Mittwoch, 16. Juli 2014

Paragon scheitert, WELTBILD gewinnt Zukunft


"Vor zwei Stunden habe ich Paragon abgesagt." Das waren die ersten Worte des Berichts von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz auf der Betriebsversammlung von WELTBILD heute nachmittag. Und er setzte sogleich nach: "Ich kann Ihnen jetzt eine bessere Lösung präsentieren." Die große Erleichterung der rund 1.000 MitarbeiterInnen war mit Händen zu greifen und machte sich in spontanem Beifall Luft.

Die Anspannung wenige Minuten vor Eröffnung der Betriebsversammlung ist allen Beteiligten im Gesicht abzulesen. Stehend BR-Vorsitzender Peter Fitz, daneben ver.di-Sekretär Thomas Gürlebeck (rechts) und Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz (links).
Paragon ist raus
Den Abbruch der Verhandlungen mit Paragon begründete Geiwitz mit den ausufernden Forderungen der Münchner Investmentgesellschaft. Der geplante, massive Personalabbau sei dabei ein wichtiger, aber nicht der einzige Grund für die Trennung gewesen. Insbesondere das neue Angebot, das Paragon in der vergangenen Woche vorgelegt habe, habe gezeigt, dass die Vorstellungen über die Unternehmensfortführung meilenweit auseinander lägen. "Da ist es besser, sich in der  Verlobungsphase zu trennen als nach der Hochzeit."

Betriebsrat für langfristige Perspektive
Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz wurde in seiner Darstellung der Entwicklung deutlicher: Paragons Forderungen seien im Fortschreiten der Verhandlungen immer unverschämter geworden. Neben dem planlosen und rein profitorientierten Personalabbau habe Paragon auch ein hohes Misstrauen gegenüber den Führungskräften bei WELTBILD signalisiert. "Aber wir sind der Meinung, dass es erfahrene und bewährte Leute braucht, um wieder nach vorn zu kommen." Zumal sich in Gesprächen gezeigt habe, dass Paragon vom Handel keine Ahnung habe. Im Fortschreiten der Verhandlungen sei deutlich geworden, dass "Paragon eben kein strategischer Investor ist, der WELTBILD als Ganzes nachhaltig fortführen will." Fitz weiter: "Paragon wollte uns nach 2 Jahren mit möglichst großem Profit weiterverkaufen, die Belegschaft braucht aber eine Perspektive für die nächsten 20 Jahre."

DROEGE GROUP als neuer Investor
Diese Perspektive glaubt Arndt Geiwitz jetzt mit dem Familienunternehmen DROEGE gefunden zu haben. Die international tätige Unternehmensgruppe sei mit 8 Milliarden Euro Jahresumsatz sehr finanzstark, habe hohe Kompetenzen in den Bereichen Online-Handel und Logistik und kenne sich mit der Restrukturierung von Unternehmen aus. "Aus unserer Sicht ein idealer Partner", freute sich Geiwitz, zumal DROEGE schon angedeutet habe, WELTBILD dauerhaft behalten zu wollen. Bis zum Abschluss der Restrukturierung bleibe es aber bei dem bislang diskutierten Beteiligungsmodell, mit der Insolvenzverwaltung als Minderheitsgesellschafter.

Restrukturierung mit strategischen Zielen
Für diese Restrukturierung gelte es jetzt die Weichen zu stellen, kündigte Geiwitz an. Und räumte ein, dass möglicherweise noch "bis zu 50 Stellen" in Frage stünden. Darüber werde er in den nächsten Wochen mit Betriebsrat und ver.di verhandeln.

Riesiges Interesse der Medien,
wie es mit WELTBILD weitergeht.
Einer durchdachten und nachhaltigen Restrukturierung werde weder der Betriebsrat noch die ver.di im Wege stehen, betonte abschließend Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck: "Wir haben immer gesagt, dass wir betriebswirtschaftlich begründeten und strategisch sinnvollen Maßnahmen gegenüber offen sind." Den von Paragon eingeschlagenen Weg hält der Gewerkschafter aber für grundfalsch: "Deren Ziel war die Prekarisierung der Arbeit bei WELTBILD." Brutale tarifliche Einschnitte, der dauerhafte Einsatz von LeiharbeiterInnen anstelle von fest angestellten Beschäftigten und die Auslagerung von Kernkompetenzen seien mit der Gewerkschaft nicht zu machen, schloss Gürlebeck: "Paragon hat keine Zukunft für WELTBILD!"

