Donnerstag, 22. Oktober 2009

Aus für die Quelle: Missmanagement kostet mindestens 4.000 KollegInnen den Job!


Nun ist es also doch passiert: Die Quelle macht dicht. Nicht einmal vier Monate lang hat der staatliche Massekredit über 50.000.000 Euro das sinkende Dickschiff des deutschen Versandhandels über Wasser halten können. Ab 1. November stehen mindestens 4.000 KollegInnen auf der Straße. Experten rechnen mit dem Verlust von vielen hundert weiteren Arbeitsplätzen in den nächsten Monaten bei Dienstleistern und Lieferanten.

Der Untergang der Quelle ist ein Paradebeispiel für Misswirtschaft und Manager-Größenwahn. Erst 2005 hatte Thomas Middelhoff den Vorstandsvorsitz bei Quelle übernommen. Dabei hatte der smarte Manager weder Erfahrung im Einzelhandel noch als Sanierer kränkelnder Konzerne, zu denen die Quelle schon damals gehörte.

Bis 2002 hatte "Big T" mit dem Vermögen der Bertelsmänner spielen dürfen. Eigentlich sollte er in Gütersloh das Online-Geschäft ausbauen, und den Medienversand im Netz voranbringen. Stattdessen spekulierte er auf Teufel komm' raus - teilweise durchaus erfolgreich - bis es dem alten Mohn zu bunt wurde und er den Lautsprecher nach nur vier Jahren vor die Tür setzte. Wir erinnern uns: bertelsmann-online (bol) wurde zum Rohrkrepierer, der Club wird derzeit brutal restrukturiert, viele Ableger in Europa wurden schon dicht gemacht. Middelhoff störte das wenig: Er ging mit einer fetten Abfindung.

Dieser Mann sollte nun die Quelle retten? Statt für Umsätze und Gewinne zu sorgen, verpasste Middelhoff dem Konzern erstmal für viel Geld neue Namen: Arcandor bzw. Primondo. Er spielte weiter mit dem Geld, dass die MitarbeiterInnen über Jahrzehnte erwirtschaftet hatten, kaufte Firmen hinzu, ließ sich am Ende gar auf windige Immobiliengeschäfte ein, für die er sich demnächst womöglich vor Gericht verantworten muss. Im Dezember letzten Jahres schließlich verlässt Middelhoff die Quelle bzw. Arcandor. Der Turnaround sei geschafft, verkündet er großspurig. In Wirklichkeit ist der Untergang nicht mehr aufzuhalten.

Die Angebotspolitik stimmt nicht, Synergien zwischen Warenhäusern und Versand? Fehlanzeige. Und im Internet kommt der größte deutsche Versender auch nicht voran. Die Manager kriegen den Moloch Arcandor einfach nicht in den Griff, können oder wollen die strategischen Fehlentscheidungen nicht korrigieren. Die MitarbeiterInnen verzichten auf ihre Gehälter, schließlich springt sogar der Staat ein. Am Ende hat es nichts genutzt.

Jetzt ist Weltbild mit 1.940.000.000 Euro Jahresumsatz der Branchenprimus. Bleibt zu hoffen, dass unsere Manager darüber nicht größenwahnsinnig werden, sondern aus den Fehlern der Quelle lernen und in Augsburg die richtigen Weichen stellen. Der rigide Sparkurs, den die Geschäftsführung derzeit fährt, ist jedenfalls eine wenig unternehmerische Antwort auf die Veränderungen in der Versandhandelslandschaft.

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3 Kommentare:

  1. Bei Weltbild wurde immer sehr viel Geld sinnlos vergeudet:
    z.B. Silvesterböller - nicht beworben - ausgepackt und fast alles wieder eingepackt
    teure Papeterie-Regale nach kurzer Testphase wieder ins Lager
    Parfüm - allein die ganzen Muster - dafür sehr schleppender Verkauf
    Vielen Dank für die Kündigung und Abfindung: Mitarbeiter die mitdenken und hinterfragen waren einfach zu teuer - es ging nicht um Personalabbau - sondern um Personalaustausch. Ob diese Sparmaßnahme sich lohnt? Die meisten Aushilfen in immerhin 8 Weltbildjahren haben einfach nur ihre Arbeitszeit abgestanden...Tüten auffüllen, mal ohne Aufforderung Ware aus dem Lager holen:Fehlanzeige!

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  2. Weltbild beliefert u.a. auch Quelle-Shops. Da ist die Frage wie lang noch.

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  3. Quelle ist noch ein Beweis mehr, daß die Politik versagt und unersättliche Manager Geld schäffeln wie Dagobert Duck. Noch tragischer ist, daß die Menschen die so ver...... werden immer noch glauben daß es von selber besser wird. Quelle Mitarbeiter haben in dem ganzen Bestehen nicht einmal gestreikt. Wer war bei der Demo gegen sozilae Ungerechtigkeit, Mindestlohn u.s.w. Ich glaube wir müssen selbst etwas tun und uns wehren. (Leider ist der Ausgang der Wahl kontraproduktiv)Wer glaubt, daß abgebrühe Manager auf einmal ein schlechtes Gewissen bekommen und nicht mehr spekulieren auf unsere Kosten, der glaubt auch an den Weihnachtsmann und wartet am 24.12. daß er Geschenke bringt.

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