Sonntag, 20. November 2011

Weltbild Aufsichtsratschef Donaubauer zurückgetreten

Der katholische Kreuzzug gegen das kircheneigene Unternehmen hat ein erstes Opfer gefordert: Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Klaus Donaubauer, ist am Donnerstag nach 18 Jahren Amtszeit zurückgetreten.

Unbekannter Aufsichtsrat
Ob die MitarbeiterInnen der Verlagsgruppe Klaus Donaubauer vermissen werden, ist fraglich. Sie kannten ihren Aufsichtsratsvorsitzenden lediglich aus der Zeitung. Donaubauer stellte sich in den letzten 15 Jahren nur ein einziges Mal der Belegschaft auf einer Betriebsversammlung: Während der Umstrukturierung 2009, bei der Dutzende KollegInnen ihre Arbeit verloren, verglich er die Massenentlassungen mit dem überfälligen "Aufräumen eines Kinderzimmers". Eine dicke Liste mit Hunderten von Protestunterschriften der MitarbeiterInnen mochte er damals nicht mit in sein Domizil beim Dom nehmen.

Auch der neue Augsburger Bischof Zdarsa lehnte einen Besuch "seiner" Firma bislang ab. Die entsprechende Einladung des Betriebsrats sagte er aus Termingründen ab. So spricht auch aus Sicht der Belegschaft einiges dafür, dass die Verantwortlichen der Kirche ihre Aufsichtspflicht nicht sonderlich ernst genommen haben.

Abkehr von bewährten Prinzipien?
Trotzdem ist ein Notverkauf, wie ihn fundamentalistische Kirchenkreise jetzt fordern, aus Sicht der MitarbeiterInnen keine wünschenswerte Lösung. Durch das von den kirchlichen Gesellschaftern gelebte Prinzip, erwirtschaftete Gewinne im Unternehmen zu lassen, ist Weltbild in den letzten 30 Jahren kontinuierlich gewachsen. Es wurden und werden Jobs in der Region geschaffen – und im Vergleich zu Konkurrenten wie Amazon sind die Arbeitsbedingungen in der Augsburger Zentrale zwar nicht "himmlisch" aber im Großen und Ganzen in Ordnung. Ein neuer Investor könnte dieses Prinzip umkehren und Weltbild zur Melkkuh machen und anschließend schlachten. Damit stünden tarifliche Bindungen ebenso in Frage wie zahlreiche Arbeitsplätze.

Die Anhänger der Kampagne "Entwelt(bild)lichung" fordern noch weitere Köpfe. Nach Donaubauer ist nun Aufsichtsrat Hans Langendörfer im Visier. Als Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Diözesen (VDD) steht er für 24,2 Prozent der Weltbild-Anteile.

Pfeifen im Walde
Geschäftsführer Carel Halff macht indes den Beschäftigten Mut. In einem E-Mail-Rundschreiben an die Belegschaft hieß es am Freitag, die Anliegen des Unternehmens und seiner MitarbeiterInnen genössen bei allen Überlegungen hohe Aufmerksamkeit. Und: "Das Unternehmen ist stark und gut aufgestellt, wie Sie selbst am besten wissen. Wir können deshalb gemeinsam mit Selbstbewusstsein in die Zukunft blicken." Ein bisschen klingt das leider wie Pfeifen im dunklen Walde…

Ab Montag tagt der Ständige Rat der 27 Diözesanbischöfe in Würzburg. Dort fallen voraussichtlich Entscheidungen, die Wohl oder Wehe der Verlagsgruppe und ihrer MitarbeiterInnen in den nächsten Jahren bestimmen werden. Gut möglich, dass in Würzburg auch das Schicksal der Geschäftsführung besiegelt wird. 

Zum Abschluss noch eine kleine Presseschau:

Augsburger Allgemeine: Weltbild-Chefaufseher Klaus Donaubauer tritt zurück

kath.net: Warum trat Donaubauer wirklich zurück?

katholisches.info: Rücktritt Langendörfers fällig – Das redselige Schweigen von Erzbischof Zollitsch zu Nazi-Phantom und Weltbild

Welt online: Pornobücher – Weltbild-Aufsichtsratschef tritt zurück

sueddeutsche.de: Weltbild-Verlag droht der Verkauf

Focus online: Bischöfe beraten über Porno-Vorwürfe

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4 Kommentare:

  1. Wer hat denn bitte so viel Kohle auf der hohen Kante liegen, um Weltbild zu kaufen? Amazon?

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  2. Habe gerade gelesen, dass Peter Fitz bei Augsburg TV die Vorkommnisse kommentierte.
    Gibts das irgendwo eventuell als Stream?

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  3. Wir haben's bisher nicht finden können. Wenn jemand einen Link hat: Bitte hier posten. Danke!

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  4. Ich hab den Link zum Filmchen gefunden:

    http://www.youtube.com/user/atvaktuell#p/u/1/B8Fz1h75X_w

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