Donnerstag, 20. Februar 2014
Besuch der Betriebsseelsorge bei den Weltbild-Mitarbeitern
Zur Zeit besuchen Diakon Erwin Helmer, Diakon Leo Bernhard und Pastoralreferent Hans Gilg von der Betriebsseelsorge und der KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung, http://www.kab-augsburg.org) die Mitarbeiter von Weltbild an ihren Arbeitsplätzen.
Wir schätzen sie sehr und kennen sie gut von unseren Betriebsversammlungen und ihrem ehrenwerten und aufrechten Einsatz für die Arbeitnehmerinteressen - selbstverständlich sind sie auch Gewerkschaftsmitglieder.
Im Folgenden haben wir Hans Gilg ein paar Fragen zu den aktuell gerade laufenden Besuchen bei uns gestellt.
Welche Abteilungen werden besucht ?
Bisher wurden der Bereich Versand und Retoure, VTA, VTB, VTG, VTJ und das CCC besucht.
Diese Woche ist eventuell noch das ZKL an der Reihe.
Wir versuchen möglichst viele Beschäftigte zu erreichen und nehmen uns dafür auch die nötige Zeit.
Unser Ziel ist es, die Menschen an ihrem Arbeitsplatz zu besuchen, ihre Arbeit wertzuschätzen und nach ihren Sorgen zu fragen.
Wie sind Sie bisher empfangen worden ?
Wir sind sehr freundlich empfangen worden und konnten oft auch längere und gute Gespräche führen.
Über welche Themen haben Sie mit den Mitarbeitern gesprochen ?
Wir haben über ihre Arbeit gesprochen und natürlich auch über die momentan turbulenten Zeiten nach der Insolvenz.
Die Kolleginnen und Kollegen befinden sich zwischen Hoffen und Bangen. Besonders schwer auszuhalten ist für die meisten die Zeit des Wartens bis endlich die wichtigen Entscheidungen gefallen sind: Wie geht´s weiter mit Weltbild? Was wird aus meinem Arbeitsplatz?
Viele ahnen, dass sich einiges verändern wird – Lohn, Tarif, Arbeitsbedingungen: alles steht auf dem Prüfstand.
Die Beschäftigten wissen und schätzen, dass sie bis jetzt gute Arbeit hatten. Umso mehr fürchten jetzt viele um ihren Arbeitsplatz. „Wer nimmt mich, ich bin weit über 50 Jahre alt? Wo und zu welchen Bedingungen finde ich wieder Arbeit?“ Beschäftigte mit kleinen Kinder, Alleinerziehende, Menschen, die sich durch den Kauf einer Wohnung oder einen Hausbau verschuldet haben, bangen um ihre Existenz. „Wenn ich es nur schon wüsste, wie es weiter geht.“ – diesen Satz hören wir immer wieder.
Wie ist die Stimmung bei den Mitarbeitern ?
Die Stimmung schwankt zwischen Angst und Hoffnung, zwischen Ungewissheit und Mut. Und trotz allem spüre ich oft einen großen Zusammenhalt in den Abteilungen.
Die allermeisten KollegInnen sind sehr gefasst, stützen und helfen sich gegenseitig – sie sind für einander gute Seelsorgerinnen und Seelsorger.
Wie wurden Sie als Kirchenmitarbeiter von den KollegInnen empfangen ?
Die Frage haben wir uns auch gestellt - Wie werden wir empfangen?
Denken die Mitarbeiter, "Jetzt schicken sie welche zum Trösten vorbei"?
Vielleicht war es für uns in dieser Situation hilfreich, dass wir schon in früheren schwierigen Zeiten oder auf Betriebsversammlungen eindeutig Stellung bezogen haben für die Beschäftigten und für die Anliegen des Betriebsrats. Unsere Botschaft war immer die gleiche: „Hier arbeitet ein Mensch“ – und der steht vor dem Kapital.
Auf jeden Fall wurden wir bisher sehr freundlich aufgenommen und viele haben sich bedankt, dass wir uns Zeit nehmen und uns für Ihre Anliegen interessieren.
Wie haben Sie sich in Ihrer Rolle gefühlt ?
Wie gesagt, anfangs waren wir etwas unsicher als kirchliche Mitarbeiter in so einer Situation in ein Unternehmen zu kommen, das der Kirche gehört. Aber letztendlich haben uns die Beschäftigten durch ihre Offenheit diese Angst genommen.
