Donnerstag, 20. Dezember 2012

Im Glanz der Teelichter: Eine Art Weihnachtsgruß




Die  Adventszeit nähert sich ihrem Ende, meine Geduld mit unserem Adventskranz auch. Denn das durchaus attraktive Exemplar, das meine Frau am ersten Adentssonntag auf dem Küchentisch platziert hat, ist nicht mit normalen Kerzen bestückt, sondern mit Teelichtern. Und genau hier liegt das Problem.

»Bei einer Kerze ist nicht das Wachs wichtig, sondern das Licht«, meinte Antoine de Saint-Exupéry. Ich muss dem Schöpfer des kleinen Prinzen da widersprechen: Ohne brauchbares Wachs (und vor allen Dingen ohne einen brauchbaren Docht) kein Licht. Nur ein unbrauchbares Teelicht!

Immer wenn ich ein neues Teelicht anzünde, brennt der Mini-Docht entweder gleich komplett ab, so dass es nach wenigen Sekunden wieder zappenduster ist – oder der Lümmel brennt bis auf ein kleine Fitzelchen herunter: ein klitzekleines Dochtstängelchen, das mit Mühe ein winziges, kaum wahrnehmbares Flämmchen erzeugt. Aber nicht lange, denn recht schnell ist der Docht-Zwerg in geschmolzenen Wachsfluten versunken. Und wieder bricht Dunkelheit über unsere Küche herein.

Um am vierten Adventssonntag in den Genuss eines voll funktionstüchtigen, vierflammigen Adventskranzes zu kommen, haben wir uns eine Großhandelpackung Teelichter besorgt. Bald ist es ja soweit. Für den Katastrophenfall habe ich schon mal ein kleines Gedicht vorbereitet: »Advent, Advent, kein Lichtlein brennt …« Doch man soll ja positiv denken!

Kein leichtes Unterfangen in einer Zeit, wo die Medien vor dem Verzehr von Aventskalender-Schokolade warnen. Da ist es für mich auch kein Trost, das man – mit einem bisschen Glück – im Teig einer Tiefkühlpizza ein wertvolles Stück Metall finden kann. 

Trost finden lässt sich allerdings auf den Weihnachstmärkten – indem man von dem reichhaltigen Angebot alkoholhaltiger Heißgetränke Gebrauch macht. Nach einigen Bechern Glühtrunk ist die gute vorweihnachtliche Stimmung wieder da und der Ärger über nicht funktionstüchtige Adventsaccessoires vergessen.

Ärger könnte sich allerdings am nächsten Morgen einstellen, wenn der Schädel brummt und sich im Magen ein flaues Gefühl eingenistet hat. Ärger über sich selbst, weil man mal wieder einem seiner wichtigsten Grundsätze untreu geworden war: Nicht durcheinander trinken!

Früher wäre einem so etwas nicht passiert, als man auf den Adventsmärkten der Republik nur die Wahl hatte zwischen Glühwein oder Glühwein mit Schuss. Doch dann, Jahr für Jahr, wurde die Zahl der Heißgetränk-Spezialitäten und Glühwein-Varariationen immer größer. Und wer da zu einer gewissen Innovationsfreudigkeit neigt und sein Neugierde nicht im Zaum halten kann, den bestraft das Leben am Tag danach – mit einem ausgewachsenen Adventskater!

Da reicht schon eine eigentlich ganz unverdächtig klingende Kombination aus heißem Lumumba, weißem Bio-Glühwein, Schottischem Jägerpunsch und Bratapfel-Bowle, um mitten in der Nacht mit einem Höllendurst aufzuwachen. Zum Frühstück genügen dann zwei Aspirin und ein Glas Wasser völlig! 

Aber die Adventszeit mit all ihren schönen und weniger schönen Seiten ist ja bald vorbei. Dann erleben wir endlich den eigentlichen Höhepunkt, die heiligabendliche Bescherung – diesmal vielleicht mit einigen Überraschungen, damit es nicht zu langweilig wird.

An den Feiertagen machen wir es uns bestimmt gemütlich im Kreis der Lieben, da wird gesungen und geschmaust, gepokert und (Playstation) gespielt, da schauen wir uns den »kleinen Lord« im neuen Smart-TV an (leider noch ohne 3D), ich freue mich immer noch über die knallbunte Myboshi-Mütze von Tante Inge, die mit ihren gichtgeplagten Händen eigentlich nicht mehr stricken kann. Und meine Frau wird sicherlich über den in schwerem, goldenem Papier eingepackten Immerwährenden Kalender mit Weisheiten aus aller Herren Länder und klischeehaften Naturbildern schmunzeln: ein Geschenk, das zunächst unentdeckt geblieben ist, und für das jetzt niemand verantwortlich zeichnen will.

Vielleicht werde ich meiner Angetrauten dieses mysteriöse Geschenkbuch aus der Hand reißen, es aufschlagen und gleich auf einen Satz von Ringelnatz stoßen: »Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen um die Besinnung gebracht.« Aha.

Diese Weisheit werde ich erst einmal runterspülen müssen. Am besten mit einem ordentlichen Schluck aus der Obstlerflasche, eine feine Spezialität, die Onkel Paul mir – wie jedes Jahr – zum Fest der Liebe geschenkt hat. Zum ersten Mal werde ich den atemraubenden Rachenputzer zu schätzen wissen … Aber eventuell wird alles auch ganz anders, viel viel schöner. Think positive, boy!

Die Verdianer und Verdianerinnen von Weltbild wünschen allen Kolleginnen und Kollegen ein gemütliches, friedliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr. Und haltet die Ohren steif!

4 Kommentare:

  1. Das wünsch ich dem Verfasser dieses Artikels auch wenigstens mal etwas zum Schmunzeln.
    Das hat meine Laune am heutígen Tag nun doch etwas verbessert.
    Und dafür ein Dankeschön und ebenfalls an alle Kolleginnen und Kollegen ein erhohlsames Weihnachtsfest und super Neues Jahr mit ganz viel Energie und Kraft für alles was da so kommen wird.

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  2. Die Kommentare werden immer besser und der Umgang miteinander auch.
    Allen ein frohes Weihnachten und gutes neues Jahr 2013

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  3. Eigentlich ist ja bekannt, dass man Teelichte (sic) und auch Grabkerzen(!)eigentlich nur einmal anzünden sollte, dann brennen sie ewig (und zwei Tage).
    In diesem Sinne: Kauft mehr Echtwachskerzen mit Echtdocht für mehr echte Weihnachtsstimmung!

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