Freitag, 27. Januar 2012

Ver.di erringt Teilerfolge in zähen Tarifverhandlungen

Geschäftsführung spürt Druck durch Aktionen der Belegschaft
Unsere Demo zum Dom und die Forderung nach Vertretung im Aufsichtsrat haben Carel Halff nach eigenen Worten "überrascht". Die Geschäftsführung spürt die Entschlossenheit der MitarbeiterInnen und hat einige Zugeständnisse gemacht. In zentralen Punkten liegen die Positionen aber immer noch weit auseinander. Außerdem verzögert die Geschäftsführung die Verhandlungen mit merkwürdigen Spielchen. Deshalb müssen die Aktionen wohl weitergehen.

Entgegen ihrer Ankündigung am Ende der ersten Verhandlungsrunde legte die Geschäftsführung am Dienstag nichts Schriftliches vor. Dabei hatte die Kommission dem Verhandlungspartner auf dessen Bitte extra eine weitere Woche Zeit eingeräumt, um einen sauberen Entwurf vorzulegen. Trotzdem waren die BelegschaftsvertreterInnen gezwungen, sich die Vorschläge der Arbeitgeber in Stichworten mitzunotieren. Die Tarifkommission ließ sich auf das Spielchen ein, um wenigstens von ihrer Seite alles für einen zügigen Abschluss zu tun. Eine zielführende Verhandlung war so aber kaum möglich.

Mehrstündige Verhandlungen
Trotzdem kamen im Laufe der zähen Gespräche einige Punkte heraus, bei denen wir zu einer Einigung kommen könnten. Der Erhalt der Tarife und der Betriebsvereinbarungen wird von der Geschäftsführung akzeptiert. Einigkeit herrscht auch bei den Regelungen, welche die Auszubildenden betreffen. Ebenso sollen Entlassungen ausgeschlossen werden, die sich bei Weltbild aus dem Verkauf von Beteiligungen ergeben könnten. Hier enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon.

Zwei wesentliche Knackpunkte
Zum einen ist dies die Fassung des Kündigungsschutzes. Die Geschäftsführung will lediglich auf "Kündigungen wegen Verkauf" verzichten, und das auch nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Kündigungen, die der Geschäftsführung aus anderen "betriebsbedingten" Gründen notwendig erscheinen, sollen ohne Einschränkung ausgesprochen werden können. Hier werden wir ganz klare Regeln finden müssen, um das eine vom anderen zu unterscheiden. Eine Möglichkeit wäre, diese betriebsbedingten Kündigungen von der Zustimmung des Betriebsrates abhängig zu machen. Das lehnt die GF aber bisher ab.

Der zweite Punkt, in dem die Vorstellungen weit auseinander gehen, ist die Dauer der Beschäftigungssicherung. Hier fordert ver.di unverändert vier Jahre Arbeitsplatzsicherheit ab dem Datum des Verkaufs.

Die Tarifparteien vereinbarten weitere Verhandlungen innerhalb der nächsten 14 Tage.
Zur ver.di-Tarifkommission gehören: Stefan Kraft (Verhandlungsführer), Thomas Gürlebeck, Peter Fitz, Josef Trutt, Visnja Bernhard, Dolores Sailer, Peter Reichert-Meißl, Peter Hellriegel und Timm Boßmann.

Am Montag erscheint der neue "Picker" mit weiteren Hintergrund-Informationen.

7 Kommentare:

  1. Vergesst eure Verhandlungen. Sind alle unnötig. Die Müllers aus dem Allgäu machen die Rolle rückwärts und wollen jetzt gar nicht mehr verkaufen:

    http://www.christundwelt.de/detail/artikel/die-weltbilderstuermer/

    Wir sollen jetzt nur brav sein und vier Millionen Kunden Lourdeswasser und Fatima-Madonnen verkaufen. Ich hoffe, der Einkauf Ideenshop nimmt die Wünsche der Allgäuer Pornojäger wohlwollend auf. An einem Rosenkranz könnte sich sonst unsere Zukunft entscheiden. Könnte man bitte eine direkte UPS-Linie zwischen Augsburg und Immenried einrichten, um schnell den Segen für Produkte einzuholen, die katholisch genug sind, dass sie auch bei den Piusbrüdern keinen Anstoß erregen?

    Vielleicht solltet ihr vom Betriebsrat nicht mit Halff und Co., sondern lieber gleich mit den Meusers und Müllers dieser Welt verhandeln. Für mich sieht es jedenfalls so aus, als ob von denen die Zukunft von Weltbild entschieden wird und nicht von denen, von denen man es annimmt. Möglich, dass auch deshalb so wenig von den Marx- und Zschardaschfürsten hört.

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  2. ähem ... zählt zu den mehrstündigen zähen Verhandlungen auch das Kaffeetrinken beim Augsburger Bischof?

