Freitag, 5. März 2010

"Warum Mittelmaß für Weltbild?"


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Weltbild und SAP - eine lange Geschichte

Als vor 20 Jahren Weltbild von mittlerer Datentechnik auf einen Großrechner umgestellt hat, was Weltbild den Aufstieg zu einem Milliardenunternehmen überhaupt erst ermöglicht hat, wurde auch SAP als eine der Alternativen erwogen –und verworfen.

Die Begründung der Geschäftsführung in der Versammlung am 29.1. im Kuppelsaal, dass SAP soviel moderner sei als die von Weltbild selbst seit damals entwickelte Software, ist also schlichtweg falsch. SAP war längst vorher etabliert, und weiterentwickelt wurden beide.

Als Herr Nestler, damals Leiter der Weltbild - IT, "gegangen ist", wurde von Herrn Driever den Mitarbeitern der Zentralsysteme versichert, dass keine Veränderungen geplant seien. Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage hat er sehr viel später selbst zur Überprüfung frei gegeben: Als er Herrn Baars, den neuen Leiter der IT, nach dem Interregnum von ihm selbst, im Kuppelsaal vorgestellt hat, sagte er wörtlich "dass man Jahre nach jemanden gesucht hätte, der die Umstellung auf SAP stemmt" und dass man denke, ihn in Herrn Baars gefunden zu haben. Die Planung war also damals schon erfolgt.

(Und die Vermutung, dass SAP damals schon das erste Opfer gefordert hat, und dass die Entlassung von Herrn Nestler damit zusammenhing, dass er sich auch gestemmt hat, aber gegen SAP, liegt nahe.)

Auf jeden Fall wurde laut Herrn Driever also damals schon lange jemand für die Umstellung auf SAP gesucht. Die große Untersuchung durch mehrere Unternehmensberatungen, was für Weltbild richtig sei, kam erst danach! Diese Untersuchung war also wohl kaum ein Überblick, welche Möglichkeiten gibt es, und welche wäre für Weltbild die beste, sondern auf ein Ziel gerichtet: SAP. Und SAP musste wieder verworfen werden.

Die Weltbildsoftware hat Weltbild zum Erfolg geführt; sie ist nicht veralteter als SAP selbst; die Großrechnerkosten sind mehr oder weniger konstant. (Und wäre Erfolg nicht auch sonst einen gewissen Preis wert? Erfolg bedeutet ja, ich mache es gerade nicht so wie die anderen. Weshalb also sich mit den anderen vergleichen?) Laut Geschäftsführung müssen die Fachabteilungen in Zukunft unter schlechteren Bedingungen arbeiten, von nur noch 80% der Leistungsfähigkeit war jetzt schon die Rede; die dann fehlenden Antwortzeiten der ES9000 waren noch gar nicht einbezogen; damit wird nicht nur die Leistungsfähigkeit der Software abgebaut, sondern von ganz Weltbild...

Warum mit einer Standardsoftware Weltbild zum Standard, d.h. zum Mittelmaß herunterbringen?

Welche Interessen stecken hinter der SAP-Einführung? Sind es banale Machtpositionskämpfe? Hat sich jemand vor langer Zeit mit SAP zu sehr festgelegt und muß jetzt das Fahrzeug mit Gewalt ins Unglück steuern? Aber die "Driver" solcher Fahrzeuge haben ja Übung im gewinnbringenden Wechsel. Die Fahrzeuge gehören ihnen ja nicht, und der Schrott bleibt anderen.

Oder laufen auch andere Dinge schon länger? Heißt FIT einfach nur fit für den Verkauf von Weltbild?

(Natürlich bedeutet FIT eigentlich "Fu.. the IT", nur für die, die sich noch wundern, warum i und t großgeschrieben werden. Die Geschäftsführung hat halt in der Behandlung der Mitarbeiter nicht die christliche Gesinnung, die einem kirchlichen Unternehmen wohl anstünde. Wäre vielleicht mehr Publicity wert.)

Warum also mit einer Standardsoftware Weltbild zum Mittelmaß herunterbringen? Bei seiner Erfolgsgeschichte?

Die Zukunft von Weltbild kann es nicht sein. Das ist am 29.1. im Kuppelsaal sehr deutlich geworden. Denn dann hätte man sich wenigstens bei der letzten Untersuchung ein objektives Bild von allen Möglichkeiten gemacht. Es hätte eine echte Analyse stattgefunden. Was man findet, wenn man ein paar kleinere gleichartige Anbieter mit SAP vergleicht, ist vorher klar: der Große ist am größten, und damit scheinbar am sichersten.

Wäre es um Weltbild gegangen, hätte man zu aller erst den erfolgreichsten Konkurrenten, Amazon, sonst immer das große Vorbild, gründlich unter die Lupe genommen und in allen Details festgestellt, welche für Weltbild erfolgversprechend wären, und natürlich auch, welche nicht.

Aber man wüsste es! Die Reaktion der Geschäftsführung am 29.1. auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum hatte aber deutlich gezeigt, dass keinerlei entsprechende Erkenntnisse gesammelt wurden. Nicht mal oberflächliche Informationen.
Nun, SAP ist wohl seit sehr langem eine beschlossene Sache. Die Untersuchungen dienten nie dazu, festzustellen, was Weltbild weiterhin auf seinem Erfolgskurs hält. Sondern nur dazu herauszufinden, ob die Einführung von SAP endlich nicht mehr von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Was nichts darüber aussagt, was tatsächlich passieren wird. Und jede objektiv am Erfolg orientierte Untersuchung hätte dabei wohl nur gestört.
Was sind die wirklichen Gründe? Warum Mittelmaß für Weltbild? Warum SAP?

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