Dienstag, 27. Oktober 2009

Die "10 Gebote" von Weltbild – Teil 3


In diesem Blog stellen wir in lockerer Folge die Unternehmensleitlinien vor, wie sie 2003 von der Geschäftsführung verkündet wurden. Dabei überprüfen wir kritisch, ob die "10 Gebote" von Weltbild auch eingehalten werden. Die vorangegangenen Teile dieser Serie können Sie hier nachlesen und gerne auch kommentieren: Teil 1 Teil 2

§3 Unser Angebot
Leitmedium unseres Angebots ist das Buch, das uns unverwechselbar macht und von dem wir in hohem Maße unsere Kompetenz und Glaubwürdigkeit beziehen.
Die anderen Kaufmedien wie CDs, Videos und DVDs, Software, Games, Kalender, Gesellschaftsspiele, Sammlereditionen und Zeitschriften sind ebenfalls Kernsortiment.
Dies wird ständig um attraktive Versandsortimente, in medienaffinen Bereichen rund um Haus und Familie, erweitert: Hobby und Freizeit, Praktisches und Nützliches, Schule und Beschäftigung, Dekoration und Geschenk. Alle Angebote berücksichtigen konsequent die Qualitätserwartung der Kunden.

Schön wär's – wir meinen:

Unverwechselbar ist am Weltbild-Angebot zur Zeit leider gar nichts. Von einer besonderen Kompetenz bei der Auswahl der Artikel ist wenig zu spüren. Die Buchangebote, die ohnehin nur noch rund 50% des Katalogs ausmachen, sind vollkommen austauschbar und werden nach Marktforschungs-Ergebnissen ausgesucht. Überraschungen? Trendsetter-Angebote? Titel, die wirklich nur Weltbild anbietet? Im Katalog suchen unsere KundInnen vergebens. Und im Internet heißt es lapidar: "Wir haben alles".

Im Non-Book-Bereich wird dagegen fleißig experimentiert: von Kleinmöbeln über Motorroller bis hin zur Wurst. Alles findet seinen Platz im Katalog des "Katholischen Buchversenders". Ob sich unsere KundInnen in diesem Wirrwarr noch zurecht finden? Die Umsatzzahlen sprechen dagegen.

Die Qualität? "Hauptsache billig!" Das ist heute die einzige Antwort auf die "Qualitätserwartung der Kunden".

Unser Fazit:

Einige wenige (wie Amazon) haben wirklich "alles" – und technische Lösungen gefunden, wie sie ihren Kunden ein riesiges Sortiment zugänglich machen können, ohne selbst ein finanzielles Risiko zu laufen. Andere (wie Quelle) haben alles auf "alles" gesetzt und verloren.

Warum laufen die Weltbild-Strategen überlegenen Konkurrenten hinterher bzw. setzen auf überholte Konzepte? Im Marketing-Sprech nennt man das "me-too-Positionierung", und BWL-StudentInnen lernen schon im ersten Semester, das es so nicht geht.

Die frühere Stärke von Weltbild lag im mit viel Sachkenntnis und feinem Gespür ausgesuchten, klar abgegrenzten Angebot. Service und Versand kamen aus einer Hand, nämlich von hochmotivierten MitarbeiterInnen aus Augsburg. Darauf konnten sich unsere KundInnen verlassen. Weltbild kannte (und schätzte) seine Zielgruppe. Der Katalog war in vielen Haushalten ein gern gesehener Gast. Heute trommeln wir wie eine Drückerkolonne gegen die Haustür und wundern uns, wenn es heißt "Wir kaufen nichts!"

Wir MitarbeiterInnen würden uns wünschen, dass sich Weltbild wieder auf seine alten Tugenden zurückbesinnt. Dazu muss man Atem holen und genau nachdenken, was unsere Kunden 2010 - 2020 von uns erwarten. Keine leichte Aufgabe. Dafür braucht man Ideen, Durchhaltevermögen und ein langfristiges Ziel. Vielleicht brauchen wir dafür mittlerweile sogar Hilfe von außen. Aber neue Geschäftsführer mit McKinsey-Meriten, denen außer Personalabbau eh nichts einfällt, helfen in dieser Situation bestimmt nicht weiter!

6 Kommentare:

  1. Hilfe von außen für neue Ideen?! Weiß nicht so recht. Sind nicht heute alle Beraterfirmen darauf getrimmt Kosten zu senken? Da ist glaub ich nix neuen Konzepten!!
    Ich bin der Meinung, daß es intern so etwas wie ein Vorschlagswesen geben sollte. Wer kennt Weltbild besser als die Mitarbeiter. Fachwissen ist auch genügend da und an Ideen glaube ich mangelt es nicht.
    Solange aber die zuständigen Vorgesetzten nur damit beschäftigt sind ihre Stühle festzuhalten und Anregungen der Mitarbeiter als sägen an ihren Stühlen betrachten, kann aus den Besten Vorschlägen und Ideen nix reifen.
    Besprechungen in denen sich sowieso niemand wirklich seine Meinung getraut zu sagen.........
    Das kommt mir ein wenig so vor wie ...Wenn man mal nicht weiter weiß, dann bildet man nen´Arbeitskreis!

