Montag, 22. Dezember 2014

Atem holen, Kräfte sammeln


Ein ereignisreiches Jahr geht seinem Ende zu. Es war ein Jahr, das viele gern missen würden, ein Jahr, einzelner Hochs und langer Tiefs, in dem wir viele liebe Kollegen und Illusionen verloren haben. Es war ein Jahr, in dem wir lernen mussten, dass alles, was für uns sicher und unumstößlich war, schneller auseinander fällt als wir es jemals für möglich gehalten hätten.

Wer hätte geglaubt, dass der von der Kirche   gestützte Titan "Weltbild" längst auf tönernen Füßen stand, die dann am 10. Januar zu Staub zerfielen. Wer hätte geglaubt, dass "Papa" Halff,  sehenden Auges oder völlig blind gegenüber den Realitäten, die Zukunft des Unternehmens verzockte?
Wir haben erlebt wie ein berüchtigter Interims-Kapitän einen fiktiven Nordstern anpeilte und so schnell wieder verschwunden war, dass man sich an seinen Namen kaum mehr erinnert. Wir erinnern uns aber gut an die Namen derer, die gehen mussten, um zu retten, was noch zu retten war.
Und dann begann das zweite große Zittern! Leichenfleddern oder Reanimation? Könnte der Insolvenzverwalter einen Gesamt-Investor finden oder würde man Weltbild zerschlagen?

Auch das haben wir durchgestanden und am Ende wirklich geglaubt, dass Droege derjenige ist, der das Geld, die Geduld und den Glauben an uns hat, um Weltbild wieder ins Licht zu führen. Aber auch hier scheint die Gier über der Verantwortung zu stehen und der schnelle Reibach der nachhaltigen Sanierung vorgezogen zu werden. Die Zeichen stehen auf Sturm, aber noch sind wir nicht verloren!

Lasst uns die freien Tage zu Weihnachten nutzen, um im Kreis der Familie und Freunde abzuschalten und Kraft zu schöpfen. Vielleicht ist es möglich über die Feiertage etwas Abstand zu gewinnen und den Kopf frei zu bekommen.
Dann können wir im neuen Jahr mit neuer Energie für unser Weltbild, für unsere Arbeitsplätze kämpfen.
Wir wünschen euch, liebe Kollegen, ein besinnliches und erholsames Weihnachtsfest.

Samstag, 20. Dezember 2014

Ungleichheit – schöne Bescherung


Die Kluft zwischen Arm und Reich nimmt überall weiter zu. So das Ergebnis einer neuen OECD-Studie zur Einkommensungleicheit in 34 entwickelten Ländern. In Deutschland verdienten vor 30 Jahren die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung im Schnitt rund fünf Mal so viel wie die ärmsten zehn Prozent. Heute liegt das Verhältnis bei 7 zu 1. Große Sorge bereitet der OECD, dass die Ungleichheit auch dort stark zunimmt, wo es früher gleicher zuging.


Vor allem die Ärmeren wurden immer weiter abgekoppelt. Ihnen bleiben kaum noch Mittel für gute Bildung und Ausbildung ihrer Kinder. Das schädigt wiederum die ganze Gesellschaft. Ohne die gestiegene Einkommensungleichheit hätte auch die deutsche Wirtschaft stärker wachsen können. Das Sozialprodukt hätte seit 1984 um ein Drittel zunehmen können. So war es „dank“ Ungleichheit nur ein Fünftel mehr. Höhere Einkommen und Steuereinnahmen hätten für den Ausbau des Sozialstaats, notwendige Zukunftsinvestitionen oder den ökologischen Umbau genutzt werden können.

Der wachsende Reichtum muss endlich allen zugutekommen. Der gesetzliche Mindestlohn ab 2015 ist das beste Geschenk der Gesellschaft an sich selbst. Ein höherer Spitzensteuersatz, eine Vermögensteuer und höhere Steuern auf große Erbschaften sind überfällig. Neoliberale Ökonomen erzählen noch immer, das sei schlecht für die Wirtschaft. Alles Humbug! In diesem Sinne: Frohe Weihnachten.

Entnommen aus: Wirtschaftspolitik aktuell – eine Informationsschrift der ver.di Bundesverwaltung

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Die Azubis haben gewählt: Die neue JAV stellt sich vor


Am 22. Oktober fand die Wahl für die neue Jugend- und Auszubildendenvertretung statt.

Hier ergab sich schon die erste Neuerung. Nachdem wir im Hause Weltbild zum Stichtag nur noch 18 Azubis hatten, wurde aus dem ehemaligen Dreiergespann (nach BetrVG: JAV aus 3 Personen bei 21 bis 50 Azubis) nur noch ein Gremium aus einer Person mit Stellvertretung (nach BetrVG: JAV aus 1 Person bei 5 bis 20 Azubis) gewählt.

Nach der konstituierenden Sitzung ergab sich folgendes Ergebnis: Vorsitzende der JAV wurde Lisa Wiedenmann (zweite Amtszeit, Betriebsrastassistenz) mit ihrer Stellvertreterin Marie Rauscher (erste Amtszeit, Auszubildende Kauffrau für Bürokommunikation).

Gemeinsam stark für die Azubis bei Weltbild: Marie Rauscher (links) und Lisa Wiedenmann.

Die JAV unter Druck

Die derzeitige Situation geht auch an den Auszubildenden und ihrer Vertretung nicht spurlos vorbei.
Nachdem Weltbild bis vor ein paar Jahren noch als einer der Top-Ausbildungsbetriebe in Augsburg mit Höchstzahlen bis zu knapp 40 Azubis im Unternehmen galt, herrscht derzeit mehr Ebbe als Flut.
Im letzten Jahr wurden keine neuen Auszubildenden eingestellt und auch in den nächsten Jahren scheint sich dies nicht zu ändern.

Wir fragten bei der JAV nach:

Wie macht sich die derzeitige Situation bei den Azubis bemerkbar?
»Die Situation geht auch an den Azubis nicht spurlos vorbei. Fragen der Unsicherheit wie z.B. „Kann ich hier denn meine Ausbildung überhaupt noch fertig machen?“ oder „Was ist, wenn ich die Ausbildung hier aufgrund von Kündigungen nicht abschließen kann?“ begegnen uns leider jeden Tag. Noch dazu herrscht derzeit leider in vielen Abteilungen das Chaos, Azubis können aufgrund von Zeitmangel der Mitarbeiter oftmals nicht richtig eingelernt werden und dienen eher als Blitzableiter anstatt hier etwas zu lernen.«
Wie geht es weiter?
»Wir haben derzeit 18 Azubis (4 Logistik, 14 Retail) bei Weltbild. Im Jahr 2015 werden davon 11 ihre Abschlussprüfungen bestehen, natürlich leider ohne eine Chance auf Übernahme. 2016 werden uns dann noch die restlichen 7 verlassen. Somit haben wir spätestens in 1 ½ Jahren keine Auszubildenden mehr im Hause und verlieren zusätzlich noch den Status „Ausbildungsbetrieb“.«
Was habt ihr als Jugend- und Auszubildendenvertretung euch vorgenommen?
»Wir werden natürlich versuchen unser Bestes zu geben. Hierbei steht die Betreuung der Azubis bei Fragen und Problemen an vorderster Stelle. Außerdem achten wir natürlich darauf, dass alle gesetzlichen Regelungen eingehalten werden. Da die Auszubildenden auch normale Beschäftigte im Unternehmen sind, jedoch schnell und gerne übersehen werden, ist die JAV auch bei den Gesprächen mit der Geschäftsführung mit am Tisch in enger Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat.«

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Geschäftsführung 
 lässt Gespräche mit 
 dem BR platzen


Am heutigen Donnerstag sollte ein weiterer Informationsaustausch mit der Geschäftsführung stattfinden. Die Arbeitgeberseite ließ den seit Wochen vereinbarten Termin platzen, indem sie den Augsburger Betriebsrat grob brüskierte. Was ist passiert?

Ende letzter Woche hat die GF ohne jede Rücksprache beschlossen, den Konzernbetriebsrat (KBR) zu der Besprechung hinzuzuziehen, zu der Peter Fitz als Vorsitzender des gemeinsamen Betriebsrats von Weltbild Retail und ALSO Logistics eingeladen hatte. Das Augsburger Gremium machte umgehend deutlich, dass der KBR  bei dem Termin nichts verloren habe. Es standen keine Themen auf der Tagesordnung, die den Konzern (also auch Weltbildplus) betroffen hätten:
"Nachdem wir (BR & GF in Augsburg) in den vergangenen Wochen ziemlich Mühe hatten, eine gemeinsame Gesprächsbasis herzustellen, halten wir die Anwesenheit eines weiteren Gremiums nicht für zielführend und bitten Sie, die KollegInnen wieder auszuladen. Eventuell können wir zu einem späteren Zeitpunkt unsere Gespräche – wo es allen Beteiligten sinnvoll erscheint – zusammenführen. Dazu müsste aber auch der KBR zunächst einen  gemeinsamen Standpunkt erarbeiten und durch Beschlüsse absichern. Zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir keine gemeinsame Gesprächsbasis und lehnen die Erweiterung unseres Kreises am Donnerstag ausdrücklich ab."
Zur großen Überraschung des Augsburger Gremiums beharrte die Geschäftsführung jedoch auf der Teilnahme des KBR. Das interpretiert der Augsburger BR so, dass der Arbeitgeber den Versuch unternimmt, die Verhandlungen über den Stellenabbau in Augsburg auf ein externes Gremium zu verschieben. Dabei dürfte folgende Überlegung ausschlaggebend sein: Der Augsburger BR hat im Interessenausgleich zum Betriebsübergang unter anderem zwei Ansprüche vertraglich gesichert: 1. Über Entlassungen kann erstmals im Januar 2015 verhandelt werden. 2. Bevor Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, müssen zunächst alle anderen Möglichkeiten erwogen und ausgeschöpft werden, z. B.: Kurzarbeit, Altersteilzeit, zeitweise Verleihung von Weltbild-MitarbeiterInnen in auftragsschwachen Zeiten, Freiwilligenprogramme etc.

