Der Online-Buchhandel wächst ungebrochen. Während der stationäre Handel seit Jahresbeginn signifikante Umsatzeinbußen hinnehmen musste – der buchreport
Marktführer Amazon weist zwar keine detaillierten Zahlen aus und jubelte im 1. Quartal über besonders steile Zuwächste bei Elektronik- und sonstigen Waren, meldet aber fürs Stammgeschäft Medien auf den internationalen Märkten einschließlich Deutschland ein weiterhin stolzes Plus von 29%.
Der Internet-Buchhandel
weltbild.de wächst derzeit laut Weltbild-Chef Carel Halff um 30% und hat in dem für den stationären Handel besonders schwachen April (buchreport-Umsatztrend: –9,4%) um mehr als 50% zugelegt, „mit vielen Neukunden“, wie Halff hinzufügt.
buch.de, die Nr. 3 im deutschen Online-Buch- und Medienhandel, hat kürzlich fürs 1. Quartal ebenfalls ein Plus von 30% gemeldet.
Die Schere der Zwischenergebnisse dieses Frühjahrs ist deshalb besonders bemerkenswert, weil sich mit ihr die seit Jahren bestehende Grundtendenz einer Marktanteilsverschiebung hin zum Versandgeschäft verschärft. Während die stationären Händler über schwierige wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und sparsame Kunden sprechen und ihr Sortiment umschichten, können sich die Onliner über Zuspruch nicht beklagen:
Gegen die Erwartung, dass der Umsatzzuwachs im Online-Buchhandel wegen der bereits stattlichen Basis jetzt langsam abflacht, wachsen die marktführenden Unternehmen in dieser Teilbranche im Gleichschritt hochdynamisch in der Größenordnung von 30%.
Erstmals wird in einem nicht gekannten Ausmaß parallel ein Rückgang im stationären Sortiment spürbar.
Die aktuelle Beschleunigung der gegenläufigen Entwicklungen dürfte durch die besonders schwierigen Wetterbedingungen im 1. Quartal begünstigt worden sein nach dem Motto: Ist das Wetter schlecht, freuen sich Versender und Zustelldienste. Mit Spannung wird deshalb jetzt beobachtet, ob das Tempo der Auseinanderentwicklung im 2. Quartal anhält und die bei Glatteis gewonnenen Neukunden den Online-Shops treu bleiben.
„Ganze Warengruppen fallen physisch weg“
Der Trend aber bleibt: Grundsätzlich gebe es eine „tektonische Verschiebung“, pointierte Weltbild-Chef Halff in der Münchner Akademie des Deutschen Buchhandels über den Medienvertrieb der Zukunft: Habe das Verhältnis Versand zu stationärem Handel im vergangenen Jahr noch bei 31:69 gelegen, werde es sich bis 2015 Richtung 40:60 bewegen.
Dass die „tektonischen Verschiebungen“ mit Beben und Erdrutschen verbunden sein werden, hatte Halff bereits vor zwei Wochen in einem buchreport-Interview prophezeit und dies jetzt aktuell ergänzt. Die Thesen:
Das Bild des Buchhandels wird sich stark verändern: In den kommenden fünf Jahren werden nach Halffs Prognose „bis zu 40% der Buchflächen im stationären Handel aufgegeben, sei es durch Geschäftsaufgabe oder durch Aufnahme von Nonbook-Sortimenten“.
Es ist nicht nur die Verschiebung zum Versandhandel, sondern auch der Medienwandel, der allein 20% der Fläche zur Disposition stelle, weil ganze Warengruppen physisch wegfielen – namentlich Lexika, Nachschlagewerke und Reiseführer – und auch ansonsten der Anteil informationshaltiger Bücher abnehme.
Multi-Channel-Marketing, also die Kunden auf verschiedenen Wegen zu erreichen, werde sich als überlegenes Geschäftsmodell erweisen, als weltweiter Trend über alle Branchen.
aus buchreport.express 19/2010
Quelle BuchreportUnd was ist mit uns Mitarbeiter, die an diesem Erfolg beteiligt sind?