Donnerstag, 22. Dezember 2016
Weihnachten 2016 - Ein frohes Fest?!
Ein weiteres Jahr liegt hinter uns und das Weihnachten steht vor der Tür ...
Zum dritten Mal in Folge ist es uns leider unmöglich an dieser Stelle einfach nur ein frohes Fest zu wünschen, da es bei Weltbild noch immer alles andere als geschmeidig läuft.
Während die Kollegen in der Verwaltung unter enormem Stress versuchen das Unternehmen auf Kurs zu halten, werden sich für unsere Logistik Ende März 2017 die Tore endgültig schließen. Eine Aussicht, die den langjährigen Mitarbeitern schwer auf die Seele drückt.
Zwischen Resignation und Hoffnung liegt vielleicht in den besinnlichen Tagen die Chance im Kreise der Lieben oder der Familie für eine gewisse Zeit abzuschalten und abseits des Dramas, in dem wir nun seít drei Jahren arbeiten und leben, Kraft zu schöpfen für den Weg, der noch vor uns liegt, den wir so oder so werden gehen müssen.
Wir wünschen euch an dieser Stelle alles nur erdenklich Gute und die Stärke das Kommende in etwas Positives zu verwandeln. Es heisst nun, entweder weiter durchzuhalten und mit Optimismus an die Zukunft von Weltbild zu glauben oder sich eine neue Zukunft nach Weltbild erfolgreich zu gestalten. Schwer wird mit Sicherheit beides, aber die Zukunft liegt vor uns, und es ligt in unserer Hand sie in etwas Positives zu verwandeln.
Frohe Weihnachten euch Allen.
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Weihnachten 2016
Montag, 19. Dezember 2016
Freitag, 16. Dezember 2016
Karstadt kehrt in die Tarifbindung zurück
Nach mehr als dreieinhalb Jahren
Tariflosigkeit ist es ver.di am späten Nachmittag des 2. Dezember 2016
in Frankfurt am Main gelungen, nach 20-stündigen Tarifverhandlungen ein
Ergebnis in Form eines Eckpunktepapiers für die Beschäftigten von
Karstadt Warenhaus zu vereinbaren. Der endgültige Text des Tarifvertrags
wird in den nächsten Wochen ausformuliert.
„Es ist gut, dass die Tarifbindung wieder hergestellt wird. Es ist wichtig, dass Karstadt jetzt aktiv die Zukunft des Warenhauses gestaltet. Dafür braucht es auf jeden Fall die notwendigen Investitionen und ausreichend Personal auf der Fläche“, sagte Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied.
„Nach langen Jahren der Verhandlung ist es endlich gelungen, die Arbeitsplatzsicherheit für die Beschäftigten bei Karstadt, darunter vor allem Frauen, für die nächsten fünf Jahre abzusichern. Nach Jahren der Ungewissheit kann das als großer Erfolg gewertet werden“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Bernhard Schiederig.
(Quelle: verdi.de)
Die wesentlichen Punkte der Einigung sind:
Eine Standort- und Beschäftigungsgarantie für alle 78 Filialen bis Frühjahr 2021 und damit für mehr als 15.000 Beschäftigte; sofortige Rückkehr in die Tarifbindung durch Abschluss eines Anerkennungstarifvertrags für sämtliche Tarifverträge und schrittweise Tarifsteigerungen für die Laufzeit des Tarifvertrags mit dem Ziel der vollständigen Flächenankopplung im Jahr 2021; Modalitäten für die Gewährung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld; sowie eine ver.di-Vorteilsregelung in Form eines erhöhten Urlaubs- und Weihnachtsgeldes.
„Es ist gut, dass die Tarifbindung wieder hergestellt wird. Es ist wichtig, dass Karstadt jetzt aktiv die Zukunft des Warenhauses gestaltet. Dafür braucht es auf jeden Fall die notwendigen Investitionen und ausreichend Personal auf der Fläche“, sagte Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied.
„Nach langen Jahren der Verhandlung ist es endlich gelungen, die Arbeitsplatzsicherheit für die Beschäftigten bei Karstadt, darunter vor allem Frauen, für die nächsten fünf Jahre abzusichern. Nach Jahren der Ungewissheit kann das als großer Erfolg gewertet werden“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Bernhard Schiederig.
(Quelle: verdi.de)
Montag, 12. Dezember 2016
Gefährdungsbeurteilung: Arbeit bei Weltbild macht Mitarbeiter krank
Am Donnerstag informierte der WELTBILD-Betriebsrat die Belegschaft über die Ergebnisse der psychischen Gefährdungsbeurteilung. „Die Ergebnisse sind alarmierend“, erklärte der stellvertretende BR-Vorsitzende Timm Boßmann auf der Betriebsversammlung.
Seit einigen Jahren schreibt der Gesetzgeber eine Gefährdungsbeurteilung der psychischen Belastungen für alle Arbeitsplätze vor. Der Betriebsrat von WELTBILD hat diese Untersuchung immer wieder eingefordert, stieß beim Arbeitgeber aber lange auf taube Ohren. Erst als die Gefährdungsbeurteilung zur Bedingung für die Betriebsvereinbarungen über die Umzüge der Verwaltung gemacht wurde, konnte die Interessenvertretung sich durchsetzen.
„Not und Elend“
Die entsprechende Befragung durch ein unabhängiges arbeitswissenschaftliches Institut fand Ende Oktober statt. Niemand hatte nach den Turbulenzen durch die Insolvenz ein berauschendes Ergebnis erwartet. Tatsächlich aber sind die psychischen Belastungen noch weit höher als erwartet. Boßmann: „In manchen Abteilungen haben wir Not, in anderen Elend, in einigen Not und Elend.“
Katastrophal sind insbesondere die Ergebnisse zum Organisationsklima. Hier attestieren die Arbeitswissenschaftler durchgängig „eine „sehr erhebliche Belastung“, das ist die höchste Gefährdungsstufe auf der Skala.
Ebenfalls unzumutbar sind die Stressoren, denen die MitarbeiterInnen bei WELTBILD täglich ausgesetzt sind. Auch hier wieder mehrfach der Ausschlag auf eine „sehr erhebliche Belastung“
Insgesamt ergibt sich ein dramatisches Bild.
Die wenigen grünen Punkte stellte Timm Boßmann, der die Ergebnisse zusammen mit Betriebsrätin Manuela Natterer präsentierte, positiv heraus: „Wir sehen, dass viele MitarbeiterInnen ihre Tätigkeit grundsätzlich gern machen und sich gegenseitig ein hohes Maß an kollegialer Unterstützung geben.“
Nichtsdestotrotz bestehe dringender Handlungsbedarf. Das zeige auch ein Blick auf die körperlichen Beschwerden, die bereits jetzt bei vielen KollegInnen aufgrund der psychischen Belastung manifestieren:
„Es kann nicht sein, dass fast ein Drittel der Beschäftigten nicht mehr richtig schlafen kann“, betonte Boßmann die Dramatik der Situation bei WELTBILD. Der Betriebsrat ist deshalb direkt nach der Präsentation der Ergebnisse auf die Geschäftsführung zugegangen, um dringend notwendige Maßnahmen zu besprechen. Ein zunächst zugesagter Termin wurde unter einem Vorwand wieder abgesagt. Erst am Mittwoch fand die Geschäftsführung Zeit für das wichtige Thema; konkrete Zusagen mochte sie aber nicht machen. „Wir fürchten, dass der Arbeitgeber hier auf Zeit spielt und dringend notwendige Maßnahmen nicht angehen will“, berichtete Boßmann.
Das kann auch Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz nicht nachvollziehen. Er verwies auf einen kürzlich erschienenen Artikel in der Augsburger Allgemeinen: „Jeder Euro, den der Arbeitgeber für die Gesundheit der MitarbeiterInnen ausgibt, kommt dreifach zurück.“ Es würde sich also auch finanziell lohnen, wenn der Arbeitgeber seiner Fürsorgepflicht nachkäme. Der Betriebsrat hat dazu eine Anzahl konkreter Vorschläge und Maßnahmen entwickelt.
Betriebsrat hat konkrete Forderungen
- Ziele und Zeitplan festlegen: Welche Veränderungen wollen wir in welchem Zeitraum erreichen? Klares Commitment der Geschäftsführung, die Arbeitsbedingungen bei Weltbild nachhaltig zu verbessern
- Workshops in allen acht Bereichen unter der Leitung von Fachleuten nach arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen. Teilnehmen sollen im ersten Schritt ausschließlich MitarbeiterInnen ohne die Führungskräfte. Ein Angebot und Terminvorschläge für Januar des mit der Umfrage betrauten Instituts liegen dem BR vor.
- Aktives Change-Management: Workshops mit Führungskräften – welchen aktiven Beitrag können diese zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen leisten?
- Etat einstellen: Was ist das Unternehmen bereit und in der Lage für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen finanziell aufzuwenden?
- Betriebsvereinbarung: Wann werden Befragungen wiederholt, um festzustellen, ob die Maßnahmen wirksam waren
- Mängellisten aus den Begehungs-Protokollen jetzt zügig abarbeiten
Der Betriebsrat wird weiter versuchen, mit der Geschäftsführung ernsthafte Maßnahmen zu vereinbaren. „Wir sind gesprächsbereit und wollen verhandeln“, kündigte Boßmann an. „Gleichzeitig prüfen wir sorgfältig, welche Möglichkeiten das Arbeitsschutzgesetz noch bietet. Wenn es sein muss, bitten wir auch das Gewerbeaufsichtsamt um Unterstützung.“
Schlagworte:
Arbeitsbedingungen,
Betriebsrat,
Betriebsversammlung,
Geschäftsführung,
Gesundheit,
Gute Arbeit,
Weltbild
Samstag, 10. Dezember 2016
„Vorwärts und nicht vergessen…!“ Streiflichter durch die Geschichte der deutschen Arbeiter_innenbewegung
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
heute stellen wir Euch das nächste Seminar aus dem ver.di-Bildungsprogramm für die Mitglieder vor.
Nähere Infos finden sich auch unter www.verdi-bildungsportal.de.
Zur Erinnerung:
ver.di hat für die Mitglieder ein umfangreiches Bildungsprogramm, meist kostenlos und meist mit Fahrtkostenzuschuss.