Der Konzernbetriebsrat hat dagegen keinerlei Verträge mit dem Arbeitgeber geschlossen und damit eine ungleich schwächere Verhandlungsposition. Das weiß auch der KBR und hat im solidarischen Schulterschluss mit den KollegInnen in Augsburg auf das Ansinnen der GF reagiert:
"Der KBR hat erfahren, dass wir gegen den ausdrücklichen Willen des gemeinsamen Betriebsrats der Weltbild Retail GmbH & Co. KG und der ALSO Logistics Services GmbH in Augsburg zu dem Informationstermin am Donnerstag eingeladen worden sind. Das halten wir für schlechten Stil der Geschäftsführung.
Unsere Teilnahme ist dem Arbeitgeber offenbar so wichtig, dass er die KollegInnen in Augsburg brüskiert und ein Platzen der Gespräche riskiert. Daraus können wir nur schließen, dass wir in Augsburg nicht als Gäste einer Informationsveranstaltung geladen wurden, sondern dass mit uns verhandelt werden soll.
Das können wir ohne intensive Vorbereitung und entsprechende Beschlüsse im KBR nicht leisten. Deshalb sagen wir den Termin hiermit ab."
Für den Fortgang der geplanten Restrukturierungen bedeutet das Platzen des Termins, dass die Gespräche erst im Januar fortgesetzt werden können. Nachdem der Arbeitgeber zunächst den Eindruck höchsten Zeitdrucks vermittelte, ist die Torpedierung der Gespräche von dieser Seite überraschend.

Andererseits reiht sie sich ein in die Absage der Tarifverhandlungen und die Aufgabe der Verhandlungen über unsere Betriebsvereinbarungen. In beiden Fällen waren Gewerkschaft und Betriebsrat grundsätzlich bereit, über einen Sanierungsbeitrag der Arbeitnehmerseite konstruktiv zu verhandeln. Die Geschäftsführung aber ist entweder nicht willens oder nicht in der Lage, diese Bälle aufzunehmen. Erstaunlich – wie so vieles in den letzten Wochen…

Freitag, 5. Dezember 2014

Neue Betriebsvereinbarung zu Parkplätzen


Derzeit gibt es bei Weltbild wahrlich wichtigere Baustellen, als die Parkplatzsituation. Den Mitarbeitern brennen ganz andere Fragen auf den Nägeln. Dennoch ist die Regelung der Parkplatz-Frage notwendig und der Betriebsrat hat eine entsprechende Betriebsvereinbarung abgeschlossen. Wer jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit muss, will schließlich wissen, wo er parken kann.

Wobei gesagt werden sollte, dass die Betriebsvereinbarung noch mit Arndt Geiwitz ausgehandelt wurde. Den neuen Geschäftsführern fällt es anscheinend eher schwer, Gespräche mit dem Betriebsrat wahrzunehmen, wie sie durch die betriebliche Mitbestimmung gesetzlich vorgeschrieben sind. Erst unter der Androhung einer gerichtlichen Verfügung erging endlich der Auftrag der neuen GF an die Zentralen Dienste, die BV umzusetzen. Wir rechnen mit der Ausführung innerhalb dieses Monats.

Nachvollziehbare und transparente Regelung

Durch die Insolvenz sind mehrere Betriebsgebäude aufgegeben worden und damit einhergehend viele Parkflächen weggefallen. Ziel der Vereinbarung ist es, dass der Zugang zu den verbleibenden Plätzen nachvollziehbar und transparent geregelt wird. Damit nicht einigen wenigen Auserwählten Privilegien gewährt werden, sondern in erster Linie die Funktion eines Mitarbeiters ausschlaggebend ist. Die vorhandenen Parkplätze sollen auch nicht nur nach dem "Nasen-Prinzip" vergeben werden.

Im Wesentlichen teilen sich die Parkplätze wie folgt auf: 

1.) Frei zugängliche für alle Mitarbeiter, nach dem Prinzip: Wer zuerst kommt parkt zuerst.


2.) Nicht frei zugängliche (z.B. hinter Schranken oder in Tiefgaragen). Hierfür wird der Zugang unter den Mitarbeitern ausgelost.

3.) Prozentual errechneter Anteil für Führungskräfte.
Die Geschäftsführung entscheidet, welche Führungskraft einen festen Parkplatz erhält.

4.) Ausnahmen / Sonderberechtigungen. Z.B. Parkplätze für Geschäftsführung, Geschäftsleitung, Schwerbehinderte u.a.


Verteilung: 

Die Parkplätze werden für Logistik und Verwaltung prozentual anteilig nach der Mitarbeiterzahl vergeben. Beispiel: 1.000 Mitarbeiter insgesamt - in der Logistik 600, in der Verwaltung 400.
Dann entfielen auf die Logistik 60% aller Parkplätze und auf die Verwaltung 40%.
Dies ist nur ein Rechenbeispiel.

Nach demselben Prinzip werden die Parkplätze unter den Führungskräften und übrigen Beschäftigten verteilt. Frei nach obigem Beispiel: 400 MA in der Verwaltung, davon 50 Führungskräfte (12,5 %). In dem Fall würden von den Verwaltungs-Parkplätzen 12,5% auf die Führungskräfte entfallen und 87,5% auf die übrigen Verwaltungs-Angestellten. Auch dies nur ein Rechenbeispiel.

Ausnahmen / Sonderberechtigungen 

Ein kleiner Teil der Parkplätze wird fest definierten Funktionsträgern und besonders bedürftigen MitarbeiterInnen zur Verfügung gestellt. Dies sind zum Beispiel: Geschäftsführung/Geschäftsleitung, Freigestellte Betriebsratsmitglieder, Schwerbehinderte (wenn eine kurze Wegstrecke vom Auto zum Arbeitsplatz notwendig ist), Mitarbeiter im Bereitschaftsdienst (nicht an die Person gebunden, sondern an den tagesaktuellen Einsatzdienst), Besucher, Fuhrpark etc.

Anzahl der Parkplätze

Aktuell stehen rund 640 Plätze zur Verfügung. Abzüglich der genannten Sonderberechtigungen verbleiben 583. Die Anzahl der Mitarbeiter in Logistik und Verwaltung liegen relativ nah beieinander. Daher entfallen nach der prozentualen Rechnung auf die Logistik 299 aller vorhandenen Plätze und auf die Verwaltung 284.

Die Anzahl der Führungskräfte ist klar definiert. Allein der Arbeitgeber entscheidet darüber, welche Führungskräfte aus dem anteiligen Kontingent einen festen Parkplatz gekommen. 
Für die 56 Führungskräfte der Verwaltung stehen prozentual 33 Plätze zur Verfügung. Für die 40 Führungskräfte der Logistik stehen 24 Parkplätze zur Verfügung.

Nutzung der übrigen Parkplätze

a.) Parkplätze, die von den Straßen frei zugänglich sind, werden von den Mitarbeitern belegt nach dem Prinzip: Wer zuerst kommt, parkt zuerst. Auf diesen Parkflächen sind rund 10% der Plätze in möglichst gut einsichtigen und beleuchteten Bereichen als "Frauenparkplätze" gekennzeichnet und dürfen ausschließlich von Frauen genutzt werden.

b.) Parkplätze, die sich hinter einer Schranke oder in einer Tiefgarage befinden, werden unter den interessierten Beschäftigten verlost. Die Verlosungen werden alle 2 Jahre von der Personalabteilung in Absprache mit dem Betriebsrat durchgeführt.


Zum Vergrößern der Ansicht auf die Skizze klicken

Übersicht

Parkplätze zur Nutzung durch Mitarbeiter der Verwaltung befinden sich bei:
Deutsche Papier / Lantana / vor dem Altbau / vor der IT

Parkplätze zur Nutzung durch Mitarbeiter der Logistik befinden sich:
vor der Filialbelieferung / Außenbereich Halle 4b / Tiefgarage Halle 4b / Warenzentrum am Drehkreuz / Warenzentrum am Eingang / Pfaffenhofener Straße

Parkplätze zur gemeinsamen Nutzung befinden sich:
Hinter Lagerverkauf / Rampe Filialbelieferung / hinter dem Altbau / IT hinter der Schranke

Mit dieser Betriebsvereinbarung wird den verschiedenen Interessen innerhalb der Firma Rechnung getragen. Es gibt frei zugängliche und ausgeloste Parkflächen für alle Beschäftigte sowie ein prozentual berechneter Anteil für Führungskräfte und Sondergenehmigungen für bedürftige MitarbeiterInnen und Funktionsträger der Betriebes. Außerdem werden Frauenparkplätze gekennzeichnet, die insbesondere für Mitarbeiterinnen im Schichtbetrieb von Bedeutung sind.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Ein kurzes Update zum Fall der Fälle


Die Zeichen stehen auf Sturm im Hause Retail! Da von der Geschäftsführung und dem Investor keine klaren Ansagen gemacht werden, wie der zukünftige Weg aussehen soll und gleichzeitig gebetsmühlenhaft von der Notwendigkeit "personeller Anpassungen" gesprochen wird, ist die Angst vor einer Kündigung verständlicherweise groß.

Wie aber sehen die Regelungen aus, wenn es zum Äußersten kommt?

Zum einen ist die Insolvenz mit dem Einstieg von Droege beendet und der eingeschränkte Kündigungsschutz damit aufgehoben. Zum anderen aber wurde der Manteltarifvertrag, der vielfach die Kündigungsfristen bei Weltbild geregelt hat, diesen Sommer vom Arbeitgeberverband gekündigt.
Das bedeutet, dass es aktuell drei Regelungen bezüglich der Kündigungsfristen gibt:
  1. Es gelten die im Arbeitsvertrag festgelegten Fristen.
  2. Ist dort nichts konkret geregelt, sind für alle ver.di-Mitglieder, die bereits vor der Kündigung des Manteltarifvertrags beigetreten sind, die dortigen Regelungen weiterhin gültig. Diese betragen X Monate zum Quartalsende in Abhängigkeit von der Betriebszugehörigkeit: • unter 5 Jahren: 6 Wochen • ab 5 Jahren: 3 Monate • ab 8 Jahren: 4 Monate • ab 10 Jahren: 5 Monate • ab 12 Jahren: 6 Monate  
  3. 
Bei KollegInnen, die nicht in der Gewerkschaft sind, werden die Kündigungsfristen im BGB § 622 geregelt. Das Arbeitsverhältnis kann demnach mit einer Frist von vier Wochen zum Fünfzehnten oder zum Ende eines Kalendermonats gekündigt werden. Es gelten dann entsprechend der Betriebszugehörigkeit folgende Fristen: • ab 2 Jahren: 1 Monat • ab 5 Jahren: 2 Monate • ab 8 Jahren: 3 Monate • ab 10 Jahren: 4 Monate • ab 12 Jahren: 5 Monate • ab 15 Jahren: 6 Monate
Ein gesetzlicher Anspruch auf eine Abfindung besteht leider nicht.
Ob es Abfindungen gibt und wie hoch diese ausfallen, wird erst im Zuge des Interessenausgleichs vom BR mit der Geschäftsführung verhandelt. Ohne diesen Interessenausgleich kann jeder Arbeitnehmer mit guten Erfolgsaussichten gegen seine Kündigung eine Kündigungsschutzklage einreichen. Um eine solche Klage mit unkalkulierbarem Ausgang zu vermeiden, versuchen viele Arbeitgeber das Ausscheiden des Arbeitnehmers über eine Abfindung zu „erkaufen“, wenn dieser die dreiwöchige Klagefrist verstreichen lässt.
Auch die Gründung einer etwaigen Transfergesellschaft ist Bestandteil der Verhandlungen, zum Interessenausgleich im Rahmen eines Sozialplans.

