäftsführung erscheint und sich äußert. Bei der letzten Versammlung haben sie jedenfalls mit Abwesenheit geglänzt. Ich bin froh für die klare Haltung des BR. Wenn Droege wirklich an einem erfolgreichen neuen Weltbild interessiert ist, warum holt er dann nicht erfahrene Handelsexperten in die Führungsriege. Das Vorgehen bei der Wenk-Aktion und den Filialen ist doch wohl auch alles andere als eine vertrauensbildende Maßnahme gewesen.

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  10. Eine Betriebsversammlung von Seiten der GF abzuhalten, wäre schon lange überfällig, damit die Belegschaft auch mal weiß wie sie dran ist. Da es aber bisher keine Versammlung gab, gehe ich davon aus, das die GF kein vernünftiges Konzept in der Tasche hat. Das heißt für mich, die bisherige Vorgehensweise mit dem Kaputtsparen ist so gewollt.

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