Nähere Infos finden sich auch unter www.verdi-bildungsportal.de.
Zur Erinnerung:
ver.di hat für die Mitglieder ein umfangreiches Bildungsprogramm, meist kostenlos und meist mit Fahrtkostenzuschuss.
„Vorwärts und nicht vergessen…!“
Streiflichter durch die Geschichte der deutschen
Arbeiter_innenbewegung von 1848 bis zur
Gegenwart
vom 03.02.2017 bis 05.02.2017 in Brannenburg
Beginn: Freitag um 18:00 Uhr
Ende: Sonntag nach dem Mittagessen
Veranstaltungsnummer:
17/30/370
17/30/370
Teilnahmegebühr für Nicht-Mitglieder: € 235,00
(für ver.di Mitglieder aus Bayern trägt der
ver.di Landesbezirk die Teilnahmegebühr)
ver.di Landesbezirk die Teilnahmegebühr)
Das Wochenendseminar führt in einem Überblick in die Geschichte der Bewegung der deutschen Arbeiterschaft ein. Anhand eines gemeinsam erarbeiteten Zeitstrahls durch die deutsche Geschichte wird auch die Lebenswelt in den verschiedenen Epochen erarbeitet. Zeitdokumente, Plakate, Literaturbeispiele, Abbildungen von Kunstwerken, Filmdokumente und Musikauszüge geben einen grundlegenden Einblick in mehr als eineinhalb Jahrhunderte Geschichte der Organisationen der deutschen Lohnabhängigen und ihrer Lebenswelt.
Mit der Methode des ‚exemplarischen Lernens’ wird der Streifzug durch die Geschichte in Arbeitsgruppen und Plenumsveranstaltungen vermittelt.
Dabei werden fünf Abschnitte behandelt:
- Entstehung der sozialen und politischen Bewegungen der Lohnabhängigen und ihre Bekämpfung durch die wirtschaftlich und politisch Mächtigen (1848 – 1878)
- Die Gegenbewegung der Arbeiterschaft unter den Sozialistengesetzen und die Entstehung ihrer modernen Organisationen bis zu ihrer Spaltung (1878 – 1918)
- Kampf um soziale Demokratie und Verfassungsrechte und deren Vernichtung durch den NS-Terror (1918 – 1945)
- Die Entwicklungstendenzen der gewerkschaftlichen und politischen Organisationen von 1945 bis 1990 unter den Bedingungen der Spaltung von Ost -und Westdeutschland anhand von gesellschaftlichen Begriffen: Einheitsgewerkschaft, Wirtschaftswunder, Sozialstaat, realer Sozialismus, Friedensbewegung, Arbeitszeitverkürzung und der Zusammenbruch der Gemeinwirtschaft
- Aktuelle Entwicklung der Gewerkschafts -und Parteienlandschaft und die Verwertungsbedingungen der Lohnabhängigen im globalen Kapitalismus (1990 – 2015) anhand der Begriffe: Tarifautonomie, CETA und TTIP, Finanzkrise, Neoliberalismus, Marktwirtschaft, Geflüchtete und Solidarität
Schlagworte:
Bildung,
Gewerkschaft,
ver.di,
Vermischtes
Freitag, 9. Dezember 2016
Wie sinnvoll ist der Einsatz von WELTBILD-MitarbeiterInnen in der Logistik?
Gestern hat Personalleiter Matthias Haack die WELTBILD-Verwaltungsangestellten eingeladen, ihren dritten Advents-Samstag in der Logistik zu verbringen. Die Geschäftsleitung sucht Freiwillige, die helfen das erhöhte Sendungsaufkommen im Weihnachtsgeschäft abzuarbeiten. Dieser Sondereinsatz ist nicht mit dem Betriebsrat besprochen, geschweige denn vom Gremium genehmigt worden.
Zum Hintergrund sollte man folgendes wissen: Aufgrund der Massenentlassungen in der Logistik im Januar diesen Jahres ist dort tatsächlich zu wenig eigenes Personal vorhanden, um das Weihnachtsgeschäft abzuwickeln. Darauf hatte der Betriebsrat mehrfach im Rahmen der Verhandlungen über einen Interessenausgleich hingewiesen. Die Geschäftsführung von WELTBILD setzte die Entlassungen trotzdem durch. Als Druckmittel diente die Kostenübernahme-Erklärung, die der Insolvenzverwalter für den Fortbetrieb der Logistik verlangte.
Nachdem das Kind – wieder einmal – in den Brunnen gefallen war, hat der Betriebsrat schweren Herzens dem Einsatz von LeiharbeiterInnen im November/Dezember zugestimmt. Ein weiteres von vielen Zugeständnissen der Interessenvertretung, um WELTBILD auf dem Weg aus der Krise zu unterstützen: Nur mit zusätzlichen Händen ist das Weihnachtsgeschäft zu stemmen.
Warnungen des BR wieder einmal in den Wind geschlagen
Ende November dann hat Versandleiter Abdullah Balcilar gemeinsam mit der WELTBILD-Geschäftsführung entschieden, etliche LeiharbeiterInnen wieder nach Hause zu schicken. Der Betriebsrat hat darauf hingewiesen, dass diese KollegInnen im Dezember fehlen würden, und dass es schwierig bis unmöglich sein würde neue Kräfte zu rekrutieren. Diese Einwände wurden ignoriert. Nun sollen also die Verwaltungsangestellten den Karren wieder aus dem Dreck ziehen. Als wäre die Arbeit bei WELTBILD derzeit nicht schon herausfordernd genug…
Der Betriebsrat blockiert den Einsatz von Freiwilligen nicht, aber er rät zur eigenen Sicherheit folgende Fragen zu stellen:
- Was passiert, wenn ein Unfall passiert? Die neu eingerichteten Versandhallen sind bis heute nicht sicherheitstechnisch abgenommen worden. Wir bezweifeln, dass die Berufsgenossenschaft Krankenhausaufenthalte und Verdienstausfälle bezahlt, wenn Mitarbeiter eines rechtlich anderen Betriebs in den ALSO-Hallen verunglücken sollten.
- Wer Arbeitnehmer verleiht – und nichts anderes ist dieser Einsatz von WELTBILD-MitarbeiterInnen bei ALSO – braucht dafür eine Genehmigung zur Arbeitnehmerüberlassung. Diese hat WELTBILD nicht. Damit ist der Einsatz letztlich illegal. Wie steht die Geschäftsleitung dazu?
- Die KollegInnen aus Lager/Versand haben nach den letzten Einsätzen von WELTBILD-MitarbeiterInnen vielfach versichert, dass die Unterstützung durch unerfahrene Kräfte zwar gut gemeint aber keine Hilfe sei. Vielmehr sei das Einlernen ein zusätzlicher Aufwand und störe die Arbeitsprozesse. Warum wiederholt die GF eine offensichtlich sinnlose Aktion?
Jeder muss selbst entscheiden, ob er vor diesem Hintergrund seinen Advents-Samstag opfern möchte.
Schlagworte:
ALSO,
Entlassungen,
Lager/Versand,
Leiharbeit,
Weltbild
Dienstag, 6. Dezember 2016
Freitag, 2. Dezember 2016
Donnerstag, 24. November 2016
Handelskonzern LIDL will Betriebsrat kündigen
Der Handelskonzern LIDL geht radikal gegen demokratisch gewählte Betriebsräte vor. An dem Lagerstandort Graben bei Augsburg ist es der Gewerkschaft ver.di im Juli 2016 gelungen erfolgreich Betriebsratswahlen durchführen. Schnell wurde deutlich, dass die Firma Lidl nicht viel von Mitbestimmungsrechten durch Betriebsräte hält. In kürzester Zeit musste der Betriebsrat grundlegende Rechte der Beschäftigten anwaltlich und arbeitsgerichtlich durchsetzten. Sehr zum Missfallen des Managements. Jetzt soll einem Betriebsratsmitglied fristlos gekündigt werden.
Lidl lohnt sich? Nicht für Betriebsräte!
„Was bei Lidl in Graben zurzeit passiert, ist als Generalangriff auf Betriebsräte zu werten. Den Initiator der Betriebsratswahlen und gewähltes Betriebsratsmitglied will Lidl mit allen Mitteln loswerden. Angebliche, von Lidl unterstellte, geschäftsschädigende Äußerungen sollen für die fristlose Kündigung des Kollegen reichen. In Wirklichkeit möchte Lidl ein Exempel statuieren, um den Betriebsrat und die Belegschaft einzuschüchtern,“ erklärt Thomas Gürlebeck, zuständiger Handelssekretär, ver.di Augsburg. „Lidl lässt nach außen hin alle glauben, dass man kein Problem mit Gewerkschaften und Betriebsräten hat, tatsächlich entsteht jedoch der Eindruck, dass Demokratie und Mitbestimmung bei Lidl nach wie vor kein Platz haben“, so Gürlebeck weiter.
Nachdem das Betriebsratsgremium der fristlosen Kündigung die Zustimmung verweigerte, möchte Lidl sich die Zustimmung des Betriebsrats durch das Arbeitsgericht Augsburg ersetzen lassen. „Unserer Auffassung nach, wird Lidl keinen Erfolg haben. Das sieht Lidl wohl selbst so, denn heute ging ein weiterer Antrag auf fristlose Kündigung des betroffenen Kollegen beim Betriebsrat ein. Dieses Vorgehen verurteilen wir auf das Schärfste. Anstatt mit Betriebsräten vertrauensvoll zusammen-zuarbeiten, will Lidl diese aus dem Unternehmen entfernen,“ sagt Gürlebeck abschließend.
Montag: Kundgebung vor dem Augsburger Arbeitsgericht
Am 28.11.2016 um 11 Uhr findet der erste Arbeitsgerichtstermin statt. Von 10 Uhr bis 10:45 Uhr ruft die Gewerkschaft ver.di vor dem Arbeitsgericht Augsburg, Frohsinnstr. 2, zu einer Solidaritätskundgebung auf. Sie haben dort die Möglichkeit mit den Betroffen zu sprechen.
