In Deutschland erkranken jährlich immer mehr Menschen auf Grund psychischer Belastungen. Aktuellen Studien zufolge sind etwa 8 Millionen Menschen betroffen.
Der individuelle Freiraum des Menschen war niemals größer als heutzutage, gleichzeitig steigt der Leistungsdruck durch die kontinuierlichen Veränderungen in der Arbeitswelt.
Millionen Menschen leiden unter den Folgen dieser Veränderungen und den zugleich oftmals erlebten Wegfall sozialer Sicherheiten und werden psychisch krank.
Trotz insgesamt sinkendem Krankenstand, steigt die Anzahl an Krankschreibungen infolge psychischer Erkrankungen an, seit 1997 bis jetzt um fast 70%.
Statistiken der Krankenkassen zeigen, dass etwa jeder dritte Mensch im Laufe seines Lebens eine schwere psychische Störung erleidet.
Arten psychischer Erkrankungen
Definition: Eine psychische/ seelische Störung ist eine krankhafte Beeinträchtigung der Wahr-
nehmung, des Denkens, Fühlens, Verhaltens bzw. der Erlebnisverarbeitung oder der
sozialen Beziehungen.
Zum Wesen dieser Störungen gehört, dass sie der willentlichen Steuerung durch den
Betroffenen nicht mehr oder nur noch zum Teil zugänglich sind.
Psychische Erkrankungen werden in der klinischen Anwendung in zwei Diagnose- und Klassifikationsschemata eingeteilt:
- Weltweit: ICD-10, WHO (F00-F99)
- in der psychiatrischen/psychologischen Forschung: DSM 5, American Psychiatric Association
Zu den Erkrankungen zählen -neben vielen weitern :
- Depressionen (depressive Verstimmung, Winterdepression, manisch-depressive Erkrankungen)
- Schizophrenie
- Posttraumatische Belastungsstörung
- Zwangsstörungen
- Angsterkrankungen und Phobien, Panikattacken
- Persönlichkeitsstörungen, dissoziative Störungen, Borderline-Störung
- Suchterkrankungen
Ursachen
Psychische Erkrankungen können die unterschiedlichsten Ursachen haben. Neben erblich bedingten Störungen, wie beispielsweise der Schizophrenie, können schwere Schicksalsschläge wie der Tod der Eltern, des Kindes oder Krankheiten, aber auch traumatische Erlebnisse, beispielsweise Einsatz in Kriegsgebieten, schwere Autounfälle, sexueller Missbrauch oder Arbeitsplatzverlust, zu psychischen Störungen führen.
Gerade der Arbeitsplatzverlust kann zu einem Trauma führen. Dr. Dietrich Munz, Präsident der BundesPsychotherapatheutenKammer (BPtK) bringt es auf den Punkt:
"Arbeit ist ein wesentlicher Faktor für die psychische Gesundheit, weil sie in unserer Gesellschaft eine zentrale Bedeutung für das Selbstwertgefühl des Menschen hat. Arbeit kann aber auch massiv überfordern und krank machen. Starker Leistungsdruck, Arbeitsplatzunsicherheit und eine immer unklarere Trennung zwischen Arbeit und Erholung führen immer häufiger zu Arbeitsunfähigkeit wegen psychologischer Erkrankungen."
Symptome
Psychische Störungen sind nicht einfach da, vielmehr ist ihre Entstehung ein schleichender Prozess mit einer ganzen Vielzahl an Warnsignalen und Hinweisen.
Die häufigsten Symptome sind.
- länger andauernde Schlafstörungen
- Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Angstzustände und Panikattacken
- wiederholtes Auftreten von Alpträumen
- Körperliche Übererregtheit, Reizbarkeit und Neigung zu übersteigerten Gefühlsreaktionen
- Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen und ihrer Umgebung, Rückzug aus dem sozialen Leben, Gefühlstaubheit "Neben-sich-stehen"
- Flucht in den Rausch (Alkohol, Medikamente, weiche und harte Drogen)
- Verwahrlosung
Stigma: psychisch krank
Für betroffene Menschen ist es oft nicht leicht, sich einzugestehen, dass sie krank sind. Oftmals zwingen sie ihr persönliches Umfeld, wie zum Beispiel den/die PartnerIn oder die eigenen Kinder, in eine sogenannte Co-Abhängigkeit. Nach außen wird der Schein "Alles-ist-gut" gewahrt, innerlich zerbricht das komplette Leben in tausend Scherben.
Denn auch in der Arbeitswelt wird das Thema psychischer Erkrankungen stark stigmatisiert. Das Verständnis von Mitarbeitern und Kollegen für psychische Probleme ist eher gering und das Thema wird bewusst vermieden.
