Nach allen Regeln der Kunst verarscht …
So fühlen sich hunderte von Weltbild Mitarbeiter derzeit angesichts der fortlaufenden Bestrebungen von Seiten des Investors, vertragliche Vereinbarungen zu untergraben und mit Maßnahmen hart am Rande der Legalität seinen vermeintlichen „Sanierungskurs“ kompromisslos durchzusetzen.
Dabei ist Walter Droege ein kultivierter und kunstsinniger Mensch.
Jedenfalls dann, wenn man annimmt, dass seine Stolz nach außen getragene Vorliebe für Kunst tatsächlich persönlich motiviert ist, und nicht bloß ein raffiniertes Kalkül darstellt, um seine Droege Group von der Masse anderer Unternehmensberatungen und Investoren abzuheben.
Die Zentrale der Droege Group in Düsseldorf hängt voll mit Kunstwerken.
Viele bedeutende Namen sind darunter. Droeges Mitarbeiter werden angehalten, diese Werke als ein Mittel zu sehen, um unorthodoxe Sichtweisen und neue Perspektiven zu entwickeln. Verdiente Mitarbeiter erhalten bei den Weihnachtsfeiern sogar Platzteller mit Motiven, die eigens von hochkarätigen Künstlern gemalt wurden. Aktuell findet sich einer dieser Teller zur Ansicht auf der firmeneigenen Webseite, bemalt von Neo Rauch.
(Den Teller findet ihr, wenn ihr auf der Seite ganz nach unten scrollt.)
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Rauch beispielsweise zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern Deutschlands. Großformatige Bilder von ihm verkaufen sich im Schnitt für mehrere Hunderttausend Euro. Walter Droege hat sich von ihm also einen Teller bemalen lassen. Was sehen wir darauf: Zwei Männer, die auf einen Teller schauen. Der Maler besitzt offenbar Humor.
So ähnlich kann man sich das Bild vorstellen
Was soll dieser Beitrag über die Kunst? Es hat auch mit uns zu tun!
Lustig ist das alles dennoch nicht. In gewisser Weise spiegelt das kleine Bild den großen Konflikt bei Weltbild wider.
Denn was steht bei der Droege Group als Interpretation neben dem Bild:
„Allzu oft glauben wir unseren Bildern mehr, als dem, was wir vor uns haben.“
Man könnte auch sagen:
Allzu oft glauben wir dem Bild, das wir von uns selbst und der Welt haben mehr, als der Realität.
Genau hier liegt das Problem zwischen dem Investor Droege und den Interessenvertretern der Arbeitnehmer. Das zeigt sich exemplarisch bei Weltbild. Um dem Bild, das er von sich selbst hat gerecht zu werden, muss Walter Droege Erfolg haben und seine Ziele durchsetzen. Und zwar so wie er das will und ohne, dass ihm jemand reinredet. Alles andere ist für ihn angesichts seines Werdeganges anscheinend nicht vorstellbar und sein wirtschaftlicher Erfolg bekräftigt ihn darin. Bisher hat die Welt, die er vorgefunden hat, dem offenbar auch entsprochen. Es ließ sich jedenfalls nicht in Erfahrung bringen, dass er bei seinen Unternehmungen jemals auf ernsthaften Widerstand durch Betriebsräte oder Gewerkschaften gestoßen ist.
Die Realität vor Ort
In Augsburg ist die Realität allerdings eine andere. Sie entspricht nicht dem Bild, das Droege von sich und der Welt hat. Hier findet er plötzlich Leute vor, die sagen: „Moment mal! Das wurde vertraglich anders vereinbart.“
Diese Leute sind Betriebsräte und Gewerkschafter. Das Bild, das sie von sich und der Welt haben, ist, dass sie nur dann etwas für die Beschäftigten erreichen können, wenn sie es von den Arbeitgeberseite einfordern.
Das ist übrigens durch die Betriebsverfassung vom Gesetzgeber auch so gewollt.
