Sonntag, 18. Dezember 2011

Heiliger Bimbam: Die Sonntagssprüche von Kardinal Marx (Folge 2)

Viel hat sich getan seit letztem Sonntag: Kardinal Marx hatte zwar Zeit von der Konrad-Adenauer-Stiftung einen Preis entgegenzunehmen, weil er angeblich so sozial ist. Leider hatte er jedoch keine Zeit, uns Weltbild-MitarbeiterInnen in Augsburg zu besuchen, die wir uns über unsere soziale Zukunft Sorgen machen. Deshalb müssen wir auch diesen Sonntag mit den schönen Gedanken vorlieb nehmen, die der Kardinal in seinem Buch „Das Kapital“ niedergelegt hat.

Nachdem er auf Seite 22 festgestellt hat, dass einer immer größeren Zahl von Armen der Reichtum einiger weniger gegenübersteht, schreibt er auf den Seiten 24 bis 26, dass sich das Kapital in den Händen der Reichsten der Reichen zentralisiert. Weltweit gäbe es 1.125 Milliardäre, die zusammen 2.760 Milliarden Euro besäßen. Unter uns gesagt: ein Zehntel dieser Milliarden Vermögen gehört der katholischen deutschen Kirche, nämlich 270 Milliarden, wenn die Zahl stimmt, die DIE ZEIT jüngst in einem Artikel genannt hat. Mit anderen Worten: Auch Kardinal Marx gehört zu den Reichsten der Reichen, auf die er in seinem Buch den Finger richtet. Mir scheint sein Reichturm ein großer Unterschied zu der Armut seines Religionsgründers Jesus zu sein, der angeblich als Schreiner seine Kröten verdient hat, bevor er in der Bergpredigt „Selig sind die Armen“ ausrief.

Und in der Tat regt die heutige Situation der immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich den Münchener Kardinal zum Nachdenken darüber an, wie die Demokratie, die ja politische Gleichheit für alle propagiert, überleben soll, wenn die Ungleichheiten in der Verteilung der materiellen Güter und Lebenschancen immer weiter zunehmen. Unternehmen, so schreibt er auf Seite 27, strichen Milliardengewinne ein und bauten gleichzeitig Arbeitsplätze ab! Und während Manager Millionen verdienten, müssten die Steuerzahler für die Spekulationsverluste der Banken einstehen. Kein Wunder, dass heute 73 Prozent der Deutschen die wirtschaftlichen Verhältnisse hierzulande für ungerecht halten (Seite 29).

Ja, lieber Herr Kardinal, und wenn Sie nicht unseren Zukunftstarifvertrag unterschreiben (lassen), werden noch mehr Deutsche die Soziale Marktwirtschaft für ungerecht halten! Denn ohne Not haben Sie und ihre Kollegen in Würzburg uns in wirtschaftliche Gefahr gebracht. Mit Ihrer Unterschrift oder der Unterschrift Ihres Vertreters unter den Zukunftstarifvertrag könnten Sie beweisen, dass Ihnen das Schicksal von 6.500 Menschen, die anders als Sie nicht über Milliardenvermögen verfügen, ans Herz geht.

In diesem Sinn wünschen wir Ihnen von ver.di einen schönen und besinnlichen vierten Advent!

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