Schlagworte:
Arbeitsgericht,
Arbeitsrecht,
Betriebsrat,
Gewerkschaft,
Lidl,
Solidarität,
ver.di
Montag, 21. November 2016
Berühmt, berüchtigt -Samsung entpuppt sich als Feind der Arbeitnehmerrechte
Der südkoreanische Konzern "Samsung" steht für moderne Technologien, gerade im Smartphone Bereich - aber auch für die Missachtung von Gewerkschaftsrechten.
Ein internes Dokument, das eigentlich nur für die Chefetage gedacht war, wurde dem Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) zugespielt und zeigt die "gewerkschaftsfeindlichen Strategien" des Konzerns auf.
Lee Byung-Chull, der Gründer von Samsung, soll Berichten zufolge erklärt haben, dass das Unternehmen „nur über meine Leiche Gewerkschaften anerkennen“ werde.
Der IGB ruft deshalb zu Online-Protesten auf.
Maßnahmen, um die Beschäftigten zu kontrollieren
Eine PowerPoint-Präsentation beschreibt spezifische „Gegenmaßnahmen“, um die Beschäftigten „unter Kontrolle zu bringen“. Die Formulierungen seien erschreckend, so IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow. In den zugespielten Dokumenten werden die Manager angewiesen, „die Beschäftigten zu isolieren“, „die Anführer zu bestrafen“ und „interne Konflikte zu schüren“. Der IGB ruft weltweit dazu auf, online gegen diese Praktiken zu protestieren und das Unternehmen aufzufordern, die Verletzung von Arbeitnehmerrechten zu unterlassen und die gewerkschaftsfeindliche Strategie zu beenden.
Berüchtigt für miserable Arbeitsbedingungen
Rund eine halbe Million Menschen ist bei dem südkoreanischen Mischkonzern beschäftigt, Hunderttausende weitere arbeiten in einem riesigen, undurchsichtigen Netz von Subunternehmern und Tochtergesellschaften im asiatischen Raum, berichtet das Asia Monitor Ressource Centre, das unabhängige demokratische Gewerkschaften in Asien unterstützt.
Angesichts prekärer Beschäftigungsverhältnisse seien unmenschliche Arbeitsbedingungen an der Tagesordnung, betont der IGB. Angaben der Arbeitnehmerrechtsorganisation China Labor Watch zufolge werden Beschäftigte in den Betrieben von Samsung zum Teil gezwungen, 100 Überstunden pro Monat zu machen, vielfach unbezahlte Tätigkeiten zu verrichten oder elf bis zwölf Stunden im Stehen zu arbeiten. Über die drei Monate, in denen das Samsung Galaxy Tablet im Eiltempo produziert wurde, berichtet eine Arbeiterin, dass sie „zwei oder drei Stunden pro Nacht geschlafen“ habe und aufhören musste, ihr drei Monate altes Baby zu stillen, um mit dem Produktionstempo Schritt halten zu können.
„Samsung ist überall“
Das Asia Monitor Ressource Centre, geht davon aus, dass Samsungs „gewerkschaftsfeindliche Strategie“ Auswirkungen auf die gesamte asiatische Elektronikindustrie hat, weil Samsung Electronics gezielt eingreife, „um die Gründung von Gewerkschaften bei seinen Zulieferern zu verhindern“. IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow erwartet, dass weltweit die ArbeitnehmerInnen dem Unternehmen die Rote Karte wegen seiner Strategien zeigt. „Samsung ist überall“, erklärt Sharan Burrow. „Falls du ein Smartphone, ob Android oder iPhone, hast, ist es gut möglich, dass Teile davon in von Samsung und seinen Tochterunternehmen kontrollierten Fabriken produziert wurden. Jetzt ist es an uns allen, Samsung deutlich zu machen, dass es so nicht weitergehen kann.“
Wir alle können helfen
Jeder von uns kann seinen Teil dazu beitragen, dass es den ArbeitnehmerInnen bei Samsung in Zukunft besser geht.
Der IGB ruft zu Online-Protesten auf, zur Teilnahme geht´s hier
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Arbeitsbedingungen,
Gewerkschaft,
IGB,
Rechte für ArbeitnehmerInnen,
Union-Busting
Freitag, 28. Oktober 2016
Aus dem Empire verstoßen
Es war einmal in der IT...
Eine leider wahre und traurige Geschichte über eine IT-Firma, in der rund 30 Mitarbeiter den Versuch, einen Betriebsrat zu gründen, mit ihrer Kündigung bezahlten, eine knappe Mehrheit der Mitarbeiter sich gegen die Gründung eines Betriebsrats aussprach und dann fast die Hälfte der Belegschaft ohne Sozialplan, den der Betriebsrat hätte einfordern können, gekündigt wurde...
siehe auch ver.di publik: Aus dem Empire verstoßen
IT-BRANCHE: Der Onlinespiele-Produzent Goodgame Studios entlässt fast die Hälfte seiner Belegschaft
Witzige Welten bauen bei Goodgame - ein paar Beschäftigte können das noch
FOTO: HENNING BODE/LAIF
Von Petra Welzel
Am 19. August 2016, einen Tag, nachdem die Geschäftsführung des größten deutschen Onlinespiele-Produzenten Goodgame Studios Massenentlassungen wegen "Umstrukturierungen" bekanntgegeben hatte, schrieb einer der Entlassenen im Netz über die Arbeitsatmosphäre: "An sich war sie gut, aber durch die Massenentlassungen gerade auf dem Tiefpunkt." Und zum Stichwort Vorgesetzte: "Die direkten Vorgesetzten waren okay, das Gesamtmanagement, das 40 Leute einstellt und zwei Wochen später mehrere hundert inklusive der 40 entlässt, dagegen nicht." Der Entlassene, der anonym bleibt, zählt zu jenen 40 Beschäftigten, die im Juni ihren Arbeitsvertrag unterschrieben, Anfang August anfingen zu arbeiten und Mitte des Monats schon wieder gekündigt waren. Das an sich ist schon ein Skandal. Dass am Ende nahezu die Hälfte der Belegschaft, nämlich rund 500 von insgesamt 1.111 Beschäftigten, ihren Job verliert, ein noch viel größerer.
Erst Ende 2015 hatten rund 30 Goodgame-Beschäftigte den Versuch, in ihrem Unternehmen einen Betriebsrat zu gründen, mit ihrer Kündigung bezahlt (ver.di publik 1_2016). Dass die Geschäftsführung seinerzeit alles unternahm, um einen Betriebsrat zu verhindern, sodass sich im Januar 2016 eine knappe Mehrheit gegen eine Wahl aussprach, war - wie sich jetzt zeigt - kalkuliert. Die Entlassungen waren längst geplant, ein Betriebsrat, der einen Sozialplan hätte einfordern können, wäre da nur im Weg gewesen. Stattdessen wurde lediglich ein Mitarbeiter-Komitee eingerichtet, das jetzt Aufhebungsverträge und Abfindungsangebote abnickt.
Bente Brandt, ver.di-Sekretärin im Fachbereich Telekommunikation & IT bei ver.di Hamburg und Nord, verteilte am 23. August vor der Onlinespiele-Schmiede Flyer mit Informationen und bot Hilfe an. "Es war so, wie wir es schon in der Branche kennen: Es gibt diejenigen, die verängstigt sind, nicht dabei gesehen werden wollen, dass sie mit uns sprechen. Dann diejenigen, die sagen, die schon wieder. Und die, die dankend ablehnen und sagen, wir kümmern uns selbst." Dennoch sind anschließend einige zu ver.di in die Beratung gekommen. Und ein paar sind auch bei ver.di eingetreten.
Mehr Anfragen aus der Branche
Bente Brandt verzeichnet zudem viel mehr Anfragen zu Betriebsratsgründungen und Beratungen aus der IT-Branche seit den Entlassungen bei Goodgame. "Viele wissen gar nicht, welche Rechte und Möglichkeiten sie mit einem Betriebsrat haben. Das war für sie immer etwas Altmodisches in ihrer modernen Arbeitswelt." Tatsächlich entlassen auch andere Onlinespiele-Produzenten, so das Berliner Unternehmen Wooga sowie GameDuell und Aeria Games. Ein Betriebsrat passt vielleicht nicht in die Welt von "Empire", dem erfolgreichsten Goodgame-Spiel, in der Welt der Beschäftigten sollte er besser nicht fehlen. Er hätte ins Gefecht mit der Geschäftsführung treten können.
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IT,
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Mitbestimmung,
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ver.di
Dienstag, 25. Oktober 2016
So könnte die Arbeit der Zukunft aussehen
Wir schreiben das Jahr 2020. Die Arbeitswelt hat sich gewaltig verändert. Die Menschen sind fast ausschließlich "Cloud Worker". Festanstellungen gibt es so gut wie gar nicht mehr. Die Unternehmen heuern, je nach Bedarf, ihre Arbeitskräfte über ein virtuelles Netzwerk an. Was mit der IT-Branche begann, betrifft nun nahezu alle Berufsgruppen. Ein Heer von Freelancern kämpft mit weltweiter Konkurrenz um Aufträge. Die Folge: Preisdumping. Heute verdienen die Leute ein Drittel von dem, was noch vor 10 Jahren gezahlt wurde.
Ganz so schlimm ist es aktuell Gott sei dank noch nicht:
Wenn Unternehmen eine Aufgabe lösen müssen, fragen sie nicht
mehr automatisch die Experten im eigenen Haus, sondern nutzen immer
öfter das Schwarmwissen im Netz. Anspruchsvolle Design-, Programmier- und Textarbeiten werden
genauso über Internetplattformen abgewickelt wie simple Tätigkeiten,
zum Beispiel Warenkennzeichnungen und Adressenrecherchen.
Das Arbeiten in virtuellen Gemeinschaften, in der sogenannten Cloud (Wolke), oder als Teil einer unbekannten Masse im Internet, der Crowd (Gruppe), nimmt zu, ob als Zuverdienst oder selbstständig. ver.di befasst sich zusammen mit wissenschaftlichen Partnern, Gewerkschaften und Unternehmen in dem Projekt "Cloud und Crowd" mit den Veränderungen durch Digitalisierung. Es geht um Arbeit, die über Internetplattformen vermittelt wird, um Folgen speziell für Call- und Service-Center und ganz allgemein um die Veränderungen in Unternehmen, die immer öfter Projekte, Teilprojekte oder Teilarbeiten auslagern.
