Dienstag, 4. August 2015

Droege boykottiert Einigung zwischen GF und BR


Auf der Betriebsversammlung von WELTBILD und ALSO in Augsburg erlebten die Beschäftigten des gemeinsamen Betriebs heute ein Wechselbad der Gefühle. Einleitend berichtete BR-Vorsitzender Peter Fitz vom Ergebnis der Einigungsstelle am Freitag. Betriebsrat und Geschäftsführung war es nach Monate langem Ringen gelungen, zumindest für den Bereich WELTBILD eine gemeinsame und tragfähige Lösung zu finden: ein freiwilliges Ausstiegsprogramm für die KollegInnen im kaufmännischen Bereich sollte betriebsbedingte Kündigungen unnötig machen.



Gestern wurden die Beratungen von Freitag fortgesetzt und die Eckpunkte des Freiwilligen-Programms gemeinsam mit Rechtsanwältinnen konkretisiert. Sogar die Arbeitsagentur kam am Nachmittag mit an den Verhandlungstisch und sagte eine Finanzierung über Transferkurzarbeitergeld (KuG) zu.

Die Eckpunkte des Freiwilligen-Programms bei WELTBILD

• Niemand muss gehen, der nicht gehen will.
• Wer freiwillig aussteigt, erhält die Sozialplanleistungen, die 2014 vereinbart wurden: 12 Monate Transfergesellschaft und eine gedeckelte Abfindung von maximal 45.000 Euro.
• Zielgröße des Stellenabbaus über das Freiwilligen-Programm sind 50 Vollzeitstellen. Es steht eine deutlich größere Bandbreite an "ausstiegsfähigen" Stellen zur Verfügung.
• Im Ergebnis kann jedeR gehen, wenn sein bzw. ihr Ausscheiden betrieblich organisierbar ist. Aber niemand hat einen Rechtsanspruch auf einen Ausstieg.
• Um das sinnvoll und diskret zu organisieren, wird eine paritätische Kommission gebildet, in der die Geschäftsführung und der Vorsitz des Betriebsrats gleichberechtigt vertreten sind.

Das war das Ergebnis von gestern Abend. Heute morgen informierte Geschäftsführer Patrick Hofmann den Betriebsrat, dass es kein OK von Düsseldorf gebe. Er sah sich heute außerstande, die verbindlichen Zusagen von gestern zu halten. Droege hatte in der Nacht per Telefon den mühsam errungenen Kompromiss kassiert.



Nichts desto trotz präsentierte Hofmann gemeinsam mit Geschäftsführer Sikko Böhm auf der Betriebsversammlung Erfolg versprechende Wirtschaftszahlen. Im Betriebsteil WELTBILD sei man auf einem guten Weg.

Bei ALSO stehen die Zeichen weiter auf Sturm

Gänzlich anders die Situation im Logistikbereich ALSO: Völlig überraschend hatte die Geschäftsführung von ALSO drei Tage vor dem Termin der Einigungsstelle einen Insolvenzantrag gestellt. Der Grund: Walter Droege hatte als Mehrheitsgesellschafter der Muttergesellschaft "ALSO Deutschland" dem Betrieb in Augsburg von heute auf morgen die Finanzierung entzogen. (Wir berichteten.) So will der Düsseldorfer Milliardär Massenentlassungen und die Auflösung der gültigen Tarifverträge mit Gewalt durchdrücken. "Das ist eine Sauerei und Missbrauch des Insolvenzrechts!", brachte ver.di-Sekretär Thomas Gürlebeck die Vorwürfe der Gewerkschaft auf den Punkt. "Wir werden genau überprüfen, ob sich Droege hier noch im Rahmen der Gesetze bewegt, oder ob die Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit einen illegalen Akt darstellt." (Presseerklärung der ver.di)



"Durch die vorsätzlich herbeigeführte Insolvenz der Logistik, gefährdet Walter Droege den gemeinsamen Betrieb von WELTBILD und ALSO in Augsburg!", entrüstete sich auch Peter Fitz: "Das ist ebenso unverantwortlich wie unverständlich, weil wir am Freitag in der Einigungsstelle bewiesen haben, dass tragfähige Lösungen gemeinsam möglich sind."

"Mit dem Eintritt in die Insolvenz verunmöglicht Droege jede vernünftige Einigung", führte Gürlebeck aus. "Diejenigen, die unter einem Arbeitsplatzverlust am meisten zu leiden haben, sollen jetzt gleichsam nackig auf die Straße gesetzt werden", erklärte Gürlebeck und kündigte konsequenten und öffentlichkeitswirksamen Widerstand gegen das "rücksichtslose und menschenverachtende" Vorgehen des Düsseldorfer Investors an.

20 Kommentare:

  1. ... und die Moral von der Geschicht', der Herr Milliardär die hat er nicht...

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  2. Wieviel Menschenverachtung hat ein Dröge in sich vereint...... jetzt weiß man es!!! Aber Geld allein macht nicht glücklich, seinen Seelenfrieden und einen gesunden Lebensabend kann man nicht kaufen. Ich wünsche Herrn dröge das er in seinem Leben auch noch erleben darf was es heißt, vor lauter sorgen weder ein noch aus zuwissen, und dabei auch noch unverschuldet in diese Situation zu kommen.
    Für so einen menschen gibt es keinen Begriff der dies beschreiben kann.

