Am 22. Juni 2017 lud der Betriebsrat die Belegschaft und die Geschäftsführung zu einer Betriebsversammlung ein. Themen waren eine Zwischenbilanz der Arbeit des Gesundheitsausschusses und ein Bericht der Geschäftsleitung zur wirtschaftlichen Lage des Unternehmens und dem aktuellen Stand der Umlagerung der Logistik ins tschechische Bor.
Zu Beginn der Versammlung begrüßte der Betriebsratsvorsitzende Timm Bossmann die Kollegen und die beiden Geschäftsführer Angela Schünemann und Christian Sailer. Zum aktuell viel diskutierten Thema "Extremtemperaturen in vielen Büros" sagte er, dass eine technische Lösung über die Anschaffung von mobilen Klimageräten weder zeitnah, noch in einem akzeptablen finanziellen und technischem Rahmen realisiert werden könne. Als sofort umsetzbare Alternative kündigte Bossmann eine Vorverlegung des möglichen Arbeitsbeginns in die kühleren Morgenstunden auf 6 Uhr an. Dies könne bereits in der kommenden Woche begonnen werden.
Im Anschluss wurden die Mitglieder des Gesundheitsausschusses vorgestellt und berichteten über die Zwischenergebnisse der Gefährdungsbeurteilung und die bisher erzielten Erfolge:
- Die Umfrage zur Gefährdungsbeurteilung lieferte in darauf folgenden Workshops eine Vielzahl von Ergebnissen, die jetzt Stück für Stück umgesetzt werden sollen. Dazu wird die Personalabteilung zusammen mit dem Betriebsrat eine Roadmap vorlegen. Es müssen in einem ersten Schritt die Handlungsschwerpunkte herausdestilliert und konkrete Lösungsvorschläge erarbeitet werden. Wichtig ist dabei, eine entsprechende Priorisierung der drängendsten Maßnahmen, sowie ein verbindlicher Zeitplan für deren Realisierung. Im letzten Schritt entscheidet die Geschäftsführung über die finale Umsetzung.
- Über die Paritätische Kommission konnte eine Entzerrung der dringlichsten "büroräumlichen Brennpunkte" erzielt werden.
- Durch die neue Betriebsärztin und eine externe Sicherheitsfachkraft kommen die Begehungen der Arbeitsstätten nun zu wirklichen Ergebnissen, die auch umgesetzt werden. Parallel dazu gibt es in jedem der drei Gebäude eine verantwortliche Sicherheitsfachkraft und der Arbeitssicherheitsausschuss kann seine Arbeit effektiv wieder aufnehmen.
- Mit einer neuen Betriebsvereinbarung zu Arbeitsunterbrechungen an Bildschirmarbeitsplätzen werden verbindliche Vorgaben getroffen, die mögliche Gesundheitsrisiken für die Mitarbeiter weitgehend reduzieren sollen. Dazu wurde hier im Blog bereits ausführliche berichtet.
- Eine Bildschirmbrille gehört, wie Sicherheitsschuhe, zur Sicherheitsausstattung eines Arbeitnehmers, die vom Arbeitgeber bezahlt werden muss. Die aktuell eher schleppend Verlaufende Kostenerstattung, soll über eine Betriebsvereinbarung verbindlich geregelt werden. Damit könnte man sowohl die langen Wartezeiten, als auch die Diskussion über die Höhe des Erstgattungsbetrags beenden.
Herr Sailer bekannte sich zur Arbeit des Gesundheitsausschusses und bekräftigte den Willen zur Umsetzung der Ergebnisse aus den Workshops. Er betonte, dass die Insolvenz jetzt endgültig Geschichte sei und wir den Blick wieder optimistisch nach vorn richten könnten. Die kürzlich erfolgte hundertprozentige Übernahme von Weltbild durch die Dröge-Group bezeichnete er als Vertrauensbeweis des Investors, der sich damit hinter das Unternehmen stelle und damit Bereitschaft signalisiere auch weiterhin in Weltbild investieren zu wollen. Als Beispiel wurde der geplante Umzug in ein neues ausreichend großes Gebäude genannt, das wieder Platz für alle Mitarbeiter biete und modern und repräsentativ sein solle.
Im vergangenen Geschäftsjahr sei Weltbild mit ca. 5 % moderat gewachsen und schreibe jetzt wieder schwarze Zahlen. Dies läge zu einem Großteil am außergewöhnlichen Engagement der Belegschaft bei der er sich ausdrücklich bedankte.
Das Versandgeschäft liefe gut, müsse aber durch stetige Investitionen weiter optimiert werden. Luft nach oben sei allerdings im Ergebnis des Filialgeschäfts.