In der aktuellen Situation, ohne schlüssiges Konzept und ohne erkennbaren Willen, Weltbild zu sanieren, wird sich der BR sich nicht auf Verhandlungen einlassen. Droege kann sich also schon Mal auf ein Welle von Klagen einstellen. 
Jeder wie er es verdient!

Mittwoch, 26. November 2014

„Ich zuerst!“ – Vision 2.0 stürmt die Rettungsboote


Wenn die Not groß ist, verhalten sich Menschen auf unterschiedliche Weise. Die einen suchen solidarisch nach einer Lösung und versuchen gemeinsam Widerstand gegen die Bedrohung zu leisten. Andere halten die Unsicherheit einer andauernden Auseinandersetzung nicht aus und suchen einen schnellen Ausweg – auch um den Preis, dass sie für sich selbst ein schlechtes Ergebnis erzielen. Wieder andere krempeln die Ärmel hoch und setzen ihre Ellbogen ein. Sie kalkulieren kühl und versuchen ausschließlich sich selbst in Sicherheit zu bringen. Ihre Rechnung geht ungefähr so: Wenn hundert andere über Bord gehen, habe ich ein trockenes Plätzchen im Rettungsboot sicher…

Leider mussten wir jüngst erkennen, dass es auch im Betriebsrat Vertreter der letzten Gattung gibt. Für Dienstag letzter Woche luden Ben Jergius und Ivo König ausgewählte „UnterstützerInnen“ zu einem klandestinen Treffen nach Feierabend in die Nebenräume der Alten Kantine ein. Kernsatz der Einladung, die nur an MitarbeiterInnen der oberen Gehaltsgruppen geschickt wurde: „Wir vertreten die Ansicht, dass gerade in einer wirtschaftlich angespannten Situation der konstruktive Dialog für das Unternehmen zwischen gewählten Arbeitnehmervertretern und Arbeitgebern nicht abreißen darf.“

Geheimes Treffen mit zwei Dutzend UnterstützerInnen

28 Angestellte folgten der Einladung der beiden Betriebsräte, die im Mai als „Liste Vision 2.0“ kandidiert hatten. Aber die Rechnung der Visionäre ging nicht auf: Der Abend hatte zumindest auf einige der Eingeladenen eine ernüchternde Wirkung. Sie waren von der Ansprache der beiden Agitatoren so entsetzt, dass sie den Verlauf der Veranstaltung anderntags dem Betriebsrat schilderten:

Los ging’s mit der Litanei, die Mitglieder der Vision 2.0 würden von den anderen BetriebsrätInnen ausgegrenzt. In kein einziges relevantes Gremium habe man sie hineingewählt, klagten Jergius und König und forderten einen „Minderheitenschutz“. Damit wollen sie ihre eigene Linie im BR durchsetzen, denn – so heißt es in der Einladung – „leider können wir nicht so agieren, wie es uns eure Wählerstimmen ermöglicht hätten“. Zur Erinnerung: Die Liste Vision 2.0 hatte im Mai knapp 200 Stimmen von ca. 1.200 Wahlberechtigten erhalten. Das entspricht gerade mal 1/6 der Belegschaft.

„Die Anderen sollen gehen, damit wir bleiben können.“

Und nun also diese Veranstaltung für „Unterstützerinnen und Unterstützer“. Wer kam? Nach Aussage einer Anwesenden „eigentlich nur Leute, die sich ausrechnen, dass sie bei der nächsten Entlassungswelle nicht dabei sind“: Führungskräfte, zum Beispiel aus dem Rechnungswesen, Mitarbeiter aus dem Online-Marketing, IT-Spezialisten und ein SAP-Berater. Das Credo dieser „KollegInnen“: WELTBILD 2.0 funktioniert nicht, weil die Umsätze im Keller sind. Man muss jetzt einsehen, dass Personalabbau nötig ist. Der Prozess dauert viel zu lange. Wir halten das psychisch nicht mehr aus und fordern jetzt sofort einen klaren Schnitt beim Personal.

Bei allem Respekt vor den dünnen Nerven unserer Besserverdienenden: Der Betriebsrat – bis auf Jergius und König – vertritt die Interessen aller Angestellten, und nicht die einiger weniger, die sich selbst für unverzichtbar halten.

Für wen setzt sich der BR ein?

Natürlich wurde auch wieder der Vorwurf erhoben, der Betriebsrat setze sich vor allem für die Logistik ein, „weil er da her komme“. Dazu ist zu sagen, dass mittlerweile mehr Verwaltungsangestellte als gewerbliche KollegInnen im BR sind. Und es sei erwähnt, dass es bei den Verhandlungen mit der Insolvenzverwaltung und Roland Berger die schärfsten Konflikte im Zusammenhang mit den Angestellten-Abteilungen gab. Denn der dümmste Investor sieht ein, dass es Hände braucht, um Päckchen zu packen, während Buchhaltung, IT und Marketing Dienstleistungen sind, die man auch von Fremdfirmen erledigen lassen kann.

Am Ende gipfelte die Veranstaltung in dem gemeinsamen Beschluss, einen Entschuldigungsbrief an Droege zu schreiben, in dem sich die Visionäre von dem „despektierlichen“ Ton des Betriebsrats gegenüber der GF distanzieren und „konstruktive Gespräche“ über Arbeitsplatzabbau anbieten. Wenn sie noch einen Funken Selbstachtung haben, verzichten Jergius und König auf den Kündigungsschutz des BR-Amtes und bieten ihre eigenen Arbeitsplätze als erste an.

Montag, 24. November 2014

BR will Wachstum und Umsatz statt Schrumpf-Kur von Droege


Kurswechsel der Geschäftsführung wirft viele Fragen auf

Nach der sehr emotionalen Auseinandersetzung in den letzten zwei Wochen trafen sich BR und GF am Mittwoch zu einem Informationsaustausch. Die Geschäftsführung stellte neue strategische Überlegungen vor. Gleichzeitig erklärte sie die Inhalte zum Betriebsgeheimnis.

Soviel kann und muss trotzdem gesagt werden: Die neuen Überlegungen weichen in wesentlichen Punkten vom Weltbild 2.0-Konzept der Unternehmensberatung Roland Berger ab. Teile des Konzepts fehlen, andere wurden stark verändert.

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Schrumpf-Kur von Droege

Weil die GF den BR zum Stillschweigen verdonnert hat, müssen wir hier vereinfachen und können nur soviel sagen: Im Kern sieht der Droege-Plan eine weitere Schrumpfung des Unternehmens vor. Patrick Hofmann und Sikko Böhm begründen das mit dem Ausbleiben von Umsätzen, die Roland Berger vorherberechnet hatte.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Im Weltbild 2.0- Konzept waren konkrete Schritte ab Juli 2014 geplant. Weil sich der Investoren-Prozess verzögerte, sind diese nicht umgesetzt worden. Somit blieben zwangsläufig auch die positiven Effekte auf den Umsatz aus. Daraus die Forderung nach Personalabbau abzuleiten ist sachlich unsinnig. Zielführend wäre, jetzt zu investieren und konkrete Maßnahmen für mehr Umsatz einzuleiten. Das hat der Betriebsrat am Mittwoch auch von der Geschäftsführung und dem Vertreter von Droege aus Düsseldorf eingefordert.

Was sagt SchneiderGeiwitz?

Der Abgesandte des Insolvenzverwalters, Oliver Brückner, hörte ebenfalls aufmerksam zu: Minderheitsgesellschafter Arndt Geiwitz war im Vorfeld nicht in die Pläne der Geschäftsführung eingeweiht worden. Das dürfte auch zu einigen Irritationen hinter den Kulissen geführt haben. Brückner kündigte an, dass sich die InsoV intensiv mit dem Papier der Geschäftsführung  auseinandersetzen werde.

Betriebsrat bohrt nach

Die VertreterInnen des BR hinterfragten sechs Stunden lang sehr kritisch Werbe-Budgets, Marketingansätze und geplante Struktur-Änderungen. So haben wir zunächst einen groben Überblick gewonnen.

In der Folge tun sich jetzt sehr viele weitere Fragen auf. Der Betriebsrat will genau wissen: • Welche Umsatzerwartungen verbindet die GF mit den angedachten Maßnahmen? • Welche Kostenstruktur steht dem gegenüber?

Außerdem wollen wir die Gesamtschau auf die einzelnen Abteilungen hinunter gebrochen sehen. So wollen wir zum Beispiel wissen: • Wie viele TexterInnen und GrafikerInnen erstellen künftig welche Werbemittel? • Wer pflegt die IT-Systeme und unterstützt KollegInnen bei Computer-Fragen? • Welche Aufgaben fallen im Bereich Controlling weg? • Wie sollen komplizierte Debitoren-Themen kundenfreundlich gelöst werden? • Wie sichern wir uns gute Platzierungen in den Suchmaschinen? • Was geschieht mit den MitarbeiterInnen der Bereiche, die ausgegliedert werden sollen? Usw. usf.

ALSO als nächstes Thema

Am Ende wurden Folgetermine vereinbart. Der BR erwartet Antworten auf die Fragen zur Retail und will außerdem wissen, welche Folgen der Kurs der GF für den Betriebsteil Logistik hat. Auch in diesem Zusammenhang wird es sicher viele Diskussionen geben. Und es bleibt selbstverständlich dabei: Bevor nicht alles besprochen ist, gibt es mit dem Betriebsrat keine Verhandlungen über einen weiteren Personalabbau.

Samstag, 22. November 2014

Solidaritätsadresse der Umweltgewerkschaft


Solidaritätsadresse an die Kolleg(inn)en von Weltbild

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Wir, die Aktivisten der Umweltgewerkschaft, haben von euren aktuellen Schwierigkeiten gehört. Bestürzt verfolgen wir mit Eurer Kollegin und unserer Mitstreiterin zum Aufbau einer Umweltgewerkschaft die unsäglichen Angriffe der Droege Group auf Euch. Bereits die Insolvenz im Januar war mit den Massenentlassungen vieler hundert Kolleg(inn)en eine bittere Erfahrung für Euch. Diese Arbeitsplatzvernichtung betraf neben der Stammbelegschaft in Augsburg auch Leiharbeiter und befristet Angestellte, sowie die Schließung dutzender Filialen. Von den Menschen, die dabei Ihren Job verloren, konnten trotz Versprechungen mit Transfergesellschaft und Weiterbildung nur Wenige wieder vermittelt werden. Der Verlag stand vor der Zerschlagung, die Verantwortlichen stahlen sich aus der Affaire. Ihr habt den Kampf dagegen aufgenommen und dafür über die Stadtgrenzen hinaus breiten Zuspruch für diesen Kampf bekommen.

