Freitag, 24. Februar 2012

Das Wort zum Freitag: Zeit für den Freiheitskämpfer

Es ist geschafft. Der Bundes-Schnorrer mit dem Uneinsichtigkeits-Tick hat gekündigt – und bekommt trotzdem volle Stütze ohne jegliche Sperre: »Ehrensold«, was in der Summe nur etwas über dem liegt, was eine ausgebrannte Krankenschwestern nach ihrer Demission an Hartz-IV-Kohle erhält.

Für den Erfinder des »Wulffen«, der stets auf seine Freiheit pochte, sich die Freunde selbst aussuchen zu dürfen, geht jetzt ein erfahrener »Freiheitskämpfer« als Königsersatz an den Start – nachdem der erste Versuch, Staatsoberhaupt zu werden, ein glatter Fehlstart war.

Joachim Gaucks »Thronbesteigung« am 18. März, die er ohne das Zepter der Macht absolvieren muss, ist mit einer hohen Erwartungshaltung verknüpft, die dem Handlungsreisenden in Sachen Demokratie und Freiheit keinen leichten Job bescheren wird. Ich wäre allerdings schon zufrieden, wenn sich über Gauck am Ende seiner Amtszeit sagen ließe, er habe sich als »anständiger Kerl« erwiesen.

Sekunden nach seiner Nominierung hatten sich bereits die ersten Nörgler und Miesmacher zu Wort gemeldet: Noch ein Ossi an der Staatsspitze wird da gemosert; schon wieder ein Protestant, der über Ethik schadroniert und Freiheit predigt – selbst aber Wein trinkt. Das geht dem katholischen Bierliebhaber, der sich nach sonntäglichem Kirchgang inklusive Beichte am Wirtshaus-Stammtisch über die geplanten Windräder in seinem Heimatforst aufregt und mit aufgeblasenen Backen für jeden Pups einen Volksentscheid fordert, natürlich viel zu weit. Und in »wilder Ehe« lebt er ja auch, der Ungläubige.

Von einem Pastor aus Mecklenburg, der in seinem aktuellen Buch auch noch behauptet, Freiheit sei das Allerwichtigste im Zusammenleben, lässt er sich nicht belehren, worauf es im Leben ankommt – und wie er Freiheit zu verstehen habe. Und falls unser gestandener Mann des richtigen Glaubens sich doch noch auf eine Diskussion über den Freiheitsbegriff einlassen sollte, nach der vierten Maß Bier vielleicht, würde er wahrscheinlich den guten alten Immanuel Kant aus der Tasche ziehen – denn so ungebildet ist er nun auch wieder nicht, der Katholik! Und er würde sich den Bierschaum vom Mund wischen und vielleicht, zur Überraschung Joachim Gaucks, sich so zu Wort melden:

»Kant hat gesagt, Freiheit sei nur durch Vernunft möglich. Wenn das so wäre, dann müssten die milliardenschweren Dauerüberweisungen an die griechischen Schuldenspezialisten im Auftrag der Junta einer Militärdiktatur erfolgen. Und dann müsste das Anlegen des Sicherheitsgurtes in meinem BMW-SUV bei mir ein lupenreines, nicht zu übertreffendes Freiheitsgefühl auslösen, so wie es ein Freikörperkultur-Camper zu Erich Honeckers Zeiten jenseits des eisernen Vorhangs in seinen Betriebsferien am Ostseestrand erlebt haben mag. Ober, noch eine Maß, bitte!«

Gauck, säße er jetzt mit am Stammtisch, würde an seinem fränkischen Müller-Thurgau nippen und entgegnen, das sei ja ein ganz und gar falsches Verständnis von Freiheit. Und er würde zu einem verbalen Rundumschlag über die Unfreiheit in der ehemaligen DDR ausholen. Aber unser Katholik würde die philosophisch-historische Vorlesung des künftigen ersten Mannes im Staate im Keime ersticken, indem er, frisch gestärkt mit einem doppelten Enzian, die Jean-Paul-Satre-Karte zieht. »Satre, ein durchaus kluger Kopf, hat doch behauptet, der Mensch sei zur Freiheit verurteilt. Er sei sozusagen der Schöpfer seines Wesens, der alle Entscheidungen nicht nur treffen kann, sondern sogar muss.«

Zur Freiheit verurteilt! Da würde Herr Gauck doch noch einmal näher darüber nachdenken müssen, da hätte er doch Probleme, gleich etwas Kluges zu erwidern. Und vielleicht würde er sich jetzt die Freiheit nehmen, schnurstraks die Toilette aufzusuchen, um durchs Klofenster das Weite zu suchen – bzw. die Freiheit jenseits eines bayerischen Wirtshaustisches, wo die Realität eine ganz andere ist, als er sich das vorgestellt hat. Abgesehen vom enormen Bierkonsum natürlich!

Auf dein Wohl, Joachim. Aber du bist ja noch lernfähig! Und vergiss nicht, einen guten Medienberater zu engagieren. Sei so frei!

1 Kommentar:

  1. Ehrlich gesagt habe ich Mühe, den Artikel zu verstehen. Geht es auch ohne Klugscheißerei? Was will uns dieser Dichter mit seinem Artikel sagen? Keine Ahnung.

    Ich sage es so: Gauck gehört für mich auch zu jener neoliberalen Gruppe, die abgelöst werden muss von solidarisch denkenden Politikern und Menschen, die nicht auf der Gehaltsliste von Ackermann und Co. stehen. Es wäre schön, wenn wir am Ende sagen könnten, er hat mitgeholfen, den neoliberalen Karren noch weiter in den Dreck zu fahren, dass endlich unser oligarchisches System durch echte Demokratie von unten ersetzt wird.

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