Freitag, 9. April 2010

Das Wort zum Freitag: Fassbier-Sponsoring


Früher war ein Sponsor ein angesehener Industriekapitän oder ehrenwerter Firmenpatriarch, 
der einem drittklassigen Fußballverein ein paar zweitklassige Spieler und einen neuen Mannschaftsbus finanzierte, um die Fans vom Aufstieg träumen zu lassen. Heute darf sich jeder aalglatte Emporkömmling, der sich mit rigiden Restrukturierungsmaßnahmen in die Geschäftsführung manövriert hat, für das (kostenpflichtige) Schütteln einer klammen Ministerpräsidentenhand auf einer langweiligen Wirtschaftsschau mit dem Sponsor-Titel schmücken.

Während Dr. Jobkiller die Sponsorkohle, die ja nicht mit einer Parteispende verwechselt werden darf, aus der Portokasse nimmt, hatte unser Unternehmer vom alten Schlag früher für sein gemeinnütziges Sponsoring auf die Anschaffung einer Zweityacht verzichten und die Restaurierung seiner Villa im Tessin zurückstellen müssen.

Hermann B., den Angestellten einer kleinen Firma, wo der Chef das Urlaubsgeld nach Lust & Laune gewährt und geleistete Überstunden auf Nimmerwiedersehen unbezahlt im Nirvana verschwinden, interessiert das alles kaum. Hermann ist zynischer Realist und wäre schon froh, wenn sein geiziger Boss einmal die Spendierhosen anziehen und ein zünftiges Betriebs-Sommerfest sponsern würde. Mit Fassbier bis zum Abwinken, einem Ochsen am Spieß, den Kastelruther Spatzen und Ottfried Fischer für die Stimmung. Hermann würde zwei Tage hungern vor dem Fest!

Sollte das Fest wirklich einmal stattfinden, würde sich Hermann B. nicht weiter wundern, wenn plötzlich der Ministerpräsident auftauchte, dem überraschten Chef die senfverschmierte Hand drückte und sich mit ihm vor dem Grill fotografieren ließe: Arm in Arm, wie zwei treue Kegelbrüder. Für den Landesvater würde der Boss natürlich gern mal in die Tasche greifen – auch ein wenig tiefer!

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