Für sie gibt es eigentlich immer ein Verhandlungs-Gegenüber auf der anderen Seite des Tisches: in Form von Firmeneigentümern, Arbeitgeberverbänden, Geschäftsführern oder Personalreferenten. Erfolge erringen sie selten durch autonome Entscheidungen. Sie sind es von jeher gewohnt, um Positionen zu verhandeln und irgendwann Ergebnisse auszuhandeln. Das ist ihr tägliches Brot. Es gibt für sie immer ein Gegenüber auf der anderen Seite des Tisches, mit dem sie sich auseinandersetzen müssen um Lösungen zu finden. Und sie bestehen darauf, dass gesetzliche Bestimmungen, Tarifverträge und andere vertragliche Vereinbarungen eingehalten werden. Damit sollte ein Unternehmer heutzutage eigentlich leben können, oder?
Warum fällt eine Einigung so schwer?
Darin liegt der fundamentale Unterschied zwischen Droege und den Arbeitnehmervertretern bei Weltbild, die hier in der Realität aufeinander treffen. Walter Droege akzeptiert offenbar niemanden auf der anderen Seite des Tisches, der mitredet – zumindest nicht von Arbeitnehmerseite.
Soweit wir wissen, kennen Droege Group und ALSO es nicht, sich mit einer Arbeitnehmervertretung auseinander zu setzen. Sei es, weil die bisher aufgekauften Firmen nicht gewerkschaftlich organisiert waren, oder weil die dortigen Betriebsräte nicht in der Lage waren ein relevantes Gegengewicht zu bilden. Sie sind schlichtweg nicht an einem Kompromiss interessiert, wenn sie die Chance sehen, den ganzen Teller für sich allein zu haben. Das hat das Verhalten in der Einigungsstelle deutlich gezeigt. "Sich einigen", bedeutet für Droege, exakt dem Kurs zu folgen, den er haben will.
Muss es so laufen, wie es läuft?
Da kann Walter Droege noch so kunstsinnig daher kommen: Es mangelt ihm offenbar an Verhandlungskunst und an der Kunst des Dialoges. Jedenfalls dann, wenn er diejenigen auf der anderen Seite des Tisches nicht als Verhandlungs-Gegenüber akzeptiert.
Das üble Schmierentheater, das mit der Logistik aufgeführt wird, hat nur folgendes Ziel:
Argumentative Grundlagen zu schaffen und enormen Entscheidungsdruck aufzubauen, um tarifliche Regelungen und betriebliche Mitbestimmung rechtswidrig völlig auszuhebeln. Damit Droege oder ALSO-Chefs wie Gustavo Möller-Hergt im Betrieb allein das Sagen haben und sie keinerlei Interessen der Belegschaft mehr berücksichtigen müssen!
In Sachen Tarifrecht und betrieblicher Mitbestimmung ein absoluter Kahlschlag, den die wenigen verbleibenden Beschäftigten ausbaden sollen. Sofern überhaupt noch eine Handvoll übrig bleibt – den Rest besorgt dann Trenkwalder mit Leiharbeitern. Droege will sich frei machen von allem, was ihm lästig am Stiefel klebt. Wie schreibt das Börsenblatt treffend: Firmenführung nach Gutsherrenart. Keiner, der halbwegs bei Trost ist, kann erwarten, das ein Betriebsrat so etwas einfach abnickt.
Wir würden gerne auch mal Positives über den Investor schreiben.
Im Ernst. Es macht uns keinen Spaß ständig Negatives ins Netz zu stellen. Ob man es glaubt oder nicht: Wir stehen da nicht drauf. Herr Doege hat es selbst in der Hand, sich in ein günstigeres Licht zu rücken. Er könnte das Bild, das von ihm gezeichnet wird, in eine Richtung lenken, die sein Ansehen in der Öffentlichkeit steigert, anstatt es zu demontieren. Dafür müsste er nur endlich die richtigen Entscheidungen treffen, statt seine bodenlose Vernichtungsstrategie fortzusetzen.
Betriebsräte und Gewerkschafter haben das Wirtschaften nicht erfunden. Das haben sie auch nie von sich behauptet. Sie streben jedoch einen gesellschaftlichen Ausgleich an, damit Menschen zu fairen Bedingungen arbeiten können, sich ein Leben damit aufbauen können und nicht als reine Verfügungsmasse angesehen werden, die man beliebig ausbeutet und billig entsorgt. Bloß damit sich z.B. ALSO-Aktionäre beim Blick auf ihre Gewinne begeistert die Hände reiben können.