Für das kommende Geschäftsjahr sei wieder ein realistisches Wachstum von 5% angepeilt, wobei sich das erwirtschaftete Eigenkapital und die möglichen Investitionen die Waage halten sollten.
Zur Lage in der neuen Logistik in Tschechien präsentierte Herr Sailer einige Bilder, um den Standort vorzustellen. Das Lager sei jetzt soweit voll funktionsfähig und Anlaufschwierigkeiten seien bei einem Projekt dieser Größenordnung ganz normal. Bis zum Weihnachtsgeschäft müssten allerdings noch einige Anstrengungen unternommen werden, um das zukünftige Auftragsvolumen bewältigen zu können. Aktuell sei der Output gleich dem Auftragseingang.
Dennoch sei es nötig die Lagerflächen zu vergrößern und die Prozesse weiter zu optimieren. Herr Sailer bedankte sich bei den Mitarbeitern, die durch ihren unermüdlichen Einsatz das Projekt zu diesem ersten Erfolg geführt haben.
Dann übernahm Frau Schünemann und betonte, dass das Geschäftsmodell Weltbild weiterhin sehr tragfähig sei. Unser größtes Kapital sei der extrem treue Kundenstamm, der dem Unternehmen auch in den schwierigen letzten Jahren gefolgt sei. Wir müssten uns jetzt auf unsere Stärken besinnen und ein "organisches" Wachstum beibehalten. Kernpunkt sei dabei die sorgfältige Porduktauswahl unseres Angebots, sowie die Erhöhung der Margen.
Wichtig dabei ist und bleibt unser Katalog, der für unsere Kunden von enormer Wichtigkeit sei, auch wenn diese ihre Bestellung dann oftmals im Online-Shop aufgäben.
Unser Internetauftritt müsse daher weiter optimiert werden, was Kundenfreundlichkeit, Service und breites Sortiment anginge. So sei geplant weitere Partner anzubinden, die das bestehende Angebot erweiterten und sinnvoll ergänzten.
Das Filialgeschäft sei beim Multi-Channel-Ansatz sehr wichtig und müsse über entsprechende Maßnahmen angekurbelt werden. Dazu gehörten räumliche Umbaute in den Geschäften, ein optimiertes Verkaufskonzept und eine Erhöhung des Servicelevels.
Auch Frau Schünemann bedanke sich explizit bei den Weltbildmitarbeitern für ihren Einsatz und sagte, dass sie in der jetzigen Situation ganz beruhigt in den verdienen Urlaub fahren könnten, ohne die Angst bei ihrer Rückkehr ein Unternehmen am Abgrund vorzufinden.
Im Anschluss stellten sich die neuen Abteilungsleiter aus den Bereichen Jokers, Kundenservice, Filialen und Finanzen/Rechnungswesen kurz der Belegschaft vor.
Am Ende der Veranstaltung hatte Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck das Wort. Er konnte die Begeisterung über die komplette Übernahme von Weltbild durch die Dröge-Group nicht ganz teilen und verglich das Unternehmen mit einem Fußballverein, der mit einem neuen Sponsor und dem Blick auf die Champions League in die Saison gestartet sei und am Ende, nach mehreren Trainerwechseln, gerade so den Klassenerhalt geschafft habe. Positiv bewertete er, das leichte Wachstum und die schwarzen Zahlen, die Weltbild wieder schreibe. Dies könne als positives Signal gewertet werden, das den Weg bereitet, um bald in Tarifverhandlungen einzutreten. Das würde den so viel gelobten Mitarbeitern die Dankbarkeit der Geschäftsleitung dann auch finanziell spürbar machen.
Zusammenfassend lässt sich die Veranstaltung als grundsätzlich positives Zeichen werten. Der Silberstreif am Horizont ist sichtbar, und das Verhältnis zwischen der jetzigen Geschäftsführung und dem Betriebsrat wirkt deutlich entspannter, als das in den letzten drei Jahren der Fall war. Vielleicht ist es zu früh von Harmonie zu sprechen, aber der eingeschlagene Weg gibt durchaus zur Hoffnung Anlass. Wünschenswert wäre es, durch eine konstruktive Zusammenarbeit auch auf den diversen innerbetrieblichen Baustellen endlich voranzukommen.
So verließ die Belegschaft am Ende in sichtlich positiver Stimmung die Versammlung, was in der Vergangenheit oftmals nicht der Fall war.
Was bedeutet die Ausgliederung der Jokers-Filialen kurz- oder langfristig für die Mitarbeiter? Zwar soll sich angeblich nichts ändern, dies bezweifle ich jedoch stark. Andererseits kann es fast gar nicht mehr schlechter kommen. Gibt ja jetzt schon weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld...
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