Konnten Sie den Mitarbeitern helfen, ihnen Mut machen ?
Wir haben nicht viel anzubieten. Wir können das Geschenk „Zeit“ mitbringen und ein offenes Ohr. Ich hoffe, dass wir den Menschen bei Weltbild dadurch ein klein wenig zeigen können, dass sie uns wichtig sind und dass sie eine Würde haben, die ihnen niemand nehmen kann. Und dem ein oder anderen tut es sicher auch gut, mit jemandem von „Außen“ zu reden – Sorge und Hoffnung aussprechen zu können.
Sind Sie mit solchen Situationen vertraut ?
Insolvenzen sind Gott sei Dank nicht unsere tägliche Arbeit, aber trotzdem kommt diese Situation auch auf uns immer wieder zu.
Wir haben die Insolvenz der Firma Walter Bau 2005 begleitet und auch die Firma Manroland war vor 2 Jahren in einer ähnlichen Situation. Nach dem Verkauf wurde dort ca. ein Drittel der Belegschaft entlassen und wir waren an dem Tag dabei, als die Kündigungen in einer großen Halle verteilt wurden - das war beruflich einer meiner schwersten Tage.
Wollen Sie den Mitarbeitern noch ein paar Worte mitgeben ?
Bei allem was passiert ist, denkt daran: Ihr seid nicht Schuld an der Insolvenz. Ihr macht gute Arbeit und habt euer bestes gegeben. Bewahrt euch euren guten Zusammenhalt und unterstützt euren Betriebsrat und eure Gewerkschaft. Die geben gerade alles, um zusammen mit dem Insolvenzverwalter Weltbild wieder flott zu kriegen.
Danken möchte ich noch dem Betriebsrat und dem Insolvenzverwalter, dass wir die Beschäftigten besuchen können und den Vertrauensleuten, die uns auf dem Weg durch die Hallen und Räume begleiten.
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Das ist ehrenwert von den KAB-Kollegen. Und mutig. Denn ihre obersten Bosse haben ordentlich dazu beigetragen, dass Weltbild jetzt im Insolvenzprozess ist. Sicher hätten sie gerne verhindert, was die nächsten Wochen alles auf uns zukommt. Und das einzige, was sie machen können, ist mit uns zu sprechen und unsere Sorgen anzuhören, vielleicht auch, dass sie den ein oder anderen Bischof vielleicht doch noch für eine anständige Behandlung von uns bringen können.
AntwortenLöschenWenn ich in der Situation dieser Betriebsseelsorger wäre, würde ich mich fragen, ob ich überhaupt noch in einer solchen Kirche arbeiten wollte. Ja, natürlich, viele kirchliche Beschäftigte sind irgendwann einmal voller Idealismus angetreten und jetzt so sehr mit diesem System verwachsen, dass sie darin alt und pensionsreif werden müssen, wenn sie nicht Hartz IV genießen wollen. Insofern werden sie frustriert über ihre obersten Hirten weitermachen oder sich jeden Tag sagen: Doch, ich kann ja was ändern! Wenn ich nicht wäre, wäre die Kirche noch viel schlimmer! Wenn ich nicht so mutig wäre ...
Was ich sagen will: Eigentlich brauchen diese Betriebsseelsorger unseren Trost und unsere Ermunterung. Ich bin zwar in wenigen Tagen arbeitslos, aber auch froh, endlich nicht mehr für diesen kirchlichen Arbeitgeber arbeiten zu müssen, dem diese KAB-Leute auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind - bis hinein in ihr Privatleben (wen sie heiraten dürfen, von wem sie sich nie scheiden lassen dürfen etc.). Wer hier noch an irgendeine höhere Macht glaubt, sollte für diese Menschen beten.
Ich bin froh das es die betriebliche Seelsorge gibt, und ihr besuch bei Weltbild ist mir immer eine Freude
AntwortenLöschenGanz ehrlich, ich habe in den ganzen Jahren noch nie einen der Seelsorger zu Gesicht bekommen, deshalb wundere ich mich, dass du von immer redest
LöschenWaren ungefähr auf jeder zweiten Betriebsversammlung dabei. Du nicht?
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