Dienstag, 22. November 2011

Weltbild-Verkauf: Antwort auf die wichtigsten Fragen

Als heute vormittag die Bombe vom Verkauf der Verlagsgruppe platzte, rief die Geschäftsführung zunächst die Geschäftsleiter sowie den Betriebsrat zusammen. Im Anschluss wurde der erweiterte Führungskreis informiert. Bei der schon länger geplanten Betriebsversammlung am Donnerstag wurde die Tagesordnung gekippt: Erstes und einziges Thema ist der Verkauf und die Auswirkungen auf die MitarbeiterInnen.

Die Redaktion des Weltbild-ver.di-Blogs versucht schon jetzt die drängendsten Fragen zu beantworten.

1. Warum wird Weltbild verkauft?
Die unwahren und unangemessenen Porno-Vorwürfe von erzkatholischen Gruppen sind nur die Eskalation eines kircheninternen Richtungsstreits. Der Verkauf des Medienunternehmens ist ein politisches Signal, mit dem das kircheninterne Hauen und Stechen befriedet werden soll. Es wird interessant sein, in naher Zukunft zu beobachten, welche kirchlichen Unternehmungen als nächstes ins Visier der Vertreter der "Entweltlichung" geraten. Der Kirche gehört zum Beispiel die Liga-Bank und selbstverständlich hält die Kirche etliche Aktien unterschiedlichster Unternehmen.

2. Wer ist mit dem Verkauf beauftragt?
Im Gegensatz zu 2008, als der Aufsichtsrat versuchte Weltbild zu verkaufen, haben die Gesellschafter diesmal die Geschäftsführung beauftragt. Die Herren Halff, Beer und Driever sollen also einen geeigneten Investor finden. Das ist auch ein Ausdruck dafür, dass es noch eine gewisse Vertrauensbasis zwischen den Gesellschaftern und der Augsburger Geschäftsführung zu geben scheint.

3. Wie schnell geht der Verkauf über die Bühne?
Hier gehen die Einschätzungen weit auseinander. Die Geschäftsführung nannte heute einen Zeitrahmen von 1 – 2 Jahren. Wir dagegen meinen, dass der Verkauf deutlich schneller über die Bühne gehen wird. Gesellschafter und Unternehmen stehen während der Käufersuche in einem spannungsreichen Spagat: einerseits kann die Kirche keine weitere öffentliche Kritik am Programm von Weltbild brauchen, andererseits kann sich Weltbild nicht völlig von den Massenmärkten zurückziehen ohne den möglichen Kaufpreis massiv zu drücken. Möglicherweise geht Weltbild also innerhalb weniger Monate über den Tisch.

4. Was bedeutet das für die MitarbeiterInnen?
Extrem große Unsicherheit: Es ist völlig offen, ob das Unternehmen im Ganzen oder stückweise verscherbelt wird. Die tarifliche Bindung (37,5 Stundenwoche, 30 Tage Urlaub etc…) kann nach einem Übergangszeitraum verloren gehen. Es können sich Synergieeffekte mit bestehenden Firmen der Investoren ergeben, die in Augsburg ganze Abteilungen überflüssig machen. Die Liste der möglichen Schrecken ist lang!

5. Wer kümmert sich jetzt um die Interessen der Belegschaft?
Die Kirche äußert sich dazu nur mit einem einzigen Satz in der heute veröffentlichten Erklärung: "Kirchliche und soziale Implikationen einer Veräußerung verdienen eine besondere Beachtung." Das – Verzeihung – ist Bullshit: Weder Betriebsrat noch die Gewerkschaft ver.di werden eine derart windelweiche Absichtserklärung akzeptieren! Die Interessenvertreter fordern einen verbindlichen Zukunfts-Tarifvertrag für alle Weltbild-MitarbeiterInnen. Eine breit angelegte Kampagne wird die Bischöfe öffentlich an ihre Verantwortung für die MitarbeiterInnen und ihre Familien erinnern. Um einen entsprechenden Tarifvertrag durchzusetzen, stehen der Gewerkschaft auch alle Arbeitskampfmaßnahmen zur Verfügung.

6. Was ist ein Zukunfts-Tarifvertrag?
Wesentliche Punkte werden sein: • keine betriebsbedingten Entlassungen in den nächsten Jahren • Festhalten an den bestehenden Tarifverträgen • Bestand aller bisherigen Betriebsvereinbarungen • Erhalt des Standorts Augsburg • keine Zerschlagung der Unternehmensgruppe.

7. Was können und sollten MitarbeiterInnen jetzt tun?
Ganz einfach: In die Gewerkschaft eintreten. Um unsere Arbeitsplätze zu vernünftigen Bedingungen zu sichern, müssen wir aktiv werden und alle Mittel bis hin zum Streik ausschöpfen. Das geht nur mit einer starken Organisation im Rücken. Außerdem sollte spätestens jetzt jedem und jeder daran gelegen sein, den eigenen Arbeitsplatz notfalls mit juristischer Unterstützung zu verteidigen. Die Gewerkschaft ver.di ist mit ihrer starken und erfahrenen Rechtshilfe-Organisation sicher der beste Partner, um die individuellen und kollektiven Interessen durchzusetzen.