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  3. Interessanter Artikel über die Müllers.
    Ich finde es absolut abartig, daß ein Arbeitgeber sich die Leute danach aussuchen kann, welche Konfession sie haben oder ob sie geschieden sind.
    Das ist diskriminierend und finsterstes Mittelalter und sollte von Politik und/oder Gerichten endlich abgeschafft werden.
    Aber ich gebe den Müllers recht, daß man Weltbild auch anders führen könnte, statt es zu verkaufen.
    Ich fand es damals sehr merkwürdig, daß das Weltbild-Magazin eingestellt wurde, war es doch der Ursprung von Weltbild.
    Und Weltbild ist dermaßen kapitalistisch durchstrukturiert und rücksichtslos am Gewinn orientiert, auch oft auf dem Rücken der Mitarbeiter.
    Das sieht man jetzt auch wieder bei den Verhandlungen zum Zukunftstarifvertrag, wo sich Herr Halff nicht die Möglichkeit nehmen lassen will, Kündigungen auszusprechen.
    Da hat die Kirche viele Jahre lang jemanden schalten und walten lassen, für den nur der Profit zählt, ohne Rücksicht auf Kollateralschäden.
    Ein christlicher Unternehmenskurs wäre da eine echte Erholung, vorausgesetzt, es gibt keine Hexenjagd auf Geschiedene und Nicht-Katholiken und es bleiben noch ein paar Bücher übrig, die man verkaufen darf.
    Denn, liebe Leute, Sex ist heute überall, aber schlimmer sind skrupellose Menschen.

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  4. Mir kommt da grade ein anderer Gedanke. Halff bremst ja offensichtlich die Verhandlungen mit Ver.di und will sich das Recht, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen, nicht nehmen lassen. Ich kann mir vorstellen, dass uns durch die Radikalzensur die Kunden abhauen und zu Amazon überlaufen. Denn die haben WIRKLICH alles! Will man am Ende absichtlich auf diese Art den Weltbildkonzern schwächen, um sich reinen Gewissens in den nächsten Wochen von Mitarbeitern trennen zu können? Die Schuld für die Entlassungen kann man ja dann prima den Kirchenmännern in die Schuhe schieben. Jedenfalls verkauft sich ein derart verschlankter Betrieb doch mit links ;-)


    Ach .. apropos Amazon: ob das doppelte Müllerlottchen aus dem Allgäu wohl auch diese Fatima-Figur von Amazon zuhause hat? :-))))
    Link:
    http://www.amazon.de/Orion-Liebespuppe-Fatima-Fong-lebensgro%C3%9F/dp/B001GHL9SS/ref=sr_1_sc_2?ie=UTF8&qid=1327665569&sr=8-2-spell

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  5. ja, so wird die Fatima-Welt der Müller-Meusers nach dem Verkauf bzw. der programmatischen Zerschlagung von Weltbild aussehen:

    http://www.amazon.de/Orion-Liebespuppe-Fatima-Fong-lebensgro%C3%9F/dp/B001GHL9SS/ref=sr_1_sc_2?ie=UTF8&qid=1327665569&sr=8-2-spell

    Das ist das, was diese Ideologen erreichen. Am Ende gibt es nur noch drei amerikanisch-imperialistische Firmen, die verkaufen, was Geld bringt. Und die Müller-Meusers haben ihnen durch ihren Kampf gegen Weltbild Tür und Tor geöffnet. Da braucht Amazon nicht einmal Marketing-Gelder einzusetzen, um ein gesundes deutsches Unternehmen auf diese Art kaputt zu machen. Wenn diese Müller-Meusers es ernst meinen würden, würden sie sich gegen Amazon wenden und nicht gegen Weltbild. Aber über den eigenen Kirchturm sehen die ja nicht hinweg in ihrem beschränkten Denken.

    Und was Halff betrifft: Ihn hier schlecht zu machen, finde ich nicht gerechtfertigt. Sicher hat er auch Fehler, aber ihn als rücksichtlosen Kapitalisten zu stilisieren, erscheint mir nicht gerecht. Er hat mehr geleistet als diejenigen, die sich hier aufschwingen ihn zu beurteilen. Und er hat Weltbild durch viele Gefahren geführt und für Wachstum gesorgt, von dem wir alle leben. Klar müsst ihr von VERDI auch ihm gegenüber kritisch sein und ihn zum Feindbild aufblasen, aber unter uns: Kritik ja, wo angebracht und wenn sachlich, doch er ist sicher nicht unser Feind, sondern steht unter dem Druck von Leuten, die ihr nicht mal kennt, wenn er Verdi nicht so entgegenkommt, wie Verdi das möchte.

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    1. Ich will mich jetzt inhaltlich nicht in die Diskussion "Halff = skrupelloser Kapitalist?" einmischen. Möchte aber festhalten, dass nicht jede Meinung, die in den Kommentaren steht, eine ver.di-Aussage ist. Die Artikel kommen ausschließlich von GewerkschafterInnen, bei den Kommentaren kann und soll aber jeder mitschreiben, damit wir hier eine lebendige Diskussion mit verschiedenen Standpunkten haben ;-)

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