Schon seit Jahren vertritt die Gewerkschaft die Interessen von Solo-Selbstständigen, von Designern bis hin zu Handwerkern, Kurieren, Redakteuren und Pflegekräften. Auch deren Arbeit verändert sich durch Cloud und Crowd. Manche Selbstständige nutzen die Gelegenheit und verdienen mit Hilfe der Vergabe über die Internetplattformen noch etwas dazu, andere finden ihre Auftraggeber immer öfter im Netz.
Welchen Status haben die Crowd- bzw. Clickworker? Wer ist selbstständig, wer möglicherweise scheinselbstständig? Wie können wir sie unterstützen? Aber auch die Frage: Wo sitzen die Auftraggeber? Beteiligen sie sich am Sozialsystem und leisten sie ihren Beitrag?. Das herauszufinden und die Crowd- und Clickworker miteinander und mit ihren Erwartungen an ver.di ins Gespräch zu bringen, ist allerdings schwierig, da die Menschen sehr verschieden seien - von der Designerin bis hin zum Fahrradkurier.
Das Arbeiten in virtuellen Gemeinschaften, in der sogenannten Cloud (Wolke), oder als Teil einer unbekannten Masse im Internet, der Crowd (Gruppe), nimmt zu, ob als Zuverdienst oder selbstständig. ver.di befasst sich zusammen mit wissenschaftlichen Partnern, Gewerkschaften und Unternehmen in dem Projekt "Cloud und Crowd" mit den Veränderungen durch Digitalisierung. Es geht um Arbeit, die über Internetplattformen vermittelt wird, um Folgen speziell für Call- und Service-Center und ganz allgemein um die Veränderungen in Unternehmen, die immer öfter Projekte, Teilprojekte oder Teilarbeiten auslagern.
Frei, aber ...
"Selbstbestimmt und frei arbeiten, was man will, wann man will und wo man will, das motiviert viele Crowdworker zur Arbeit im Netz", sagt Karl-Heinz Brandl, ver.di-Bereichsleiter für Innovation und Gute Arbeit. Doch die CrowdworkerInnen konkurrieren auch im Netz. Das drückt Löhne und Bedingungen. Die Vermittlungsagentur Freelancer bietet allein auf ihrer Website Zugang zu 16 Millionen Crowdworkern, Upwork zählt neun Millionen, und die in Deutschland angesiedelte Plattform Clickworker hat nach eigenen Angaben 700.000 Angemeldete. "Es gibt keine Mindeststandards bei Arbeitsentgelt, Arbeitszeit und Arbeitsschutz", sagt Brandl. "Die bisherigen schützenden Strukturen, wie sie in Betrieben und Unternehmen durch Gewerkschaften und Betriebsräte erreicht werden, fehlen spürbar." In diese Lücke will ver.di stoßen. Denn der Anspruch von ver.di lautet: Gute Arbeit für alle.
Schon seit Jahren vertritt die Gewerkschaft die Interessen von Solo-Selbstständigen, von Designern bis hin zu Handwerkern, Kurieren, Redakteuren und Pflegekräften. Auch deren Arbeit verändert sich durch Cloud und Crowd. Manche Selbstständige nutzen die Gelegenheit und verdienen mit Hilfe der Vergabe über die Internetplattformen noch etwas dazu, andere finden ihre Auftraggeber immer öfter im Netz.
Welchen Status haben die Crowd- bzw. Clickworker? Wer ist selbstständig, wer möglicherweise scheinselbstständig? Wie können wir sie unterstützen? Aber auch die Frage: Wo sitzen die Auftraggeber? Beteiligen sie sich am Sozialsystem und leisten sie ihren Beitrag?. Das herauszufinden und die Crowd- und Clickworker miteinander und mit ihren Erwartungen an ver.di ins Gespräch zu bringen, ist allerdings schwierig, da die Menschen sehr verschieden seien - von der Designerin bis hin zum Fahrradkurier.
Wenig Lohn
Die Analyse einer aktuellen Umfrage im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, an der auch ver.di beteiligt war, legt die Vermutung nahe, dass die reine Klickarbeit überwiegend nicht zur Selbstständigkeit taugt. Die Verdienste der sogenannten Clickworker sind in der Regel gering. Sie genießen weder Kündigungsschutz noch Anspruch auf bezahlten Urlaub. Rentenvorsorge und Krankenversicherung sind Privatsache. Die meisten Clickworker verdienen unter 500 Euro pro Monat vor Steuern. Vermutlich ist dies einer der Gründe, weshalb viele die Arbeit im Netz nur neben dem Hauptberuf betreiben. Die Mehrheit, 70 Prozent, arbeitet 14 Stunden pro Woche im Netz. Wer dennoch dort hauptberuflich unterwegs ist, hat im Schnitt lediglich 1.500 Euro im Monat, unversteuert. Trotzdem fühlen sich die meisten CrowdworkeInnen laut Befragung "nicht ausgebeutet" und bewerten lediglich Zeitdruck und Arbeitspensum als negativ.
ver.di-Umfrage
ver.di möchte jetzt mit einer weiteren Umfrage herausfinden, wie die über Plattformen vermittelte Arbeit in ihrem Organisationbereich aussieht, und was die Gewerkschaft tun sollte, um gute Arbeit zu erreichen. Dabei schaut ver.di in den von ihr betreuten Branchen nicht nur auf Selbstständige, sondern auch auf die Beschäftigten, die feste Arbeitsplätze haben, aber mit Hilfe von Crowdwork etwas dazuverdienen. Zudem will ver.di herausfinden, wie sich die Arbeit in den Unternehmen durch die neuen technischen Möglichkeiten verändert. "Wir möchten wissen, welche Erfahrungen Betriebsräte und Beschäftigte machen und was sie von uns erwarten, damit wir ihre Arbeit gut gestalten können", erläutert Sarah Bormann, wissenschaftliche Mitarbeiterin im ver.di-Projekt "Cloud und Crowd", die Ziele. Verlässliche Zahlen lägen zwar noch nicht vor, doch selbst wenn es nur vier Prozent Crowdworker gibt, könnte das einen großen Einfluss auf die festen Arbeitsplätze in den Unternehmen haben, beispielsweise wenn sie durch die neue Konkurrenz im Netz unter Druck geraten.
Mitbestimmung
Das auf drei Jahre angelegte Projekt "Cloud und Crowd" hat sich auch vorgenommen, Handlungsempfehlungen für Betriebsräte zu entwickeln, sowohl für den Fall, dassCrowdwork im Unternehmen eingeführt wird, als auch, dass sie schon gemacht wird. 2018 soll dazu gemeinsam mit der IG Metall eine Betriebsrätekonferenz veranstaltet werden. "Es stellt sich auch die Frage, inwieweit Mitbestimmungsrechte künftig angepasst werden müssen", betont Bormann.
Call-Center
In Call- und Service-Centern wird sich die Arbeit durch Automatisierungsprozesse, Internettelefonie, Social Media und die neuen Möglichkeiten des Selbstservices deutlich verändern. Das Umstellen aller Telekom-Netze auf All-IP (Internetprotokolle) bis 2018 eröffnet neue technische Möglichkeiten. Statt wie bisher eine klassische Telekommunikationsanlage im Unternehmen zu betreiben, kann Telefonieren als Serviceleistung aus einer Cloud im Internet organisiert werden. Das puscht neue Dienstleistungen, verändert den bisherigen Service, vereinfacht Prozesse, überträgt aber auch Arbeiten auf den Kunden und spart dadurch Arbeitsplätze. "Besonders bei der Telekom verändert sich die Arbeit sehr stark", weiß Bormann. "Früher musste der Kunde anrufen, jetzt kann er vieles mit Hilfe der mobilen Apps selbst tun, wie Daten anpassen, ändern oder kündigen." Experten aus der Crowd können in virtuellen Call-Centern in Spitzenzeiten Anfragen bearbeiten. Call-Center-Mitarbeiter/innen haben die Chance, von zu Hause zu arbeiten. "Doch auch die Kundenschnittstelle bleibt wichtig", sagt Bormann. "Wenn Roboter zu viel im Netz übernehmen, bleibt der Mensch außen vor: Nicht nur Arbeitsplätze gehen dann verloren, auch die Nähe zum Kunden."
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Arbeitsbedingungen,
Digitale Arbeit,
Gute Arbeit,
ver.di
Freitag, 21. Oktober 2016
Das muss sich auszahlen
Das Rentenniveau sinkt politisch gewollt seit Jahren, die Gefahr der Altersarmut steigt.
Beschäftigte müssen immer länger arbeiten, um eine Rente auf Grundsicherungsniveau (!!!) zu erreichen.
Ein Kurswechsel in der Rentenpolitik ist vonnöten. Wir brauchen eine Stabilisierung und anschließend die Wieder-Anhebung des gesetzlichen Rentenniveaus. Zudem werden gezielte Schritte benötigt, um Altersarmut zu bekämpfen.
Dafür setzen sich die DGB-Gewerkschaften in einer gemeinsamen Kampagne ein. Die Rente muss für ein gutes Leben reichen - auch Morgen.
Kurswechsel: Die gesetzliche Rente stärken
Wer ein langes Arbeitsleben hinter sich hat, darf im Alter nicht arm und auf staatliche Hilfe angewiesen sein. Doch genau dies wird das Schicksal immer mehr Menschen - vor allem Frauen - sein, wenn die jetzige Rentenpolitik fortgeführt wird.
Für die meisten RentnerInnen ist - und bleibt - die gesetzliche Rente die wichtigste und oftmals einzige Altersvorsorge. Wer es sich leisten kann, schließt zusätzlich private Altersvorsorgen ab, doch sollten diese eine gerechte staatliche Sozialpolitik nur ergänzen, nicht ersetzen.
Deshalb fordern die Gewerkschaften im DGB gemeinsam einen Kurswechsel bei der Alterssicherung: der Sinkflug der Renten muss gestoppt, das gesetzliche Rentenniveau stabilisiert und wieder angehoben werden.
