Montag, 27. März 2017

Ungleichheit ist kein Naturereignis


SOZIALE SPALTUNG - Die Politik muss entgegenwirken


Dierk Hirschel leitet den Bereich Wirtschaftspolitik beim ver.di- Bundesvorstand

Deutschland ist ein ungleiches Land. Seit einem Vierteljahrhundert öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter. Die soziale Gerechtigkeit ist unter die Räder gekommen. Während Winterkorn, Ackermann & Co millionenschwere leistungslose Einkommen kassieren, tragen Krankenschwestern, Altenpfleger und Postboten große Verantwortung für wenig Geld. Für das Jahresgehalt eines DAX-Vorstands muss ein einfacher Beschäftigter im Schnitt 57 Jahre arbeiten.

Das große Einkommensgefälle ist ein Spiegelbild gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Die erste Runde der Einkommensverteilung - die sogenannte Primärverteilung - ging in den letzten Jahrzehnten fast immer an die Unternehmer und Vermögensbesitzer. Während Löhne und Gehälter nicht vom Fleck kamen, setzten Gewinne und Vermögenseinkommen Fett an. Die Lohnquote - der Anteil der Löhne am Volkseinkommen - sank, und die Bruttoeinkommen verteilten sich immer ungleicher. Diese eklatante Schieflage konnte in der zweiten Verteilungsrunde durch Steuern und Transfers nicht mehr angemessen korrigiert werden. Folglich nahm die Ungleichheit nach Umverteilung zu.

Die Nettoeinkommen der reichsten zehn Prozent stiegen zwischen 1991 und 2014 preisbereinigt um 27 Prozent. Gleichzeitig sanken die Einkommen des ärmsten Zehntels um acht Prozent. Die Mitte der Gesellschaft musste ebenfalls Einkommensverluste hinnehmen. Die Einkommen der unteren 40 Prozent schrumpften. Zwangsläufig konzentrierte sich immer mehr Einkommen in wenigen Händen. Die reichsten zehn Prozent besitzen heute fast ein Viertel des gesamten Einkommenskuchens. Das Kuchenstück der ärmsten 20 Prozent umfasst hingegen nicht einmal ein Zehntel.

Noch dramatischer ist die Lage bei den Vermögen. Aktien, Anleihen und Immobilien sind ungleicher verteilt als Einkommen. Das reichste Prozent besitzt heute ein Drittel des gesamten privaten Nettovermögens. Das reichste Zehntel verfügt über zwei Drittel. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung geht hingegen fast leer aus.

Für das Jahresgehalt eines DAX-Vorstands muss ein einfacher Beschäftigter im Schnitt 57 Jahre arbeiten


In der neoliberalen Märchenwelt ist die wachsende Ungleichheit ein zwangsläufiges Ergebnis des wirtschaftlichen Wandels. Der technische Fortschritt und die Globalisierung führen angeblich zu einer steigenden Nachfrage nach hoch qualifizierten Arbeitskräften. Folglich klettern deren Einkommen. Gleichzeitig finden gering Qualifizierte kaum noch Arbeit, weswegen ihre Löhne schrumpfen. Diese vermeintlich einleuchtende Erklärung besteht aber keinen Praxistest. Während in allen Industrieländern der Sturm der Globalisierung und Digitalisierung wütet, entwickelt sich die Verteilung unterschiedlich.

Unbestritten hat die erweiterte internationale Arbeitsteilung die Verhandlungsmacht der Kapitaleigentümer und des Managements gestärkt. Die Herrschaft der Finanzmärkte verschärfte die Umverteilung von Unten nach Oben. Unbestritten ist auch der massive Umbau der Arbeitswelt im digitalen Zeitalter. Die Auswirkungen dieses ökonomischen Strukturwandels auf die Einkommens- und Vermögensverteilung sind aber immer abhängig von seiner politischen Gestaltung.

