Montag, 22. August 2011

Fair statt prekär: Weltbild sollte mit gutem Beispiel vorangehen


Der Betriebsrat verhandelt jetzt mit der Geschäftsleitung eine Betriebsvereinbarung über den Einsatz von LeiharbeiterInnen. Der übermäßige Einsatz von Leiharbeit hat negative Auswirkungen auf alle Mitarbeiter im Unternehmen. 

Bis 1985 waren der sogenannten Zeitarbeit enge gesetzliche Grenzen gesetzt. LeiharbeiterInnen kamen ausschließlich als Vertretung oder im Rahmen von Projekten zum Einsatz – für maximal 3 Monate. 2003 fielen die letzten gesetzlichen Schranken: Dem Missbrauch von Leiharbeit ist seither Tür und Tor geöffnet.

Eine große Versuchung für Unternehmen. Gerade wenn sie im harten Wettbewerb stehen oder – wie Weltbild – ein stark saisonales Geschäft betreiben. Auch bei dem katholischen Unternehmen boomt die Leiharbeit: Vor Weihnachten sind dreimal soviele LeiharbeiterInnen wie Festangestellte im Versand tätig. Im kaufmännischen Bereich nimmt die Leiharbeit ebenfalls zu.

Das hat Folgen für die Stammbelegschaft: LeiharbeiterInnen haben extrem kurze Kündigungsfristen. Wenn sie einen festen Job finden, verlassen sie Weltbild von heute auf morgen. Möglicherweise genau dann, wenn die Einarbeitung gerade abgeschlossen ist. So wird die mangelnde Absicherung der einen zur Unsicherheit für die anderen.
Dazu bildet sich im Betrieb eine Zwei-Klassen-Gesellschaft – mit unabsehbaren Folgen für das Betriebsklima. Und mittelfristig drücken die miesen Stundenlöhne von unter 8 Euro auf die Gehälter der festangestellten KollegInnen.

Durch die elende Bezahlung belastet Leiharbeit zudem die Sozialkassen. Viele LeiharbeiterInnen beziehen trotz Vollzeitbeschäftigung Hartz IV. So zahlen am Ende die SteuerzahlerInnen den Lohn, den die Arbeitgeber einsparen.
Es gibt viele gute Gründe, Leiharbeit einzuschränken. Das sagen nicht nur die Gewerkschaften und Kirchen. Der Weltbild-Betriebsrat hat der Geschäftsführung in den letzten Jahren immer wieder Druck gemacht: Jetzt wurden zumindest einmal Verhandlungen aufgenommen. Die Vorstellungen der Parteien liegen allerdings noch sehr weit auseinander. 

Weitere Berichte zum Thema Leiharbeit folgen in Kürze.

1 Kommentar:

  1. "Und mittelfristig drücken die miesen Stundenlöhne von unter 8 Euro auf die Gehälter der festangestellten KollegInnen."

    Das ist bei Weltbild "normal" und seit länger so!
    Seit Jahren höre ich vom Chef, das es nicht mehr Geld gibt. Wenn es mir nicht passt, kann ich mir woanders was besseres suchen.

    Leiharbeiter sind günstiger und genauso gut wie die Stammbelegschaft - zumindest wenn es nach den Worten der oberen Ebene geht.

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