Mittwoch, 4. Januar 2012

Neuigkeiten über die SAP-Einführung ?


Man hat hier schon lange nichts mehr darüber gehört.

Letztes Jahr gab es eine Teileinführung für Finanzbuchhaltung und Artikelverwaltung, was für daran Unbeteiligte geräuschlos über die Bühne ging.
Im Sommer diesen Jahres 2012 soll als erstes komplett Kidoh über SAP abgewickelt werden, die anderen Firmen sollen 2013 folgen.

Funktioniert erstmal Kidoh vollständig und effizient über SAP, so dürften die größten Hürden genommen sein und eine Einführung in den anderen Firmen nur noch eine Wiederholung der bereits geübten Abläufe sein.
Vorausgesetzt, es gibt nicht zu viele Spezialitäten, bei denen man sich darauf geeinigt hat, das braucht man bei Kidoh nicht, aber bei Weltbild dann schon.

Kidoh ist also sozusagen die Generalprobe für Weltbild.
Außerdem haben die Mitarbeiter dann ein knappes Jahr Zeit, sich mit dem kompletten System und den Abläufen vertraut zu machen, bevor es ins Massengeschäft geht.

Der Zeitplan steht.
Er wird wohl erst auf Herz und Nieren geprüft werden, wenn die produktionsnahen Tests beginnen.
Hier wird sich herausstellen, wie sauber und vollständig gearbeitet wurde.

Einen Zeitplan kann man ziemlich lange einhalten, in dem man zu den definierten Terminen das Vereinbarte abliefert, aber eben nicht so detailliert, wie es eigentlich notwendig wäre.
Die Wahrheit tritt dann erst ans Licht, wenn die ersten Abläufe funktionieren sollen.
Oder, wenn auch unter Zeitdruck getestet wird, wenn das ganze bereits produktiv genutzt wird.
Eine übliche Vorgehensweise – wir haben noch einige Unebenheiten, die wir noch abschleifen müssen – wäre dann die übliche Sprachregelung. Schon mal gehört ?

Aber man sollte nicht allzu schwarzsehen.
Das ist nicht die erste SAP-Einführung und es ist auch keine Weltbild-Spezialität und kein Hexenwerk für eine Software, eine Artikelbestellung entgegenzunehmen, die Versendung zu unterstützen, eine Rechnung zu erstellen und aufzupassen, dass der Kunde auch zahlt.
Das machen tausende von Shops im Internet, das werden wir auch mit SAP schaffen.
Es wird am Anfang rumpeln und knirschen, es wird einige Dinge geben, die nicht mehr so gut wie früher sind, aber es werden weiterhin Pakete die Firma verlassen.

Weltbild wird besser verkaufbar sein, wenn es mit SAP läuft.
Ideal wäre ein Verkaufszeitpunkt kurz nach der SAP-Einführung, dann kann sich der neue Besitzer mit den Anfangsschwierigkeiten herumschlagen und trägt das Risiko der Einführung.

Wir bereiten uns auch insofern auf die Umstellung vor, dass wir wegen der Kirche schon mal das Sortiment kräftig einschränken, wie man so liest.
Dann muss SAP erstmal nicht so viele Aufträge verarbeiten.
Für den Käufer wird es aber schwer, das angeschlagene Image von Weltbild („Zensur durch die Kirche“) wieder herzustellen.
Aber vielleicht heißen wir ja dann auch anders, mit einem kleinen Weltbild in Klammern.

Apropos Image.
Da gab es ja noch die Großrechner-Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze durch die SAP-Einführung von der Geschäftsführung knallhart abgeschafft werden sollten.
Die Aussage war, man hat nicht vor, die Mitarbeiter auf SAP umzuschulen.
Die Aussage war, man muss Stellen abbauen, um die notwendigen Einsparungseffekte zu erzielen.
Das sind doch mal nette Aussagen für ein kirchliches Unternehmen !
Das nur noch mal zur Erinnerung, falls noch jemand Illusionen über kirchliche Unternehmen oder die Geschäftsführung von Weltbild haben sollte.