Politik macht den Unterschied. Im Mittelpunkt steht dabei der Arbeitsmarkt. Die wachsende Ungleichheit geht im Kern auf die politische Entwertung und Entgrenzung der Arbeit zurück. Armutslöhne und prekäre Beschäftigung schwächten die Gewerkschaften. Die Tarifflucht vieler Unternehmen tat ein Übriges. Heute verhandeln ver.di, IG Metall und Co. nur noch für drei von fünf Beschäftigten. Und der neoliberale Ab- und Umbau des Sozialstaates - Leistungskürzungen bei Arbeitslosigkeit, Rente und Gesundheit sowie eine umfangreiche steuerpolitische Reichtumspflege - ist dafür verantwortlich, dass die stark wachsende Ungleichheit der Markteinkommen nicht mehr verteilungspolitisch gebremst werden konnte. Damit muss Schluss sein.

Das beste Rezept gegen Ungleichheit sind starke Gewerkschaften und ein gutes Regelwerk auf dem Arbeitsmarkt. Deswegen muss zunächst das Tarifsystem gestärkt, prekäre durch gute Arbeit ersetzt, der Mindestlohn erhöht, die Hartz-Gesetze müssen korrigiert und die Mitbestimmung muss ausgebaut werden. Darüber hinaus muss unser Sozialstaat wieder für mehr Steuergerechtigkeit sorgen. Große Einkommen und Vermögen müssen stärker besteuert werden. Dafür brauchen wir einen höheren Spitzensteuersatz, eine Vermögenssteuer sowie eine höhere Besteuerung großer Erbschaften und Unternehmensgewinne. Die kommenden Bundestagswahlen werden darüber entscheiden, ob sich die soziale Spaltung fortsetzt. Mehr soziale Gerechtigkeit erfordert mehr gewerkschaftliche und politische Gegenmacht.

Aus ver.di publik 1-2017


Donnerstag, 23. März 2017

Der Knüller: Weltbild hatte mal eine tolle eigene Logistik!


Sensationeller Fund – Historisches Dokument aufgetaucht!


Kaum zu glauben. Aus den Tiefen des Internets ist bei youtube ein Video aufgetaucht, das ihr unbedingt anschauen müsst. Da fasst man sich an den Kopf und fragt sich staunend: Gab's das wirklich? Ja, das gab's wirklich – bei Weltbild.

Ein hochmodernes Versandzentrum, genau auf die Bedürfnisse von Weltbild zugeschnitten, wo komplexe Abläufe reibungslos ineinander laufen, wo alles genau aufeinander abgestimmt ist und ausgeführt wird von qualifiziertem Personal! Das Know-how, die Technik und die Kompetenz – alles in einer Hand bei Weltbild. Und das direkt vor der Haustür in Augsburg Lechhausen. All das mit einem einzigen Ziel: Damit die Kunden zügig genau das bekommen, was sie bestellt haben. Unglaublich!

Wenn es das nicht schon gegeben hätte, man hätte es erst erfinden müssen ... oder irgendwo anders mühsam neu bauen müssen ... 




Ja, hätte man das mal früher gewusst ... Hätte einem das mal einer gesagt ... 

Diejenigen, die sich heute mit den Abläufen der neuen Logistik in Bor befassen, werden mit großen Augen vor dem Bildschirm sitzen und denken: geradezu unglaublich, wie das alles funktioniert hat!

Und diejenigen, die jahrelang im Weltbild-Versandzentrum gearbeitet haben und dann miterleben mussten, wie es nach und nach platt gemacht wurde, und die alle in die Arbeitslosigkeit gegangen sind ... denen wird es die Tränen in die Augen treiben.

Kein Wunder, dass der Betriebsrat und die Gewerkschaft bis zuletzt vehement für eine Fortführung der Weltbild-Logistik gekämpft haben – und nie von diesem Ziel abgerückt sind.

Und nicht zuletzt wird diejenigen unter den KollegInnen, die meinten, ihre eigenen Jobs retten zu können, indem man stillschweigend die Logistik opfert, langsam ein mulmiges Gefühl beschleichen beim Vergleich des Videos mit dem aktuellen Bor-Versand. 

