... hilft niedlich Lächeln und Winken auch nichts mehr! Nachdem CEO Christian "Sonnenschein" Sailer seinen Pitbull Manfred Ries von der Leine gelassen hat, sind auch die letzten Hemmungen im Umgang mit dem Betriebsrat gefallen. Durch den Versuch den BR-Vorsitzenden zu kündigen, hat die Geschäftsführung von WELTBILD eine rote Linie überschritten und steht jetzt da, wo andere zuvor schon ihr "Glück" versucht hatten und scheiterten ... nämlich im Abseits.
Es ist leider keine Seltenheit, dass gewählte Mitarbeitervertreter unter konstruierten, fadenscheinigen und haltlosen Anschuldigungen aus dem Weg geräumt werden sollen. Was auch immer dahinter steckt, eine berechtigte Hoffnung auf Erfolg kann es kaum sein. Oftmals ist es das letzte Mittel einer ideenlosen und moralisch entgrenzten Unternehmensführung einen starken Betriebsrat zu diskreditieren und zu schwächen. Dass mit einer derartigen Schlammschlacht nie etwas gewonnen wird, zeigen diverse Beispiele aus der Vergangenheit, bei denen das Arbeitsgericht in seinen Urteilen immer zu Gunsten der Betriebsräte entschieden hat:
2017: Ein Betriebsratsmitglied von LIDL im Logistikzentrum in Graben wird gekündigt, weil er einen Vorgesetzten, sowie einen schwerbehinderten Kollegen beleidigt haben soll. Das Arbeitsgericht entscheidet, dass die Vorwürfe nicht belegt seien und eine Abmahnung ausgereicht hätte bzw. vor einer Kündigung hätte zwingend erteilt werden müssen.
Bericht Augburger Allgemeine
2014: Burger King versucht einen Betriebsrat wegen Diebstahl der Tageseinnahmen rauszuwerfen. Das unscharfe "Video" einer Überwachungskamera, war für das Gericht kein Beweis, da der Mitarbeiter als Schichtleiter täglich Wechselgeld aus dem Tresor holen musste.
Bericht Augsburger Allgemeine
2013: Gegen den Betriebsratschef von Lego-Land werden gleich mehrer fristlose Kündigungen angestrebt. Er hätte Mitarbeiter mit Drohungen zum Streiken aufgefordert , Urlaub ohne Genehmigung genommen und sich gegenüber einem Journalisten negativ über seinen Arbeitgeber geäußert. In zweiter Instanz wurde die Zustimmung zur Entlassung final verweigert.
Bericht von swp.de
2012: Der BR-Vorsitzende der Landbäckerei Ihle wird gekündigt, da er sein Arbeitszeitkonto manipuliert haben soll. Zur "Überführung" wurde Spy-Software auf dem Rechner des Betriebsrats installiert, ein unfassbarer Angriff auf die Persönlichkeitsrechte des Vorsitzenden und zugleich auf den Betriebsrat als Ganzes, da nicht nur das relevante Programm ausgespäht wurde, sondern der ganze BR-Rechner.
Bericht dazu hier im Blog
Das Arbeitsgericht lehnte die Ersetzung der Zustimmung zur Kündigung ab, da die "Beweise" mit illegalen Mitteln erbracht wurden und somit nicht zulässig waren.
Diese Liste ist nicht vollständig, sondern zeigt nur exemplarische Fälle aus der näheren Umgebung, die Spitze des lokalen Eisbergs also. Es wird aber klar, dass immer das gleiche Prinzip hinter den Angriffen steckt. Eindeutige Beweise der Vorwürfe fehlen oder sind an den Haaren herbeigezogen, mitunter sogar rechtswidrig beschafft oder schlicht erfunden. Die Betroffenen werden durch massive, teils persönliche Anschuldigungen in eine zermürbende gerichtliche Auseinandersetzung gezwungen, die viel Zeit kostet und die eigenen Kraftreserven sehr belastet.
Wer glaubt, dass die WELTBILD Geschäftsführung ernsthaft darauf spekuliert, mit der Kündigung des BR-Vorsitzenden durchzukommen, hält sie für dümmer als sie wirklich ist. Dieser Schritt soll vielleicht nur ein Warnschuss sein. Viel eher aber geht es darum, ein starkes und kämpferisches Gremium einzuschüchtern und zu bedrohen, um von anderen Plänen abzulenken, bei denen man keinen weiteren Gegenwind haben möchte.
Bewusst in Kauf genommen werden die Kollateralschäden, die ein solches Vorgehen immer verursacht. Kein Unternehmen kommt ohne einen massiven Imageverlust aus einer solchen Nummer wieder heraus. So mancher Kunde, wird sich überlegen, ob er bei WELTBILD noch bestellen möchte. Darüber hinaus ist das Betriebsklima auf unabsehbare Zeit schwer belastet und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat unmöglich.
In Anbetracht des Ganzen fragt man sich, wieso noch niemand darauf gekommen ist, ein unterschriebenes Geständnis direkt von dem einzuholen, den man loswerden möchte. Ein bisschen Waterboarding im Hinterzimmer der Personalabteilung und schon hätte man alles, was man für die spontane Entlassung braucht...
Auch die Gründe, die für eine fristlose Kündigung dann in ihrer ganzen Schwere zur Verfügung stünden, ließen jedem Gericht kaum eine Wahl und Sympathie für den "Verbrecher" käme gar nicht erst auf:
- "Ja, ich habe versucht die Firma für 1 Euro an die Chinesen zu verkaufen!"
- "Ja, ich habe gefälschte Nacktfotos des Personalchefs auf obskuren Fetischseiten im Darknet veröffentlicht!"
- "Ja, der Betriebsrat feiert während der Arbeitszeit mit Firmengeldern Schwarze Messen/Drogenpartys/den Geburtstag von Karl Marx (nicht zutreffendes streichen)!"
Allein die Vorstellung, dass Kündigungsschutzklagen dann am Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte in Den Haag verhandelt werden müssten, stimmt ein wenig nachdenklich...
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