Wie ist die Lage bezüglich der Mitarbeiter ?
Wie die Post in den Fachabteilungen abgehen wird, dazu kann man jetzt noch nichts sagen.
Diese sind nicht so unmittelbar und unverblümt bedroht worden wie die Großrechner-Mitarbeiter.
Im Großrechnerbereich sind inzwischen wider Erwarten ganze Abteilungen in den SAP-Bereich übernommen worden.

Offensichtlich ist es doch möglich, auch ohne SAP-Erfahrung in diesen Bereich zu wechseln.
Jemanden mit gesundem Menschenverstand wundert das auch nicht, denn die so genannten SAP-Experten sind auch nicht auf Bäumen herangewachsen, sondern kommen von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter schulen und das nicht anderen Firmen überlassen.

Ironischerweise hängen ausgerechnet die Großrechner-Programmierer noch ziemlich in der Luft, obwohl sie als Programmierer mit wechselnden Programmiersprachen, Betriebssystemen und Entwicklungsumgebungen vertraut und somit flexibel sind.
Es gibt nach wie vor keine konkreten offiziellen Aussagen, wer sich nach der SAP-Einführung wo wieder finden wird, auf der Straße oder in einer anderen Abteilung.

Das vor dem Hintergrund, dass die zugesagte Sperrfrist für Kündigungen Ende Juni 2012 ausläuft.
Langjährige Mitarbeiter haben eine lange Kündigungsfrist.
Das heißt, der Moment der Wahrheit kann jetzt bald kommen.
Und es kann nur einen Grund geben, warum man langjährige Mitarbeiter nicht durch feste Zusagen motiviert, den Großrechner noch bis zum Schluss zu betreuen und die SAP-Einführung nach besten Kräften zu unterstützen.
Weil man sie eben nicht übernehmen will.
Mal abgesehen davon, dass man das dankenswerter Weise klipp und klar auch gesagt und nicht verschwiegen hat (s.o.).

Wie geht es den Mitarbeitern damit ?
Ein paar haben schon erfolgreich die Abteilung gewechselt.
Dann gibt es vermutlich einige, wie immer, die ihr Scherflein schon im Trockenen haben, oder das zumindest meinen.
Dann gibt es welche, denen wahrscheinlich Hoffnung gemacht wird, ohne dass sie etwas Festes in der Hand haben.

Der Rest wird irgendwo zwischen Resignation, Abwarten oder dem Hoffen, etwas anderes zu finden, stehen.
Aber das könnte übel ins Auge gehen.
Programmierer zwischen Mitte 40 und Mitte 50 werden nicht gerade händeringend gesucht.
Obwohl sie noch zwischen 10 und 20 Jahren Berufsleben vor sich haben, das ist ein Zeitraum, in dem ein SAP-Experte oder Shop-Programmierer drei- bis fünfmal die Firma wechselt.

Der Betriebsrat hat Kollegen aus diesem Bereich dringend empfohlen, sich auf ausgeschriebene Stellen bei Weltbild zu bewerben.
Wie schon vor längerem erwähnt, es spielt keine Rolle, ob man die Anforderungen hundertprozentig erfüllt.
Diese Anforderungen sind mit Absicht so formuliert, damit sich Interne nicht trauen, sich darauf zu bewerben und damit sie leicht abgelehnt werden können.


Der Betriebsrat hat Möglichkeiten, interne Bewerbungen zu unterstützen.

Er hat hier auch schon vielfältig interveniert und einen großen Teil dazu beigetragen, dass so viele KollegInnen aus dem Großrechner-Bereich SAP-Jobs bekommen haben.

Und, mancher mag es schon gar nicht mehr hören, aber das macht nichts:
Die Gewerkschaft Verdi ist nicht unser Feind, es nichts Verwerfliches an einer Gewerkschaftsmitgliedschaft, sondern es ist unser gutes Recht, dort einzutreten und zu verhindern, dass die Arbeitgeber willkürlich mit uns umspringen (siehe auch wieder oben).