Ob die Überflieger von der Droege Group in Düsseldorf überhaupt wussten, was es hier für ein tolles Versandzentrum gab? Wahrscheinlich nicht, denn der sensationelle Film aus dem Internet kommt ja jetzt erst ans Tageslicht. 

Nee, Spaß beiseite. Natürlich wussten sie es. Aber es ist ihnen zu teuer gewesen. Kennt man ja.

Ist immer gut, wenn man einen Investor an Hand hat, der ein top funktionierendes Versandzentrum so konsequent schließen kann. Jedes Metier hat seinen Meister! 


Samstag, 18. März 2017

WELTBILD-Logistik nimmt Abschied: Danke, Herr Dröge, für NICHTS!


"Ihr wart verantwortlich für die Arbeitsbedingungen von Menschen, die ihr gar nicht kennt." Sichtlich bewegt nahm ver.di-Sekretär Thomas Gürlebeck am Freitag Abschied von den KollegInnen der WELTBILD-Logistik. Als einer der wenigen streikfähigen Betriebe habe WELTBILD die Tarifverträge des bayerischen Buchhandels entscheidend geprägt. "Ohne euch ist die Luft raus", fürchtet der Gewerkschafter und bedankte sich auf der letzten Betriebsversammlung vor der Schließung bei den KollegInnen.



Auch BR-Vorsitzender Peter Fitz nahm nach 26 Jahren Abschied: "Den größten Teil von euch kenne ich schon seit Jahrzehnten, und es war mir immer eine Freude mit euch zusammenzuarbeiten. Wir haben in dieser Zeit viel erreicht, und wir konnten uns immer aufeinander verlassen. Ohne euch wäre es unmöglich gewesen, auch nur eine der zahlreichen Gehaltserhöhungen durchzuboxen."

Der BR wehrte sich bis zuletzt gegen die Schließung

Peter Fitz betonte, dass sich der Betriebsrat bis zuletzt "vehement und mit allen guten Argumenten" gegen die Schließung gewehrt hatte. Am Ende leider erfolglos: "Wieder einmal hat es ein Kapitalist, in unserem Fall ein Herr Droege aus Düsseldorf, geschafft, ein Unternehmen, das man nach der Insolvenz wieder gut hätte weiterführen und zum Erfolg bringen können, durch Ignoranz, Kaltschnäuzigkeit und Rechthaberei an die Wand zu fahren."

Das bestätigte auch Gürlebeck: "Ihr seid dafür verantwortlich, dass es 2014 weiterging. Durch euren unverdrossenen Einsatz war es möglich, Herrn Dröge ein zukunftsfähiges Unternehmen zu übergeben. Jetzt nimmt er WELTBILD die größte Stütze weg – eine funktionierende Logistik."

Das betonte auch die langjährige Betriebsrätin Visnja Bernhard: "Wir haben bis zum Schluss unseren Job gemacht. Wir gehen erhobenen Hauptes hier raus, denn wir sind es wert!" Zusammen mit Peter Fitz hat Visnja Bernhard den Betriebsrat von WELTBILD über Jahrzehnte geprägt. Etliche Betriebsvereinbarungen – wie zum Beispiel zur flexiblen Arbeitszeit – gehen wesentlich auf ihren unermüdlichen Einsatz zurück. Dafür und für den kämpferischen Einsatz als Gewerkschafter bedankte sich Thomas Gürlebeck bei beiden mit einem Blumenstrauß.



"Wir gehen erhobenen Hauptes hier raus!"

Im Anschluß meldeten sich auch die Betriebsseelsorger Erwin Helmer, Hans Gilg und Leo Bernhard zu Wort. Alle drei haben die WELTBILD-Belegschaft während der letzten Jahre intensiv begleitet und unterstützt. Helmer erinnerte an Artikel 14 des Grundgesetztes: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. "Da hat wohl jemand gelesen: Eigentum soll der Gemeinheit dienen. Ihr seid Opfer einer Gemeinheit geworden und falscher Versprechungen. Hier werden Menschen zu Spekulationsobjekten gemacht, das ist eine Ungerechtigkeit."