Durch gute Arbeit bessere Renten schaffen
Die Höhe der Rente hängt an der Höhe des Arbeitseinkommens und der Art der Beschäftigung.
Den besten Schutz vor Altersarmut bietet sozialversicherte Beschäftigung mit gutem Lohn. Dehalb brauchen wir:
- Einen ausreichenden und stetig steigenden gesetzlichen Mindestlohn
- Steigende Tariflöhne
- Mehr Vollzeit - statt Teilzeitbeschäftigung, gerade für Frauen
- Mehr sozial gesicherte Beschäftigungsverhältnisse
- Die Einbeziehung aller Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherung
- Eine Ausweitung der Tarifbindung, damit es für gute Arbeit auch gute Löhne gibt
Kleine Renten deutlich aufwerten
Neben langen Beschäftigungszeiten mit zu geringem Einkommen oder unverschuldeter Arbeitslosigkeit sind es die persönlichen Wechselfälle des Lebens, wie beispielsweise Unfälle oder Krankheit, die Menschen am Häufigsten in Altersarmut stürzen.
Bereits heute sind schätzungsweise mehr als eine halbe Million Ältere auf die staatliche Grundsicherung angewiesen - und das oftmals nach einem langen Arbeitsleben von 40 Jahren oder mehr.
Deshalb brauchen wir dringend eine Aufwertung der kleinen Renten und eine bessere Alterssicherung für Langzeitarbeitslose und Erwerbsgeminderte, damit allen Menschen ein Alter in Würde gesichert werden kann.
Rente muss den Lebensstandard wahren
Das Ziel den erreichten Lebensstandard auch nach dem Erwerbsleben zu erhalten, ist derzeit praktisch aufgegeben worden, weil sich das Rentenniveau im Sturzflug befindet. Diese statistische Kennzahl lag vor zehn Jahren bei 53 Prozent, heute sind es 47,8 Prozent, zukünftig soll es weiter sinken.
Bild: verdi.de |
Ein Beispiel soll zeigen, wie das Rentenniveau wirkt:
Wenn Person "XY" heute 2500 Euro verdient und bei diesem Verdienst 40 Jahre lang arbeiten würde, bekäme sie beim heutigen Niveau eine Bruttorente von etwa 1007 Euro. Nach Abzug der Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung blieben rund 900 Euro Rente vor Steuern.
Bei einem Rentenniveau von 43 Prozent, bekäme "XY" rund 100 Euro weniger vor Steuern.
Würde das Rentenniveau wieder auf 53 Prozent steigen, erhielte "XY" etwa 100 Euro mehr vor Steuern als heute.
Das bedeutet, das Rentenniveau ist entscheidend für die Rentenhöhe und die damit verbundene Lebensqualität im Alter. Aus diesem Grund muss es dringend stabilisiert und im zweiten Schritt wieder angehoben werden.
Eine gute Rente ist bezahlbar
Zwei Dinge sind zur Finanzierung guter Renten notwendig:
- Das derzeit gültige Prinzip, nach dem nicht die Renten, sondern die Rentenbeiträge stabil gehalten werden, muss korrigiert werden. Eine starre Beitragsobergrenze führt zwangsläufig zu sinkenden Renten. Damit die Rentenbeiträge das Alter absichern und nicht in die Altersarmut führen, werden die Beiträge etwas steigen müssen.
- Zukünftig müssten mehr Steuermittel in die Finanzierung auskömmlicher Renten und die Verhinderung von Altersarmut gesteckt werden
Packen wir es gemeinsam an
"Eine Rente, die vor Armut schützt, ist eine Grundforderung für soziale Gerechtigkeit. Wir werden nicht lockerlassen, bis sich die Politik auf die ArbeitnehmerInnen zubewegt"
Mit diesen Worten fordert Frank Bsirske,, Vorsitzender der ver.di, die Politik auf, den dringend benötigten Kurswechsel einzuleiten.
Dafür haben ver.di und die DGB-Gewerkschaften die Kampagne "Rente muss reichen" gestartet.
Lasst uns gemeinsam für eine gute Rente kämpfen!
Quelle: ver.di
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Donnerstag, 13. Oktober 2016
ALSO-Logistik schließt – Tarifgespräche bei WELTBILD abgebrochen
Allerdings konnten sie nicht verhindern, dass die Logistik des Versandhändlers in eine rechtlich eigenständige Firma namens "ALSO Logistics Services" ausgegliedert wurde. Trotzdem gelang es der Interessenvertretung immer wieder, Fortführungsvereinbarungen für die Logistik auszuhandeln. Nach der – wie viele sagen: vorsätzlich herbeigeführten – Insolvenz der ALSO wurde in mehreren Schritten massiv Personal abgebaut. Am Ende blieben nur noch rund 280 von einst über 1.000 KollegInnen. Jetzt kam auch für sie das endgültige Aus.
ver.di: Verantwortung für das Desaster liegt in Düsseldorf
Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck von ver.di benannte laut und deutlich die Verantwortlichen für das Desaster: "Der Erfüllungsgehilfe von Walter Droege in Ausgburg, Geschäftsführer Hofmann, ist verantwortlich, dass ihr jetzt arbeitslos werdet." Die Entscheidung von WELTBILD, die Logistikdienstleistungen nach Tschechien auszulagern, habe das Ende der Logistik besiegelt. "Dabei hätte es viele andere und bessere Möglichkeiten gegeben, für die ver.di zusammen mit eurem Betriebsrat bis zuletzt gekämpft hat."
Betriebsrat: Abfindungen und Transfergesellschaft für die Betroffenen
Peter Fitz führte aus, was der Betriebsrat erreichen konnte: • Alle MitarbeiterInnen können bis Ende März bleiben, es gibt keine weiteren Entlassungen vor der Schließung. • Es wird Abfindungen geben, die den Rahmen des Insolvenzrechts maximal ausschöpfen. Die Auszahlung erfolgt aber erst in einigen Jahren, wenn der Betrieb komplett abgerechnet sein wird. • Alle KollegInnen erhalten das Angebot zum Übertritt in eine Transfergesellschaft, die bis Ende 2017 laufen wird. • Die Spedition A. Schmid, die einen Teil der Logistik-Dienstleistungen übernehmen wird, hat dem Betriebsrat garantiert, KollegInnen von WELTBILD einzustellen. Zunächst mindestens 15, später eventuell weitere. Das bekräftigte auch Personalvorstand Herbert Robel von A. Schmid, der auf Einladung des Betriebsrats an der Versammlung teilnahm.
Weitere Betriebsversammlung bei WELTBILD
Nach der Betriebsversammlung in Lechhausen folgte eine zweite Versammlung für die KollegInnen der WELTBILD-Verwaltung im Univiertel. Dort arbeiten die verbliebenen rund 300 MitarbeiterInnen der Verwaltung inzwischen. Im Mittelpunkt hier: Die psychische Gefährdungsbeurteilung, die auf Betreiben des Betriebsrats kommende Woche startet.
Psychische Gefährdungsbeurteilung startet nächste Woche
Ein wissenschaftlich qualifiziertes Institut wird zunächst einen Fragebogen im Internet freischalten, den jedeR MitarbeiterIn unter Wahrung vollkommener Anonymität ausfüllen kann. Basierend auf der Auswertung des Instituts werden noch in diesem Jahr Gespräche zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung folgen. Ziel: Die tägliche Belastung und Stressfaktoren für die ohnehin insolvenz-gebeutelte Belegschaft senken. "Die Qualität des Arbeitsplatzes wirkt sich nachweislich direkt auf die statistisch zu erwartende Lebenszeit aus", machte der stellvertretende BR-Vorsitzende Timm Boßmann die Bedeutung des Themas deutlich. Betriebsbrätin Manuela Natterer erläuterte anschließend Details zu der Untersuchung und dem Verfahren. Über den Start der Befragung wird in der kommenden Woche per E-Mail informiert. Der dort enthaltene Link ist auch vom heimischen Computer aus aufrufbar.
Logistik-Schließung gefährdet auch WELTBILD
Bei der Versammlung im Univiertel ergriff Thomas Gürlebeck erneut das Wort. Er schilderte nochmals eindringlich die Risiken, die für WELTBILD mit der Entscheidung verbunden sind, die Logistik nach Tschechien zu verlagern,: "Kein anderer Versandhändler tut das heute noch. Im Gegenteil: Jene, die ihre Logistiken früher einmal ausgelagert haben, holen sie gerade zurück, weil die Qualität leidet und die Kosten eher steigen als sinken." Als Beispiel nannte der Gewerkschaftssekretär den WELTBILD-Konkurrenten Amazon. "Die Geschäftsführung dort lehnt es strikt ab, Logistikkompetenz aus der Hand zu geben. Amazon geht den umgekehrten Weg und holt weitere Teile der Wertschöpfungkette Versand in den eigenen Konzern." Gürlebeck kann die WELTBILD-Entscheidung nicht nachvollziehen: "In jedem anderen Bereich nennt euer Management Amazon als Benchmark, aber ausgerechnet bei dieser lebenswichtigen Frage macht Amazon Unsinn?"
Tarifverhandlungen gestoppt
Die Schließung der Logistik gefährde das Unternehmen WELTBILD, machte Gürlebeck deutlich. Deshalb hat die Gewerkschaft ver.di jetzt auch Sondierungsgespräche zum Thema "Sanierungstarifvertrag" beendet. Die Geschäftsführung versucht seit einigen Wochen, mit ver.di einen Sanierungstarifvertrag zu verhandeln, der deutliche Einkommenseinbußen für die Beschäftigten bei WELTBILD zu Folge hätte. Unter anderem sollte es um das Urlaubs- und Weihnachtsgeld gehen. "Die Voraussetzung für weitere Beiträge der Beschäftigten zur Sanierung ist ein tragfähiges Zukunftskonzept für das Unternehmen. Das sehen wir im Moment nicht.", erklärte der ver.di-Sekretär.