So hat Verdi z.B. dem Betriebsrat bei der Betriebsvereinbarung zu SAP beratend beigestanden.
Nur die Gewerkschaften stehen zwischen uns und frühkapitalistischen Zuständen.


Wer von den Betroffenen zum Geschriebenen etwas beitragen möchte, nutze doch bitte den Kommentar-Link unter diesem Beitrag oder übersendet uns Informationen oder Beiträge direkt an blogredaktion@web.de.


8 Kommentare:

  1. Hör mir auf mit SAP :-((( Wenn die Einführung bei Kidoh dann genauso "gut" funktioniert, wie in dem Bereich, in dem es jetzt schon "läuft", dann gute Nacht!!! Jeder, den ich kenne und der damit arbeiten muss, schimpft über SAP.

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  2. Was macht ihr euch noch Gedanken über SAP?

    Ihr solltet euch lieber Gedanken darüber machen:

    - wie man Madonnenfiguren besser an den Mann bringt (etwa wie in Lourdes innen Schnapsflasche, außen Madonnengips)
    - wie man Rosenkränze unters Volk schüttet (als buddhistische Gebetskette getarnt)
    - wie man christliche Volksverdummung unter Jugendlichen verbreitet (englisches Wort auf den Umschlag wie YOUCAT und mittelalterliches Denken reinfüllen)
    - wie man katholische Bibeln ins BILD rückt (Lady Gaga das Buch entblättern lassen)
    - wie man fromme Choräle verkauft (Bushido das Booklet kotzen lassen)
    - wie man mehr Kreuze vertreiben kann (auf Abreißkalender drucken)
    - wie man ...

    Die Liste ließe sich fortsetzen. Aber ihr macht euch Gedanken um SAP! Ich lach mich tot.

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  3. Kritische Beobachterin6. Januar 2012 um 11:32

    Völlig unverständlich warum Weltbild eine funktionierende Software die von eigenen Mitarbeitern gut betreut wird durch eine Standart-Massen-Software ersetzt.Aber die Geschäftsleitung spielt ja schon lange mit dem Gedanken " Verkauf" und will sich das Geld für die notwendigen Investitionen eine eine eigene gut funktionierende IT sparen. Kurzfristig gedacht!!!! Ein Anzug von der Stange als Massenprodukt passt doch auch nie so gut wie ein Maßanzug. Und in dieser Größe wie Weltbild inzwischen ist wäre ein Maßanzug schon angemessen.

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  4. Zum vorletzten Kommentar - ja, ich finde es richtig und wichtig über SAP weiter zu berichten, auch das hat auf alle Mitarbeiter Auswirkungen. Zum Totlachen finde ich es überhaupt nicht, wenn in diesem Zusammenhang Mitarbeiter auf die Straße gesetzt werden.

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  5. Begleitet der Betriebrat eigentlich noch eng das Projekt, so wie es vor 2 Jahren angekündigt war? U.a. Prüfen der Projektdokumentation etc.

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    1. die Antwort zu obiger Frage würde mich auch interessieren...

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  6. Der Betriebsrat begleitet das Projekt weiterhin, bezüglich Datenschutz der Mitarbeiter, Berechtigungskonzepte, Schulung der Mitarbeiter, Projektfortschritt, Projektumfang, Einsatz der Software, Stellenbesetzungen usw.
    Der IT-Arbeitskreis informiert sich außerdem regelmäßig über den Projektstand bei den Verantwortlichen.
    Bei Fragen oder Verbesserungsvorschlägen zu diesem Thema gerne an den Betriebsrat wenden, das geht auch per Mail !
    Oder die Blogredaktion (blogredaktion@web.de
    ) übermittelt das.

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  7. SAP ist an der Insolvenz schuld - keine Frage

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