12 Kommentare:

  1. Die Betriebsversammlung war heut gut mit dem Ergebniss - aber muss der Betriebsrat teile von Herrn Geiwitz wiederholen oder der Herr Gürlebeck dann vom Herrn Geiwitz und Betriebsrat - wir sind nicht doof und kapieren das auch schneller - man muss das nicht endlos ziehen - deshalb gehen bestimmt auch so viele wenn Herr Gürlebeck anfängt - es war bereits alles gesagt. Vielleicht sollte man in Zukunft mal beachten - man muss auch nicht ewig über Paragon herziehen um sich selber gut darzustellen - das geht auch in der halben Zeit - ich bin bestimmt nicht die einzige die das nervt - bitte kurz und sachlich und ohne wiederholungen. DANKE

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  2. Als ehemalige Mitarbeitern sage ich nur noch : BRAVO !!!! Da können sich ja wohl alle bei Verdi, BR und Geiwitz bedanken, daß sie die Übernahme durch PARAGON vereitelt haben...Die Ausführungen von Hr.Fitz über Paragons Forderungen -- du lieber Himmel ---Ich meine, alle die gegen BR und Verdi und sonstwem beleidigend wurden, sollten mal in sich gehen und vielleicht in Zukunft in ihrem Leben mal mehrere Seiten betrachten. Was wissen wir denn schon ? Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt !!!! Wünsche allen "Verbliebenen" viel Erfolg und angenehme Arbeitsbedingungen. Ja. ich wäre gerne noch dabei !

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    1. ... kann mich dem Vorredner nur anschließen : BRAVO !!! Ich habe als EX-Mitarbeiter 2x einen Beitrag in diesem Blog geschrieben und da ging es um die nicht gezahlten Abfindungen (gleich der erste Eintrag und dann eine Antwort auf die etwas überzogene Reaktion vom Herrn Boßmann ;o) " ...bei allem Respekt..."; hochachtung für Ihn, er hat die Kritik angenommen), hab da aber in keinster weise jemanden beleidigen wollen und hoffe das ich das auch nicht gemacht habe... damals hat aber nichteinmal der BR gewusst das es kein Vorvertrag gab (wie es in den Medien verkauft wurde), sondern das da nur ein "Memorandum of shit" unterschrieben wurde.. wie der Vorredner richtig gesagt hat, die ganze Geschichte wird erst viel später richtig erzählt... Wir hoffen jetzt mal alle das beide Lager ( EX und 2.0) einen fairen und Guten Investor bekommen, so dass beide neu anfangen können und alles zu einem guten Abschluß kommen kann... BRAVO!!!! Der Sommer ist noch jung.... Victory!!!!!

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  3. ich möchte da nicht mehr dazu gehören ih hoffe nur eins das wir alle ex mitarbeiter entlich unsere abfindung bekommen u.unsere restliche urlaubsgeld u.die stunden was wir noch gehabt haben wir warten schon lange wir brauchen es sehr sehr dringent haben auch famiele usw. ich hoffe verdi betriebsrat u.geiwitz machen da was jetzt u.lassen uns ncht lange warten
    weil wir haben auch für weltbild gearbeitet u.nicht leicht gr.an verdi betriebsrat Geiwitz MFG EX Mitarbeiter

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    1. Sehr richtig!!! Ich bin war noch dabei, aber das zittern geht ja trotzdem weiter auch wenn es "nur" noch 50 Stellen sind die gestrichen werden soll, weiß man trotzdem nicht ob man jetzt noch dabei ist oder nicht. Sobald ich ein neues Jobangebot habe das passt bin ich auch weg von hier. Bleiben werde ich auf keinen Fall denn wer weiß was Droege dann in einem Jahr vorhat wenn dann der Handlungsspielraum freigegeben wird?

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  4. So will eben Jeder sein Recht. Die ehemaligen haben einen Vertrag mit zugesagter Abfindung, die logischerweise auch jetzt eingefordert werden . Die verbliebenen MA wollen gute und faire Arbeitsbedingungen. Nur sollten diese ihre Anforderungen etwas zurückschrauben. Noble Büros, am besten mehr Geld und weniger Arbeitszeit, und ja niemanden mehr ausstellen. Wer hat denn die 658 MA im April gefragt ???? Informiert euch mal, was "Rekonstruierung" bedeutet.!!!!