Eine weitere Forderung sei die Rückkehr des Unternehmens in einen Flächentarifvertrag nach der Sanierung. Aber auch hier ist Gürlebecks Eindruck ausgesprochen negativ: "Die Zusicherungen eurer Geschäftsführung sind wenig glaubwürdig." Vielmehr sei man schon während der ersten Gespräche über widersprüchliche Aussagen der Arbeitgebervertreter gestolpert, die diese nicht auflösen wollten. Auch deshalb habe die Tarifkommission sich einhellig für den Abbruch der Gespräche entschieden. Gürlebeck forderte die Geschäftsführung auf, ihre Hausaufgaben zu machen und sich das Vertrauen der ArbeitnehmerInnen zu verdienen: "Dann können wir uns im nächsten Jahr wieder an einen Tisch setzen."
Dienstag, 27. September 2016
Rassismus - Alltagsphänomen oder Hebel des Kapitalismus ?
Ein Virus grassiert derzeit unter der Bevölkerung und verbreitet sich erschreckend schnell.
Braun angehauchte Parteien und Gruppierungen wie die AfD und Pegida oder tiefbraune Parteien wie die NPD erfreuen sich größter Beliebtheit und verbuchen einen enormen Zuspruch.
Wie die Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern deutlich gezeigt haben, scheint für einen nicht geringen Teil der deutschen Bevölkerung die AfD tatsächlich eine Alternative für Deutschland zu sein und drückt so ihre Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen politischen Situation unter Führung Angela Merkels aus.
Parolen wie Gutmenschentum, Antifa, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus kursieren in den Medien und sozialen Netzwerken.
Doch was genau versteht man unter Rassismus?
Begriffsklärung
Rassismus ist eine Ideologie, die "Rasse" in der biologischen Bedeutung als grundsätzlichen und bestimmenden Faktor menschlicher Eigenschaften und Fähigkeiten deutet und diese nach Wertigkeit einteilt.
Der Begriff als solches entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Auseinandersetzung mit auf Rassentheorien basierenden politischen Konzepten und diente als Legitimation von Herrschaftsbedürfnissen. Dies hat sich bis heute nicht grundlegend geändert.
In anthropologischen Theorien im Zusammenhang von Kultur und rassischer Beschaffenheit wurde der Begriff "Rasse" mit dem ethnologisch-soziologischen Begriff "Volk" vermengt.
Rassismus zielt aber nicht auf subjektiv wahrgenommene Eigenschaften einer Gruppe, sondern stellt deren Gleichwertigkeit in Frage, was bedeutet, dass Rassismus jeden treffen kann.
Menschen mit rassistischen Vorurteilen diskriminieren andere aufgrund ethnischer Zugehörigkeit, Glaubensrichtungen oder sexueller Orientierung.
Wird bestimmten Gruppen Vorteile, Leistungen oder andere Privilegien verweigert, versteht man das als institutionellen Rassismus.
Rassistische Theorien und Argumentationsmuster dienen der Rechtfertigung von Herrschaftsverhältnissen und der Mobilisierung von Menschen für politische Ziele.
Als bestes Beispiel hierfür dient das "Dritte Reich", in dem der Begriff "Herrenrasse" geprägt wurde und als Rassismus "von oben" verstanden werden kann.
Die Folgen des Rassismus reichen von Vorurteilen und Diskriminierung über Rassentrennung, Sklaverei, bis hin zu "ethnischen Säuberungen" und Völkermord.
Der Begriff Rassismus überlappt mit dem Begriff "Fremdenfeindlichkeit" und lässt sich meist nur ungenau von diesem unterscheiden. Sozialwissenschaftler unterscheiden allerdings zwischen den beiden Begrifflichkeiten.
Rassismus als Hebel zum Erhalt kapitalistischer Werte
Die moderne Rassismus-Forschung zeigt auf, dass Rassismus keine universelle menschliche Erscheinung ist und dadurch keine natürliche Reaktion auf "Überfremdung" darstellt. Vielmehr entwickelte sich der Rassismus in diesem Maße, wie er heute anzutreffen ist, um soziale Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen und um Macht- und Besitzverhältnisse zu verschleiern.
Unsere allgemeine Vorstellung, dass der Begriff "Nation" eine Übereinstimmung von Volk, als ethnische und kulturelle Gemeinschaft, Territorium und Staat ist, ist folglich nicht natürlich oder zwangsläufig, sondern das Resultat historischer und politischer Konstellationen.
Wie die Geschichte gezeigt hat, war es ein langer, zum Teil kriegerischer Weg bis die meisten Staaten die Demokratie als Regierungsform eingeführt haben und diese mit allen Rechten und Pflichten leben.
Wandel und Veränderungen empfinden aber nicht alle gleich gut. Viele fürchten Einbußen auf politischer, als auch materieller Ebene.
Um nicht ganz legale Unternehmungen, fragwürdige Entscheidungen, unbequeme Wahrheiten zu verdecken oder schlicht den "Status Quo" zu erhalten, arbeiten die sogenannten Machteliten mit unlauteren Methoden, diskriminieren und benachteiligen die einen, um andere - meist aus den eigenen Reihen - zu privilegieren. Im schlimmsten Falle werden Kriege geführt.
Wie die Geschichte gezeigt hat, war es ein langer, zum Teil kriegerischer Weg bis die meisten Staaten die Demokratie als Regierungsform eingeführt haben und diese mit allen Rechten und Pflichten leben.
Wandel und Veränderungen empfinden aber nicht alle gleich gut. Viele fürchten Einbußen auf politischer, als auch materieller Ebene.
Um nicht ganz legale Unternehmungen, fragwürdige Entscheidungen, unbequeme Wahrheiten zu verdecken oder schlicht den "Status Quo" zu erhalten, arbeiten die sogenannten Machteliten mit unlauteren Methoden, diskriminieren und benachteiligen die einen, um andere - meist aus den eigenen Reihen - zu privilegieren. Im schlimmsten Falle werden Kriege geführt.
Denn gerade der Krieg sichert das Überleben des Kapitalismus.
Gezielt steuern die führenden Köpfe politische Desorientierung mit dem Hintergrund, dass ihre Entscheidungen als gegeben akzeptiert und nicht mehr hinterfragt werden.
Schleichend untergräbt somit der Kapitalismus das Ideal der Demokratie.
Doch die Demokratie, die von den "westlich-orientierten" Staaten als Vorzeigemodell für die gesellschaftliche Organisationsform lobgepriesen wird, scheint immer mehr der Entmenschlichung zu dienen.
Wir haben zwar klare Vorstellungen davon, wie wir uns Demokratie tatsächlich wünschen, dennoch sind wir von einer möglichen Lösung weit entfernt.
Prof. Dr. Rainer Mausfeld, deutscher Psychologe und Hochschullehrer, bringt das Thema auf den Punkt:
"Je autoritärer eine gesellschaftliche Organisationsform ist, umso eher neigt sie dazu, zu menschenunwürdigen Zuständen und Barbarei zu führen. Das gilt auch für Organisationsformen innerhalb demokratischer Gesellschaften, etwa von Großkonzernen, die in höchstem Maße totalitär organisiert sind."
Was ist also zu tun?
Wir müssen damit beginnen, unser eigenes, individuelles Wertesystem zu hinterfragen.
Nur wer versteht, dass das, was für einen selbst recht ist, auch als universelles Menschenrecht, ohne Ausnahme, Ausgrenzung oder Diskriminierung, angesehen werden muss, überwindet Rassismus und steht für die Ideale einer echten, humanitären Demokratie.
Quellen:
www.wikipedia.de
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Mittwoch, 21. September 2016
Gegen die Amazonisierung
Die Wirtschaft befindet sich natürlich in einem permanenten Wandel. Nichts bleibt beständig so, wie es einmal war. Die Frage ist bloß: In welche Richtung verändert sich die Wirtschaftswelt, die maßgeblich das gesellschaftliche Leben in unserem Land bestimmt?
Vor wenigen Wochen nahm DGB-Chef Reiner Hoffmann an einer Betriebsversammlung von Amazon in Bad Hersfeld teil, begleitet von einer spontanen Streik-Aktion vor den Werkstoren. (Link zum Bericht in der Hessenschau )
Im hessischen Bad Hersfeld kämpfen die Beschäftigten schon seit über 3 Jahren für die Einführung des Einzelhandel-Tarifes. Doch nach wie vor stemmt sich der Handelsriese Amazon mit aller Macht gegen eine Tarifbindung. Die vielen Amazon-Beschäftigten in Graben, im Süden von Augsburg, können ebenfalls ein Lied davon singen.
Unternehmen entziehen sich ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung
Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann warnte deshalb in Bad Hersfeld vor einer Amazonisierung Deutschlands. Der Internet-Händler sei exemplarisch dafür, wie Unternehmen verstärkt aus der Bindung an Tariflöhne und Tarifverträge ausbrechen. Allein in Hessen sind demnach nur noch 32% der Unternehmen in der Tarifbindung. Vor 15 Jahren waren es noch 46%. Eine alarmierende Entwicklung!
Bild: hessenschau, copyright hr
Die Tendenz jedenfalls ist klar: Die Entwicklung gehe eindeutig in die Richtung, dass sich Unternehmen in Deutschland zunehmend ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung entziehen, warnte DGB-Chef Hoffmann.
Und da wir gerade beim Thema sind: Die Droege Group löst das Problem mit der bisherigen Tarifbindung der Weltbild Logistik so, dass sie diesen Unternehmensteil auflöst und über externe Dienstleister ins Ausland verlagern will. Die ALSO-Logistik, die dann später das moderne Hochregallager in Augsburg wieder in Betrieb nimmt, stellt dort mit Sicherheit Leute ein – ohne Tarifvertrag. Die Aktionäre der ALSO wird es freuen, wenn solch ein Vorgehen viel Geld in ihren Säckel spült. Willkommen in der schönen neuen Arbeitswelt!
Was sich in den einzelnen Unternehmen vor Ort abspielt, ist im Prinzip genau das, was auch im großen wirtschaftlichen Rahmen vor sich geht. Und das ist sicher nicht die Form von wirtschaftlichem Wandel, die man sich für unser Land wünscht, oder?
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Dienstag, 13. September 2016
Alles gut in der Arbeit?
