Freitag, 9. April 2010

Weltbild-IT: "Wenig Geld, wenig Schulung, wenig Anerkennung, kein Dank, viel Arbeit!"


EinE KollegIn aus der IT hat uns den folgenden Text unter dem Titel "Innenansichten" geschickt:
Wie fühlt sich eigentlich so ein Mitarbeiter der Weltbild-IT, wenn er nach 10-20 Jahren treuen Diensten so schäbig abgeschoben werden soll ?

In dieser langen Zeit wurde die Umdrehungsgeschwindigkeit immer größer, ein Projekt jagte das nächste, schließlich wurden Projekte nach halber Fertigstellung schon durch das nächst-wichtigere Projekt ersetzt und einer ungewissen Zukunft überlassen.

Merkwürdigerweise liefen die Geschäfte gut und die Kunden waren zufrieden, als man sich noch die nötige Zeit für saubere Arbeit nahm. Aber das ist lange her.

Und je gieriger die Jagd nach mehr Umsatz wurde, desto mehr Menschen beschäftigten sich damit, Präsentationen und Papiere zu erstellen und andere zu organisieren und zu verwalten und desto geringer wurden die Gewinne.
Die Gewinne schrumpften, obwohl die Mitarbeiter geringstmöglichst entlohnt wurden, 3, 2, 1, 0 heißen die Prozentzahlen, die es bei Weltbild in den letzten Jahren gab.

Schulung, ein Fremdwort für Weltbild-IT-Mitarbeiter.Während bei anderen Firmen jährliche Weiterbildung zum festen Programm gehört, arbeitet Weltbild nach dem Motto, wenn Schulung für die tägliche Arbeit nötig ist, dann geht einer hin und erzählt es dann den anderen.

Oder es kommt jemand für einen Tag ins Haus.
Oder man verkürzt willkürlich eine 2 Tage Schulung auf 1,5 Tage.

So kann man hier 10-20 Jahre als IT-Mitarbeiter arbeiten, ohne je viel mehr als 2 Tage Excel-Schulung gehabt zu haben.
Oder man entläßt die bisherigen Mitarbeiter und stellt neue ein, die die Schulung woanders bekommen haben.

Das sind so die Randbedingungen, unter denen hier gearbeitet wird: wenig Geld, wenig Schulung, wenig Anerkennung, kein Dank, viel Arbeit.

Wer sich jetzt fragt, was arbeiten die Leute dann so lange bei Weltbild ? Der Fisch stinkt zwar vom Kopf, aber die Menschen sind in Ordnung. Wir hatten ein gutes Betriebsklima und Augsburg quillt auch nicht grad über vor freien IT-Jobs.
Ja, man war trotz den ungünstigen Randbedingungen zufrieden und hat Spaß an der Arbeit gehabt und sich angestrengt, alles gut zu machen und den Laden am Laufen zu halten.

Aber die aufgrund der vergangenen Entlassungsaktionen nicht ganz unerwartete schäbige Behandlung durch die Geschäftsführung läßt die Anstrengungen der vergangenen Jahre in einem anderen Licht erscheinen. Jeder, der der Firma etwas geschenkt hat und etwa unentgeltlich Überstunden gemacht hat, darf sich in seinen eigenen Hintern beißen! Oder am Wochenende oder im Urlaub gearbeitet hat!
Oder auf das Geschwätz der Vorgesetzten hereingefallen ist, man müsse, um das Projekt termingericht realisieren zu können, eben ein paar Monate über das normale Maß hinaus Leistung bringen.

Wie fühlt man sich jetzt ?
Es sind ja schon einige Beiträge im Blog erschienen.
Man sollte meinen, daß ein Manager, der noch ein bißchen Grips übrig hat, versucht, die Wogen zu glätten, um das Geschäft von Weltbild nicht in Gefahr zu bringen, SAP-Einführung hin oder her.

Wär ja kein großer Aufwand, die paar Leute innerhalb von über 2 Jahren im SAP-System oder drumherum unterzubringen. Aber nein, glaubt es oder nicht, es herrscht Schweigen im Wald. Bis auf ein paar Einflussnahmeversuche auf Verdi und Betriebsrat, den Blog zu unterbinden, hört man von den Herren nichts.

Nichts ?
Doch, ein mageres Statement, ein paar Zeilen, gut versteckt, haben wir doch bekommen. Die Herren Halff, Beer, Driever und Heinrich haben sich mühsam dazu durchgerungen, den Mitarbeitern gute Arbeit in Vergangenheit und heute zuzusprechen. Der danach folgende Teil sinngemäß übersetzt: dummerweise müßte sich der eine oder andere mehr oder weniger stark neu orientieren, so ist halt das Geschäft.

Meine Herren, jetzt geht es mir doch gleich viel besser ! Jetzt mache ich für Euch die nächsten Jahre mit Freude die Drecksarbeit, während ich zusehen kann, wie neu eingestellte Leute meine Aufgaben übernehmen !
Danke für die teilnehmenden und hilfreichen Worte !
Also wie fühlt man sich ?

Stinkwütend ! Und die Wut wird immer größer, je länger man keine akzeptable Lösung von der Geschäftsführung angeboten bekommt !
Es kostet Überwindung, in die Arbeit zu gehen und es kostet Überwindung, etwas sinnvolles zu tun !

Man könnte sich krank schreiben lassen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gefühlschaos, Depression, zittrige Hände, Herzklopfen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit dürften wohl die gängigen Symptome in dieser Situation sein.
Von denen sicher jeder hier, vielleicht nicht alle, aber einige hat.
Man sollte wirklich zum Arzt gehen, statt jeden Tag den Bildschirm anzustarren und auf den Abend zu warten. Bevor man noch etwas Dummes macht.

Meine Herren, der Punkt ohne Wiederkehr ist bald erreicht und das Band bald endgültig zerschnitten.
Die erste zentrale Person hat schon gekündigt.
Wenn noch ein paar gehen, dann steht ihr mit heruntergelassenen Hosen da !
Kein SAP und kein betreutes Ist-System.
Was mir ein boshaftes Vergnügen bereiten würde.
Geht es Ihnen auch so? Machen Sie den ersten Schritt und reden Sie offen und ehrlich mit Ihren KollegInnen. Alle sitzen im selben Boot. Überlegen Sie zusammen mit dem Betriebsrat, wie Sie sich wehren können. Gemeinsam können wir viel erreichen.

Die Gewerkschaft ver.di mit 2.300.000 Mitgliedern ist eine starke Gemeinschaft, auf die Sie sich verlassen können: auch vor Gericht. Die Arbeits-Rechtschutz-Versicherung ist im Monatsbeitrag schon enthalten!

2 Kommentare:

  1. Oh oh, da hat aber jemand ordentlich am Watschenbaum gerüttelt. Keine Angst, dass der Stadtpfarrer ... sorry... Stadtbischof mal in der IT vorbeischaut??? :-P
    ;-)

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  2. kann er nicht er ist zurückgetreten ,hat neuen Job
    im Kindergarten

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