Donnerstag, 23. Juli 2015

LesensArt pleite: Was wird aus den 350 MitarbeiterInnen?


Leider keine Überraschung: Die LesensArt GmbH von Rüdiger Wenk meldete gestern Insolvenz an. Das berichtet heute der buchreport.

Wenk hatte erst im Februar rund 70 Filialen von WELTBILDplus übernommen. Seine LesensArt GmbH hatte ein Stammkapital von 25.000 Euro. Mit der Übernahme der WELTBILD-Standorte wurde LesensArt gleichsam über Nacht zum drittgrößten Buchhändler der Republik.

Dafür hat Wenk vor allem defizitäre Filialen in Centern mit besonders hohen Mieten übernommen. Sein Sanierungskonzept umfasste gerade mal anderthalb DIN A4-Seiten. Branchenkenner zweifelten sofort an der Seriosität des Geschäftsmodells. Der Betriebsrat in Augsburg warnte vor dem Verkauf und fürchtete, das eigentliche Ziel des Deals sei die billige Entsorgung von MitarbeiterInnen ohne Sozialplan. Trotzdem verkaufte Walter Droege die Filialen samt Belegschaft an den dubiosen Geschäftsmann aus Ahaus.

Bizarres Geschäftsgebaren mit Cowboyhut

Danach mehrten sich Meldungen über bizarre Vorgänge bei LesensArt: Eine Büroadresse, für die Wenk keinen Mietvertrag hatte. Ein Berater, der mit Cowboyhut vor die Presse trat und seinen Namen nicht verraten wollte. Ein Immobilienmakler, der Mietverträge neu verhandeln sollte, aber angeblich Hausverbot in den meisten Centern hat. Der „Cowboy“ – Bernhard Ludwig Winkelhaus mit Namen, wie schließlich herauskam – der Filialleiter zur Übernahme ihrer Filialen drängte und gegen hohe Gebühren Kredite vermitteln wollte…

Schließlich die Weigerung vieler Vermieter, die Mietverträge für die Filialen auf Wenk zu überschreiben. Mit der Folge, dass WELTBILD bis heute die meisten der teuren Mieten bezahlen muss. Am Ende Schließungen im Wochentakt, oft ohne Ankündigung, gleichsam „über Nacht“ und die Freistellung des Personals…

Offener Brief an Walter Droege blieb ohne Antwort

Über all das hat der Gesamtbetriebsrat der LesensArt die Öffentlichkeit informiert und sich schließlich in einem Offenen Brief an Walter Droege, Patrick Hofmann und Arndt Geiwitz mit der Bitte um Hilfe gewandt. Vergeblich: Der Brief blieb ohne Antwort.

Jetzt die Pleite. Wie und ob sich die Insolvenz auf WELTBILD auswirkt, ist noch unklar. Für die 350 KollegInnen, die Walter Droege und Rüdiger Wenk vertraut hatten, sind die Folgen jedenfalls fatal: Sie stehen vor dem Nichts.

12 Kommentare:

  1. So eiskalt entledigt man sich 350 Beschäftigten. Ohne Skrupel, die Eurozeichen vor Augen. Alles ein geplantes Spiel? Mir tun die Menschen wirklich leid. Geopfert auf dem Altar des schnellen, undurchsichtigen Gewinns. Denn Sinn macht diese linke Sache ja nur, wenn jemand davon profitiert.

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  2. Wenk, der "Bad Banker" von Droege, der Strohmann, der das miese Karma für die Existenzvernichtung von 350 verschacherten Weltbild-Kollegen auf sich nimmt: Was hat er an diesem miesen Spiel verdient? Das glaubt doch keiner, dass der unverhofft in die Pleite geschlittert ist?! Wie hoch fällt das Blutgeld aus, für unsere geopferten Kollegen? - Hoffentlich bleibt noch genug mieses Karma auch an dem kleben, der sich das Gemetzel ausgedacht hat: Walter P. Droege

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  3. Ich schätze mal, für Weltbild kommt die Insolvenz nicht überraschend und auch sehr gelegen. Vermutlich gibt es jetzt so die Möglichkeit, sich elegant aus den teuren Mietverträgen (insbesondere für die Center Filialen) zu verabschieden, was dann wiederum die Ausgabenseite für Droege sehr viel besser aussehen lässt.
    Das ist doch alles von langer Hand vorbereitet und die große Öffentlichkeit juckt's eh nicht. Die meisten Kunden durchblicken das Ganze eh nicht und sind zufrieden, wenn sie online alle Artikel schnell zugesandt bekommen. Einen größeren Imageschaden muss Weltbild nicht fürchten ..... denn ... ist der Ruf erst ruiniert, lebt's sich frei und ungeniert.
    Die Insolvenz wird jetzt still und heimlich über die Bühne gehen, ein großer, gemeinsamer und solidarischer Aufschrei der Beschäftigten wird aufgrund mangelnder gewerkschaftlicher Organisation ausbleiben und die Beschäftigten in den Weltbild werden vermutlich nur erleichtert sein, dass es sie nicht getroffen hat.
    Übrigens eröffnet "Jokers" demnächst wieder zwei neue Filialen (in Münster und in Bochum). Das Geld für die Eröffnungen bezahlen jetzt indirekt die Beschäftigten von Lesensart.