Nun soll von der Droeger Group wieder für kurzfristigen Profit eine weitere massenhafte Arbeitsplatzvernichtung durchgepeitscht werden. Arbeitsplätze, die uns und unseren Kindern fehlen werden.

Wir von der Initiatorengruppe Augsburg zur Gründung einer Umweltgewerkschaft solidarisieren uns mit eurer Sache.

Umweltschutz bedeutet für uns den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Dazu gehört auch der Schutz durch Arbeit unser Leben bestreiten zu können. Wir brauchen Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen, die uns nicht krank machen. Arbeitshetze, Existenzkämpfe und –Ängste belasten die Kollegen körperlich und seelisch, sie machen krank. Die Einheit zwischen Mensch, Umwelt, Frieden und Arbeit gehören zu den Grundlagen unseres Lebens. Wir wollen die soziale Frage und die Umweltfrage eng miteinander verbinden, denn die Verursacher, die diese Grundlagen vernichten sind dieselben. Banken und Konzerne, die sich aus Profitstreben nichts um unsere Existenz scheren.

Deshalb werden wir nach unseren Kräften Euren Kampf unterstützen und unter unseren Verbündeten bekannt machen.

Wir haben diese Solidaritätserklärung bei unserem monatlichen Treffen am 13. 11. 2014 beschlossen.

i.V. Uwe Hauser (Ansprechpartner der Initiatorengruppe in Augsburg)

www.umweltgewerkschaft.org

Montag, 17. November 2014

Geschäftsführer Marketing verlässt WELTBILD


Gerade sechs Wochen ist es her, dass Dr. Gerd Robertz von buecher.de zu WELTBILD Retail in die Geschäftsführung wechselte. Dr. Robertz war verantwortlich für die Produktauswahl und das Marketing bei WELTBILD. In beiden Bereichen sind viele Hausaufgaben zu machen. Damit war Robertz' Position auch von großer Bedeutung für den erfolgreichen Wiederaufbau der WELTBILD-Gruppe. 

Dr. Gerd Robertz (Pressefoto Weltbild) 
Heute hat Dr. Robertz sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt und kehrt auf seine Position bei buecher.de zurück. Geschäftsführer Sikko Böhm soll die Führung von Marke und Vertrieb bis auf weiteres übernehmen. Böhm bleibt außerdem für den Bereich Projekte und Prozesse verantwortlich. Erfahrungen im Bereich Markenführung sind dem öffentlich zugänglichen Werdegang Böhms aber nicht zu entnehmen.

Warum geht Dr. Robertz?

Die Nachricht kam heute Mittag per E-Mail völlig überraschend für die Belegschaft. Viele sehen das Ausscheiden Dr. Robertz' mit großer Sorge. Die verbleibende Geschäftsführung nennt "persönliche Gründe" als Erklärung für Dr. Robertz' Ausstieg. Die MitarbeiterInnen von WELTBILD vermuten dagegen, dass Dr. Robertz' den Schrumpfungskurs des Geschäftsführers Patrick Hofmann fachlich nicht mittragen konnte und wollte.

Der Ausstieg des Marketing-Geschäftsführers nach nur sechs Wochen darf als Fanal verstanden werden: Der WELTBILD-Zug rollt mit Lokführer Hofmann an der Spitze in die völlig falsche Richtung!

Presseschau vom 17.11.2014


Da unsere Geschäftsführung sich lieber über die Medien mit uns unterhält, anstatt direkt, gibt es hier eine Sammlung von Zeitungsartikeln der letzten Wochen.



StadtZeitung Augsburg: Entlassungen an Weihnachten (Seite 10)


Die Welt: Gewerkschaft protestiert gegen Entlassungen bei Weltbild


Augsburger Allgemeine: Neue Weltbild-Chefs verteidigen Entlassungspläne


Sat.1 Bayern : Weltbild-Management verteidigt Sanierungskurs


BR Abendschau Kompakt: Weltbild-Betriebsversammlung


Augsburger Allgemeine: Weltbild-Mitarbeiter wollen kämpfen


Augsburger Allgemeine : Geschäftsführer Robertz verlässt Weltbild


Buchreport : Weltbild - Gerd Robertz tritt als Geschäftsführer zurück







Donnerstag, 13. November 2014

Betriebsversammlung Weltbild 12.11.2014


Wieder einmal hatten wir eine Betriebsversammlung, in der wir uns über Arbeitsplatzbedrohung und Probleme unterhalten mussten, statt über Erfolge, Gewinne und Erfolgsprämien.
Doch dieses Mal wäre das nicht notwendig gewesen, wenn der Investor Herr Droege sein Wort halten würde und die Geschäftsführung die Geschäfte führen würde, statt sie zu verhindern.
Geschäftsverhinderer oder Geschäftsvernichter wäre die richtigere Bezeichnung für diese Herren, so war der Tenor der Versammlung.

Mehrere Male wurde die Forderung laut, statt dreier unfähiger Geschäftsführer fordern wir einen, der sich mit dem Handel auskennt und das Konzept Weltbild 2.0 weiter fortführt.
Diese drei Geschäftsführer und auch der Herr Droege hielten es übrigens nicht für nötig, sich den Fragen der Mitarbeiter zu stellen, sie blieben trotz Einladung der Betriebsversammlung fern, sie kommunizieren lieber über die Presse mit ihren Mitarbeitern.



Der Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz eröffnete die Versammlung.

In der letzten Betriebsversammlung jubelten wir noch über den Einstieg von Droege, heute sieht das ganz anders aus.
Droege sagte damals, es werde keine weiteren Entlassungen geben, er möchte Ruhe in dem Laden, Weltbild vernünftig fortführen und er sehe großes Potential in diesem Unternehmen.

Die Übernahme hat sich von Anfang Juli bis Anfang Oktober verzögert.
Das hat Umsatz gekostet, es wurden Werbemaßnahmen reduziert, was automatisch mit weniger Aufträgen einhergeht.
Am 1.10. hat die neue Geschäftsführung übernommen, es gab mehrere Treffen des Betriebsrats mit der Geschäftsführung und bis heute haben wir keine konkreten Aussagen über ein Konzept für Weltbild.
Die Geschäftsführung ist heute nicht anwesend trotz Einladung.

Die Geschäftsführung hat in vielen Abteilungen für Unruhe gesorgt, viele Mitarbeiter haben schon freiwillig das Haus verlassen.
Wo will die Geschäftsführung hin ?
Der Betriebsrat bekam die Aussage, 160 Vollarbeitsplätze sollen abgebaut werden, das sind ca. 200 Mitarbeiter wegen Teilzeitarbeitsplätzen, aber ohne einen Plan, wie Weltbild weitergeführt werden soll.
Man muss vermuten, die Geschäftsführer kennen das Geschäft nicht, ihnen sind nicht einmal die Betriebsvereinbarungen im Detail bekannt.

Die Werbung wurde eingeschränkt, ein TV-Spot wurde abgesagt, die Absage verursacht sicher auch Kosten.
Es liegt kein gemeinsames Konzept für Weltbild Retail und die Logistik (Also) vor.
Das Konzept der Geschäftsführung, welches sie nach außen tragen, besteht aus Überschriften wie kundennah, schnell, digital - keine Inhalte, ohne Substanz !
Ein Personalabbau ohne Konzept ist mit dem Betriebsrat nicht zu machen.
Peter Fitz stinkt es, dass die Geschäftsführung nicht hierher kommt und mit uns spricht.

Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck von ver.di folgte als nächster Redner.
Wir haben alle zusammen Weltbild gerettet und brauchen niemanden von extern, der uns sagt, wie Weltbild dasteht.
Droege hat gewusst, was er kauft, es ist nicht fair, jetzt so zu tun, als ob der aktuelle Stand eine Überraschung wäre.
Die drei Geschäftsführer kommunizieren nicht mit der Belegschaft, sondern über die Presse.

Diejenigen, die die Krise verschärft haben, bleiben jetzt der Betriebsversammlung fern.
Es ist kein Manager mit Handels-Expertise an Bord.
"Bescheidenheit üben" war im Interview mit der Augsburger Allgemeinen für Patrick Hofmann der Grund für die Absage des TV-Spots zum Weihnachtsgeschäft.
Das ist dummes Zeug.

Digitalisierung und Newsletter sprechen die Online-Junkies an, die von einem Angebot zum nächsten hüpfen.
Die Geschäftsführung läuft nachts durch die Räume, um die Lichter auszuschalten.
Das sind nicht die richtigen Manager.
Das Feld sollte freigemacht werden für richtige Manager mit Expertise.

Die zweite Chance für Weltbild wurde in der Insolvenz erarbeitet und dann kam der Investor.
Die Umsetzung des mit Roland Berger erarbeiteten Konzepts Weltbild 2.0 sollte ab 1.7.2014 starten, durch die Verzögerung im Investor-Prozess wäre es jetzt der 1.10.2014 gewesen, nun müsste es losgehen.

Es hört sich alles sehr nach Luftnummern an.
Ein Personalabbau ohne Zukunftsperspektive für Weltbild wird vom Betriebsrat und ver.di nicht mitgetragen, das muss dann über das Arbeitsgericht laufen.

Es ist Unterstützung von uns allen nötig.
Die Mitarbeiter müssen den überbezahlten Managern Nachhilfe geben und kritisch sein.

Niemand sollte meinen, wenn 200 Mitarbeiter gehen, dass dann der Arbeitsplatz sicher wäre.
Keiner weiß, was Droege vorhat.
Der hat sich darüber aufgeregt, dass man ihn im Flugblatt als Milliardär bezeichnet hat.
Es wurde eine Klage auf Schadensersatz angedroht.
Die Geschäftsführung bedroht den Betriebsrat mit Schadensersatzforderungen, wenn dieser die Belegschaft informiert.
Wir lassen uns nicht den Mund verbieten, wenn es darauf ankommt, sammeln wir.
Wir lassen uns diesen Umgang nicht gefallen.

Unsere Botschaft ist: wir wollen statt drei Geschäftsführer nur einen, aber diese drei müssen alle weg.
Wir brauchen jemanden, der den Schneid hat, auch zu werben.
Wir wollen, dass die Entscheider hierher kommen und sich unseren Fragen stellen.

Anschließend informierte Peter Fitz weiter.
Die Antwort von Herrn Droege auf die Einladung zu Betriebsversammlung war, dass er sich nicht in die konkreten operativen Einzelmaßnahmen einmischen würde und volles Vertrauen in die neue Geschäftsführung habe.
Sein Stichwort war "Corporate Governance".
Am 19.11.2014 ist der nächste Termin zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung, in der Hoffnung, dass ein tragfähiges Konzept vorgestellt wird. Dieses sollte sich an das vorhandene Konzept halten.
Überschriften reichen als Konzept nicht.

