Beide Betriebsversammlungen am gestrigen Dienstag waren außerordentlich gut besucht. Der Kuppelsaal war bis auf die letzten Plätze besetzt. Trotzdem fassen wir hier kurz die wichtigsten Tagesordnungspunkte zusammen, um auch die KollegInnen zu informieren, die nicht teilnehmen wollten oder konnten.
Zur Erinnerung: Die Teilnahme an der Betriebsversammlung steht jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter frei - ausgenommen sind die wenigen leitenden Angestellten (bei WB in der Regel Mitglieder der Geschäftsleitung). Die Teilnahme an Besprechungen oder Sitzungen können Sie mit Hinweis auf die Betriebsversammlung ablehnen, dann muss ein neuer Termin vereinbart werden. Selbstverständlich zählt die Teilnahme an der BV zur Arbeitszeit.1. Tätigkeitsbericht des Betriebsrats von Peter FitzEines der wichtigsten Themen des Betriebsrats war der geplante
Verkauf der Verlagsgruppe, der vor anderthalb Jahren (ungewollt) publik wurde. Nur durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und eine große Unterschriftensammlung konnte der Aufsichtsratsvorsitzende Donaubauer dazu gebracht werden, sich der Belegschaft auf einer Betriebsversammlung zu stellen. Die sogenannten "Organisatorischen Veränderungen", die nach dem Scheitern der Verkaufsverhandlungen exekutiert wurden, konnte der Betriebsrat nicht verhindern. Wohl aber stark verbesserte Lösungen für die zahlreichen KollegInnen aushandeln, die im Zuge dieser
Restrukturierung entlassen oder versetzt wurden. Der Verkauf wird weiter auf der Agenda des Betriebsrats bleiben. Peter Fitz: "Das Thema ruht offiziell gerade, ist aber beileibe nicht abgehakt!"
Im Bereich Lager/Versand hat der Betriebsrat mit ein umfangreiches Projekt zur Verbesserung der Zusammenarbeit gestartet und weit voran gebracht. Peter Fitz dankte in diesem Zusammenhang explizit auch der Leiterin der Personalentwicklung, Dr. Monika Strohmaier, die das Projekt mit großem "persönlichen und auch unkonventionellen Einsatz" vorangebracht hat.
Für rund 50 KollegInnen hat der Betriebsrat
Altersteilzeit-Regelungen durchgesetzt. Die Verträge laufen bis zu acht Jahren und garantieren den MitarbeiterInnen 82,5% ihres Einkommens und bis zu 90% der Rentenbeiträge. Wäre es nach der Geschäftsführung gegangen, wären nur 70% des Einkommens bezahlt worden, die zudem durch den Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld von der Belegschaft erkauft werden sollten! Auch das "ein Verhandlungsergebnis auf das man stolz sein darf", wie ver.di-Gewerkschaftssekretär Berthold Schleidt bekräftigte.
Nach drei Jahre andauernden Verhandlungen hat der Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung zu
Leistungsprämien im gewerblichen Bereich abgeschlossen. Die Vereinbarung garantiert angemessene Entlohnung für Mehrleistung, stärkt die Einspruchsrechte der MitarbeiterInnen und schafft deutlich mehr Transparenz bei der Leistungsaufnahme. Für VTA und VTJ tritt der Vertrag am 1.2.2010 in Kraft, die anderen Bereiche schließen sich nach und nach an.
2. Betriebliches Gesundheitsmanagement von Visnja Bernhard und Tatiana FuchsDen aktuellen Stand des Projekts resümierte Tatiana Fuchs vom Internationalen Institut für empirische Sozialökonomie. Das Institut begleitet das umfangreiche Projekt
GRAzil wissenschaftlich. Fuchs berichtete, es habe "längere Überzeugungsarbeit" gekostet, um die Methodik der GRAzil-Maßnahmen bei der Geschäftsführung durchzusetzen.
Nach einer ersten Bestandsaufnahme im März vergangenen Jahres habe man ab Sommer Maßnahmen entwickelt und sei nun in der Phase der konkreten Durchführung angelangt: "Bei Weltbild haben wir in acht Monaten etwas geschafft, das in anderen Firmen oft drei bis fünf Jahre dauert", zeigte sich Fuchs sehr beeindruckt. Die MitarbeiterInnen seien außergewöhnlich engagiert gewesen, fand die Wissenschaftlerin und dankte ganz besonders dem Betriebsrat, der das Projekt engagiert und "mit dem notwendigen kritischen Blick" begleitet habe. Jetzt komme es darauf an, die Verbesserungen in verbindlichen Vereinbarungen mit der Geschäftsführung zu fixieren.