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  5. Langsam fehlt mir dir Kraft zu Allem - zum Arbeiten, zum Kämpfen, zum Leben.
    Erst letzte Woche hat die Taskforce mir auf meine Beschwerdemail geschrieben, dass ich Nachrichten immer kritisch hinterfragen soll - toller Hinweis für einen Erwachsenen, dem klar ist, dass man nicht alles glauben soll, was in den Nachrichten steht/gebracht wird.
    Und jetzt soll ich also unreflektiert glauben, dass Droege der neue Heilsbringer ist. Ok, ich versuch's - aber es fällt verdammt schwer.
    Ich bin nicht Pro-Paragon oder Anti-verdi oder Pro/Anti-Irgendwas - ich will endlich Klarheit in Sachen beruflicher Zukunft, deswegen stelle ich mal ein paar Fragen in die Runde:
    Paragon wird kurzfristig ausgebootet, weil sie uns wohl ausbluten lassen wollten. Jedoch sind sie 6-8 Wochen im Haus gewesen, haben alles durchleuchtet, teure Berater bezahlt, hatten einen Plan und wollten uns trotz schlechter Zahlen kaufen. Jetzt kommt ein neuer Investor und über's WE werden fast schon Nägel mit Köpfen gemacht? Ohne, dass Droege hier einen genaueren Blick in die Abläufe wirft? Ohne, dass wir was über deren Konzept erfahren? Ist Droege also die niedlichere, nettere, der beiden Heuschrecken? Müssen wir wohl glauben...wobei ich eher glaube, dass der IV einfach mehr Provision von Droege bekommt.
    Wie sieht denn jetzt der neue Plan aus? Geiwitz hat selber gesagt, dass wir die IT-Kosten asap senken müssen, da sie mit 70 Mio/Jahr deutlich zu hoch sind. Wie wird das umgesetzt? Läuft das weiter nach einem Paragon-Plan oder gibt es wieder einen anderen Plan?
    Wenn "nur" noch 50 Stellen gestrichen werden soll und der BR die durch interne Umbesetzung oder Umstruktierung abfedern will: wie geht das? Geht ein Datenbankadministrator und der wird durch eine Sekräterin, einen Lagerarbeiter oder einen CiC-Mitarbeiter ersetzt? Solche Umstruktierungen gehen immer nur im eingeschränkten Rahmen.
    Wie sollen wir Mitarbeiter wieder motiviert werden? Jeder von uns weiß jetzt, dass eine Insolvenz einem nervlich alles abverlangt und jeden Lebensbereich durchdringt - auch den privaten. Deswegen hält sich mein Mitleid für die mitternächtlichen Verhandlungen des IVs in Grenzen - denn der wird deutlich üppiger entlohnt werden als wir.
    Ich sehe es auch nicht so, dass wir die "alten" Vorgesetzten weiterhin benötigen. Wir brauchen neue Ideen, Vorgaben, Impulse! Wir fahren ja jetzt schon wieder in den üblichen Schienen und keiner der Verbliebenen bricht diesen Trott auf. Wird Droege uns 20 Jahre oder länger behalten, wenn wir unverändert weitermachen und rote Zahlen schreiben? Eher nein. Das wird kein Investor machen.
    Und zu guter Letzt noch etwas, was ich nicht unreflektiert aus den Nachrichten glauben möchte - da wär eine Antwort echt hilfreich: lt. AZ soll Halff weiter als Berater für WB tätig sein! Warum? Wieso ist er noch nicht im Knast bei Uli? Er hat uns angelogen und heile Welt gespielt, während alles den Bach runterging. Und keiner kann mir erzählen, dass er das nicht genau gewusst hat. Also: warum ist er immer noch da?

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  6. Freut euch nicht so früh, hoffentlich wird's nicht so wie letztes mal das wir mit Wortspielchen abserviert werden. Ich glaube und vertraue niemanden mehr und mit der Abfindung glaub ich es erst wenn ich es auch meinem Konto ist.
    Wir werden sehen was diesmal für ausreden kommen.

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  7. Progon war der Retter und und alternativ los hieß es vor kurzem, und jetzt sind Sie auf einmal unverschämt ?
    Da wird doch alles mit dem neunen Super tollem Investor schön geredet was Fakt ist weis doch noch keiner .

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  8. ...Und so warten wir weiter - und warten, und warten, und warten .
    und sie verhandeln und verhandeln und verhandeln, und reden und reden und reden - während wir wir immer noch warten !!!

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  9. was ist eigentlich am Freitag 25.07.14 um 10.00 uhr im gericht rausgekommen wegen abfindung u.rest vom urlaubsld u.überstunden wir hören wieder nichts warum mussen wir so lange warten es ist schon 2 Monate vergangen u.wieder geschied nichts u.wir warten warten warten usw. Firma Droege will doch weltbild mit 60% übernehmen (Notar) was ist jetzt los mit Abfindung usw. wie lange müssen wir noch warten bis nächste Jahr oder was gr.an gewitz BR verdi

    MFG

    EX Mitarbeiter

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  10. weltbild war mit seinen kirchlichen eigentümern sehr unzufrieden und der verkauf war die rettung. nachdem jahrelang niemand diesen laden kaufen wollte ist weltbild unter der schuldenlast zusammengebrochen. der br forderte zuletzt ende 2012 eine gehalterhöhung per streik weil der umsatz so dolle war (umsatz ist NICHT gewinn)
    danach war paragon der retter, der langersehnte käufer. nun lese ich weltbild würde seine zukunft (zurück?)gewinnen in dem es an einen anderen, besseren investor verkauft wird. in zeiten wo ganze länder und regionen den bach runtergehen und die schuldenlast weltweit steigt und steigt verlangt der br für die defizitäre firma weltbild eine "langfristige perspektive". (selbst wenn amazon pleite geht bleit die zukunft ungewiss und die forderung ist utopisch.) der zeitpunkt wo der br nicht mehr ernst zu nehmen ist kommt mit großen schritten näher... schade.

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