In der folgenden Diskussion gab es diverse Beiträge.
In der ersten Jahreshälfte soll es nur einen Katalog geben, nämlich zu Ostern !
Wir sehen hier niemanden mehr, der überflüssig wäre.
Wir haben die Schnitte schon hinter uns, wir haben nur noch die Hälfte Mitarbeiter und sind überzeugt davon, dass der Laden bei weiterem Personalabbau nicht mehr funktionsfähig ist.

Wir sind motiviert und müssen für Umsatz GEGEN diese Geschäftsführung sorgen !
Wir haben die Erwartung, dass wir zusammenhalten und uns nicht auseinander dividieren lassen !
Die Insolvenzverwaltung ist nicht amüsiert über die Entwicklung.
Wir hätten die besten Voraussetzungen - mit einer anderen Geschäftsführung !

Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Bossmann führte fort.
Es sind nur Floskeln: schnell, flexibel, kundennah, Online, Katalog, Ausbau der Filialen - es ist davon nichts zu sehen.
Alle sind schon jetzt bis oben hin voll mit Arbeit, wie soll das die Hälfte der Mitarbeiter machen ?
Es gibt Druck der Geschäftsführung, Filialen zu schließen - von wegen neue Filialen aufmachen !
Multichannel ist das, was wir können und was Amazon nicht kann !
Der Tolino wird vor allem in den Filialen verkauft.

In der Zeitung (Interview Augsburger Allgemeine mit den Geschäftsführern) wurde schlicht Unsinn erzählt.
Stichworte Familie und Kinder - aber von Kidoh ist nichts zu hören.
Stichwort Bescheidenheit als Begründung, den TV-Spot nicht zu senden: die Aussage wäre "wir sind wieder da" - was ist daran falsch ?
Stichworte Millionen Kataloge: es werden 3 Millionen Kataloge versendet, früher waren das 15 Millionen, das bringt natürlich dann auch nur einen Bruchteil des Umsatzes !
Der Satz von Patrick Hofmann in der Augsburgen Allgemeinen zur Sicherheit der Arbeitsplätze bei Weltbild ist eine Unverschämtheit.
Wir müssen jetzt alle zusammenhalten und bei Aktionen müssen alle Gesicht zeigen und auf die Straße gehen !

In der folgenden Diskussion gab es verschiedene Wortbeiträge.
Für Droege ist das der erste Konflikt mit einer arbeitsamen und wehrhaften Belegschaft.
Wir können uns gut vorstellen, dieses Mal mit 15 Bussen nach Düsseldorf zu fahren !
Wir müssen die Kameraden dazu bringen, das zu tun, was Händler machen: Umsatz !
Wir brauchen eine Rückmeldung von den KollegInnen, wenn irgendwo ein mieses Spiel gespielt wird.
Wir diskutieren zu diesem Zeitpunkt über keine personellen Maßnahmen mit der Geschäftsführung.

Die Kirche ist außen vor, die Geschäftsführung muss das Geld für personelle Maßnahmen selbst aufbringen.
Auch bei Paragon wäre die Kirche außen vor, nur ohne Investor wären wir alle in die Transfergesellschaft gegangen, dann aber ohne Abfindung.
Der Bestandschutz (Besitzstandwahrung) gilt für ein Jahr, außer es wird ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen.
Im Rahmen der Übernahme darf es keine Entlassungen geben.
Eine betriebsbedingte Kündigung ist durch den Betriebsübergang nicht geschützt, daher wird mit weniger Umsatz argumentiert.
Weder Betriebsrat noch ver.di haben dieses Gesetz gemacht !

Die Tarifverhandlungen wurden jedesmal abgesagt oder abgebrochen.
Es gab keine vernünftigen Verhandlungen, man fragt sich, was das für Leute sind und fühlt sich an die Grundschule erinnert.

Frage: Frau Fink hätte gesagt, dass Gedis bis 2016 für Aufnahmen zur Verfügung stünde.
Antwort: Das ist faktisch falsch, am besten bei Frau Fink nachfragen !
Laut Aussage Personalabteilung hätten wir nichts schriftlich.
Aber wir wollen zum heutigen Zeitpunkt auch gar nicht über Kündigungen sprechen !
Wir wollen, dass Weltbild 2.0 durchgeführt wird !

Lasst uns zusammenstehen und nach vorne sehen, statt zu resignieren !
Lasst uns diesen Droege aus Düsseldorf daran hindern, dass er einfach unseren Laden zumacht !


Mittwoch, 12. November 2014

GF spricht lieber mit der Zeitung als mit der Belegschaft


Bei der heutigen Betriebsversammlung (ausführlicher Bericht folgt) glänzte unsere Geschäftsführung durch Abwesenheit. Die Einladung des Betriebsrats blieb ohne Antwort. Stattdessen gaben Patrick Hofmann, Sikko Böhm und Dr. Gerd Robertz ein Interview in der Augsburger Allgemeinen

Offenbar redet unsere Geschäftsführung lieber mit der Zeitung als mit der Belegschaft. Danke für die Wertschätzung! Patrick Hofmann wurde direkt im Anschluss an die Betriebsversammlung im Schnäppchenmarkt gesichtet. Wie man hört, ging es bei diesem hochwichtigen Termin um Schönheitsreparaturen an WELTBILDs Reste-Rampe.

Ein weiteres Beispiel für das Gespür unseres Geschäftsführers. Patrick Hofmann weiß, wo sein Platz in der Krise ist: Möglichst weit weg von der Belegschaft im Ausverkauf. Als Unternehmenslenker leider ein Mängelexemplar.

Dienstag, 11. November 2014

Kommt Walter P. J. Droege zur Betriebsversammlung?


Der Betriebsrat hat den Mehrheitseigner Walter P. J. Droege mit einem offenen Brief zur Betriebsversammlung am Mittwoch in Augsburg eingeladen. Wir dokumentieren das Schreiben hier.

Sehr geehrter Herr Droege,

wir, der Betriebsrat der ehemaligen Verlagsgruppe Weltbild, schreiben Ihnen heute diesen Brief, weil wir uns einen letzten Rest Hoffnung bewahrt haben. Hoffnung darauf, dass die Aussagen, das gegebene Wort und der Handschlag eines erfolgreichen Unternehmers mehr wert sind, als die heiße Luft, die uns nunmehr seit Wochen aus den Aussagen Ihrer/unserer Weltbild-Retail Geschäftsführung entgegenweht.

Als uns Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz Ende Juni 2014 die Droege Group als neuen Investor für die Verlagsgruppe Weltbild vorstellte, ging ein Ruck der Erleichterung durch unsere gesamte Belegschaft. Nach den harten Monaten der Insolvenz und der bitteren Massenkündigung von mehr als 500 langjährigen KollegInnnen Anfang April – die von uns als notwendiger Einschnitt im Rahmen des Fortführungskonzeptes Weltbild 2.0 mitgetragen wurde – hatte der bis dahin favorisierte Investor Paragon erneut für große Unsicherheit und schlimmste Befürchtungen in der Belegschaft gesorgt. Paragons Pläne, wonach nochmals bis zu 250 Arbeitsplätze vernichtet werden sollten, waren mit dem Einstieg der Droege Group vom Tisch.

Bei Ihrem ersten Besuch in Augsburg am 23. Juli 2014 haben wir Sie, Herr Droege, als engagierten und integren Unternehmer kennengelernt. Gegenüber mir als Betriebsratsvorsitzenden und anderen Betriebsräten habe Sie u.a. geäußert, es werde mit Ihnen keine weiteren Kündigungen geben - denn: “Ich will Ruhe im Laden haben ...”


Auch von Insolvenzverwalter Geiwitz wurden Sie uns als der perfekte Übernehmer präsentiert: Solide, zuverlässig, in die Zukunft und auf langfristiges Engagement gerichtet – “keine Heuschrecke.”

Was ist heute, nicht einmal zwei Monate nachdem Sie uns in Augsburg Ihre neue Geschäftsführung für die Weltbild Retail vorgestellt haben, davon noch übrig? Nichts. Die Vorschusslorbeeren sind verwelkt, das in Sie und die neue Weltbild-Führung gesetzte Vertrauen ist verbrannt.

Die seit Anfang Oktober im Amt befindliche Geschäftsführung agiert kopflos und konfus. Sie hat binnen weniger Wochen nicht nur jegliches Vertrauen in der Belegschaft verspielt, sondern – viel schlimmer noch – durch die radikale Zusammenstreichung des Marketingetats das für uns so wichtige Weihnachtsgeschäft abgewürgt.

Den Tiefpunkt dieser Entwicklung stellte in der KW 45 die Ankündigung der Geschäftsführung dar, ca. 200 KollegInnen aus der Weltbild Retail entlassen zu wollen, 100 davon noch vor Weihnachten. Sie, Herr Droege, können sich gewiss vorstellen, was diese Nachricht in einer Belegschaft auslöst, die sich jetzt ein Jahr lang beide Beine ausgerissen hat, um den Fortbestand unseres Unternehmens möglich zu machen – und die bis heute an eine gute Zukunft der Weltbild Retail glaubt.

An eine erfolgversprechende und langfristige Fortführung der Weltbild Retail mit einer nochmals halbierten Belegschaft kann niemand ernsthaft glauben. Das Zukunftsmodell Weltbild 2.0. – von Roland Berger, Insolvenzverwaltung und Arbeitnehmervertretern gemeinsam erarbeitet – wäre damit zum Tode verurteilt.

Auf der anderen Seite haben uns die Herren Hofmann, Böhm und Robertz bis heute keinerlei tragfähiges Geschäftsmodell auch nur ansatzweise skizzieren können ... Wie soll es unter diesen Umständen mit unserer Firma weitergehen? Wir, als Betriebsrat, können es unserer Belegschaft nicht mehr sagen. Vielleicht können Sie es.

Gerne geben wir Ihnen deshalb die Gelegenheit auf unserer Betriebsversammlung am 12. November in Augsburg zu sprechen. Wir laden Sie ein, allen Kolleginnen und Kollegen Ihre Sicht der Dinge zu erläutern und die Zukunftsperspektive für Weltbild Retail & Also Logistik zu verdeutlichen.

Vielleicht können Sie, Herr Droege, bei dieser Gelegenheit verlorenes Vertrauen in einen Unternehmer von “altem Schrot und Korn” zurückgewinnen.

Wir würden es Ihnen und uns wünschen.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Fitz
Betriebsratsvorsitzender der Weltbild Retail GmbH & Co. KG & Also Logistik, Augsburg

Sonntag, 9. November 2014

Erst kommt der Abschleppwagen, dann parkt der Chef…


Am Mittwoch ließ die Geschäftsführung die Fahrzeuge von WELTBILD-MitarbeiterInnen abschleppen, die verkehrswidrig auf dem Firmengelände geparkt hatten. Die KollegInnen mussten tief in die Tasche greifen, um ihr Auto auszulösen: 160 € pro Fahrzeug.