Hans Gilg von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) erzählte von der Begegnung mit einer Kollegin: "Die hat mir gesagt: Dröge hat mir die Gesundheit genommen und jetzt auch noch meinen Arbeitsplatz und meine Existenz. Aber meine Würde nimmt er mir nicht." Gilg ist sich sicher: "Wenn ihr am letzten Tag in den Spiegel schaut, dann könnt ihr reinschauen, denn ihr habt bis zuletzt gekämpft. Ich weiß nicht, was ein Herr Dröge sieht, wenn er in den Spiegel schaut."

Milliardär Dröge jetzt auf Platz 15 der reichsten Deutschen

Dazu passte auch ein Hinweis von Peter Fitz: In dem Zeitraum, in dem Droege tausende von Arbeitsplätzen bei WELTBILD und in den Filialen vernichtete, "kletterte er von Platz 74 auf Platz 15 auf der Liste der reichsten Deutschen und hat inzwischen ein Privatvermögen von unvorstellbaren 6,4 Milliarden Euro angehäuft."

Entsprechend versammelten sich ein letztes Fähnlein ungebrochener Logistik-KollegInnen für ein letztes Foto hinter einem Banner mit der Aufschrift "Vom Retter zum Schredder – Hauptsache Dröge geht es gut!" Beendet wurde die Betriebsversammlung mit einigen Piccolos Sekt, den die Gewerkschaft ver.di spendiert hatte. Auf den Etiketten stand zu lesen, was den KollegInnen auf der Zunge lag: "Ich habe fertig… Danke, Herr Droege, für NICHTS!"


Montag, 13. März 2017

Betriebsrats-Mobbing bei LIDL


Union-Busting - schlicht ausgedrückt : Gewerkschaftsvermeidung, treffender ist  "Gewerkschafts-Prügel"
Was auf den ersten Blick recht harmlos wirkt und weit weg scheint, breitet sich immer weiter in Unternehmen in Deutschland aus.
Es ist inzwischen kein amerikanisches Phänomen mehr, wie eine Studie der gewerkschaftsnahen Otto Brenner Stiftung belegt.
Beispiele gibt es viele, von Samsung über BMW, Volkswagen, Siemens, H&M zu McDonalds oder Burger King, um nur ein paar zu nennen.

Aber auch ganz in unserer Nähe versuchen Arbeitgeber "lästige Betriebsräte" loszuwerden.
Aktuellster Fall: Lidl in Graben bei Augsburg.

Lidl will Betriebsratsmitglied kündigen


Die Geschäftsführung des Lidl-Logistikzentrums in Graben versucht derzeit einem Betriebsratsmitglied zu kündigen.
Hintergrund ist, dass der betreffende Kollege sowohl seinen Chef, als auch einen behinderten Mitarbeiter beschimpft haben soll.
Diesen Vorwurf weist der 41-jährige von sich,  Der Betriebsrat stimmte der Kündigung auch nicht zu.
Im November letzten Jahres fand ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht Augsburg statt, der ohne Ergebnis blieb. Im April steht ein Kammertermin an.

Betriebsrat soll eingeschüchtert werden


Im Sommer 2016 fand im Lidl-Logistikzentrum mit etwa 170 MitarbeiterInnen die erste 
Betriebsratswahl statt, die ohne Probleme ablief. Es scheint, als hätte die Geschäftsführung inzwischen erkannt, dass es aufgrund von deutschem Recht und der daraus folgenden Rechtssprechung schwierig ist, Betriebsratswahlen zu verhindern.
Thomas Gürlebeck, zuständiger ver.di-Sekretär, vermutet, dass mit der versuchten Kündigung das gesamte Gremium eingeschüchtert werden soll. "Anstatt mit Betriebsräten vertrauensvoll zusammenzuarbeiten, will Lidl diese aus dem Unternehmen entfernen", so Gürlebeck.
Die Vermutung liegt nahe, da das Betriebsratsmitglied treibende Kraft hinter der Wahl gewesen ist, auch wenn Lidl diesen Zusammenhang dementiert.