PS: Ein Zukunfts-Tarifvertrag gilt nach deutschem Recht nur für Gewerkschaftsmitglieder. Alle anderen wären trotz Tarifvertrag rechtlich schutzlos und hätten keinerlei Ansprüche.

15 Kommentare:

  1. Die Geschäftsführung hatte ja großspurig angekündigt, jeden zu verklagen, der behauptet das Angebot sei pornographisch. Werden jetzt die eigenen Gesellschafter verklagt? Der Papst auch?

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  2. Ich vermute, dass das Argument mit dem "unsittlichen Inhalt" nur vorgeschoben ist, um sich von einem Geschäftsmodell zu trennen, das in seiner ursprünglichen Form (Verlag/Buchhandel) überholt und in seiner aktuellen Form (Versandhandel) zu klein zum Überleben ist. Ausbaden müssen das natürlich wieder die Mitarbeiter, die sich in den jeweiligen Geschäftsmodellen engagiert haben.

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  3. der Verkauf stand ja schon seit längerem im Raum.Jetzt gibt es quasi eine Begründung, warum es anscheinend unausweichlich ist. Ich kann nur hoffen, daß die Kolleginnen und Kollegen, die sich bisher an Streiks nicht beteiligt haben und den Eintritt in die Gewerkschaft nicht wagten oder wollten, jetzt umdenken. Arbeitsbedingung und den Bestand unseres Tarifvertrages in Gefahr! Das macht mir mehr Angst als der Verkauf. Nämlich daß wir durch "Nichtstun" auf der ganzel Linie die Verlierer werden.

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  4. habe mal die ganzen Artikel gelesen,die über die Aussagen der "Herren" der Kirche geschrieben wurden. In keinem konnte ich lesen, daß die Mitarbeiter von Weltbild, nach dem Sinne von christlichen Glauben und Nächstenliebe behandelt werden sollen. Doppelzüngigikeit!! Wir sind denen doch Sch....egal. Geld abgeschöpft so lange es ging und nun.................Menschlicchkeit hinten angestellt. Unter dem Deckmäntelchen der Moral gleichzeitig Menschen um ihr Einkommen zu bringen ohne was zu tun. Meine Vorstellung von Glauben und christlichkeit ist da eine andere!

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  5. Wenn die Kirche Weltbild loswerden will dann soll sie das Unternehmen doch einfach verschenken. Jetzt will man trotz Erotik noch mal fetten Reibach machen. Es würde sich schon ein Konsortium oder eine Holding finden die den erfolgreichen Weg weitergehen würde mit der bestehenden Geschäftsleitung um vielleicht ohne Kirche noch erfolgreicher zu werden. Wenn man aber noch mal eine gr0ße Summe haben will dann müssen die neuen Besitzer das erstmal wieder reinwirtschaften.

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  6. Ich habe noch so ein Buch mit unsittigem und gewaltverherrlichen Inhalt gefunden, das Weltbild sogar noch im Programm hat. Hier einige Textpassagen daraus:

    Und es erwachte in ihr die Gier nach ihren Liebhabern, deren Glieder wie die Glieder der Esel und deren Erguss wie der Erguss der Hengste waren.

    Sie entblößten ihre Scham, nahmen ihr die Söhne und Töchter weg und erschlugen sie selbst mit dem Schwert. So wurde sie zum warnenden Beispiel für alle Frauen und man vollstreckte an ihr das Urteil.

    Die Unzucht, die sie in Ägypten getrieben hatte, gab sie nicht auf; denn schon als sie noch jung war, lagen die Ägypter bei ihr, drückten ihre jugendlichen Brüste und besudelten sie mit ihrer Unzucht.

    Denn - so spricht Gott, der Herr - ich will dich in die Gewalt derer geben, gegen die du jetzt voll Hass bist, in die Gewalt derer, von denen du dich jäh abgewandt hast.

    Sie werden voll Hass gegen dich vorgehen und dir alles nehmen, was du mühsam erworben hast. Sie werden dich nackt und bloß zurücklassen, deine lüsterne, schändliche und unzüchtige Scham wird entblößt sein.

    Wie der Titel des Buches lautet? Klar, ihr könnt es euch denken: Die Bibel.

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  7. Geil! Will ich nachlesen! Buch Roche – die dreizehnte Apostelin? Oder steckt das in den Apokryphen, die Weltbild seit Anbeginn vermarktet?

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  8. Wichtig ist doch jetzt, dass wir als Mitarbeiter klar machen: So scheinheilig verschaukelt werden wollen wir nicht. Mögliche Schritte dazu sind:

    - Austritt aus der Kirche, Eintritt in die Gewerkschaft
    - Sozialtarifvertrag
    - Briefe an die Bischöfe schreiben
    - Sich in Foren der Zeitungen beteiligen, die über uns berichten
    - Das Thema Weltbild und der Umgang der scheinheiligen rechten Katholiken mit uns entlarven.
    - Mahnwache am Dom
    - Flashmob Sonntagsgottesdienst im Dom
    - Aktion "Kauf das Schlampeninternat bei Seitz und Auer"
    - Entweltlichung der vielen Tausend Betriebe der Kirche
    - Entweltlichung der Kirche vom Staat
    etc.

