Donnerstag, 10. Mai 2018

Betriebsrat entsetzt: WELTBILD-Führung erpresst MitarbeiterInnen


Wer bei WELTBILD arbeitet, muss mittlerweile mit allem rechnen… Es geht immer noch ein bisschen niederträchtiger: Am 17. April hat das Augsburger Arbeitsgericht auf Antrag des Betriebsrats beschlossen, dass eine Einigungsstelle darüber entscheiden soll, wie MitarbeiterInnen von WELTBILD in die Filial-GmbH wechseln können. Jetzt erpresst die WELTBILD-Führung die KollegInnen: Sie sollen vor dem Zusammentreten der Einigungsstelle in die tarif- und betriebsratslose Tochter wechseln, sonst würde ihre Stelle bei WELTBILD gestrichen.  

Im Februar hatte die Geschäftsführung, Christian Sailer und Angela Schünemann, beschlossen, sechs KollegInnen von WELTBILD in die Filial-GmbH abzuschieben. So sollte Personal bei WELTBILD zumindest auf dem Papier reduziert werden. Die MitarbeiterInnen wollten aber nicht in die Filialvertriebs GmbH: Es gibt dort weder einen Betriebsrat noch existiert eine Tarifbindung. Außerdem gilt die Filialkette als wirtschaftlich wacklig.

Geschäftsführung umgeht richterlichen Beschluss

Der Betriebsrat von Weltbild versuchte zu verhandeln und den Wechsel in Form eines Betriebsübergangs zu gestalten. Außerdem sollten die Filial-Verwaltung und WELTBILD in einem gemeinsamen Betrieb zusammengefasst werden, um die betroffenen KollegInnen abzusichern. Die Geschäftsführung lehnte jede Verhandlung ab, musste sich aber vor Gericht eines Besseren belehren lassen: Das Arbeitsgericht setzte auf Antrag des Betriebsrats eine Einigungsstelle ein. Nun muss also doch verhandelt werden (wir berichteten).

Aber die GeschäftsführerInnen Christian Sailer, Angela Schneemann und Personalleiter Manfred Ries versuchen den Richterspruch zu umgehen. Manfred Ries setzte den betroffenen KollegInnen jetzt die Pistole auf die Brust: Sie sollen sofort Aufhebungsverträge bei WELTBILD unterschreiben und in die Filialorganisation wechseln, sonst würden ihre Stellen in der Filial-GmbH neu ausgeschrieben und sie verlören ihre Arbeitsplätze bei WELTBILD. So versucht die WELTBILD-Führung die Entscheidung des Gerichts zu konterkarieren, indem sie Tatsachen schafft, bevor die Einigungsstelle zusammentreten kann.

Neuer Tiefpunkt in der Zusammenarbeit

Für den Betriebsrat markiert dieses Vorgehen einen neuen Tiefpunkt in der Zusammenarbeit. In einem Protestschreiben an die Geschäftsführung heißt es: "Mit solchen Maßnahmen verspielen Sie das letzte bisschen Vertrauen, das der eine oder die andere der KollegIn noch in die Führung haben könnte. Halten Sie Druck und Erpressung wirklich für geeignete Führungsstrategien, um die Belegschaft in der Krise zu motivieren?" Der Betriebsrat fordert die Geschäftsführung auf, die KollegInnen in Ruhe zu lassen und nichts mehr zu unternehmen, bis in der Einigungsstelle ein Spruch gefallen ist, wie in diesem Zusammenhang angemessen und juristisch einwandfrei zu verfahren ist.

Information ans Arbeitsgericht

Der Anwalt des Betriebsrats prüft, ob und wie das Gremium juristisch gegen die perfide Strategie der Geschäftsführung vorgehen kann. Außerdem wurde der zuständige Richter beim Arbeitsgericht informiert, damit "auch das Arbeitsgericht weiß, wie wenig seine Beschlüsse in den Augen unseres Arbeitgebers wert sind."

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