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  3. So aendern sich die Zeiten-vor gut einem Jahr sind die Leute in Scharen gegangen, als Herr Guerlebeck das Wort ergriff, heute bekommt er den meisten Applaus. Heute auch zu recht, weil er als Einziger Tacheles geredet hat. Wir werden alle nur verarscht und wenn die Geschichte über die Verhandlungen bei Weltbild so stimmen versteht auch der Letzte, warum nichts verhandelt wird. Weil es keine kompetenten Verhandlungspartner gibt sondern nur armselige Speichellecker! Aber ich größte mich wie schon zuvor mit der höheren Gerechtigkeit, und dann kann Herr Dröge ja mal versuchen, sich mit seiner Kohle vom Fegefeuer loszukaufen!
    Leider muss ich Verdi aber in einem Punkt widersprechen, Weltbild braucht ALSO nicht für die weiteren Geschäfte. Die Logistik vor Ort vielleicht schon, aber die kann dann auch XY-GmbH heissen. Und ohne uns arbeiten, Trenkwalder wurde schon richten.

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  4. Früher hat man solche Leute an den Pranger gestellt. Sollte man heute wieder einführen, aber es interessiert ja keinen in der Wirtschaft was es für abartige Machenschaften gibt. Aber ich hoffe das ER auch noch seine gerechte Strafe bekommt.

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  5. Und was ist mit denn Mitarbeiter von Also......
    Wie geht's jetzt da weiter. .......
    Was Kündigung, Abfindung, Transf. angeht??????????????

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    1. Dazu hat Reiner Wenz, der GF der ALSO, auf der Betriebsversammlung nichts gesagt.

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    2. GF? Was führt der denn? War ja auch nie sein Job, warum sollte er also auch. Der Typ war, ist und bleibt nur ein Zerstörer. Ohne weitere Kompetenzen.

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  6. Wenn der BR sagt: Sozialplan muss sein!
    Aber Herr Droege sagt: Nein!
    Dann knickt auch ein Herr Hofmann ein...

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  7. Und dann gibt es noch so einen Zusammenhang: Wenn jetzt die Kinder vom HerrnXY oder vom HerrnYZ auf dem Pausenhof ihrer Privatschulen stehen, dann werden sie von ihren Mitschülern eben nicht angespuckt, weil ihre Väter Massen*** sind, sondern sie werden bewundert, weil sie sich die geilsten Klamotten leisten können und morgens im Daimler-Maybach zur Schule gebracht werden. Dieses finde ich sehr traurig.

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  8. Für Weltbild soll ja ein Freiwilligen-Programm eingerichtet werden.

    Bei der augenblicklichen Stimmung
    - kein Vertrauen in GF, Droege, BR
    - kein Vertrauen in die Zukunft von Weltbild, da alles stagniert, Struktur und Führung fehlt an vielen Stellen
    - fehlende Perspektive
    kann es durchaus vorkommen, dass sich viele für das Freiwilligen-Programm melden, um Abstand zu gewinnen
    und dann für einen Neuanfang gerüstet zu sein.

    Was ist wenn sich 100 Vollzeitstellen melden, anstelle der 50 Vollzeitstellen. Wie wird entschieden, wer in das Freiwilligen-Programm darf oder nicht.
    Mitarbeiter die in das Freiwilligen-Programm wollen und dann nicht dürfen, werden sicher nicht motiviert an die Arbeit gehen.
    Es hat sich schon immer gezeigt, wer gehen will, wird früher oder später auch gehen.

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    1. Ich persönlich denke nicht, dass es ein Freiwilligenprogramm für Weltbild geben wird. Warum auch? Die Freiwilligen müssen bezahlt werden und bringen keine Gegenleistung mehr. Da es zweifelsfrei mehr Freiwillige als verfügbare Plätze geben wird, muss man diejenigen, die nicht gehen dürfen, auch irgendwie noch bei der Stange halten. Geht erfahrungsgemäß auch mit Geld. Unterm Strich lohnt sich das in Summe vermutlich nicht. Viel "schöner" ist da doch die Variante, die Einigungsstelle auszusitzen und zu warten, bis der Bestandsschutz nicht mehr greift. Dann kann man an die Löhne und Gehälter ran, die Arbeitszeit verlängern, Urlaub kürzen usw. Wem es nicht passt, der kann dann gegen kleines Geld gehen. Kommt billiger, macht weniger Arbeit und sieht nach außen auch besser aus. Schließlich musste niemand entlassen werden. Schöne neue Arbeitswelt!

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  9. Nun geht auch noch das Gerücht um, das die Gelder an die Leute gestoppt werden, die bereits in der Transfergesellschaft sind. Sozusagen, die 2. Hälfte der Abfindungen soll nicht gezahlt werden. Das kann ja wohl nicht sein, wir die jetzt auf der Strasse stehen und uns über Wasser halten sollen, bekommen jetzt noch das Messer in den Rücken gerammt. Wir sind auch nicht die jüngsten..über 25 oder 30 oder noch mehr Jahre gebuckelt für Weltbild und dann abserviert....