Vorwürfe nicht haltbar

Der von der Kündigung bedrohte Betriebsrat weist die Anschuldigungen von sich.
Lidl habe bislang keine unbeteiligten Zeugen für die vermeintlichen Äußerungen gegenüber den Kollegen benennen können.
Dennoch versuchte die Lidl-Geschäftsleitung kurz vor Weihnachten erneut, dem Gewerkschafter zu kündigen. Der Vorwurf diesmal lautete, dass sich der 41-jährige gegenüber einer Person einer Fremdfirma abfällig über die Geschäftsleitung geäußert habe.
Das Betriebsratsgremium stellte einen Fragenkatalog zusammen, in dem die Geschäftsführung aufgefordert wurde, genau zu benennen, wann der Vorfall stattgefunden habe und wem gegenüber diese Äußerungen getätigt wurden. Dies blieb bis zum jetzigen Zeitpunkt unbeantwortet.

Wie geht es weiter?

Für Ende März 2017 war ein Kammertermin vor dem Arbeitsgericht angesetzt, der auf Bitten Lidls verschoben wurde, Vermutlich findet der Termin nun im April statt.
Der ver.di-Bezirk Augsburg hat eine Postkartenaktion gestartet, um den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen.






Die Postkarten werden gesammelt und zusammen der Lidl-Geschäftsführung übergeben.
Postkarten können per E-Mail beim ver.di-Bezirk Augsburg angefordert werden:
fb12.augsburg@verdi.de

Quelle: ver.di - www.verdi.de

Freitag, 10. März 2017

Vom Konflikt zur Kampagne: Schritt für Schritt stärker werden


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute stellen wir Euch das nächste Seminar aus dem ver.di-Bildungsprogramm für die Mitglieder vor.
Nähere Infos finden sich auch unter www.verdi-bildungsportal.de.

Zur Erinnerung:
ver.di hat für die Mitglieder ein umfangreiches Bildungsprogramm, meist kostenlos und meist mit Fahrtkostenzuschuss.


Vom Konflikt zur Kampagne: Schritt für Schritt stärker werden


vom 23.06.2017 bis 25.06.2017 in Beilngries-Paulushofen
Beginn: Freitag um 18:00 Uhr
Ende: Sonntag nach dem Mittagessen
Veranstaltungsnummer:
17/30/373

Teilnahmegebühr für Nicht-Mitglieder: € 235,00
(für ver.di Mitglieder aus Bayern trägt der
ver.di Landesbezirk die Teilnahmegebühr)

Wer im Betrieb oder der Dienststelle etwas durchsetzen will, braucht die Belegschaft hinter sich. Aber es wird immer schwieriger, Kolleginnen und Kollegen für gewerkschaftliche Themen zu begeistern. Wir haben einen Kampagnen-Baukasten entwickelt, der euch Schritt für Schritt zum Erfolg führt. Das Seminar für Vertrauensleute und gewerkschaftlich aktive Mitglieder im Betriebs-oder Personalrat, die schnell viel(e) erreichen wollen.

Ausgehend von realen Konflikten in euren eigenen Betrieben erarbeitet ihr komplette Kampagnen-Konzepte, die sich wirklich umsetzen lassen. Erfahrene Verdianer_innen begleiten eure Arbeitsgruppen, und zeigen euch bewährte Methoden und Techniken:

  • Welche Themen und Konflikte eignen sich für Kampagnen?
  • Ziele finden und formulieren mit der SMART-Methode
  • Betriebslandkarte: ver.di-Netzwerke im Betrieb bilden und ausbauen
  • Unternehmens-Recherche: Angriffspunkte erkennen und nutzen
  • Strategisch planen: vom Kampagnen-Slogan bis zur Druckkurve
  • Aktionen, Aktionen, Aktionen: So findet ihr Ideen, die begeistern
 