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  2. "Hilfe von außen" könnte vielleicht das Management brauchen. Der Fisch stinkt bekanntlich immer vom Kopf her.

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  3. Das die 10 Gebote mehr Schein als Sein sind, sollte ja wohl jedem klar sein (inkl. den lieben Kunden). Sie sind wirklich nur noch dazu geeignet zerpflückt zu werden. Was für eine Fundgrube an Scheinheligkeit und Lügen.
    Hilfe hat WB wirklich bitter nötig, meiner Meinung nach sollte wirklich mal bei denen nachgefragt werden, die tagtäglich im Laden stehen und sehen was läuft. Aber das interessiert ja die hohen Herren reichlich wenig.
    Wie sieht es eigentlich mit den Todsünden aus?
    Als da u. A. wären: Hochmut Habgier Ignoranz.
    Mmmhhh.
    Es ist einfach nur noch bitter.....

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  4. Ich finde es nicht gerecht, hier nur den eigenen Frust und Ärger abzulassen. Es stimmt zwar, dass unsere Geschäftsführung einiges im Internet verschlafen hat und technische Entwicklungen wie Mobilfunk etc. weiterhin verschläft und damit z. T. auch für die Vernichtung von Arbeitsplätzen zuständig ist. Das alles hat aber nichts mit den Weltbildgrundsätzen zu tun. Ich finde es scheinheilig, dem oberen Management diese Grundsätze, die sowieso niemand je ernst genommen hat vorzuhalten. Jeder weiß doch, dass sie keine andere Funktion haben, als den Besitzern (den katholischen Bischöfen) zu sagen: "Seht her, wir sind katholisch." Da wäre es ehrlicher, einfach das Management an den Stellen zu kritisieren, an denen es schläft oder der eigenen Meinung nach, falsch handelt.

    Die letzte Betriebsversammlung hat gezeigt, dass jetzt auch in der obersten Leitungsebene z. T. der Heilige Geist einzieht. Hoffnung macht, dass Herr Halff - sehen wir also auch mal das Positive - jetzt endlich bereit ist, die IT aufzuräumen. Sie ist unser Rückgrat. Wenn sie nicht funktioniert und auf dem modernsten Stand ist, können wir nicht gehen. Natürlich sahen Eingeweihte schon vor vielen Jahren, dass man mit Steinzeitprogrammen heute nicht mehr arbeiten kann, dass das ständige Herumdoktern an alten Programmen nichts anderes ist, als wollte man mit Gesundbeten einen dreifachen Bandscheibenvorfall kurieren, aber gut: Jetzt hat man auch ganz oben das Hauptproblem dieses Unternehmens im Internetzeitalter erkannt und scheint endlich handeln zu wollen.

    Doch machen wir uns keine Illusionen: Ein den neuen Marktbedingungen im Zeitalter des Internets angepasstes Geschäftsführungsverhalten wird zu mehr Automatisierung und damit zum Wegfall von Arbeitsplätzen führen. Und wenn neue Arbeitsplätze geschaffen werden, so sind das Arbeitsplätze mit völlig neuen und speziellen Qualifikationen. Da hilft kein Jammern: Die Kirche darf doch nicht so unchristlich sein. Um das Unternehmen zu sichern, muss sie das. Sonst kommt der Totaluntergang wie bei Quelle.

    Also statt ständig der Geschäftsführung oder den Geschäftsleitern Vorwürfe zu machen, sollte man konstruktiv mit ihnen arbeiten. Und dazu gehört halt auch der Mut, in einer Sitzung seine eigene Meinung zu sagen. Unabhängig, wer dabei sitzt oder was es auslösen könnte. Denn nicht nur "die da oben" sind schuld an der Misere dieses Hauses, sondern auch "die da unten", die nicht laut genug das Maul aufmachen, sondern gerne aus der Anonymität heraus schießen und anderen Hochmut, Habgier oder Ignoranz vorwerfen. Solche Pauschalbeschuldigungen helfen niemandem.

    Also, Leute: Mutig sein, sagen, was man denkt. Sich auseinandersetzen, nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten. Wo ist unser früherer Unternehmensgeist? Auch wenn manches im Moment nicht so gut aussieht: Wir machen es immer noch besser als die meisten anderen. Denn hier arbeiten die besten Leute der Branche. Das haben wir doch nicht vergessen, oder?