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    1. Das Gerücht ist Quatsch. Das Geld für jene, die bereits ausgeschieden sind, liegt sicher auf einem Treuhandkonto der Kirche. Da kommt Droege Gottseidank nicht ran.

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    2. Sehe ich genauso - die Abfindungen der "1. Insolvenz" sind Kirchengeld und haben mit Dröge & Co. nichts zu tun!

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  10. Was mich doch sehr wundert an der gesamten Verhandlung mit der Schlichtungsstelle ist die Tatsache das Herr Dröge nicht selbst erscheint und endlich seine gemachten Zusagen rechtfertigt, stattdessen schickt er seine zwei Lakaien die einen Auftrag aus Düsseldorf bekommen der am nächsten Tag aber schon nichts mehr wert ist, was sagt der Schlichtungsrichter denn dazu ich würde mal einen schönen richterlichen Beschluss nach Düsseldorf schicken in dem der gute Mann aufgefordert wird beim nächsten Termin persönlich zu erscheinen und endlich sein Vorhaben aufzuzeigen. Notfalls muss der Mann eben polizeilich nach Augsburg gebracht werden, was ist das denn für ein Justizsystem in dem man sich einfach so unsichtbar macht und seine Fäden im Hintergrund spinnt. Ich finde da hört der Spaß auf

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    1. Ob man Herrn Dröge mit polizeilicher Gewalt nach Augsburg schaffen kann und muss weiß ich nicht. Die Frage, was denn der Vorsitzende der Einigungsstelle dazu sagt, wie die dort getroffenen Vereinbarungen einkasssiert werden, habe ich mir aber auch schon gestellt. Gerade, weil doch die Arbeitgeberseite diese Einigungsstelle eingefordert hatte, würde ich mir als Richter total verarscht vorkommen. Was genau Dröge damit bezweckt ist mir auch schleierhaft. Vermutlich will er gar nicht, dass man zu irgendwelchen Einigungen kommt, sperrt den Laden dann "zwangsweise" komplett zu (zumindest die Logistik) und verscherbelt die Reste an die nächste seiner lächerlichen Scheinfirmen. Sch..... Kapitalismus!

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    2. Dann redet aber auch bitte über die für die LesensArt-Pleite Verantwortlichen, ihre Helfershelfer und die, die jetzt den Laden abwickeln! Ihr wißt ja gar nicht, was sich da abspielt! Der Insolvenzverwalter von LesensArt verweigert z. B. vollkommen willkürlich und unter Vorbringung fadenscheinigster Erklärungen einzelnen Mitarbeitern die Auszahlung der Juli-Löhne! Die stehen jetzt da OHNE EINEN CENT!

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    3. So unangenehm das sicherlich für den einzelnen Kollegen sein mag, so deutlich zeigen sich hier mal wieder die Versäumnisse der letzten Jahre. Die Mitarbeiter von Weltbild und jetzt Lesensart hatten lang genug Zeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen und sich geschlossen gewerkschaftlich zu organisieren. Da dies offensichtlich nicht geschehen ist, sind die Mitarbeiter nun A relativ schutzlos und der Willkür ausgeliefert und B erfährt man auch recht wenig über interne Dinge. Einen Verdi Blog für Weltbildplus oder Lesensart gibt es nicht. Warum sollten sich die ehrenamtlich tätigen Betreuer dieses Blogs nun ausführlich mit Lesensart beschäftigen, wenn ihr es noch nicht einmal selber schafft euch zu kümmern? Natürlich wissen wir nicht, was sich bei euch abspielt. Wie auch, wenn ihr nicht selber für solidarische, kämpferische und gewerkschaftlich organisierte Öffentlichkeitsarbeit sorgt?
      Erst nichts von Betriebsräten und Gewerkschaft wissen wollen, weil, wir wollen es uns ja nicht mit unserem Arbeitgeber verderben und wir haben uns alle ja auch so lieb, und jetzt jammern und lamentieren. Sowas kommt von sowas.

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    4. Als Gewerkschaftsmitglied schäme ich mich für derartige Kommentare fremd. Nur weil nicht jeder BR einen Blog bei Ver.di betreibt, heißt es nicht, dass der BR nicht genau so hart arbeitet wie andere auch. Die Öffentlichkeitsarbeit der Kolleginnen und Kollegen bei Lesensart war intensiv betrieben, zumal Bracheninterne wohl eher ins Börsenblatt und in den Buchreport schauen als hier ins Blog.
      Ich zumindest ziehe meinen Hut vor jedem, der sich nicht von den Drohungen und Einschüchterung des Arbeitgebers beeinflussen lässt und sein Amt ausübt, egal ob bei der ALSO, der Retail, dem Filialvertrieb oder Lesensart. Unabhängig davon ob er gewerkschaftlich organisiert ist oder nicht!

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  11. @Anonym 07.08. 16:45
    Wie kann er denn das Geld verweigern? Bezieht ihr nicht über die Arbeitsagentur Insovenzgeld?

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