    Sicher gibt es noch viele andere Ideen. Wichtig ist jetzt, WELTBILD immer in der Öffentlichkeit zu halten. Je mehr von uns dabei mitmachen, desto besser.

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  9. als ob die bibel sex-und gewaltfrei wäre.

    und was in der vergangenheit in der katholischen kirche vorgefallen ist, steht in keinem verhältniss zu dem wwirbel der jetzt um erotische literatur gemacht wird. wie gesagt die bibel ist auch nicht frei von solchen dingen

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  10. Es wäre konsequent und entspräche der Logik des Weltbild-Verkaufs, wenn sich die katholische Kirche nach den Mißbrauchsfällen und den anschließenden Vertuschungen selbst aufgelöst hätte. Schade, dass der "Eigentümer" sie nicht zum Verkauf anbietet.

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  11. Es kommen harte Zeiten auf uns Mitarbeiter zu. Ich kann nur allen Weltbildlern, die nicht in der Gewerkschaft sind, raten, schleunigst einzutreten. Der Mitgliedsbeitrag beträgt nur 1 % vom Bruttogehalt. Damit keine finanziellen Nachteile entstehen, empfiehlt sich für die katholischen Mitarbeiter ein Kirchenaustritt ;-) Das sind hier in Bayern immerhin 8% vom Monatslohn, die man sich spart.
    Es geht ja nicht nur ums Streiken dürfen (für das die meisten "g´schissigen" Stammhausmitarbeiter ehr zu feige sind) sondern man erhält als Gewerkschaftsmitglied automatisch Rechtsschutz.

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  12. Zitat:
    "für das die meisten "g´schissigen" Stammhausmitarbeiter ehr zu feige sind"
    ALLE Mitarbeiter sollten jetzt zusammenarbeiten ( auch die Geschäftsführung,die Geschäftsleiter sowie der Betriebsrat ), um eine akzeptable Lösung zu erarbeiten/finden.
    Spaltungsversuche sind da nicht sehr hilfreich oder?

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  13. Mit den g´schissigen Stammhausmitarbeitern" meinte ich explizit die Kollegen in der Verwaltung. Heute bei der Betriebsversammlung war es ja schön zu beobachten, wie viele Mitarbeiter aus der Versammlung flüchteten, als die "langweiligen" Verdi-Menschen ans Rednerpult traten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Leute sich dann im Streik engagieren, wenn sie noch nicht mal der Versammlung bis zum Ende beiwohnen. Und genügend Arbeit und Stress hat ja wohl jeder von uns...

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  14. Lieber Kollege,

    warum versuchst du, deine KollegInnen auseinander zu bringen? Wir brauchen jetzt Einigkeit und müssen uns gemeinsam einsetzen. Tatsache ist doch, dass beide – Gewerbliche und Angestellte – verlieren, wenn wir jetzt nicht zusammenhalten.
    Wenn Weltbild verkauft und zerschlagen wird, fallen die KollegInnen in Lager&Versand unter einen anderen Tarifvertrag, nach dem 20% weniger Lohn bezahlt wird. Und die Angestellten werden jede Tarif-Bindung verlieren, weil sie nicht streikfähig sind. Das heißt 20% mehr arbeiten fürs gleiche Geld.
    Wenn wir = Arbeiter UND Angestellte = jetzt nicht zusammenhalten, verlieren alle!
    Ich bin übrigens selbst einer der "G'schissigen", wie du sie nennst: Ich fand's auch scheiße, dass ca. 5 - 10 KollegInnen die Versammlung vorzeitig verlassen haben. Aber ich habe auch 400 Angestellte gesehen, die bis zum Ende sitzen geblieben sind. Was zählt mehr? Und was bringt uns weiter?

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  15. Zusammenhalt ist jetzt gefragt. Und ich kann meinen Kolleginnen und Kolegen in der Verwaltung nur eins dringlich ans Herz legen: Wer nicht schon Mitglied bei ver.di ist sollte es spätestens jetzt werden. Nur dann hat man einen rechtlichen Anspruch, der auch was Wert ist, auf die Tarifverträge.
    Auch wenn wir es noch nicht wahr haben wollen, bei Weltbild werden jetzt auch andere Zeiten anbrechen. Und keiner von uns weiß welche.
    Das gleiche gilt auch für alle Kolleginnen und Kollegen im Versand: Jetzt Mitglied werden. Denn ohne Gewerkschaft haben wir keine Chance.

    Zum Abschluß noch meinen Dank an den Betriebsrat. Danke für eueren Einsatz. Danke für die informative Betriebsversammlung.
    Danke für die tollen Redebeiträge.
    Meine Unterstützung habt ihr.

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