Wie heißt es weiter bei der Droege Group in der Bildbeschreibung des Tellers von Neo Rauch:
„Das Wie unseres Sehens in den Blick zu bekommen bedeutet, verborgene Potenziale zu entschlüsseln und zukunftsfähige Lösungen herbeizuführen.“
Für uns in Augsburg wird es höchste Zeit, dass ein Herr Droege sich in einer ruhigen Stunde mal den Teller von Neo Rauch zur Hand nimmt, den er für viel Geld in Auftrag gegeben hat. Vielleicht gelingt es ihm dann einmal über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. So könnte er vielleicht erkennen, dass es auf der anderen Seite des Tisches auch ein Gegenüber gibt. Nur dann wird sich eine vernünftige Perspektive für Weltbild und seine Logistik finden lassen. Am Montag ist der nächste Termin der Einigungsstelle. Das wäre eine passende Gelegenheit dafür.
So ist das mit der Kunst. Man kann immer das sehen, was man sehen will. Ich sehe keine gleichberechtigten Partner, die friedlich am Tisch essen, sondern einen einsamen Essenden und einen demütigen Bediensteten. Wäre interessant, wie der Auftrag an Neo Rauch gelautet hat.
AntwortenLöschenKomm, sammeln wir Teller und fahren nach Düsseldorf und zerschmettern die Tellern vor Droeges Haustur. Es Reicht!
AntwortenLöschenIch finde übrigens Eure Teller-"Skizze" in obigem Artikel sehr viel gelungener, nämlich tatsächlich aussagekräftig im Vergleich mit der originalen Rauch-Tellerbemalung. Eure Skizze zusammenmontiert mit einigen Fotos von der Also-Betriebsfete ergäben eine durchaus ästhetisch substanzielle Collaaaasche... schön in Hochglanz unter Glas - und dann ab damit an Droeges Vorstandsbüro... "Lang ist die Kunst, und kurz ist unser Leben" (Schiller)
AntwortenLöschenMan hört ja schon munkeln,dass Amazone die Aufträge von Weltbild zur Auslieferung bekommt.Warscheinlich hat Also auf dem Gäubodenfest in Straubing mit seinen Geschäftspartner von Amazone das schon besprochen.
AntwortenLöschenWenn man sich die Bilder ansieht ,sieht man nur glückliche Gesichter von den "Geschäftspartner" von Also. ICH MUSS KOTZ..N.
Die Bilder des Festes sieht man unter http://www.channelpartner.de/a/auf-dem-gaeubodenfest-geht-es-heiss-her,3046200
LöschenVor allem Bild Nr. 13 von 18, bzw. Bild Nr. 10 von 15 (auf der Vergrößerungsseite) wäre doch eine Super-"Illustration" zu dem, was mit uns gerade passiert...Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!
LöschenAuslagerung der Logistik. WBD sucht Partner!
AntwortenLöschenErste Termine stehen fest!
WTF ist deine Quelle ?
Löschenwas wer ist wtf????
LöschenWährend ein Herr Dröge sich Teller bemalen läßt, überlegen sich die an LesensArt verkauften Mitarbeiter, wie sie die Teller ihrer Familien in Zukunft füllen. Das Unternehmen LesensArt ist nach nur 6 Monaten insolvent... Die Mitarbeiter stehen nun, nachdem sie sich jahrelang für Weltbild krumm gebuckelt haben, dann verraten und verkauft wurden, vor dem nichts.... einfach abgeschoben, hingehalten, verarscht und demnächst gekündigt! Wen interessiert es? Niemanden! Ein Herr Dröge lässt sich Teller bemalen statt sich an Vereinbarungen zu halten....
AntwortenLöschenDie Kunst in die Firmenphilosophie einzubauen ist auch ein guter Trick, sein Hobby (Kunst sammeln) von der Steuer absetzbar zu machen und die Allgemeinheit damit ein weiteres Mal an den eigenen Kosten zu beteiligen.
AntwortenLöschenGibt es Infos von der Einigungsstelle?
AntwortenLöschenWann wird man erfahren, wie es weitergeht. Was ist das Ergebnis der Einigung, kam es überhaupt zu einer Einigung?
AntwortenLöschenWarum taucht der Standort Augsburg der ALSO Logistik nicht auf der Homepage des ALSO Konzerns auf wohl aber Straubing, Soest und Osnabrück ? Richtig, weil dieser Standort nicht gewollt ist und deswegen vernichtet werden soll. Da nützt auch das Kunstgebaren des Herrn Dröge nichts und der Herr Wenz ist sowieso nur eine Marionette.
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