Visnja Bernhard hob in ihrem Beitrag besonders hervor, dass sich so viele MitarbeiterInnen beteiligt haben und war stolz, das "wirklich alle Anregungen aufgenommen wurden." Entsprechend positiv sei auch die Resonanz in der Belegschaft gewesen. Um die Arbeitsbedingungen gesundheitsförderlich zu gestalten ist ein großes Maßnahmenpaket in der Umsetzung:
• Verbesserungen bei der Heizung und Lüftung zur Schaffung eines besseren Raumklimas in den Betriebsstätten
• Einsatz von technischen Hilfsmitteln zur Erleichterung schwerer körperlicher Arbeiten
• ein Informationskonzept zur Optimierung der internen Kommunikation z. B. bei Teambesprechungen und zur Integration von Mitarbeiter-Vorschlägen
• ein Schulungspaket für die Weiterbildung von Vorgesetzten zur Verbesserung des Führungsverhaltens
Neben diesen Maßnahmen sieht Visnja Bernhard aber weiteren Bedarf für Verbesserungen:
• Arbeitszeiten – mehr freie Wochenenden
• Arbeitsdruck – Gesundheit vor Auslieferung
• Lärmbelastung – Spezialisten einsetzen
• Hitze/Kälte – weitere Lösungen müssen gefunden werden
"Das können MitarbeiterInnen und Betriebsrat nur gemeinsam durchsetzen", betonte Bernhard. "Alleine geht nix!" "Guter Arbeitsschutz braucht gute Vereinbarungen", präzisierte Tatiana Fuchs abschließend. Und die fänden ihren Niederschlag letztlich in guten Tarifverträgen.
3. Verhandlungen um den Manteltarifvertrag von Dolores Sailer und Berthold Schleidt Im Manteltarifvertrag sind unter anderem Arbeitszeiten, Urlaubsanspruch, Weihnachts- und Urlaubsgeld, verlängerte Kündigungsfristen u. ä. geregelt. Seit der Kündigung des Manteltarifvertrags (MTV) durch die Arbeitgeber im Juni 2006 verhandelt die Tarifkommission: Peter Reichert-Meißl, Peter Fitz und Dolores Sailer.
Letztere berichtete gemeinsam mit Gewerkschaftssekretär Berthold Schleidt vom aktuellen Stand der Verhandlungen: Verlängerte Grundkündigungsfristen, die Beibehaltung der 37,5 Stundenwoche und Sonderzahlungen (13. und 14. Monatsgehalt) habe man – zum Teil mit Streiks – durchgesetzt. In den spontanen Beifall der VersammlungsteilnehmerInnen mischte sich auch ein Zwischenruf: "Das hätte auch mehr sein können, wenn die Angestellten mitgestreikt hätten!"
Weiter verhandelt werde derzeit um den Sonderkündigungsschutz für ältere KollegInnen und im Falle von Rationalisierungsmaßnahmen. Auch um die Zuschläge für Wochenendarbeit und die Spätöffnungszuschläge werde weiter zäh gerungen. Hier baut die Tarifkommission auf die Unterstützung der Belegschaft, wenn Arbeitskampfmaßnahmen notwendig werden sollten. Im Februar wird weiter verhandelt.
Ver.di-Gewerkschaftssekretär Schleidt macht in diesem Zusammenhang auf eine besonders brisante Forderung der Arbeitgeber aufmerksam: "Die wollen, dass alle, die 15% über dem Tarif verdienen, aus dem Manteltarifvertrag ausgenommen werden. Das hieße: längere Wochenarbeitszeit und weniger Urlaub für einen Teil der Angestellten!" Er forderte die Angestellten explizit auf, sich zum Manteltarifvertrag zu bekennen: "Wir verhandeln für euch, aber ihr müsst das auch wollen und uns unterstützen!"
4. Betriebsratswahl von Josef TruttDer Vorsitzende des Wahlausschusses erläuterte die Prinzipien der Listenwahl und das Auszählungsverfahren. Die Listenwahl sei gesetzlich vorgeschrieben, sobald sich mehr als eine Liste zur Wahl stelle, erläuterte Trutt. Er erklärte das Briefwahlverfahren und betonte, dass jedeR MitarbeiterIn nur eine Stimme habe: "Jeder nur ein Kreuz – sonst wird der Stimmzettel ungültig!" Ausführlichere Informationen können Sie in diesem
Blogbeitrag nachlesen.
5. Wahlaufruf von Peter FitzDer Betriebsratsvorsitzende nutzte die Gelegenheit für "etwas Publicicty" und stellte das Wahlprogramm der Gewerkschaftsliste vor, auf der neben einem Großteil der jetzigen Betriebsratsmitglieder auch viele neue Köpfe gerade aus dem Angestelltenbereich kandidieren. Über Ziele und Zusammensetzung der Gewerkschaftsliste können Sie sich in diesem Blog informieren. Am Montag vor der Wahl veröffentlichen wir hier nochmals eine Zusammenfassung des Wahlprogramms.