Demnächst bei Weltbild: Ein anonymer Fragebogen zur gesundheitlichen Gefährdungsbeurteilung
Was ist eine Gefährdungsbeurteilung und wozu dient sie?Zunächst einmal ist das keine esoterische Veranstaltung, die sich jemand ausgedacht hat, um Unternehmern das Leben schwer zu machen. Ganz im Gegenteil: Eine solche Maßnahme dient dazu, die physische und psychische Belastung am Arbeitsplatz herauszufinden. Bei Menschen, die beispielsweise schwer körperlich arbeiten, geht die hohe physische Belastung meist direkt auf die Knochen. Bei Büro-Arbeitsplätzen rückt öfter die psychische Belastung in den Vordergrund, z.B. durch Stress und Arbeitsverdichtung wegen Stellenstreichungen, steigendem Erfolgsdruck etc. Aber auch langes Sitzen, Bildschirmarbeit, schlechte Lichtverhältnisse oder Lärm in Großraumbüros können sich körperlich negativ auswirken. Jeder Mensch ist unterschiedlich belastbar und kann unterschiedlich viel Stress verkraften. Wen die Arbeit krank macht, der wird jedenfalls keine Chance haben in gesunder Verfassung das Rentenalter zu erreichen.
Logo: Ver.di-Kampagne Gute Arbeit
Im Prinzip profitiert jeder von einer Gefährdungsbeurteilung: Die Arbeitnehmer, weil die Auswertung dazu führen soll, dass sie keinen zu großen Belastungen ausgesetzt werden. Und die Arbeitgeber, weil ihre Mitarbeiter fit und wettbewerbsfähig bleiben und weniger Krankheitstage die Firma finanziell entlasten.
In ein paar Wochen startet ein anonymer Online-Fragebogen bei Weltbild.
Die gesetzliche Grundlage liefern das Betriebsverfassungsgesetz und weitere Gesetze zum Gesundheitsschutz. Nach §87 Abs. 1 Satz 7 hat der Betriebsrat mitzubestimmen über den Gesundheitsschutz im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften. Davon einmal abgesehen, steht in einem Arbeitsvertrag lediglich, dass man seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt. Nirgendwo steht geschrieben, dass man sich dafür körperlich oder seelisch kaputt machen muss.Die Arbeitssituation bei Weltbild ist nach der Insolvenz von 2014 nach wie vor angespannt. Der BR hat in der Betriebsvereinbarung zum Umzug der Verwaltung einen Passus festschreiben lassen, der den Arbeitgeber dazu anhält, noch in diesem Jahr eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Nähere Informationen dazu werden in den nächsten Wochen folgen. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter sollte sich dann, wenn es los geht, ein paar Minuten Zeit nehmen für den anonymen Fragebogen. Nur so lässt sich feststellen wie die aktuelle Arbeitssituation aussieht und was sich gegebenenfalls ändern muss, um "Gute Arbeit" zu erreichen. Macht mit!
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Sonntag, 11. September 2016
Warten, bis der Arzt kommt (2)
Ein interessanter Artikel aus der ver.di-Zeitschrift PUBLIK über die Zustände im Gesundheitswesen der USA: Warten, bis der Arzt kommt
Fortsetzung:
Amanda Amezcua (oben links) leidet mit ihrem Mann, der vier Zähne gezogen und weitere gefüllt bekommt. 20.000 Dollar sollten die Zahnbehandlungen beim regulären Zahnarzt kosten
Stella Garland (oben rechts) ist das erste Mal bei RAM und bekommt ihre erste Brille verschrieben. Sie ist zwar krankenversichert, jedoch nicht für Zahn- und Augenbehandlungen
"Mein Job als Mutter ist, dafür zu sorgen, dass mein Sohn ein Dach über dem Kopf hat. Mein Lohn ist, dass ich umsonst mit darunter leben kann, mehr als seine Rente haben wir nicht." Debbie Brown kann nicht arbeiten gehen, da sie keine Betreuung für ihren geistig behinderten Sohn Casey hat (oben)
Die sechsköpfige Familie Love aus dem nahegelegenen Cedar Bluff stand in Grundy bei Regen und Wind mit 650 Wartenden für Augen- und Zahnbehandlungen an. Sie planen die jährlich stattfindende Klinik jedes Jahr fest ein. Sechs Mal waren sie schon da. Einmal haben sie ausgesetzt. "Wir wollen nicht gierig sein und andere brauchen die Behandlung auch", erklärt James Love. Er hat einen Teilzeitjob für zehn US-Dollar die Stunde. Michelle, seine Frau, hat zwei Jobs zum Mindestlohn. Die erwachsenen Kinder arbeiten ebenfalls auf Teilzeitstellen. Das Familieneinkommen reicht nicht für den Monat, deshalb stocken sie mit Lebensmittelspenden von der Kirche auf, züchten Geflügel und haben zwei Schweine im Garten, um über die Runden zu kommen.
2013 führte US-Präsident Barack Obama die von den Republikanern vehement abgelehnte Krankenversicherungspflicht und Mindeststandards für Krankenversicherungen ein. 15 Millionen Menschen haben seither Zugang zu einer Krankenversicherung erhalten. Doch trotz der sogenannten ObamaCare hat noch immer jeder zehnte US-Amerikaner keine Krankenversicherung. Menschen wie Robert Brown und die Familie Love können sie nicht bezahlen. Sie stecken im Teufelskreis von Armut, Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Teilzeitarbeit fest. Hinzu kommt, dass nur zehn Prozent aller Ärztinnen und Ärzte in den ländlichen Regionen arbeiten, wo fast ein Fünftel der US-amerikanischen Bevölkerung lebt.
Für die sechsköpfige Familie Love (links) ist die jährlich stattfindende mobile Klinik in dem nahegelegenen Ort Grundy, Virginia, ein fester Termin im Jahr
Das Gesundheitssystem wird wieder eines der wahlkampfbestimmenden Themen bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen sein. Die republikanische Partei möchte den vor gerade einmal drei Jahren eingeführten Affordable Care Act, so heißt ObamaCare offiziell, am liebsten gleich wieder abschaffen. Eine Gesundheitsversorgung für alle, wie die Demokraten es wollen, bezeichnen sie als Sozialismus.
Zum Sehtest ins Klassenzimmer
In der gut geheizten Eingangshalle der Chester County Grundschule werden alle Patientinnen und Patienten erst einmal registriert, nach Vorerkrankungen und Medikamenten befragt und dann von Pflegekräften allgemeinmedizinisch untersucht. Hier fragt niemand nach einer Krankenversicherung oder dem Einkommen. Auf den Zuschauerplätzen in der Sporthalle warten sie im Anschluss auf ihre Zahnbehandlung. In den Fluren vor den Klassenzimmern auf einen Sehtest, gynäkologische Untersuchungen oder Diabetesberatung.
Robert Brown stellt sich nach seiner Zahnbehandlung wieder hinten an und kann sich noch für die Augenuntersuchung registrieren. Tim und Samantha warten bis in den Nachmittag. Den ganzen Tag schauen sie auf die 40 Behandlungsstühle mitten in der Turnhalle, an denen Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Studierende der Zahnmedizin, betreut von ihren Professoren, Zähne ziehen, füllen und reinigen. Langwierige Maßnahmen zum Erhalt der Zähne gibt es hier nicht, da eine Folgebehandlung nicht möglich ist und ein gezogener Zahn normalerweise keine Probleme mehr bereiten kann. 523 Zähne werden an diesem Wochenende gezogen. 508 Menschen medizinisch behandelt, beraten, mit Zahnbürsten, Medikamenten und 456 Brillen versorgt.
120.530 Stunden unbezahlter Arbeit
29.000 Menschen hat RAM im letzten Jahr mit seinen Ehrenamtlichen in 120.530 Stunden unbezahlter Arbeit etwas Linderung verschaffen können. Doch Stan Brock weiß, dass die medizinische Hilfe von RAM nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Deshalb macht er sich stark für eine universelle Krankenversicherung, die in anderen Ländern der Welt deutlich besser funktioniere, als das amerikanische System. Er sagt, die unzureichende Gesundheitsversorgung sei für 33 Millionen US-Amerikaner/innen nach wie vor täglich aktuell.
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Freitag, 9. September 2016
Warten, bis der Arzt kommt (1)
Ein interessanter Artikel aus der ver.di-Zeitschrift PUBLIK über die Zustände im Gesundheitswesen der USA: Warten, bis der Arzt kommt
In den Morgenstunden warten Patientinnen und Patienten auch im Regen darauf, dass um sechs Uhr die Türen zur Schule und Behandlung geöffnet werden (ganz links)
Während der Klinik-Einsätze der Organisation Remote Area Medical (RAM) wird an bis zu 100 Behandlungsstühlen zeitgleich gearbeitet; Zähne gefüllt, gezogen und gereinigt (mitte)
Robert Brown (rechts) verlor bei einem Arbeitsunfall ein Augenlicht. Seinen Beruf kann er deshalb nicht mehr ausüben. Der Schaden an seinem Auge ist operabel, doch die Behandlung kann er nicht finanzieren
FOTOS: JELCA KOLLATSCH
Wer in Amerika nicht genug Geld hat, kann sich meistens keine ärztliche Behandlung leisten. Die Organisation RAM bietet armen Menschen kostenlose Behandlungen an, aber der Weg zu den mobilen Einrichtungen ist oft weit, die Wartezeiten sind lang. Eine Fotoreportage aus einem Land, in dem Armut krank macht
Von Jelca Kollatsch
Bei Temperaturen um die Null Grad steht Robert Brown in Henderson/Tennessee in einer langen Schlange Wartender. Am Vormittag des Vortages ist er angekommen und damit die Nummer 12 in der Reihe von etwa 500 Menschen. Eingemummt in wärmende Decken trotzt er gemeinsam mit den anderen der Kälte. Sie verbringen das lange Warten über Nacht in ihren Autos, diejenigen, die kein Auto haben, in Zelten. Sie lesen, essen, schlafen oder erzählen sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten.
Sie alle warten auf medizinische Hilfe. Robert Brown hat Zahnschmerzen, und er braucht eine neue Brille. Mit ihm stehen auch Tim Cope und seine Verlobte Samantha an. Sie konnten erst am Abend nach der Arbeit aus dem 450 Kilometer entfernten Jamestown in Ost-Tennessee losfahren, ihre vier Kinder haben sie bei Verwandten abgegeben. Sie sind erst in der Nacht angekommen und hoffen, noch an die Reihe zu kommen. Tim hat sich kürzlich einen kaputten Zahn mit Sekundenkleber gefüllt und einen anderen selbst gezogen. Der Schmerz war einfach nicht mehr auszuhalten. Auf dem Parkplatz der Chester County Junior High School in Henderson, im Westen Tennessees, hofft er jetzt auf eine richtige Zahnbehandlung.
Manche kennen den Ablauf, sie kommen nicht zum ersten Mal. Pünktlich um sechs öffnet sich die Tür zur 786. mobilen kostenfreien Klinik in den USA von "Remote Area Medical", RAM. Aus dem Eingang tritt Stan Brock, der Leiter der Non-profit-Organisation, die die Klinik betreibt. Er begrüßt die Wartenden und ruft sie der Reihe nach auf.
26 Tage Fußmarsch
Mitte der 1980er Jahre gründete der Brite Brock die Organisation RAM, um medizinische Versorgung in entlegene Regionen der Welt zu bringen. Auslöser war ein schwerer Arbeitsunfall, den er als junger Cowboy in British Guinea überlebte. Der nächste Arzt war damals 26 Tage Fußmarsch entfernt.
Als Reaktion auf die sichtbare Not versorgten Ehrenamtliche der Nichtregierungsorganisation Anfang der neunziger Jahre erstmals Menschen auch in den USA. Heute finden fast 70 Prozent der Einsätze in den USA statt.
Für dieses Wochenende hat Brock die Junior High School mit seinem Team in eine provisorische Klinik verwandelt. 272 Ehrenamtliche bieten all jenen medizinische Behandlungen an, die sich einen Arztbesuch in den USA nicht leisten können. Drei Wochen zuvor waren sie in Grundy, Virginia, mitten in Appalachia. In der 530.000 Quadratkilometer großen Region im Osten der USA ist die Not mit am größten. Geschätzte 180.000 Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen sind dort noch immer von regulärer Gesundheitsversorgung ausgeschlossen, deshalb hat RAM ein Hilfsprogramm speziell für diese Region gegründet.
Fortsetzung folgt...
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Dienstag, 6. September 2016
Stopp CETA und TTIP
Komm mit nach München!
Wir organisieren Busse aus dem ganzen ver.di-Bezirk Augsburg
Anmeldung per E-Mail an: antonia.seefried@verdi.de
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Freitag, 26. August 2016
Gewerkschaftsgeschichte (3): Die 35-Stunden-Woche
Wir möchten gerne mal wieder auf einen interessanten Artikel aus der ver.di-Zeitschrift PUBLIK hinweisen:
Deßhalb müssen wir für uns sorgen!
Fortsetzung
Die 35-Stunden-Woche
Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung war die logische Folge der immer stärker digital bestimmten Zukunft. Arbeitszeitverkürzung war und ist das einzige den Gewerkschaften zur Verfügung stehende Instrument für den Erhalt von Arbeitsplätzen, für den solidarischen Ausgleich zwischen Arbeitenden und Erwerbslosen, für die Einschränkung der Verfügungsgewalt der Unternehmer über die Arbeitskraft, für mehr Zeit zum Leben.
1977 hatte die IG Druck und Papier die Forderung nach der 35-Stundenwoche aufgestellt. Der Kampf um ihre Einführung, der mit den ersten Streiks 1984 begann, war der bis dahin längste und härteste Arbeitskampf in der Bundesrepublik. Hier ging es um mehr als eine Tarifforderung, hier wurde ein Machtkampf geführt: Sind die Gewerkschaften bei den weiteren ökonomischen und sozialen Entscheidungen noch beteiligt? Diesen Kampf haben IG Druck und Papier und IG Metall erfolgreich bestanden. In der Druckindustrie trat die 35-Stunden-Woche am 1. April 1997 in Kraft, in der Papierverarbeitung ein Jahr später. Inzwischen war die Mauer gefallen, der Kampf um die Angleichung der Arbeits- und Lebensbedingungen in Ost und West hatte begonnen.
ver.di und die gesamte Gewerkschaftsbewegung kämpfen heute in neuen Formen und neuen Bündnissen um "alte" Ziele: Arbeitszeitverkürzung, Einkommen, von denen Menschen leben können, Gerechtigkeit und Solidarität, Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum und Gestaltung der gesellschaftlichen Zukunft. Wie die Buchdrucker schon 1848 schrieben: "Alle müssen mit angreifen ... im wohlverstandenen Interesse nicht blos aller Buchdrucker, sondern auch der menschlichen Gesellschaft überhaupt."
ver.di feiert ein doppeltes Jubiläum
2016 jährt sich die Gründung der ältesten Vorgängergewerkschaft, der Buchdruckergewerkschaft, zum 150. Mal, ver.di wird im Juni 15 Jahre alt.Am 20. Mai 1866 wurde der Deutsche Buchdruckerverband in Leipzig gegründet.
Zum Jubiläum am 20. Mai 2016 wurde in der ver.di-Bundesverwaltung in Berlin die Ausstellung über den gewerkschaftlichen Kampf für Demokratie und Menschenrechte eröffnet. Mit einer Jubiläumsveranstaltung in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt in Berlin feiert der ver.di-Gewerkschaftsrat am 28. Juni 2016 mit zahlreichen Gästen eine trotz vieler Hürden und Rückschläge erfolgreiche Geschichte.
www.verdi.de
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Mittwoch, 24. August 2016
Gewerkschaftsgeschichte (2): Kampf um den 8-Stunden-Tag
Wir möchten gerne mal wieder auf einen interessanten Artikel aus der ver.di-Zeitschrift PUBLIK hinweisen:
Deßhalb müssen wir für uns sorgen!
Fortsetzung:
Kampf um den 8-Stunden-Tag
"Nur Mehrarbeit kann uns retten!" Mit dieser Parole zogen die Prinzipale nach dem Ersten Weltkrieg gegen eine wesentliche Errungenschaft der Revolution von 1918 zu Felde - den 8-Stunden-Tag. Der paritätisch besetzte Buchdruckerrat hatte ihn bereits am 18. November eingeführt. Die Buchdruckergehilfen weigerten sich zwar, mit den anderen grafischen Verbänden eine einheitliche Organisation zu gründen, koordinierten aber gemeinsam mit ihnen im "Graphischen Bund" bis 1933 die Tarifarbeit. Mit den Hilfsarbeitern praktizierten sie umfassende Solidarität, als die Unternehmer die Hilfskräfte aus dem Tarif warfen. Sie verteidigten den 8-Stunden-Tag und verhinderten weitergehende Verschlechterungen bei dem durch Notverordnungen zwangsweise abgesenkten Lohnniveau.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Nach 1945 scheiterte eine gesamtdeutsche Druckgewerkschaft am Kalten Krieg. In Berlin wurde 1946 die IG Graphisches Gewerbe und Papierverarbeitung im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) gegründet, in München gingen 1948 alle Verbände aus den Jahren vor 1933 in der neuen IG Druck und Papier auf. Am 1. Juli 1949 trat der von der IG Druck und Papier ausgehandelte neue Manteltarifvertrag in Kraft und löste die Tarifverträge von vier Verbänden ab. Im September 1950 wurde für die Druckindustrie ein neuer Lohn- tarifvertrag unterzeichnet, für die Papierverarbeitung gelangen nur regionale Abschlüsse. "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" blieb für Frauen und Hilfsarbeiter weiterhin Zukunftsmusik.
Im Mai 1952 beschloss die IG Druck und Papier als einzige Gewerkschaft in der Bundesrepublik, gegen das von der CDU-Regierung vorgelegte Betriebsverfassungsgesetz zu streiken. Der DGB hatte gefordert, die Mitbestimmung auf die gesamte Wirtschaft auszudehnen. Stattdessen schloss der Gesetzentwurf den öffentlichen Dienst aus und sah die Trennung von Gewerkschaften und Betriebsräten vor. Trotzdem verweigerte der DGB dem Arbeitskampf dagegen jede Unterstützung. Der Zeitungsstreik wurde als "politischer Streik" verboten, die IG Druck und Papier zu Schadensersatzzahlungen verurteilt.
In den folgenden Jahren gelang es der Drucker-Gewerkschaft, technische Fortentwicklungen tarifvertraglich umzusetzen: 40-Stundenwoche, längerer Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Die 1970er-Jahre waren von harten Tarifkämpfen geprägt. 1972/73 wurde mit dem ersten Flächenstreik nach 20 Jahren eine Lohnerhöhung um 10,8 Prozent erreicht, ebenso die zusätzliche Anhebung der unteren Lohngruppen und der Ausbildungsvergütungen. 1976 gelang es trotz der zum ersten Mal von den Unternehmern praktizierten massenhaften Aussperrung die vorgegebene Lohnleitlinie von 5,4 Prozent zu durchbrechen: Der Abschluss brachte schließlich eine Lohnerhöhung von sechs Prozent.
1978 ging es um die Einführung von rechnergesteuerten Textsystemen (RTS), die Umstellung von Blei- auf Fotosatz und damit um den Einstieg in die Digitalisierung der Produktion. Mit flexibler Streiktaktik und erfolgreicher Einbeziehung aller Abteilungen gelang es, den RTS-Tarifvertrag durchzusetzen. Das bedeutete für die Schriftsetzer den Erhalt der Arbeitsplätze und Anspruch auf Weiterbildung sowie für Journalisten geregelte Arbeitsbedingungen an Bildschirmen - ein erster Erfolg beim Kampf um Rationalisierungsschutz.
Ein weiterer tarifpolitischer Schwerpunkt lag bei der "Aktion gerechte Eingruppierung". Damit erreichte die IG Druck und Papier deutliche Erfolge in der Bekämpfung der Frauenlohndiskriminierung. Ein besonderer Höhepunkt dieses Kampfes war Ende 1978 die Klage der 29 "Heinze-Frauen" aus der Firma Foto-Gruppe Heinze gegen ihren Arbeitgeber. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, das war ihre Forderung. Mit dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts in Kassel vom 9. September 1981 wurde dieses Ziel erreicht.
Fortsetzung folgt....
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