Am Freitag parkte Geschäftsführer Patrick Hofmann auf einer der freigeschleppten Flächen. Ebenfalls verkehrswidrig (Feuerwehrzufahrt). Abgeschleppt wurde er natürlich nicht. Es scheint, als gelten Regeln nicht für die Herren in der Chefetage.

In gewisser Weise ist das auch eine traurige Analogie zur aktuellen Situation: Mitarbeiter-Fahrzeuge werden entfernt, damit der Chef parken kann. Droege und Hofmann wollen 200 Leute von ihren Arbeitsplätzen entfernen – ob sie dann hinterher auch deren Arbeit tun?!





Freitag, 7. November 2014

Droeges Kahlschlagorgie in der Presse


Seit einem Jahr kämpfen die MitarbeiterInnen von WELTBILD für das Unternehmen und ihre Arbeitsplätze. Wenn Walter P. J. Droege unsere Firma beerdigen will, wird das keinesfalls lautlos vonstatten gehen. 

Schon jetzt berichtet die Presse bundesweit über die geplante Kahlschlagorgie des Düsseldorfer Milliardärs, der sich im Sommer noch als "Weltbild-Retter" feiern ließ:

Süddeutsche Zeitung: "So wütend war die Belegschaft noch nie"

Buchreport: "Droege will uns auspressen"

Augsburger Allgemeine: 200 Beschäftigten droht Entlassung – Gewerkschaft spricht von Skandal

Boersenblatt: "Droege hat uns von vorne bis hinten belogen" (mit Stellungnahme Droege & GF)

Süddeutsche Zeitung: Weltbild will 200 Leute feuern

Die Welt: Neuer Ärger bei Weltbild – Betriebsrat spricht von 200 Entlassungen

Mittelbayerische: Betriebsrat: Weltbild baut 200 Jobs ab

Donnerstag, 6. November 2014

Weihnachten mit Walter Droege: 200 KollegInnen vor dem Rausschmiss


Dieses Flugblatt hat der WELTBILD-Betriebsrat heute in Augsburg verteilt:

Zum Vergrößern klicken.

Droege fährt Umsätze 
zurück und fordert
Massenentlassungen 
im Bereich Retail 


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit Anfang Oktober beobachten wir alle das fragwürdige Handeln der neuen Geschäftsführung. Die Herren Hofmann, Böhm und Dr. Robertz sind nicht in der Lage, das Unternehmen voranzubringen und werden von Droege in Düsseldorf ferngesteuert.

Nach wie vor fehlen Konzept, Struktur und Führung. Stattdessen werden kleinliche Sparmaßnahmen angeordnet und Werbemaßnahmen zurückgefahren. Ware, die wir dringend brauchen, wird nicht bestellt.

Offenbar folgt die Geschäftsführung nicht dem Konzept WELTBILD 2.0 sondern einem eigenen Plan: die gezielte Verkleinerung des Unternehmens und neue Massenentlassungen im Auftrag von Droege.

Der Arbeitgeber hat den Betriebsrat jetzt aufgefordert, einen Interessenausgleich über ca. 200 Entlassungen zu schließen. 100 von uns sollen vor Weihnachten gehen, weitere 100 im Februar. Das wäre fast die Hälfte der jetzt noch Beschäftigten im Bereich Retail.

Wir wurden von vorne bis hinten belogen: Droege plant keinen langfristigen Invest. Der Milliardär aus Düsseldorf will WELTBILD auf Kosten der ArbeitnehmerInnen auspressen und persönlich möglichst schnell möglichst hohe Profite einfahren.

Das skrupellose Vorgehen in der Retail lässt uns auch für die Entwicklungen in der Logistik Schlimmes fürchten. Am kommenden Mittwoch treffen wir uns zu einer Betriebsversammlung, um gemeinsam das weitere Vorgehen zu diskutieren. Einladung folgt.


Montag, 3. November 2014

Die Karstadt-Story


Die ver.di-Zeitschrift Publik hat in der aktuellen Ausgabe Karstadt zu einem der Themen gemacht.
Gerne nehmen wir das Thema auf und versuchen Rückschlüsse für uns als Weltbild zu ziehen.

Zunächst einige Auszüge aus dem Artikel:
Karstadt wurde am 14. Mai 1981 als "Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt" von Rudolf Karstadt gegründet.
Bis 1931 sind es schon 89 Filialen geworden.

Mitte 1999 fusionieren die Karstadt AG und das Versandhaus Quelle zur KarstadtQuelle AG mit insgesamt 113.000 Beschäftigten und einem Börsenwert von 3,3 Milliarden Euro.
2003 verzeichnet der Konzern einen Gesamtumsatz von 15,2 Milliarden Euro, einen Vorsteuergewinn von 464 Millionen Euro und einen Börsenwert von 2,3 Milliarden Euro. Insgesamt gibt es noch 101.000 Beschäftigte.

Die Krise beginnt schleichend und erreicht 2004 einen vorläufigen Höhepunkt. Der Konzern rutscht in die Miesen. Die Beschäftigten leisten durch Verzicht auf Sonderleistungen mit 745 Millionen Euro einen erheblichen Sanierungsbeitrag. 5500 der noch rund 100.000 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden. Ver.di handelt Sanierungstarifverträge mit Standort- und Beschäftigungssicherung aus.

Die Umsätze gehen weiter zurück. Nach weiteren Verkäufen und Umstrukturierungen bekommt die neue Holding für KarstadtQuelle den Namen "Arcandor". Auch der restliche Immobilienbesitz wird verkauft: Im März 2008 gehen 49 Prozent des Grundbesitzes an Highstreet; Karstadt ist nun Mieter in den ehemals eigenen Warenhäusern.
Die 75 Hertie-Häuser gehen in die Insolvenz und werden ein Jahr später geschlossen.

Im Juni 2009 reicht Arcandor einen Antrag auf Insolvenz ein.
Verhandlungen über Sanierungsbeiträge beginnen; die Tarifkommission stimmt einem Sanierungstarifvertrag zu, wonach die nunmehr nur noch rund 28.000 Karstadt-Beschäftigten bis zum 31. August 2012 jährlich auf rund 50 Millionen Euro Sonderzahlungen und mehr verzichten; dafür handelt ver.di die Sicherung von Standorten und Beschäftigtenzahl aus. Das Versandhaus Quelle wird aufgelöst; einzelne Karstadt-Filialen werden geschlossen. Es bleiben 120 Häuser.

Karstadt soll 2010 an einen Investor verkauft werden.
Am 7. Juni erhält Nicolas Berggruen für 1 Euro den Zuschlag. Karstadt wird in drei eigenständige Geschäftsbereiche aufgeteilt: 83 Warenhäuser, 26 Sportfilialen, drei Premiumhäuser.

Mit Auslaufen des Sanierungstarifvertrages kehrt Karstadt zum 1. September 2012 in die Tarifbindung zurück. Die Beschäftigten bezahlen die Managementfehler der Vergangenheit und Gegenwart mit dem Abbau von 2000 der jetzt nur noch 24.400 Stellen bis Ende 2014.

Im Mai 2013 kündigt Karstadt die Tarifflucht an. ver.di und Betriebsräte demonstrieren und fordern Nicolas Berggruen zu Investitionen bei Karstadt auf, was nicht passiert. Berggruen hat jedoch von Karstadt für die Namensrechte Millionen kassiert, die Karstadt in Form von Lizenzgebühren zahlen musste.

Im Dezember 2012 kauft der österreichische Investor René Benko mit seiner Signa-Gesellschaft für 1,1 Milliarden Euro von Highstreet 17 Karstadt-Immobilien, darunter das KaDeWe. Zuvor war Signa mit dem Projektentwickler Centrum für 250 Millionen bei Oberpollinger und einem Karstadt-Sporthaus in München eingestiegen.
Im Herbst 2013 übernimmt Benko für 300 Millionen Euro je 75,1 Prozent am operativen Geschäft der Premiumhäuser und an Karstadt-Sport; die restlichen Anteile an diesen Sparten und 100 Prozent der 83 Warenhäuser bleiben bei Berggruen.

Neue Karstadt-Chefin wird Anfang 2014 Ex-Ikea-Managerin Eva-Lotta Sjöstedt. Sie hört nach fünf Monaten auf, weil Berggruen nicht bereit ist, in Karstadt zu investieren.

Am 14. August übernimmt René Benkos Signa für 1 Euro die restlichen Anteile an Premium, Karstadt-Sport und allen Warenhäusern. Ver.di und die Karstadt-Betriebsräte fordern den neuen Eigentümer zu substanziellen Investitionen und zum Erhalt von Häusern und Arbeitsplätzen auf.

Der komplette Text steht hier.

In der Handelsbeilage zu Ver.di-Publik finden sich die Forderungen von ver.di zu Karstadt.

Im Auszug:
Ver.di fordert ein schlüssiges und nachhaltiges Zukunftskonzept für die Warenhäuser, das von den neuen Eignern mit den notwendigen Investitionen ausgestattet wird.
Nach dem fluchtartigen Abgang von Nicolas Berggruen, der u.a. über Lizenzeinnahmen für die Namensrechte viele Millionen Euro aus Karstadt herausgezogen hat, sich selbst dort aber finanziell nur geringfügig engagierte, ist eine seriöse und zukunftsorientierte Unternehmensleitung überfällig.

Der komplette Text steht hier.

Inzwischen gibt es schon wieder neue Nachrichten über Karstadt.
Nach zusammen 300 Millionen Euro Verlusten in den Geschäftsjahren 2011/2012 und 2012/2013 hat das Unternehmen 2013/2014 weitere Verluste gemacht.

Der neue Warenhaus-Chef Stephan Fanderl will mit der Belegschaft über mögliche Zugeständnisse verhandeln.
"Wir müssen über Einsparungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld sprechen und darüber, die Tarifpause über 2015 hinaus zu verlängern", sagte Fanderl dem "Handelsblatt" (Freitag).
Weitere Filialen sollen geschlossen und 2000 Arbeitsplätze abgebaut werden.
Nach erfolgter Sanierung will Signa in den kommenden Jahren in dreistelliger Millionenhöhe in Karstadt investieren.
Zum Beispiel sollen alle Filialen eine Lebensmittelabteilung und Restaurants bekommen.

Was können wir aus dieser Karstadt-Story lernen ?

Für den Niedergang werden Konkurrenten mit preiswerten, schnell wechselnden Kollektionen, Konkurrenten mit einem attraktiveren Erscheinungsbild und der boomende Online-Handel mit verantwortlich gemacht.
Die vier Jahre Berggruen werden als verlorene Jahre bezeichnet, weil in dieser Zeit viel zu wenig investiert wurde.
Man hätte versuchte, Karstadt mit Gewalt ein jugendlicheres Image zu verpassen und auf neue trendige Marken gesetzt.
Andererseits wurden ganze Sortimentsbereiche wie Elektronik aufgegeben.
Die ältere Stammkundschaft wurde vergrault, aber neue Kunden nicht genügend dazu gewonnen.