Donnerstag, 9. März 2017

Letzte Betriebsversammlung in der Logistik


Am 31. März schließt die Logistik von WELTBILD. Alle verbliebenen rund 300 KollegInnen wechseln für 9 Monate in eine Transfergesellschaft. Unsere KundInnen sollen künftig über ein Lager in Tschechien beliefert werden. Der Betriebsrat hatte sich bis zuletzt für den Fortbestand der Auslieferung in Augsburg eingesetzt. Das Management des ALSO-Konzerns, zu dem die Logistik seit der Insolvenz gehörte, führte gezielt eine erneute Pleite herbei und will den billig erworbenen Standort künftig für eigene Geschäfte nutzen. MitarbeiterInnen von der WELTBILD-Logistik werden dabei aber nicht übernommen. 



Montag, 6. März 2017

Einladung: Internationaler Frauentag


Der DGB Augsburg lädt alle interessierten Kolleginnen herzlich zur Feier des Internationalen Frauentags 2017 ein. 



Mittwoch, 08. März 2017, 19:00 Uhr
im Abraxas, Sommestr. 30, 86156 Augsburg
(Straßenbahnhaltestelle St. Thaddäus, Linie 2)

Unter dem Motto "Lieber gleich berechtigt als später" gibt es 
 
• Nachdenkliches zum Internationalen Frauentag
• Spritzige Sketche der DGB-Frauen
• musikalische Gestaltung: Helga S.


Zur Einstimmung auf diesen wichtigen Tag hier noch ein kleiner Film: 
"Ist Gleichberechtigung noch ein Thema in deiner Generation?"



Frauen von Altersarmut besonders bedroht





Zum Vergrößern einfach die Bilder anklicken. Wer die Information als PDF-Datei herunterladen möchte, klickt bitte hier (Dropbox).

Freitag, 3. März 2017

BR-Info: Arbeitsbedingungen verbessern sich nicht von selbst


Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der WELTBILD-Verwaltung ist seit Wochen ein zentraler Punkt auf der Agenda des Betriebsrats. Heute hat das Gremium ein Rundschreiben veröffentlicht und berichtet von konkreten Fortschritten bei diesem wichtigen Thema. Wir dokumentieren hier den Wortlaut:


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

auf unserer jüngsten Betriebsversammlung im Dezember haben wir euch von den Resultaten der Psychischen Gefährdungsbeurteilung berichtet. Niemand hatte ein berauschendes Ergebnis erwartet, aber die Werte waren noch weit schlechter als befürchtet. Wer Details nachlesen möchte, wird im hier fündig: Gefährdungsbeurteilung: Arbeit bei Weltbild macht Mitarbeiter krank.

Selbst unsere Geschäftsführung war zunächst bestürzt, wie brutal die Belastungen für die Beschäftigten sind, und wie hoch die Unzufriedenheit tatsächlich ist. Den spontanen Lippenbekenntnissen folgten leider zunächst keine Taten. Nun lassen sich die unhaltbaren Zustände mit ein paar warmen Worten aber nicht ändern. Verbesserungen erfordern konkrete Maßnahmen, die am Ende eben auch Geld kosten. Geld, das offensichtlich immer dann ausreichend vorhanden ist, wenn man Führungskräfte abfinden möchte, oder die Ergebnisse der eigenen Fehlplanungen korrigieren muss. 

Wir sind der Meinung: Die Gesundheit der MitarbeiterInnen hat oberste Priorität. Deshalb haben wir in den zurückliegenden Wochen einen steten Druck ausgeübt, um bei diesem wichtigen Thema etwas zu bewegen. Was haben wir bisher erreicht? 

Die Paritätische Kommission hat fleißig gearbeitet und in vielen Fällen einvernehmliche Lösungen gefunden. Die umfangreiche Mängelliste, die bei den Begehungen aufgenommen wurde, ist laut den Zentralen Diensten zum größten Teil abgearbeitet. Es gibt eine neue Betriebsärztin und die Einsatzstunden der – ebenfalls neuen – Sicherheitsfachkraft wurden deutlich über das gesetzliche Mindestmaß hinaus erhöht.

