|
"Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan." (Matthäus 7,7). Die Belegschaft von Hugendubel klopfte am Samstag vergeblich an die Tür des Dieners Gottes auf Erden: Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hatte wieder einmal keine Zeit für seine Schäfchen. |
Die Belegschaft von Hugendubel braucht einen Sozialtarifvertrag. Filialschließungen und Flächenverkleinerungen gefährden die wirtschaftliche Existenz hunderter MitarbeiterInnen. Darum hat der Betriebsrat von Hugendubel Erzbischof Kardinal Marx um Hilfe gebeten. Die Erzdiözese München-Freising ist einer der größten Anteilseigner der Verlagsgruppe Weltbild. Dieser gehören 50% der DBH und damit auch 50% von Hugendubel.
Deshalb sehen die BuchhändlerInnen in München "ihren" Bischof in der Verantwortung. Die Bitten der Belegschaft brachten bisher kein konkretes Ergebnis. Marx betonte mehrmals die grundsätzliche soziale Verantwortung seiner Kirche, ließ sich aber nicht einmal zu einem Gespräch mit den weltlichen MitarbeiterInnen herab. Auch Einladungen zu Betriebsversammlungen von Hugendubel folgte er nicht. Deshalb kam am Samstag
"die Herde zum Hirten".
|
Mit Spruchbändern und Schildern machte die Belegschaft von Hugendubel in München deutlich, was sie von "ihrem" Bischof erwartet. |
Erzbischof Kardinal Marx ließ sich nicht sehen. Er weile auf einem anderen Termin auswärts, ließ der Münchner Kirchenfürst per Pressemitteilung ausrichten. Er fühle sich auch nicht zuständig, denn die Kirche sei kein Gesellschafter von Hugendubel, für die Kette sei vielmehr der Hugendubel-Erbe Maximilian Hugendubel als geschäftsführender Geselschafter zuständig. Er solle sich bitte um die Anliegen der Belegschaft kümmern.
Das ist nicht nur eine ziemlich eklektizistische Interpretation der Eigentumsverhältnisse, sondern steht zudem in krassem Widerspruch zur sonst üblichen Argumentation der Kirche. Wenn es um die Rechte von MitarbeiterInnen geht, betonen die Kirchenfürsten stets die weltanschauliche Basis ihrer Unternehmen und nehmen "Tendenzschutz" für ihre Firmen in Anspruch. Vielleicht ist das aber auch nur die besondere katholische Auslegung von Matthäus 24, 6: "Ihr
könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Da sucht man sich dann eben den aus, der gerade besser passt ;-)
|
Weltbild-BetriebsrätInnen begleiteten den Protest der KollegInnen von Hugendubel. BR-Vorsitzender Peter Fitz ermunterte die Belegschaft gemeinsam mit Betriebsrat und Gewerkschaft Druck zu machen. |
Nachdem die KollegInnen von Hugendubel unseren Marsch zum Augsburger Bischof unterstützt hatten, übten am Samstag auch Weltbild-BetriebsrätInnen praktische Solidarität. Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz hielt eine kurze Rede, in der er von unseren Erfahrungen im Kampf um den Zukunftstarifvertrag berichtete und betonte, dass die Unterstützung der Belegschaft die Voraussetzung des Erfolges von Betriebsrat und Gewerkschaft sind.
Am Ende der gut einstündigen Kundgebung übergab der Vorsitzende des Hugendubel-Betriebsrat ein Schreiben der Belegschaft an den Pressesprecher des Kardinals. Weitere Bilder und Berichte über die Aktion finden Sie auch im Hugendubel-ver.di-Infoblog. Ganz besonders lesenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Rede des Bachmann-Preisträgers Norbert Niemann: "Wir Schriftsteller brauchen euch!" Niemann betonte die Vermittler-Funkton des Buchhandels für literarische Inhalte und übte deutliche Kritik an der Verflachung des Programms nicht nur bei Hugendubel.
was erwartet ihr von einem kardinal? habt ihr immer noch nicht begriffen, dass die kirche wasser predigt und wein säuft?
AntwortenLöschenVielen Dank für eure Unterstützung. Hier hat das Wort Solidarität und Kollegialität noch Bedeutung.
AntwortenLöschenDanke!
Auch ich danke euch Augsburger Weltbild-Kollegen sehr für eure aktive Solidarität. Durch euer Engagement bringt ihr richtig zusätzlichen Schwung in die Sache! Eure Beiträge (bei Demo und Betriebsversammlung in München - und auch in eurem Blog) sind sehr gut und überzeugend! Ich bin sicher: auch wir bei Hugendubel werden unser Ziel erreichen (wenn auch etwas mühsam)!
AntwortenLöschenDass WIR letztendlich erfolgreich sein werden, das verdanken wir zum Teil auch EUREM Kampf. Gemeinsam sind wird stark!!!