Einiges davon haben wir bei Weltbild auch durchexerziert.
Wir haben unser Sortiment reduziert, um dann staunend festzustellen, dass der Umsatz sinkt.
Das hat uns Halff als geplant verkauft, wie er auch gegen Ende die Verluste als geplant bezeichnet hat.
Komisch bloß, dass wir dann wegen der geplanten Verluste pleite gegangen sind.
Da hat er wohl die Geduld der Kirche überschätzt.

Ganz klar ist, dass es gute und weniger gute Investoren gibt, um es mal höflich zu formulieren.
Natürlich muss Benko auch erst mal noch beweisen, dass er besser als Berggruen ist und wirklich investieren will.
Aber immerhin hat er schon einiges Geld in die Hand genommen, um letztendlich bei Karstadt einzusteigen, während Berggruen anscheinend ganz gut abkassiert hat und im Plus aus der Geschichte herauskommt.

Wir bei Weltbild haben nach langer und zermürbender Suche einen Investor namens Droege gefunden.
Er wurde in einer Nacht- und Nebelaktion überraschend aus dem Hut gezogen, nachdem ebenso überraschend kurz vor dem Abschluss Paragon abgesagt wurde.
Eine der ersten Amtshandlungen der neuen von Droege eingesetzten Geschäftsführung ist die Ankündigung von weiterem Stellenabbau, genaueres ist noch nicht bekannt.

Wir hätten uns positive Nachrichten gewünscht, darauf müssen wir weiter warten.
Ein Investor sollte, wie der Name schon sagt, investieren - von nichts kommt nichts, das sieht man bei Karstadt.
Wird ein Unternehmen in Schieflage nur verwaltet, so wird es immer weniger.
Wir wünschen uns auch, dass es ein Miteinander wird und kein Gegeneinander, auf der einen Seite die Geschäftsführung, auf der anderen Seite die Belegschaft.

Mit Entlassungen, Kürzungen oder Streichungen bei den wenigen freiwilligen Leistungen, die Weltbild gewährt und Streichungen bei den Gehältern wird das Miteinander nicht gerade gefördert.
Man erreicht damit höchstens, dass jeder, der noch eine Möglichkeit dazu sieht, die Firma verlässt.
Das ist dann eine Abwärtsspirale, wie man an Karstadt sieht: weniger Mitarbeiter und keine Investitionen führt zu weniger Umsatz und Gewinn, was dann wieder zu neuen Einsparmaßnahmen mit weiterem Umsatzrückgang führt.
Ich bin gespannt, wann wir statt mit rückwärtsgerichtetem Sparkurs endlich Schlagzeilen mit neuen Ideen und Produkten machen.

Die aktuelle Entwicklung beunruhigt inzwischen die komplette Belegschaft und den Betriebsrat.
Wichtige Werbemaßnahmen für das Weihnachtsgeschäft und geplante Einstellungen werden abgesagt, es soll über Tarife verhandelt werden, dann wird das abgesagt, dann soll über die Führungsstruktur verhandelt werden, dann wird das auch wieder abgesagt, wegen geheimer anderer Aktivitäten (s. vorangegangenen Artikel).
So haben wir uns den neuen Investor nicht vorgestellt.
Wir hatten gedacht, nach den Monaten der Quälerei kehrt jetzt Ruhe ein und es geht aufwärts.




Freitag, 31. Oktober 2014

Totsparen ist keine Lösung – Belegschaft fordert Maßnahmen für mehr Umsatz


Vier Wochen nach dem Antritt der neuen Geschäftsführung laufen wieder Gerüchte durch den Betrieb. Viele KollegInnen können nicht erkennen, welche Strategie die neue Führung verfolgt, und sind verunsichert. Die einzigen, die Sicherheit geben könnten – die neuen Geschäftsführer nämlich – tun es nicht.

Die MitarbeiterInnen in der WELTBILD Retail warten auf Maßnahmen, die den Umsatz nach vorne bringen. Aber von Geschäftsführung kommen außer wolkigen Absichtserklärungen keine konkreten Impulse. Stattdessen werden kleinlich wirkende Sparmaßnahmen angeordnet. Die Pfennigfuchserei steigert die Unsicherheit und sorgt im Alltag für Unzufriedenheit bei den KollegInnen. Geld in die Kassen von WELTBILD bringen sie nicht.

Wir fordern: WELTBILD 2.0 jetzt konsequent umsetzen

Die Belegschaft steht hinter dem Konzept WELTBILD 2.0, das in den Monaten der Insolvenz gemeinsam mit der renommierten Unternehmensberatung Roland Berger entwickelt wurde. Wir wollen jetzt anpacken und umsetzen. Warum zieht die Geschäftsführung nicht mit?

Der Betriebsrat und ver.di fordern eine verbindliche Erklärung der Unternehmensführung zur Zukunft von WELTBILD: Welche Maßnahmen werden ergriffen, um das Weihnachtsgeschäft zu befeuern? Welche Sortimente werden wie verändert, um den Wünschen unserer KundInnen noch besser zu entsprechen? Welche Werbekampagnen sind für das nächste Jahr geplant? Wie soll die Kundenzufriedenheit konkret gesteigert werden? Welche Investitionen planen die Gesellschafter?

Auch dein Wissen und deine Ideen sind gefragt

Wir MitarbeiterInnen, die wir seit Jahren die Arbeit tun, und die wir WELTBILD in der Krise treu geblieben sind: Wir sind das Kapital dieses Unternehmens. Lasst uns die neuen Geschäftsführer an die Hand nehmen und sie mit unseren Ideen befeuern: Wir wissen, wo es in den Prozessen hakt. Wir haben Vorschläge, wie man es besser machen könnte. Wir kennen unsere KundInnen seit Jahrzehnten. Wir haben ein Gespür für ihre Wünsche. Wir haben Ideen zum Ausbau unserer Sortimente.

Die Geschäftsführer Patrick Hofmann (Operations und Kaufmännisches), Sikko Böhm (Projekte und Prozesse) und Dr. Gerd Robertz (Marketing und Sortimente) haben eine E-Mail-Adresse. Einfach auf den Namen klicken und Ideen und Verbesserungsvorschläge direkt an die Verantwortlichen schicken, dabei bitte auch eine Kopie an den betriebsrat@weltbild.com senden. Auf geht's!

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Was für ein Spiel wird hier gespielt?


Völlig überraschend und mit einer merkwürdigen Begründung sagt der Arbeitgeber die Termine mit dem Betriebsrat ab. 

Heute Nachmittag wollten die Geschäftsführer Hofmann, Böhm und Robertz eigentlich über die Anpassung der Führungsstruktur bei WELTBILD mit dem BR verhandeln. Gestern Abend hieß es, die GF habe andere, wichtigere Aufgaben. Welche das seien, wollte die Geschäftsführung aber nicht verraten.

Alles nicht mehr wichtig?

Der Betriebsrat ist jetzt beunruhigt. Zunächst hatte der Arbeitgeber die Tarifverhandlungen als unverzichtbar für die Gesundung des Unternehmens  bezeichnet. Dann ließ man die Verhandlungsrunden platzen und setze ein neues Thema ganz oben auf die Agenda: Die Führungsstruktur müsse unverzüglich angegangen werden. "Lieber gestern als heute", so hörte sich das letzte Woche noch an. Jetzt die Absage der Verhandlungen mit dem Hinweis auf superwichtige "geheime" Aufgaben.

Fernsehspot fällt aus wegen is' nicht

Misstrauen entsteht auch, wenn man die Marketing-Aktivitäten von WELTBILD betrachtet. Der mit großem Bohei angekündigte Werbespot geht in Deutschland jetzt doch nicht auf Sendung. Im Sommer ist dafür Geld zurückgelegt worden – auch zum Preis sinkender Umsätze in der geschäftsschwachen Zeit. Vor dem Weihnachtsgeschäft wollte man es dafür richtig krachen lassen. Warum also wird die TV-Werbung jetzt abgesagt?

Der Betriebsrat lässt sich nicht mit rätselhaften Andeutungen abspeisen. Er hat die Geschäftsführung jetzt ultimativ aufgefordert, Stellung zu nehmen. Andernfalls könnten juristische Schritte folgen.

Dienstag, 28. Oktober 2014

Neuer ver.di-Film zum Thema Burnout


In Zusammenarbeit mit dem ver.di-Bereich Innovation und Gute Arbeit ist der Kurzfilm "Burn or out"entstanden. Besonders häufig von Burn-out betroffen sind Menschen, die sich stark mit ihrer Arbeit identifizieren, hoch motiviert und einsatzbereit sind. Schutz geben vor allem gute Arbeitsbedingungen, sagt Anke Thorein von der ver.di-Initiative Gute Arbeit.

Gundula Weimann und Fridhelm Büchele haben sich dem Thema Burnout angenähert: über Gespräche mit Betroffenen, mit Ärztinnen und Wissenschaftlern, mit Gewerkschafterinnen und Betriebsräten. Zugänge haben sie auch über eine künstlerische Auseinandersetzung gefunden – Theaterszenen, Bilder, Installationen. Fertige Antworten oder eine generelle Anleitung, wie mit dem Thema umzugehen ist, gibt es nicht. Dafür aber Gedankenanstöße und Hinweise auf die gesellschaftspolitischen Dimensionen ebenso wie Daten und Befunde zu den Arbeitsbedingungen in Deutschland aus Perspektive der Beschäftigten.

Die beste Prävention sind gute Arbeitsbedingungen

"Die beste Burnout-Prävention, und letztlich die einzig nachhaltig wirksame, sind gute Arbeitsbedingungen. Selbstverständlich ist es dazu wichtig, dass die Einzelnen lernen, Nein zu sagen und sich Grenzen zu setzen. Aber das ist nicht alles. Denn wer sich selbst Grenzen setzt, zieht auch seinem Arbeitgeber – oder Auftraggeber – welche. Wirksam können solche Grenzen letztlich aber nur werden, wenn es gesellschaftliche Normen und Rechtsansprüche gibt, auf die sich die Einzelnen stützen können. Und die sind noch nie vom Himmel gefallen. Sie sind immer kollektiv erkämpft worden – maßgeblich auch durch Gewerkschaften", kommentiert Anke Thorein von der ver.di Initiative Gute Arbeit.

Der Film, der in Kooperation mit dem ver.di-Bereich "Innovation und Gute Arbeit" entstanden ist, kann hier angeschaut und herunter geladen werden: ver.di-Kurzfilm "Burn or out"

Verbrannt bei WELTBILD? Wie beurteilst du die aktuellen Arbeitsbedingungen? Wie geht es dir persönlich? Nutze die Kommentarfunktion unten, um mit Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren.