Die Personalleitung hat mit allen Führungskräften der untersuchten Bereiche gesprochen, und versucht, sich selbst ein Bild zu machen. Die Ergebnisse waren aus unserer Sicht aber noch nicht zielführend. Deshalb haben wir vehement darauf gedrungen, dass in allen 8 Bereichen Mitarbeiter-Workshops stattfinden. Mithilfe fachkundiger, externer Moderatoren sollen konkrete Lösungen für die vielfältigen Probleme erarbeitet werden. Am Ende ist der Betriebsrat einen ungewöhnlichen Weg gegangen und hat selbst mit dem Dienstleister ein neues Angebot für die Workshops verhandelt. Schließlich hat der Arbeitgeber eingelenkt, und wir sind dieses Mal ohne Rechtsmittel zum Ziel gekommen.

Aktuell werden die Termine für die Workshops abgeklärt. Im nächsten Schritt folgt zeitnah das Angebot an alle interessierten KollegInnen teilzunehmen und die Arbeitsrunden mit Leben zu füllen. In letzter Konsequenz wird es auch von der Beteiligung an den Workshops abhängen, wie sich die Arbeitsbedingungen bei WELTBILD verändern. 

Es bleibt noch manches dicke Brett zu bohren. Wir bleiben dran:


Euer Betriebsrat

Donnerstag, 2. März 2017

Arbeit 4.0 - Die Tücken der Wahlarbeitszeit


Liebe KollegInnen,

wir haben inzwischen schon viele Jahre Erfahrung mit der sogenannten "Vertrauensarbeitszeit" gemacht und zu diesem Thema einiges geschrieben (siehe die Links am Ende des Artikels).

Es klingt wie eine schöne Geste des Arbeitgebers:
Er vertraut uns, dass wir unsere Arbeitszeit wie im Arbeitsvertrag geregelt einbringen und verzichtet darauf, uns kleinlich zu kontrollieren.
Diese Geste ist auch durchaus angebracht, denn bei allen Tätigkeiten, die nicht nach Stückzahlen messbar sind, misst eine Stempeluhr nur die Anwesenheitszeit und nicht die Güte dessen, was in dieser Zeit für die Firma getan wurde.

Die Identifikation mit der Firma und die positive Motivierung der Mitarbeiter führt zu besseren Arbeitsergebnissen, nicht
eine kleinkarierte Kontrollsucht. Sie ist kontraproduktiv und führt nur zu individuellen Gegenmaßnahmen.
Das ist die positive Seite.

Die negative Seite kennen wir auch.
Man kann keine Gleittage nehmen, weil man keinen Beleg über geleistete Überstunden hat und soweit ist unser Arbeitgeber leider noch nicht mit seinem angeblichen Vertrauen, dass er den Mitarbeitern dann auch glaubt, wenn sie sagen, sie haben inzwischen genug Überstunden für einen oder mehrere Gleittage gemacht.

Schlimmer ist die Selbst- und Fremdausbeutung der KollegInnen.
Jeder kennt das, es gibt viele, die mehr als die 37,5 tariflich durch die Gewerkschaft (und das sind eigentlich wir alle oder sollten das zumindest sein !) erkämpften Wochenstunden arbeiten.
Aber nur für die 37,5 Stunden zahlt der Arbeitgeber ein Entgelt, alles darüber ist kostenlose Arbeit, wenn es keinen Überstundenausgleich gibt.

Jede Wette, dass es KollegInnen gibt, die gar nicht wissen, dass die tarifliche Wochenarbeitszeit 37,5 Stunden ist.
Die Gefährdungsbeurteilung hat das Bild der Überlastung ebenfalls bestätigt.
Menschen werden auch krank dadurch, jeder hat Beispiele dafür im eigenen Umfeld.
Wir kennen inzwischen leider Arbeitgeber, die das nicht stört.
KollegInnen, die sich viele Jahre für die Firma aufgeopfert haben, werden einfach entlassen oder heraus gegrault und durch billigere und jüngere ersetzt, das war sogar schon vor der Insolvenz so.