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    1. Man sollte aber bedenken, dass die Mietverträge Weltbild gehören und die sind noch nicht insolvent.
      Und somit kommen Sie auch aus den Verträgen nicht raus.

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    2. Genau so ist es. Erst dachte ich auch an die große Verschwörung, aber inzwischen glaube ich, dass das Ganze einfach ein Lehrbeispiel für verfehlte Unternehmenspolitik auf beiden Seiten ist. Zumal ja auch etliche Mitarbeiter womöglich rückwirkend dem Betriebsübergang widersprechen könnten, was dann uns bei Weltbild wieder direkt tangiert...
      Welcher große geheimnisvolle Plan mag wohl dahinter stehen? Vermutlich werden wir alle es nicht mehr miterleben, weil der ganze Konzern den Bach runter geht.

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    3. Das denke ich auch... Jokers und der Onlineshop werden überleben. Den Rest will keiner mehr. Aber die Stellungnahme von Herrn Hofmann im Börsenblatt ist für uns ein Schlag ins Gesicht...

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  4. Ja, von den Herren Abwicklern, egal ob von Weltbild oder Lesensart, muss vermutlich niemand bangen, ob und wie er die nächste Miete bezahlen kann. Für die wird nur mal eben so ein "Projekt" zu Ende gebracht, wofür sie wohl sicherlich auch noch "anständig" entlohnt werden!?
    Natürlich bringt es all den betroffenen Mitarbeitern jetzt leider gar nichts, einen Schuldigen zu finden, aber es ist durchaus legitim, auf ausgleichende Gerechtigkeit zu hoffen.
    So vorgeführt und verschaukelt zu werden, das hat NIEMAND verdient und ich hoffe, dass diejenigen, die das Ganze durch ihre Unfähigkeit, Arroganz und Respektlosigkeit verschuldet haben, sich dafür auch irgendwann einmal verantworten müssen.
    Denn die wahren Versager findet man sicher nicht in den Filialen, auch wenn man den Mitarbeitern das gerne weismachen möchte, die Versager sitzen (immer noch) ganz oben, nur denen sagt das leider keiner.....
    Soooo viele haben in den vergangenen eineinhalb Jahren ihren Arbeitsplatz verloren, und diejenigen, die all das verschuldet haben, kleben (fast) alle noch in ihren Sesseln und glauben von sich selbst, dass sie die Größten sind.

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  5. War wohl von Anfang an so geplant!

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  6. Hm, wenn man den Verkaufsablauf an die LesensArt GmbH und das darauf folgende Geschäftsgebaren rekapituliert, drängt sich der Verdacht einer Insolvenzverschleppung vom ersten Tag an auf. Im GmbH-Gesetz steht etwas zur Insolvenzverschleppung. Ich möchte nicht Rüdiger Wenk heißen. Eine Groteske auf dem Rücken der Mitarbeiter.

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  7. Ich bin kein Wirtschaftsexperte, deshalb meine Frage: sollte sich herausstellen, dass Droege die Schweinereien von Wenk geplant und finanziert hat - liegt da nicht eine Art Witschaftsstraftat vor? Oder ist so etwas üblich, um unrentable Firmenanteile loszuwerden?

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    1. Ich glaube, jeder denkt, dass diese Sauerei genauso abgelaufen sein muss, dies aber nachzuweisen, dürfte schwierig bis unmöglich sein.Alle, die von diesem verabscheuungswürdigen Deal mutmaßlich profitiert haben, werden schön brav die Klappe halten und sich bestimmt nicht gegenseitig "ans Bein pissen". Denn Begriffe wie Moral, Verantwortung oder Sorgfaltspflicht kommen in deren Wortschatz leider nicht vor.

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    2. Ich denke auch, diese ganzen Spekulationen und vor allem das Schimpfen und Zetern bringen nichts. Ich bin auch kein Rechtsexperte, würde aber an Stelle von Verdi und/oder eines BR darüber nachdenken, ob hier nicht eine Strafanzeige gegen die Dröge-Gruppe wegen Insolvenzbetrug oder was auch immer angebracht wäre. Bevor wir uns sinnlos den Kopf zerbrechen soll doch die Staatsanwaltschaft die Sache prüfen, finde ich. Und wenn das alles tatsächlich rechtlich o.k. ist sollte man darüber nachdenken, in ein rechtlich einwandfreieres Land auszuwandern, z.B. nach Nordkorea!

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