Montag, 22. Oktober 2018

Playmobil - Der Irrsinn geht weiter


Sieht man nur den Output an bunten Plastikfiguren, mag man Geobra Brandstätter in Zirndorf gar nichts Bösen zutrauen. Das Unternehmen präsentiert sich aber in Sachen Unionbusting und miesen Methoden im Umgang mit Betriebsräten und Mitarbeitern in einem ganz anderen Licht. 


Hier im Blog wurde 2016 bereits über den letztlich gescheiterten Versuch berichtet die IG Metall-Liste bei der Betriebsratswahl mit ungesetzlichen Mitteln und Einschüchterung auszubooten (Playmobil - die dunkle Seite von niedlich). Dieses Vorgehen wurde vom Bundesarbeitsgericht in Erfurt in letzter Instanz abgestraft. Im Nachgang konnte dann endlich eine ordentliche Wahl abgehalten werden, aus der die Gewerkschaftsliste mit 9 Mandaten als stärkste Kraft im 21-köpfigen Gremium  hervorging. Die restlichen 12 Mitglieder stehen der Geschäftsführung näher als der Belegschaft, sind entweder beeinflussbar oder auf ihren eigenen Vorteil bedacht.


Wer aber glaubt, die Unternehmensführung hätte sich mit diesem Ergebnis abgefunden, irrt gewaltig. Von Anfang an wurden die 9 Betriebsratsmitglieder der IG-Metall-Liste unter Druck gesetzt und schikaniert. So gab es für sie unverhältnismäßig viele Abmahnungen, teils wegen schierer Nichtigkeiten, teils mit völlig absurden Begründungen. Darüber hinaus wurden ihnen Durchgangskarten für den Betrieb verweigert, so das sie an vielen Toren klingeln und auf Einlass warten mussten. Parallel dazu ging die Stimmungsmache gegen die Gewerkschaft munter weiter.


Im diesjährigen Hitzesommer fand sich nun endlich ein "Ansatzpunkt", die unbequemen Betriebsräte anzugehen. Unter dem Vorwand das Gebot der  "vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat" (§ 2 Abs. 1BetrVG) missachtet zu haben, wird versucht sie per Gerichtsbeschluss aus dem Gremium zu klagen. Dabei waren sie nur ihrer Pflicht nachgekommen, die gesetzlich garantierten Arbeitnehmerrechte zu wahren, was den Gesundheitsschutz in den klimatisch prekären Produktionsräumen angeht. Die Fenstergriffe waren dort auf Geheiß der Geschäftsführung schon länger abmontiert worden, was ein Lüften der Räume unmöglich machte und jetzt zu Temperaturen von 37°C in den Hallen führte.

Laut Arbeitsstättenverordnung muss der Arbeitgeber aber ab 30°C wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Hitzebelastung zu reduzieren. Ab 35°C ist ein Arbeitsraum nicht mehr dauerhaft als solcher zu benutzen.

In dieser Situation haben die 9 Betriebsräte die Kollegen über Aushänge darauf hingewiesen, dass sie bei bei Temperaturen über 35°C einmal pro Stunde das Recht auf eine "EntwärmungsPhase" hätten, um zu trinken und sich an geeigneter Stelle abzukühlen. Aus Sicht des Arbeitgebers war dies ein eigenmächtiger Aufruf - ohne Beschluss des gesamten Gremiums - zu wiederholten 10-minütigen nicht genehmigten Arbeitsunterbrechungen.


Unfassbarerweise haben sich die anderen 12 Betriebsräte hinter das Vorhaben des Arbeitgebers gestellt und dessen Vorgehen unterstützt. So sollen gerade die Kollegen, die sich gegen unzumutbare Verhältnisse wenden und sich für das Wohl der Mitarbeiter einsetzen abgestraft werden. Dass sich der Rest der Mitarbeitervertretung damit als bloße Erfüllungsgehilfen der Geschäftsleitung offenbaren ist mehr als bitter.


Beim Gütetermin vor dem Nürnberger Arbeitsgericht wurde erwartungsgemäß keine Einigung erzielt und die Vorwürfen nicht zurückgenommen. Die Kammer wird nun im Januar 2019 mit ihrem Urteil den Fall in erster Instanz entscheiden.


Bei Weltbild steht der Betriebsrat bisher zum Glück geschlossen gegen die Anfeindungen der Geschäftsführung. Obwohl auch hier Kollegen im Gremium sitzen, die nicht der Gewerkschaft angehören, besteht doch weitgehend Einigkeit darüber, was die Aufgaben einer Mitarbeitervertretung sind und wem man verpflichtet ist - nämlich denjenigen, die im Unternehmen die Arbeit erledigen und die einen gewählt haben.

Gerade in Zeiten, wie diesen, in denen die Geschäftsleitung den Vorsitzenden massiv angreift und versucht aus dem Betrieb zu kicken, ist es wichtig die Hoffnung, sie könnten damit durchkommen, gar nicht erst aufkommen lassen. Nur diese Geschlossenheit, kann die Chefetage wieder zur Vernunft und konstruktiver Zusammenarbeit bringen.

Weltbild darf kein zweites Playmobil werden.

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