Hierbei besteht dringender Handlungsbedarf, sowohl für Betriebe als auch für Betroffene, das Thema mehr als bisher aus der Tabuzone herauszuholen.
Was kann man tun?
Zerbricht die "heile Welt", hat das für einen betroffenen Menschen oftmals schwerwiegende Folgen.
Sucht die Person sich keine Hilfe, weil er sich nicht bewusst ist, dass er/sie krank ist oder will es nicht wahrhaben, beginnt eine Spirale, die sich immer schneller ins Negative dreht.
Hat sich das persönliche Umfeld erst einmal abgewandt, folgt schnell die soziale Isolation, Verwahrlosung und im schlimmsten Falle, ist der Suizid der einzig mögliche Ausweg.
Soweit muss es aber gar nicht erst kommen.
Verhaltensveränderungen werden von einem Selbst oftmals recht schnell wahrgenommen, das heißt nicht automatisch, dass man psychisch erkrankt ist.
Dauern bestimmte Beschwerden, wie beispielsweise Schlafstörungen,länger als 6 Wochen an oder neigt man immer öfter dazu ein "Gläschen Wein" oder ein "Bierchen" zur Entspannung zu trinken, sollte man das nicht einfach abtun.
Auch wenn man gewisse Veränderungen an Kollegen feststellt, nützt es Keinem, das Thema totzuschweigen oder das Problem schlichtweg zu ignorieren.
Offener Umgang, persönliche Gespräche zu diesem Thema und schnelles Reagieren können verhindern, dass eine Person abrutscht.
Wichtig dabei ist aber, dass man nicht urteilt oder wertet. Fühlt sich eine betroffene Person missverstanden oder abgewertet, wird schnell ein Blockade-Verhalten eintreten.
Nicht immer ist die Lösung des Problems eine Therapie, in der man auf einem Sofa liegend, einem mehr oder wenig gutem Therapeuten seine Lebensgeschichte erzählt.(Dieses Klischee von einer Therapiesitzung ist längst überholt, hält sich aber hartnäckig in den Köpfen.)
Man sollte sich überlegen, was einem persönlich Kraft gibt. Das können Spaziergänge im Wald sein, die eigene Familie, die einen bestärkt, aber auch Haustiere und Hobbies lassen einen neue Energien tanken.
Sich mit positiven Dingen umgeben und das Negative für eine Weile ausblenden,aber auch sich Pausen zwischendurch gönnen,ausreichend Schlaf und regelmäßige, gesunde Mahlzeiten, tragen zu einer gesunden, stabilen Psyche bei.
Reichen die eigenen Kraftfelder nicht mehr aus, weil man schon zu tief in einem Problem gefangen ist, kann man sich bei verschiedenen Stellen professionelle Hilfe suchen.
Anlaufstellen
Für akute Probleme hat man die Möglichkeit, sich an die Telefon Seelsorge zu wenden. Diese ist täglich unter den Nummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erreichbar.
Bei Fragen zum Thema Trauer, Verlust, Abschied steht das Trauer Telefon jeden Mittwoch von 19 Uhr bis 22 Uhr unter der Nummer 0821-3497349 zur Verfügung.
Sucht man ein persönliches Trauer-Beratungsgespräch, kann man sich an Norbert Kugler, Trauerbegleiter der Diözese Augsburg wenden.
Erreichbar ist die Kontaktstelle Trauerbegleitung der Diözese Augsburg unter der Nummer 08276-58600.
Im Internet finden sich hilfreiche Seiten zum Thema:
Eine Anlaufstelle in Augsburg ist das Traumahilfe Netzwerk, im "Haus Tobias" beim Zentralklinikum.
Das Netzwerk unterstützt Menschen mit traumatischen Erlebnissen mit dem Ziel, Ihnen wieder ein normales Alltagsleben zu ermöglichen.
Das Angebot des Traumahilfe Netzwerk umfasst:
- telefonische Beratung und Information
- persönliche Beratung
- Kurzberatung von 3 bis 5 Sitzungen (Keine Therapie)
- Gruppenangebote zur Stabilisierung
- generelle Information über Trauma und Behandlungsmöglichkeiten
- Information über körperliche und seelische Reaktionen nach Traumatisierung
- Informationen über mögliche Folgestörungen und ihre Vermeidung
- Aktivierung von Ressourcen und eigenen Fähigkeiten
- Informationen über mögliche Behandlungsformen
- Informationen über spezielle Angebote in der Region
- Unterstützung bei der Suche nach Therapeuten
Kontaktinformationen zum Traumahilfe Netzwerk:
Telefon: 0821-44409484
Niemand muss sich alleine durch schwere Zeiten kämpfen, man muss nur den Mut haben, um Hilfe zu bitten.
Quellen: