Donnerstag, 7. April 2011

Mitarbeiter an der Flexi-Leine


Fehler in der Arbeitszeitplanung. Leere Hallen am Nachmittag.

Die Lager- & Versand-KollegInnen sind die Verlierer des flexiblen Arbeitszeit-Modells
Das war einmal: Alle arbeiteten von 7 bis 15 Uhr, von Montag bis Freitag. Nicht gut, wenn man vom Saisongeschäft abhängt wie Weltbild. Deshalb suchten Geschäftsführung und BR eine Regelung, von der beide Seiten etwas haben sollten. Die Betriebsvereinbarung zur flexiblen Arbeitszeit war geboren.Sie trug dazu bei, dass die Firma wuchs und jeder jeden Monat ein sicheres Gehalt hatte, und neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Doch im Laufe der Zeit hat sich für die Mitarbeiter vieles negativ entwickelt.

Aus »gut gedacht« wird »schlecht gemacht«
Das Gleichgewicht der Interessen  ging verloren. Mittlerweile arbeiten wir samstags, es werden Spät- und Nachtschichten gefahren und die tägliche Arbeitszeit in Lager/Versand wird bis zu fünfmal vorgeplant, umgeplant, verlängert, gekürzt oder ganz abgesagt! Auf diese Planungen hat der einzelne Mitarbeiter überhaupt keinen Einfluss – und der Betriebsrat nur sehr wenig. Schließlich müssen sich auch die Vertreter des BR auf die vorgelegten Planzahlen verlassen, und die sind oftmals unsicher. Die Chefs der Logistik planen deshalb meist übervorsichtig: Es wird eine relativ lange Arbeitszeit geplant, die dann bis zu dreimal verkürzt wird. Das kostet die Firma praktisch gar nichts – und die Mitarbeiter müssen bis zu dreimal ihre persönliche Wochen- und Tagesplanung (Termine, Kinderbetreuung, Mitfahrgelegenheiten etc.) umwerfen.

Sogar taggleich kann meine Arbeitszeit um bis zu 1,5 Stunden verkürzt oder 0,5 Stunden verlängert werden. Selbst das ist noch nicht das Ende: Fährt das Band wider Erwarten schneller leer, wird man vom Gruppenleiter charmant gefragt, ob man nicht »auf freiwilliger Basis« (unbezahlt) früher nach Hause gehen will. Die dadurch gewonnene »Freizeit« ist für die meisten nichts anderes als Leerlauf, den sie mit Zeitschuld auf dem Arbeitszeitkonto bezahlen.

Prämie? Fehlanzeige!
Und was habe ich als Mitarbeiter davon? Wenig bis gar nichts! Die vom BR gefordete und durchgesetzte Leistungsprämie wird in vielen Bereichen zur Nullnummer. Die Stückzahlen bleiben aus ungeklärten Gründen immer öfter hinter den Planzahlen zurück: Prämie – Fehlanzeige! Nicht zuletzt deshalb hat der BR die Betriebsvereinbarung zur flexiblen Arbeitszeit im Fulfillment gekündigt. Sie »wirkt jedoch nach«, d.h. bleibt gültig, bis eine neue Vereinbarung abgeschlossen ist.

Deshalb: neue Wege finden …
Ein Zurück zu starren Arbeitszeiten und freiem Samstag wird es wohl nicht geben. Vielleicht gibt es auch keine Patentlösung für alle 600 Mitarbeiter in Lager/Versand. Möglich wären aber unterschiedliche Modelle, in denen der einzelne selbst wieder mehr Einfluss auf Dauer und Lage seiner persönlichen Arbeitszeit hat – und sein Leben außerhalb der Firma wieder verlässlich planen kann.
    

6 Kommentare:

  1. Ich möchte dem noch etwas hinzufügen. Relativ regelmäßige Arbeitszeiten führen dazu das sich der Körper diesem Arbeitstakt anpasst und man sich dann fit fühlt und leistungsfähig ist und auch gut arbeitet. Bei einem Arbeitszeitenchaos könnte sich das entsprechend auch auf das Arbeitsergebnis auswirken. Wirklich schneller werden wir damit nicht.

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  2. Christlicher Verlag mit unchristlichen Arbeitszeiten. Der Mensch wird wie ein Arbeitsgerät behandelt. Das ergiebt ein gutes Arbeitsklima????????????

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  3. Ja, auch ich bin der Meinung, dass es hier noch grosse Defizite zu Lasten des Arbeiters und seiner Flexibilität gibt...
    Fühle ich mich gut und fit, muss ich oftmals gehen, werde somit gezwungen auch Minusstunden zu machen...
    Wird dann ausgerechnet im Urlaub länger gearbeitet,habe ich keine Chance diese Stunden auch wieder aufzubauen...
    Habe ich Termine oder geht es mir mal nicht so gut, habe ich mit viel MINUS keine Chance eher zu gehen,.... oder dann die Sorge, wie ich sie wieder aufbauen kann....
    Das finde ich gerade auch in Bezug auf ältere Mitarbeiter, die schon über 30 Jahre und mehr arbeiten nicht fair...
    Da war das mit der Notbesetzung um einiges besser gelöst....

    Ich gehöre zu denen, die sich in der Weltbildzeit sehr massiv für Leiharbeiter eingesetzt hat... und doch kann ich nicht nachvollziehen... dass man Leiharbeiter im nicht arbeitsreichen Zeiten behält, aber Stammpersonal in Minusstunden schickt...

    Als Arbeiter ist man immer weniger von Bedeutung, dass ist allerdings nicht nur hier so..das scheinen Zeichen der neuen Zeit zu sein.... drum ist es auch nicht mehr wichtig,
    Menschen zu motivieren oder zu loben...
    bzw auch mal Mitarbeiter anzusprechen,
    die ihre Arbeitszeiten wie Urlaube sehen...
    ( nachdem es ja keine leistungsindividuelle Bezahlung gibt! )

    Es gäbe viel zu tun...wann packen wir es wirklich an ?

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  4. Wann wird das neue Arbeitzeit Modell den MA wohl vorgestellt.

    Es ist so geheim das keiner was weis! man will die Mtarbeiter/in wohl vor vollendete Tatsachen stellen,
    wie un Kolegen haft

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  5. wenn man nichts weis kann man nicht Meckern, die Politik des BR ist doch! die Maßen Dumm zu halten, sonst würde man doch den Schwindel märken.
    Und wenn alles gelaufen ist wird es so verkauft, als hätte der BR sein bestes gegeben.
    So wird es uns mit dem neuen Arbeitszeit Modell auch gehen

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  6. Arbeitszeit- Modell Lager – Versand
    AZ Model Basis GL will 1 Euro geben und keine Leistungsprämie mehr ein Verlust von ca 30 Euro im Monat.
    AZ Model Flex 1 GL will 2,50 Euro geben und keine Leistungsprämie mehr ein Verlust von ca 40 Euro im Monat
    AZ Model Flex 2 GL will 6,50 Euro geben und keine Leistungsprämie mehr ein Verlust von ca 50 Euro im Monat
    Die Flex Zulage ist Brutto, Kollegen rechnet mal das was GL zahlen will mal 21 Arbeitstage

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