Freitag, 24. Mai 2013

Stress im Job - systematische Überforderung der Arbeitnehmer



Die IG Metall wird verstärkt Druck für eine Anti-Stress-Verordnung machen, gerade im Hinblick auf die Wahlen im Herbst.

Stress am Arbeitsplatz ist ein gesellschaftliches Problem.
Der Arbeitnehmer wird bis an seine Grenzen gebracht, zerbricht er oder seine Gesundheit daran, zahlt die Allgemeinheit die Zeche dafür.
Damit indirekt auch sein Arbeitgeber.

Je nachdem, wie ersetzbar der Arbeitnehmer ist, richten Ausfälle durch Stress auch direkt Schäden im Betrieb an.
Aber das hat sich bei den Leitenden der Betriebe offensichtlich noch nicht herumgesprochen.
Sie tun alles, um aus immer weniger Leuten immer mehr Leistung heraus zu quetschen.
Oft genug, ohne das erwünschte Ergebnis zu erzielen.

Was nutzt es zum Beispiel, im Einzelhandel die Mitarbeiter immer mehr zu drücken ?
Dann ist eine Weile beim erfolgreichsten Drücker die Butter 5 Cent billiger, bevor die anderen nachziehen.
Am Schluss geht es allen Mitarbeitern im Einzelhandel schlechter, aber die Butter ist 5 Cent billiger, was den Kunden auch nichts hilft.
Dafür sind die Regale nicht eingeräumt, das Angebot ist verschlechtert und es steht niemand mehr zur Beratung zur Verfügung.

In Deutschland ist eine Negativspirale im Gange, die dazu führt, dass sich die Arbeitsverhältnisse und die Bezahlung immer weiter verschlechtern.
So verdienen wir heute inflationsbereinigt weniger als im Jahr 2000 und liegen mit den Arbeitskosten je geleistete Stunde im Mittelfeld der EU !
Man kann also nicht alles mit der Konkurrenz aus dem Ausland begründen.
Zumal es viele Jobs in Deutschland gibt, für die die Konkurrenz aus dem Ausland keine Rolle spielt.

Auch wenn es den geneigten Leser gelegentlich nerven mag: die Antwort auf diese Probleme ist die Mitarbeit bei der Gewerkschaft, das ist unsere Arbeitnehmervertretung.
Lotsen, Piloten, Zugführer und sogar Ärzte machen uns das erfolgreich vor, wie das mit der Interessenvertretung funktioniert.

Das Ergebnis einer Forsa-Umfrage ist, dass 88 Prozent der Befragten fordern, dass die Unternehmen mehr tun sollten, um die Arbeitnehmer vor zu hohem Leistungsdruck und Stress am Arbeitsplatz zu schützen.

70 Prozent der Befragten gaben an, dass sie hin und wieder/oft/immer Stress am Arbeitsplatz an die Grenzen der körperlichen und seelischen Belastung bringt.

Welche Faktoren lösen die Belastungen aus ?
Wir kennen das alles aus unserem täglichen Erleben in der Arbeit.

Das Führungsverhalten ist häufig ein Stressfaktor, die E-Mail-Flut, viele Telefongespräche, ständige Erreichbarkeit, häufige Arbeitsunterbrechungen, die Verkürzung von Projektlaufzeiten, die Verteilung von immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern, die Bearbeitung von mehreren Aufgaben parallel zur selben Zeit.

Was wir auch selber kennen, ist, dass die Verantwortung für das Gelingen von Aufgaben an die Mitarbeiter übertragen wird, ohne dass sie deswegen auch die Gestaltungsfreiheit hätten, die Aufgabe passend zu gestalten.
Mangelnde Gestaltungsmöglichkeiten soll der Mitarbeiter dann dadurch ersetzen, dass er eben "mal" "eine Zeitlang" mehr Einsatz zeigen muss.
Leider kommt bei uns immer schon die nächste dringende Aufgabe, während man noch mit der alten dringenden beschäftigt ist.

Bei Weltbild kann man das zur Zeit sehr gut beobachten, die Nerven scheinen blank zu liegen, der Stress durch die Doppelbelastung Tagesgeschäft und gleichzeitig jahrelange SAP-Einführung und die kurz bevorstehende Umstellung zeigt deutlich Wirkung.

Bei manchen Langzeiterkrankungen oder psychischen Probleme in unserem Betrieb dürfte der Arbeitsstress maßgeblich beteiligt sein.
Das werden wir aber aufgrund des Datenschutzes nie erfahren.

Leider gibt es auch viele Arbeitnehmer, die sich diese Belastungen selbst verordnen und regelmäßig und freiwillig Überstunden machen.
Diese könnten nur durch eine wirksame Arbeitszeitkontrolle vor sich selbst geschützt werden, was die Firmenleitung durch die sogenannte Vertrauensarbeitszeit, die man eigentlich Selbstausbeutungsregelung nennen müsste, erfolgreich verhindert hat.

Die Aufgabe einer Anti-Stress-Verordnung wäre es, den Betriebsräten eine Handhabe zu geben, mit den Arbeitgebern in Verhandlungen zu gehen, um Verbesserungen bei erkannten Problemen zu erreichen.

Quellen:

IG Metall:
Dem Stress im Job Grenzen setzen

taz.de:
„Systematische Überforderung“


3 Kommentare:

  1. Ich habe vor einem Jahr viel Stress in meinem Job aber es hat mit der Arbeit eher wenig zu tun, sondern mit 3 von meiner Arbeitskollegen. Als ob wir in der Schule wären, sie widmen sich jeden Tag mir das Leben unmöglich zu machen. Ich bin mir nicht sicher ob sie neidisch auf mich sind (ich übernehme die wichtigste Aufgaben) oder wo liegt das Problem aber das schlimmste daran ist, dass ich kein Bock mehr auf die Arbeit habe. Es fällt mir sehr schwer jeden Tag hinzugehen und immer wieder Angriffe und Scherze auszuhalten.
    Gerade führe ich einen professionellen Coach gegen Stress durch und übe die Tipps täglich aus. Es hilft langsam aber wirklich, die Situation ist nicht länger erträglich.
    Mit dem Stress kann ich nun dank dem Coach besser umgehen aber was soll ich denn hinsichtlich meiner Kollegen tun? Irgendwelcher Vorschlag? LG.

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  2. Liebe Kollegin, lieber Kollege,

    wie wäre es mit einem Termin bei dem Betreibsrat Ihrer Wahl um mal ein Gespräch zu führen und eventuell gemeinsam eine Lösung zu suchen. Das Gespräch bleibt natürlich vertraulich. Hier jetzt so pauschal einen "Tipp" abzugeben ist glaube ich nicht Zielführend.

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  3. Hallo die Sache mit deinen Kollegen ist nicht leicht zu handhaben. Ich würde auf sie zu gehen, eine direkte Konfrontation ist besser Alls es In sich reinzufressen. Mach es öffentlich die Missstände und du wirst sehen es werden noch andere denen es genauso geht wir dir ,gemeinsam ist man stark, du kannst dir auch Hilfe vom BR hohlen da gibt es geschulte Leute für Mobbing, wende dich an den Arbeit und Gesundheitsschutz des BR die können helfen

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