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  5. Zum Kommentar Nr. 4 : Wer so schreibt und von Mut redet - warum dann anonym? Traut er sich nur anonym und nicht öffentlich, so wie es vielen von uns geht?

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  6. Zum Kommentar Nr. 4 (letzten beiden Absätze):
    Es scheint mir als wäre hier im Netz regelmäßig jemand unterwegs, der immer, wenn Betroffene tatsächlich - ich zitiere - »das Maul aufmachen« selbst hier im Forum zu verstehen geben, daß doch keine Vorwürfe gewünscht sind. Entweder ist derjenige nicht mit dem Alltagsgeschäft konfrontiert, oder verfolgt andere Absichten. Die Anonymität bestätigt dies doch.

    Ich spreche hier aus eigener Erfahrung und kann nur sagen, daß im Unternehmen bei jeglicher konstruktiver Kritik an Arbeitsabläufen etc. meist gleich mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird, um den Mitarbeiter mundtot zu machen.
    »Konstruktive Mitarbeit« wird im Keim erstickt. Wenn dies erwünscht wäre, dann gäbe es erst gar nicht das weitverzweigte hierarchische System (obwohl in den Leitlinien steht, daß es so etwas bei Weltbild gar nicht gibt). Mitarbeiter, die Mitdenken und Ideen liefern sind nicht erwünscht. Außer der nächste Vorgesätzte kann sich selbt damit profilieren. Wenn einer von »da unten« eine tolle Idee liefert, wird das nicht öffentlich zur Kenntnis genommen, sondern verschwindet in der Vorgesetzten-Schublade. Einige Zeit später erfährt man dann in einer Sitzung daß selbige Idee umgesetzt wurde und der Vorgesetzte wird dafür gelobt! Ja und jetzt frage ich Sie, soll man nun die Hand heben und sagen »ach, Entschuldigung, aber ich glaube hier liegt eine Verwechslung vor!«

    Gehen wir mal davon aus, daß Mitarbeiter G (nach meiner Rechnung ungefähr hier in der Hierarchie) eine Idee an F gibt. Offiziell sollen ja die einzelnen Vorgesetzten an einander berichten. Also G berichtet an F, der an E, der an D, der an C. B und A liegen sowieso im Bereich des Himmels, weshalb ich davon ausgehe, daß bis zu diesem Bereich eh nicht mehr viel der Information übrig ist, welche G ursprünglich weiter gab.
    Ergo, wie soll denn in einem Geflecht von Erfüllungsgehilfen mit vorrangigem Interresse am eigenen Stuhl ein fruchtbarer Boden geschaffen werden? Ein Boden auf dem Energie fließt, ein Raum in dem JEDER zu Wort kommt und ernst genommen wird.

    Es ist ja schön, wenn man innerhalb der Betriebsversammlung das Wort an Herrn Halff richten kann, aber nach den Erfahrungen, die man täglich sammeln kann, traut man sich ja dann doch nicht. Und was würde es bringen? Man stellt die Frage, es kommt eine mehr oder weniger verbindliche Antwort und das wars.

    Die Kommunikation, welche schon »von oben« gelebt werden sollte findet nicht statt.

    (Jetzt kommt zu meinem Kommentar bestimmt wieder der Weichspüler, der versucht dem Ganzen ein rosa Flauschiimage zur verpassen.)

    Ich kann nur sagen, es würden sich bestimmt sehr viele eine Platform wünschen auf der man konstruktiv diskutieren kann. Wir haben im Hause Weltbild so viel Potenzial, so viel Wissen und viele schlaue Köpfe, welche ja in den letzten Jahren bewiesen haben, daß man mit viel Einsatz und Freude an der Arbeit viel bewegen kann und mittlerweile Weltbild nicht ohne Grund die Nr. 1 der Versandhändler ist.
    Vielleicht Herr Halff, können Sie ja diese Plattform schaffen, wo sich Mitarbeiter wirklich einbringen können. Aber bitte nicht in Form irgendwelcher Kartons die auf den Gängen rumstehen, in welche man dann schon wieder am besten Anonym seinen Vorschlag einwirft. Nein, es muß ein Forum geben, wo man sich äußern kann ohne Angst zu haben. D.h. alle Vorschläge ob gut, schlecht, absurd oder lächerlich sollten angehört werden. Und am schönsten wäre es, Sie würden dabei sein, damit auch endlich mit diesem »die da Oben« und »die da Unten« aufgeräumt werden könnte.

    Solange dies nicht geschieht, erlaube ich mir hier auch noch anonym zu bleiben, denn wie sagt man: »Gebranntes Kind scheut das Feuer«
    Eine noch nicht ganz demotivierte Mitarbeiterin.

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