Montag, 27. Oktober 2014

ver.di hat gewählt: Visnja Bernhard stellv. Bezirksvorsitzende


Am vergangenen Donnerstag fand die 4. ordentliche Bezirkskonferenz des ver.di Bezirks Augsburg statt. Die Delegierten aus den ver.di Fachbereichen, Ortsvereinen und Personengruppen wählten einen neuen Bezirksvorstand.

Neuer Vorsitzender des ver.di Bezirksvorstandes ist Michael Egger, Geschäftsführer der SPD-Stadtratsfraktion Augsburg. Als seine Stellvertreterin wurde Visnja Bernhard, Betriebsrätin bei Weltbild gewählt.

Rund 80 Delegierte aus allen Fachbereichen trafen sich am Donnerstag im Hubertushof. Sie entschieden gemeinsam, wer den Bezirk in den nächsten vier Jahren führt, und auf welche Themen sich die Gewerkschaftsarbeit konzentriert.  
„Die Delegierten des ver.di Bezirks Augsburg haben die Weichen für die Zukunft gestellt. Sie haben sich für echte Profis in der Gewerkschaftsarbeit entschieden. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Bezirksvorstand,“ so Sigrid Giampa, Geschäftsführerin des ver.di Bezirks Augsburg. „Die Aufgaben werden dem neuen Bezirksvorstand in den kommenden vier Jahren bestimmt nicht ausgehen.“

Leiharbeit und Mindestlohn weiter im Fokus der ver.di

Der Bezirksvorstand ist für die Umsetzung gewerkschaftlicher Politik und Aktionen zuständig. Dieser Aufgabe wird sich der neue Bezirksvorstand verstärkt zuwenden. Die Delegierten haben beschlossen, künftig jährlich eine bezirkliche Konferenz zu aktuellen und brisanten Themen abzuhalten. Befristungen, Leiharbeit, Mindestlohn, Jugend-, Frauen- und Rentenpolitik sowie die Freihandelsabkommen werden unter anderem ver.di Themen sein.

Außerdem wurde über die Delegierten zu den anstehenden ver.di Konferenzen auf Landes- und Bundesebene abgestimmt. Zum ver.di Bezirk Augsburg gehören neben der Stadt Augsburg auch die Landkreise Augsburg, Neu-Ulm, Günzburg, Dillingen, Donau Ries, Aichach-Friedberg und Landsberg am Lech.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Führung im Visier


Heute hat sich die ver.di-Tarifkommission zu Verhandlungen mit dem Arbeitgeber getroffen. Die Tarifverhandlungen konnten aber nicht stattfinden, weil die neue Geschäftsführung elementare Vorarbeiten nicht vorlegen konnte. 

Bevor wir über Tarife sprechen, sind folgende Informationen Grundvoraussetzung: Stellenbeschreibungen aller Arbeitsplätze bei WELTBILD Retail und Logistik, sowie eine detaillierte Planung der zukünftigen Arbeitsorganisation und die Aufstellung der einzelnen Abteilungen.

Erfolgreiches Ringen um Beteiligung der Belegschaft

Nach ziemlich handfesten Diskussionen am Vormittag wurde vereinbart, dass der Betriebsrat an den Konzeptplanungen beteiligt wird und außerdem Mitarbeiter als Sachverständige herangezogen werden. Das wird auch in eine rechtsverbindliche Vereinbarung gefasst, die morgen von beiden Seiten unterschrieben werden soll.

Der Arbeitgeber hat uns mitgeteilt, dass er die Führungsstruktur als nicht mehr passend zur Firmengröße einschätzt: der Führungsapparat sei überdimensioniert, die Gehälter passten nicht mehr zur Größe der geleiteten Abteilungen. Die Geschäftsführung  plant deshalb nach eigener Aussage eine Radikalisierung des Konzepts von Roland Berger, das Grundlage für die bisherigen Sanierungsschritte war.

Presseinformation der Geschäftsleitung

Folgende Presseinformation wurde heute Abend von WELTBILD verschickt:

Weltbild setzt Restrukturierungskurs fort
Stärkere Digitalisierung und kundengerechte schlanke Abläufe

Augsburg, 23.10.2014 - Im Zuge der zunehmenden
Kundenorientierung und damit auch Digitalisierung des Weltbild-Geschäfts, setzt das Unternehmen die Restrukturierung konsequent fort.Wie die Geschäftsführung heute mitteilte, wird damit auch eine personelle Reduktion, auch zur Verschlankung der Führungsebene, einhergehen. Das Unternehmen trägt so dem veränderten Kundenverhalten hinsichtlich digitalen Vertriebs- und Verkaufswegen Rechnung.

Alle Maßnahmen werden, wie schon in der Vergangenheit, in engster Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern ausgehandelt und so sozialverträglich wie möglich gestaltet. Konkrete Angaben könnten heute noch nicht gemacht werden. Finanziell sei das Unternehmen nach dem erfolgreich abgeschlossenen Investorenprozess wieder auf einem soliden Fundament. Hintergrund der bevorstehenden Prozessoptimierung sei, dass dem Kostenbewusstsein der Kunden folgend, schlankere unternehmensinterne Abläufe sinnvoll seien, um konform mit den Anforderungen des Marktes aufgestellt zu sein.

Patrick Hofmann, Geschäftsführer für den Bereich Operations und Kaufmännisches ist davon überzeugt, dass dieser Schritt intern sicher nicht einfach sei, aber marktseitig in die richtige Richtung geht. „Bei Weltbild müssten alleine Kundeninteressen das maßgebliche Kriterium für die unternehmensinternen Abläufe sein. Wenn man aus der jüngeren Vergangenheit klar etwas gelernt hat, dann dass alleine das Kundeninteresse, Weltbild als digital, preiswert und modern zu erleben, die Richtschnur allen Handelns sein darf. Dazu sind optimierte und digitalere Strukturen wichtig und nicht die internen Abläufe der vergangenen Jahre.“

In der Augsburger Allgemeinen ist schon ein Artikel zum Thema erschienen.

Dienstag, 21. Oktober 2014

Flächentarif, Haustarif... - Was ist was?


Im Zuge der Übernahme durch die Droege Group, wurden erste Tarifverhandlungen aufgenommen. Immer wieder fallen Begriffe wie Haustarif-, Manteltarif-, Entgelttarif- und Flächentarifvertrag. Nicht jedem ist verständlich, was dahinter steckt - Zeit, Klarheit zu schaffen.

Manteltarifvertrag (MTV)

Im Manteltarifvertrag werden sonstige Arbeitsbedingungen geregelt- Hierzu gehören Arbeitszeiten und Pausen, Zeugnisse, Erholungs- und Sonderurlaub und Zuschläge.
Dabei weichen Tarif und Gesetz oft weit voneinander ab.

Leistung
mit Tarifvertrag
gesetzliche Ansprüche
Wochenarbeitszeit
37,5 Stunden/ Woche
48 Stunden, bis zu 60 Stunden möglich
Arbeitswoche
Montag bis Samstag
Montag bis Samstag
Urlaub
30 Tage (6 Wochen)
24 Tage (4 Wochen)
Urlaubsgeld
50 % pro Urlaubstag, insgesamt ca. 75 % eines Monatsentgelts
Kein gesetzlicher Anspruch
Weihnachtsgeld
Sonderzahlung 75 %
Kein gesetzlicher Anspruch
Schichtzuschläge
25 % Nachtschicht, 50 % Sonntagsschicht, bis zu 150 % Feiertage
Kein gesetzlicher Anspruch
Überstundenzuschläge
25 % bis 50 %
Kein gesetzlicher Anspruch
Vermögenswirksame Leistungen
Geregelt
Kein gesetzlicher Anspruch
Kündigungsschutz für Ältere
Ab dem 50. oder dem 55. Lebensjahr
Kein gesetzlicher Anspruch
Übernahmeanspruch
Je nach Branche unterschiedlich geregelt
Kein gesetzlicher Anspruch
Zuschläge/Übernahme für Leiharbeiter
Bis zu 50 % Zuschläge, Übernahme ab 24 Monaten (nicht in Tarifvertrag Buchhandel und Verlage)
Kein gesetzlicher Anspruch
Bezahlte Freistellung
Bei besonderen Anlässen je nach Branche unterschiedlich geregelt
Kein gesetzlicher Anspruch
Entgelterhöhung
Wird jährlich verhandelt
Kein gesetzlicher Anspruch



Entgelttarifvertrag (Lohn-, Gehalts- und Entgelttarifvertrag)

Die Höhe der tariflichen Vergütung wird in diesem Tarifvertrag geregelt und in Lohn-, Gehalts- und Entgelttabellen dargestellt. Diese Tabellen verdeutlichen die Vergütungsgruppen. wobei die unterste Entgeltgruppe einem Mindestlohn gleicht.

Flächentarifvertrag (FTV)

Der Flächentarifvertrag findet seine Anwendung in einem bestimmten regionalen Bereich (z.B. Bayern), sowie für eine bestimmte Branche (z.B. Verlage und Buchhandel) oder Wirtschaftszweig.
Er kann aber auch in mehreren Branchen angewendet werden.
Die bekanntesten Flächentarifverträge werden von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der IG Metall abgeschlossen

Haustarifvertrag (Haus-, Firmen-, Werkstarifvertrag)

Der Haustarifvertrag wird dann abgeschlossen, wenn der Arbeitgeber nicht im Arbeitgeberverband Mitglied ist. Er wird also von einem einzelnen Arbeitgeber und der jeweiligen Gewerkschaft geschlossen und gilt daher nur für ein einzelnes Unternehmen.
Etwa 8 % der Unternehmen in Deutschland (z.B. Volkswagen) haben einen Haustarifvertrag abgeschlossen.

Da Droege kein Mitglied im Arbeitgeberverband  ist, zielen die Verhandlungen der Tarifkommission auf den Abschluss eines Haustarifvertrages ab. 
Dieser ist nach Abschluss für ver.di-Mitglieder rechtsverbindlich.


Uns steht ein schwieriger Prozess bevor, da wir nicht mehr unter dem sozialen Schild der Kirche stehen und uns der gängigen Praxis großer Wirtschaftsunternehmen stellen müssen.
Unsere momentan gültigen Standards bezüglich Urlaubsanspruch, Arbeitszeit und Sonderzahlungen sollen arbeitsrechtlich gesichert und erhalten bleiben. Dafür werden sich die Mitglieder der Tarifkommission tatkräftig einsetzen, um das bestmögliche Ergebnis für alle Beschäftigten zu erzielen.

Um unsere Verhandlungsposition zu stärken, benötigen wir die Solidarität aller Beschäftigten. Zusammen sind wir stark und können unseren Anliegen mehr Gehör verschaffen und auf Augenhöhe mit unserem neuen Arbeitgeber Verhandlungen führen.

Wir lassen Sie nicht allein! Klicken Sie auf das Logo.