KollegInnen, die sich gegen Überstunden nicht wehren können, kann man nur immer wieder empfehlen, zur Stempelkarte zurückzukehren. Hier gibt es eine Überstundenregelung und das verhindert auch gleichzeitig eine Überschreitung der gesetzlichen Arbeitszeitregeln.
Der Betriebsrat berät und unterstützt beim Umstieg auf die Stempelkarte, einfach mal unverbindlich anfragen !

Uns stehen weiterhin unruhige Zeiten bevor, das betrifft auch außertariflich bezahlte Mitarbeiter, auch sie hängen von den gewerkschaftlichen Errungenschaften ab und sollten sich solidarisch zeigen und sich beteiligen, schon aus eigenem Interesse.

Der Arbeitgeber und auch der Gesetzgeber (s.u.) wird an allen Schrauben drehen, die er zur Verfügung hat und die einzige Möglichkeit, dem etwas entgegenzusetzen, ist es eine Gemeinschaft zu sein und in die Gemeinschaft der Arbeitnehmer einzutreten, die Gewerkschaft.
Das ist unsere Lobby, eine andere haben wir nicht !
Die Betriebsräte und Vertrauensleute beraten hier gerne, auf Wunsch selbstverständlich auch vertraulich.

Die Mitgliedschaft kostet auch gar nicht so viel, sie ist von der Steuer absetzbar und Rechtschutz und Beratung ist auch dabei, einfach mal informieren !



Anbei ein Kommentar von ver.di publik zur Wahlarbeitszeit:

Arbeit 4.0

Die Tücken der Wahlarbeitszeit

Am Arbeitszeitgesetz darf nicht gerüttelt werden


Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publik

Arbeitshetze ist zunehmend Alltag, daran hat auch der technische Fortschritt nichts geändert. Vier von fünf Beschäftigten quer durch alle Branchen nutzen Computer, Smartphone und Co, doch die Arbeitsbelastung hat zugenommen. Wer schon schlechte Arbeitsbedingungen hat und oft unbezahlte Arbeit leistet, der nimmt auch eher Arbeit mit nach Hause. Arbeitsdruck, Mehrarbeit, Pausenverzicht und atypische Arbeitszeiten führen immer öfter dazu, nicht mehr von der Arbeit abschalten zu können.

Gute Arbeit ist nach wie vor nicht selbstverständlich, sie muss gestaltet werden. Dabei helfen Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und Gesetze wie das bestehende Arbeitszeitgesetz, das die tägliche höchstzulässige Arbeitszeit und die Mindestruhezeiten zwischen Ende und Wiederaufnahme der Arbeit regelt. Auch zum Schutz der Gesundheit. Nun aber will Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) an der Arbeitszeit schrauben und bestehende Regelungen aushebeln, wenn sie im Weißbuch für Arbeit 4.0 mehr Flexibilität durch Wahlarbeitszeit in Aussicht stellt. Sie verspricht einen schönen Nachmittag mit den Kindern, im Gegenzug könne man selbstbestimmt abends arbeiten. Wahlarbeitszeit eben.

Aber ist so eine freie Wahl überhaupt realistisch? Wie gut lassen sich die Interessen der Beschäftigten bei Wahlarbeitszeit durchsetzen? Wie schnell fällt der freie Nachmittag aus, die Mehrarbeit am Abend oder in der Nacht aber nicht, weil Überstunden und atypische Arbeitszeiten zunehmend üblich werden?

Mehr Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung, das wäre sicher wünschenswert, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Doch wenn ein Modell der Wahlarbeitszeit den Beschäftigten nutzen und nicht zu Lasten ihrer Gesundheit gehen soll, dann darf am bisherigen Arbeitszeitgesetz nicht gerüttelt werden. Es hatte schließlich seinen guten Grund, warum die Schutzregelungen darin eingeführt wurden.


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Lange Arbeitszeiten drücken AT-Lohn unter Niveau von Tarifgruppe V

Ich stemple und ich fühle mich gut dabei!

Stress im Job - systematische Überforderung der Arbeitnehmer

Gesammelte Blog-Artikel zur Arbeitszeit:


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